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Alt 17.03.2023, 07:13   #1
Axel Saalbach
Genickbruch
 
Registriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 20.784
Bekanntermaßen hat Ric Flair im vergangenen Jahr sein (mutmaßlich) letztes Match bestritten. Auf wenig Gegenliebe war sein damaliger Auftritt bei einem Mann aus Flairs Generation gestoßen, nämlich Dutch Mantell. Mantell kritisierte das Match öffentlich, als er in einem Podcast von Fans danach gefragt wurde. Das hatte zur Folge, dass der Nature Boy (oder der Betreuer der Internetauftritte Flairs) den Mann, den jüngere Fans womöglich eher als Manager Zeb Colter kennen, der vor einigen Jahren bei World Wrestling Entertainment aufschlug, in den sozialen Medien beschimpfte. Er bezeichnete ihn als jämmerlichen alten Mann, der von den Medien glücklicherweise nur als "Veteran", aber nicht als "Legende" bezeichnet wird, denn etwas Ruhmreiches habe er nie geleistet.

Vor einigen Tagen hat Mantell die Attacke Flairs mit einem "offenen Brief" beantwortet. Darin schrieb er, dass er Flairs Liebe für das Business und seine Leistungen für den Sport respektieren würde, aber nur die Wahrheit über sein letztes Match sagen wollte. Dieses sei nun schon viele Monate her, warum sei er also immer noch so dünnhäutig? Dass das Match nicht gut war, hätten auch viele Journalisten geschrieben und gesagt, und nur wenige Fans hätten seiner Kritik widersprochen. Ihn wegen einer Kritik persönlich anzugreifen, sei schlechter Stil, zumal der Kampf nun mal "so ansehnlich wie ein Schwangerschaftsabbruch" war.

Dutch ergänzte, dass Ric Flair selbst schuld daran war, dass das Match so schlecht war. Wenn man mit jemandem wie Jeff Jarrett in den Ring steigt und ein qualitativ schlechter Kampf dabei herauskommt, dann ist nicht der Gegner schuld, sondern man selbst. Flair hätte sich einfach nur verbeugen sollen, ein paar "Whooos" rufen sollen, die anderen den Rest machen lassen und am Ende den Figure Four Leglock anlegen sollen. Dann hätte sich niemand beschwert. Insbesondere das Vorspielen eines Herzinfarkts sei unter aller Kanone gewesen.

Flair hatte Mantell abfällig als alten Mann bezeichnet, der nur auf seine Kosten ein paar Dollar verdienen will. Mantell erwiderte darauf, dass er tatsächlich ein "alter Bastard" sei, der seine Rechnungen bezahlen muss, aber deswegen sei seine Kritik an der gebotenen Matchqualität trotzdem nicht falsch. Niemanden will einen Helden auf der Bühne sehen, bei dem man sich Sorgen um dessen Gesundheit oder gar einen möglichen Tod macht. Indem er einen Herzinfarkt vortäuschte, habe er sich zudem selbst in noch schlechterer Verfassung dastehen lassen, als er sich ohnehin befand.

Hinzu kommt: Fans auf solche Weise einen Schrecken einzujagen, sei respektlos. Ebenso sei es respektlos gewesen, den Fans, die seine Kampfgage anzweifelten, mitzuteilen, sie könnten ihn "mal kreuzweise" (um es seriös zu übersetzen). Und warum sollte man Fans, die den Sport lieben, respektlos behandeln? Die Fans halten das Land am Laufe, stehen jeden Tag auf, um zur Arbeit zu gehen, ziehen Familien groß, bezahlen ihre Rechnungen und Steuern, und sie kaufen Tickets und Pay-Per-Views.

Mantell schloss damit, dass er ankündigte, nicht damit aufzuhören, über Flair zu sprechen. Weder er selbst noch Flair legen die Regeln fest, das machen die Fans. Wenn sie eine Frage stellen, dann wird er antworten. Denn ohne die Fans würden Leute wie Flair und er LKW oder Uber fahren.

Ric Flair reagierte ohne eine erneute Schelte, sondern zunächst eher kurzangebunden. Er schrieb via Twitter, die beiden sollten sich darauf einigen, dass sie so anmutig wie möglich altern sollten, wenn sie schon das fortschreitende Alter nicht aufhalten können. Als Veteranen des Business sollte man Einheit demonstrieren und sich nicht streiten. In seinem Podcast wurde Flair von seinem Schwiegersohn Conrad Thompson dann erneut darauf angesprochen. Flair sagte, er wisse selbst, dass das Match mies war. Er würde es jedoch bereuen, sich überhaupt herabgelassen zu haben, auf Mantells Kommentar einzugehen. Es würde ihn einfach nerven, sich immer noch rechtfertigen zu müssen. Für ihn sei wichtig, dass die Menschen, die ihn mögen, zufrieden waren. Außerdem habe man eine finanziell erfolgreiche Show auf die Beine gestellt. Mantell könnte zwar eine Meinung haben, aber er sollte sie besser für sich behalten.

