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Alt 15.05.2015, 19:30   #1
Delta Romeo
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Beiträge: 8.768
Am 19. Juni wird einer der besten deutschen Kampfsportler den bisher wichtigsten Kampf seiner Karriere haben. Daniel Weichel tritt bei Bellator 138 in St. Louis, Missouri um den Bellator Featherweight Title an. Der Mann, der von Fight Matrix auf Nummer 8 in der Welt und von MMA Junkie sowie Sherdog im erweitertem Kreis ihrer Featherweight Rankings gelistet wird, hat sich die Zeit genommen, Genickbruch.com ein Interview zu geben. Was er zu sagen hatte, könnt ihr hier nachlesen:

Du wirst am 19. Juni die Chance haben, den Bellator Featherweight Title zu erringen. Ursprünglich sollte Georgi Karakhanyan dort gegen den Champion Patricio Freire antreten; er musste aber wegen einer Verletzung absagen. Wie hast du davon erfahren, im Titelkampf zu stehen?
Mein Manager ist im ständigen Dialog mit Bellator und nach Georgis Verletzung kam auch prompt die Anfrage. Niels hat mir direkt davon erzählt und es gab für uns nicht viel zu überlegen. Komischerweise war ich nicht wirklich überrascht – irgendwie hatte ich es im Gefühl.

War für dich vor dieser Änderung schon ein anderer Kampf geplant?
Mein nächster Kampf wäre so oder so um den Titel gewesen – jetzt klappt es schon im Juni; umso besser für mich

Wie und warum schlägst du Pitbull?
Ich bin in der Form meines Lebens und so fokussiert wie noch nie zuvor. Ich besiege Patricio Freire, weil ich alle Fähigkeiten dafür besitze und zu 100% an mich glaube. Es ist meine Zeit Champion zu sein und für lange Zeit zu bleiben!

Du wirst über einen erheblichen Reichweitenvorteil verfügen, giltst aber eher als Submissionspezialist denn als Striker. Spielt das eine Rolle für den Game Plan? Werden wir einen anderen Daniel Weichel als gegen Pat Curran, der dir körperlich ähnlicher war, sehen?
Es spielt für mich eigentlich keine Rolle, als was ich gelte, aber mir ist schon bewusst, dass ich diesen „Stempel“ durch ganze 21 (!) Siege per Submission aufgedrückt bekommen habe. Ich selbst sehe mich als MMA-Kämpfer und mag alle Distanzen gleichermaßen. Mein Kampf gegen Curran hat sich fast ausschließlich im Stand abgespielt, weil ich mich dort gegen einen „Striker“ kämpfend sehr wohl gefühlt habe. Ich bin mir sicher, dass der Kampf gegen Pitbull auf Grund unserer Stile anders aussehen wird als gegen Curran. In jedem Fall bin ich körperlich, mental und taktisch bestens vorbereitet – es wird eine Schlacht, die ihr nicht verpassen solltet!!

Du trittst nunmehr seit Anfang 2014 für Bellator an. Soweit ich weiß, ist dein Lebensmittelpunkt aber noch immer Deutschland. Planst du, diesen in die USA zu verlegen?
Da bist Du absolut richtig informiert und ich habe auch nicht vor, das zu ändern; wozu auch? Ich trainiere im für mich besten Team (MMA Spirit) in Frankfurt, fühle mich hier wohl und bestens vorbereitet. Das Fliegen, als auch die Zeitumstellung machen mir nichts aus und da wir ohnehin immer eine Woche vor meinen Kämpfen rüber fliegen, gibt es für mich keinerlei Nachteile. Besonders in meiner Gewichtsklasse sind wir extrem stark besetzt und ich kann mich mit Ivan Buchinger, Max Coga, Saba Bolaghi, Marc Bockenheimer, Attila Korkmaz und Roberto Pastuch wahrlich nicht über einen Mangel an guten Trainingspartnern beklagen – gleiches gilt für meinen Trainerstamm.

Bei Bellator hat sich im letzten Jahr viel geändert, nachdem Scott Coker die Leitung der Promotion von Bjorn Rebney übernahm. Welche Auswirkungen hatte und hat das auf dich sowie die andern Kämpfer? Wie bewertest du das veränderte Konzept von wöchentlichen Shows und Turnieren wegzugehen?
Mir gefällt das neue Konzept unter Coker und ich kann auch sehr gut nachvollziehen, warum es für Bellator, Spike und Viacom wichtig war/ist diesen Schritt zu gehen. Die Organisation ist bereit viel (Geld) zu investieren, um zu wachsen und damit ist es auch vorteilhaft für die Kämpfer, an größeren Shows und Produktionen teilnehmen zu können. Trotzdem bin ich froh, die Erfahrung des Turniers gemacht zu haben – auch wenn ich das nicht unbedingt wiederholen wollen würde. Es war sehr intensiv, innerhalb so kurzer Zeit dreimal zu kämpfen und natürlich auch dreimal Gewicht machen zu müssen. Das Turnier zu gewinnen, war ein großartiges Gefühl.

Du hast bei Bellator 2014 das Featherweight-Turnier gewonnen. Damit einhergehend hättest du eigentlich einen Shot auf den Titel erhalten sollen. Den gab es jedoch nicht. Auch jetzt wäre ja eigentlich ein anderer vorgesehen gewesen, obwohl manche Fans und auch Experten der Meinung waren, dass du ihn von Anfang an verdient gehabt hättest. Wie hast du erfahren, dass du keinen Titelkampf für den Turniersieg bekommst und wie denkst du darüber?
Wir wussten von Anfang an, dass theoretisch noch Magomedrasul Khasbulaev (vor seiner Vertragsaufhebung) als auch Daniel Straus vor mir den Titelkampf erhalten würden. Mir wurde allerdings zugesagt, in der Zwischenzeit kämpfen zu können, wenn ICH das wollte. Im Endeffekt war es dann nur etwas überraschend, als Georgi vor mir um den Titel hätte kämpfen sollen. Nach der Ankündigung wurde mir allerdings zugesichert, direkt der nächste Anwärter zu sein und es wurde ja auch heiß in den Social Media/Kampfsportforen und von Pitbull selbst diskutiert, dass ich direkt hätte kämpfen sollen. An dieser Stelle wünsche ich Georgi natürlich trotzdem eine schnelle Genesung und wenn Bellator ihn zum Pflichtherausforderer machen sollte, dann warte ich gerne mit dem Gürtel im Käfig auf ihn.

Die Featherweight Division scheint mir die stärkste zu sein, die Bellator zu bieten hat. Wie schätzt du das gesamte Roster der Promotion aber auch speziell deine eigene Gewichtsklasse dort ein?
In meinen Augen ist es definitiv die stärkste Gewichtsklasse (bei Bellator), was es mir auch leicht gemacht hat, dort zu unterschreiben. Der Bellator-Kader nimmt immer mehr Form an und wird tiefer. Es wurden ja in den letzten Wochen einige bedeutende Kämpfer (auch im Federgewicht) unter Vertrag genommen. Im Federgewicht muss ich mir dabei keine Sorgen um mangelnde Konkurrenz machen

Ein großes Thema ist immer wieder das Weight Cutting. Vor deinem letzten Kampf sagtest du, dass es bisher dein bester Weight Cut war. Hattest du schon größere Probleme, dein Gewichtslimit zu erreichen? Wie stehst du allgemein zu diesem Thema? Es gibt ja verschiedene Vorschläge, die Regeln zu ändern, wie das Verlegen des Wiegens auf den Kampftag oder das ärztliche Bestimmen einer Gewichts-Untergrenze für den individuellen Athleten, unter der er nicht antreten darf.
Bisher hatte ich nur einmal Probleme mit dem Gewichtmachen und das liegt schon mehrere Jahre zurück – damals hab ich mich echt verkalkuliert. Mittlerweile fällt es mir wirklich leicht – auch wenn die Diät nach wie vor nicht sonderlich viel Spaß macht. Die Regeln an sich gefallen mir und ich glaube nicht, dass sich etwas daran ändern wird. Das Risiko einen wichtigen Kampf (auf Grund von nicht gemachtem Gewicht) noch am Kampftag absagen zu müssen, ist für die Promoter einfach zu groß.