Damit traf er Mantell offensichtlich erneut, denn dieser meldete sich ein weiteres Mal ausführlich zu Wort. Er schrieb, Flair habe zwar tatsächlich "verdammt viel mehr Geld" als er verdient, aber er selbst habe nie gelogen, nie Steuern hinterzogen, sich nie Geld von Freunden geliehen, um Steuernachzahlungen leisten zu können, niemals geborgtes Geld nicht zurückgezahlt, niemals Schulden gemacht, und wegen häuslicher Gewalt sei er auch noch nie verhaftet worden. Die Leute könnten sich gerne mal Flairs Vorstrafenregister ansehen. Flair sei schnell darin, andere zu beschuldigen, auf Vorwürfe reagiert er jedoch extrem spröde.

Mantell lud den Nature Boy ein, den aufgestauten Ärger in einer Zoom-Debatte zu klären. Man könnte einen Dollar pro Zuschauer verlangen und dieses Geld dann für wohltätige Zwecke spenden. Zudem wünschte er ihm noch einen schönen Tag: Er solle sich seine zwölf Bier und seine täglichen Tequila-Shots hinter die Binde kippen und dann ein paar alte Videos von vor vierzig Jahren ansehen, als er tatsächlich noch gut im Ring war.

Das von Mantell erwähnte Stichwort "Schulden" triggerte wiederum Cary Silkin, den ehemaligen Besitzer von Ring of Honor. Silkin schrieb in den sozialen Medien, dass jedes Wort, das Mantell über Flair geschrieben hat, der Wahrheit entsprechen würde. Flair würde ihm bis heute noch immer 41.000 Dollar schulden, die er ihm 2009 für vier ROH-Auftritte vorab gezahlt hatte, die Flair dann jedoch nicht absolvierte. Silkin schrieb, er sei damals ein Idiot gewesen, als er Flair im Voraus bezahlt hatte.
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"Der GB-Mitarbeiter Axel Saalbach wurde vor einer Woche im Radio gefragt, warum er die Menschen nicht mag. Er lacht immer noch."
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Alt 17.03.2023, 08:34   #2
Workrate Mark
Knöchelbruch
 
Registriert seit: 05.05.2004
Beiträge: 633
Für mich ist die Sache klar. Dutch ist sicherlich ein Schlitzohr, ein "Carnie", wie praktisch jeder Wrestler zumindest seiner Generation, der sich durchaus berechnend zu diesem Thema äußert, aber was persönliche Integrität angeht ist er Flair meilenweit voraus und in dieser Sache hat er alle Argumente auf seiner Seite.
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"Rights are not a matter of numbers - and there can be no such thing, in law or in morality, as actions forbidden to an individual, but permitted to a mob." (Ayn Rand)
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Alt 17.03.2023, 10:08   #3
Zed
Schädelbasisbruch
 
Registriert seit: 04.05.2015
Beiträge: 1.688
Die einzigen Bedenken die bei Ric Flair halt noch auftraten waren sei hohes Alter und sei Gesundheitszustand, ansonsten ist der seit jahrzehnten gar nicht mehr relevant.
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"Ich mein', was hast du schon zu verlieren? Du weißst, du kommst aus dem Nichts und du gehst wieder ins Nichts zurück. Was hast du also verloren? - Nichts."
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Alt 17.03.2023, 12:58   #4
Kiez Richards
King of Korn Style
 
Registriert seit: 03.04.2006
Beiträge: 15.798
Schade. Bei der Überschrift dachte ich, die beiden werden ein Match bestreiten.
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Alt 17.03.2023, 19:23   #5
Thomas Jay
ECW
 
Registriert seit: 07.02.2002
Beiträge: 6.537
Dutch scheint mir hier die Argumente und den besseren Stil auf seiner Seite zu haben.
Flair hingegen wirkt eher unreif und verantwortungslos auf mich.
U. a. wegen dem vorgetäuschten Herzinfarkt. Krank, dafür sollte ihm mal ein Freund, Familienmitglied oder Betreuer eine fette Ohrfeige verpassen. Gut, dass mich dieser Event nicht interessiert hat. Und Flair gehört für mich auf keinen Mount Rushmore des Wrestlings mehr. Der Horst demontiert sich selbst. Wirkt wie ein Idiot auf mich.
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Alles mögliche günstig, WrestleMania Blu-Rays, WWE, The Simpsons, King of Queens, Two and a half Men, Pokerset, Trivial Pursuit, Kniffel, Tischplatte, Lampen und ganz viele andere Waren in gutem bis neuwertigem Zustand, teils eingeschweißt:
https://www.genickbruch.com/vb/showthread.php?t=88435
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Alt 18.03.2023, 15:27   #6
Yaya
Genickbruch
 
Registriert seit: 29.08.2011
Beiträge: 14.347
Flair ist leider wirklich einer, der sich seine Reputation selbst zerstört. Er war zu seiner Zeit einer der größten Entertainer im Ring, das hat er doch eigentlich gar nicht nötig. Er sollte es lassen.
Ich weiß auch gar nicht, wo Flairs Problem liegt. Mantell hat absolut recht, zumindest was seine Aussagen bzgl. Flairs letztem Kampf engeht (vom Rest habe ich keine Ahnung). Das Match hatte ich mir angesehen damals. Und es war seitens Flairs wirklich mies. Absolut zum Fremdschämen.
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"ASMR-Pornos finde ich voll doof. Ich schlafe dabei immer ein."

Geändert von Yaya (18.03.2023 um 15:36 Uhr).
Yaya ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 18.03.2023, 17:37   #7
Kain
Genickbruch
 
Registriert seit: 30.03.2001
Beiträge: 17.987
Seine heutige Reputation vielleicht. Aber das ändert auch nichts daran, dass er einige der besten Matches aller Zeiten gegen Leute wie Barry Windham, Jumbo Tsuruta, Ricky Steamboat und so viele andere auf die Beine gestellt hat. Insofern ... ich muss mir die aktuellen Auswüchse nicht antun. Die Wahl hat ja nun jeder.

Mantell hat sicher recht, wenn er Flairs Leistung in diesem Match und sein Gehabe allgemein ankreidet. Besonders, wenn er einen Herzanfall vorgetäuscht hat. Man sollte spätestens seit Fritz wissen, dass das nicht gut endet. Auf der anderen Seite hat aber auch Flair recht. Abgesehen von seinem ungewöhnlichen Look und ggf. seiner Arbeit als Booker (wobei das in Puerto Rico stattfand, also auch eher Randbereich) ist Mantell eine Randnotiz. Oder kann mir irgendjemand ein Match von ihm nennen, dass man gesehen haben müsste? Da kann man am ehesten das "Orchestra Match" gegen Jeff Jarrett heranziehen. Und das eher weil es ein Kuriosum ist, und nicht, weil es so annäherend auf einem Level mit Flair vs. Windham ist.

https://www.dailymotion.com/video/x79dxa

Davon abgesehen habe ich Mantell eine Weile bei Facebook und Twitter gefolgt. Das habe ich irgendwann beendet, weil er ein Undercover Right Winger ist. Er gibt sich zwar sehr viel Mühe das zu verstecken, aber die Gesinnung kommt schon stark zur Geltung. Besonders wenn man es öfter erlebt. Immer schön als Kritik an den Dems getarnt, aber ohne Substanz und immer dieselben Nebelkerzen, die jeder aus der Ecke auspackt. Darunter auch Trump-Verteidigungen.

Zitat:
Zitat von Zed Beitrag anzeigen
Die einzigen Bedenken die bei Ric Flair halt noch auftraten waren sei hohes Alter und sei Gesundheitszustand, ansonsten ist der seit jahrzehnten gar nicht mehr relevant.
Dafür war die Veranstaltung aber recht erfolgreich.
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We pledge allegiance to the leader of the mighty Cult of Cornette and to the Pro-Wrestling for which he stands.
No blowup dolls, dick spots or dance routines. With blood, sell-outs and shoot angles for all.
Thank you. Fuck you. Bye.

Geändert von Kain (18.03.2023 um 17:59 Uhr).
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Alt 18.03.2023, 22:44   #8
Nani
Höllen-Rentner
 
Registriert seit: 02.12.2003
Beiträge: 16.896
Mantell hat durchaus eine ordentliche Karriere gemacht, wenn auch eher hinter der Bühne. Die Kritik am Flairs Match ist genauso berechtigt wie an viele seiner Entscheidungen.

Aber mit der ganzen Tirade legt er es nur auf Geld und Relevanz an. Pickt sich die Legende (sic) Flair raus, bekommt plötzlich Relevant und reitet jetzt auf der Hype-Welle. Finde ich schwach, weil er ja nicht wirklich ein Anliegen hat, sondern Flairs Story nur benutzt.
In gewisser Weise sogar problematischer als ein Ric Flair, der oft eher tragische Figur ist und impulsiv schreckliche Entscheidungen trifft bzw getroffen hat. Mantells Entscheidungen sind Kalkül.
__________________
Wer Glauben über Wissen stellt, wird gefickt.
Wer Wissen über Weisheit stellt, wird auch gefickt.
Nani ist offline   Mit Zitat antworten
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