Wie bist du überhaupt zum Kampfsport gekommen? Du hast mit Jiujitsu begonnen, was mir in Deutschland eher exotisch erscheint. Soweit ich weiß, hast du auch recht bald andere Kampfsportarten erlernt. Hast du da schon konkret an MMA gedacht?
JCVD-Filme wie „Der Kickboxer“ und „Bloodsport“ waren wohl der ausschlaggebende Grund, warum ich mit Kampfsport angefangen habe. Es hat nicht lange gedauert, bis ich mein „Jiu Jitsu“-Training mit Thaiboxen, Boxen und Ringen ergänzt habe. Damals allerdings alles separat und ohne wirkliche Führung. Trotzdem habe ich den Sport immer geliebt und wusste sehr schnell, dass ich damit mein Leben ausfüllen möchte. Ich bin sehr dankbar, dieses Leben führen zu können und hoffe noch auf viele weitere Jahre in dem (für mich) großartigsten Sport, den die Welt zu bieten hat

Wie ist es dazu gekommen, dass Bellator dich unter Vertrag genommen hat? Hast du einen Moment gezögert, das Angebot anzunehmen, um vielleicht auf UFC zu warten?
Für mich ist es wichtig, gegen gute Kämpfer anzutreten und natürlich Geld zu verdienen – beides habe ich bei Bellator gefunden und ich muss echt gestehen, dass (damals) besonders die Turnierteilnahme der ausschlaggebende Grund für die Vertragsunterzeichnung war. Ich war von der Idee fasziniert, in so kurzer Zeit dreimal zu kämpfen und im Endeffekt habe ich dann aus dem Bauch heraus entschieden, da die restlichen Umstände auch gepasst haben.

In Deutschland ist MMA mit vielen Vorurteilen belegt. Eins davon lautet, dass kein geringer Anteil der Fans dem rechtsextremen Spektrum zuzurechnen wären. Ich habe auf deiner Seite http://danielweichel.com einen Banner für die Seite http://www.respekt.tv gesehen. Mir scheint also, dass das auch ein Thema für dich ist. Welche Erfahrungen hast du in der deutschen MMA-Szene gemacht?
Respekt ist ein sehr wichtiges Thema für mich, denn ich bin für die Organisation „Respekt! Kein Platz für Rassismus“ offizieller Botschafter. Ich persönlich habe in der MMA Szene generell noch nicht wirklich Rassismus erlebt und bin sehr froh darüber. Ich denke, dass es so etwas (leider) in jedem Lebensbereich gibt und man deshalb gegen jegliche Diskriminierung vorgehen sollte.

Was könnte man tun, um MMA in Deutschland bekannter zu machen?
TV, TV und ähm TV

Brock Lesnar, Bobby Lashley, Ken Shamrock oder auch CM Punk sind Namen, mit denen man neben MMA auch Pro Wrestling verbindet. Wie stehst zu zum Wrestling? Könntest du dir das auch für dich vorstellen?
Momentan konzentriere ich mich voll auf meine MMA-Karriere, aber ich schließe für meine Zukunft nichts aus – wer weiß, wie ich in ein paar Jahren darüber denke. In jedem Fall habe ich Respekt vor der körperlichen Belastung, der sich ein Profi-Wrestler aussetzt – ist sicher kein leichtes Leben.

Das Wrestling ist ein Kernthema unserer Seite. Dabei haben wir immer wieder die Erfahrung gemacht, dass deutsche aber auch amerikanische Wrestler um die Entfernung ihrer Profile bitten, da sie fürchten, berufliche Nachteile zu erleiden, wenn sie damit in Verbindung gebracht werden. Muss auch ein deutscher MMAler außerhalb des Sports mit solchen Nachteilen rechnen, gerade, wenn er kein Profi ist?
Ich glaube, dass die Akzeptanz unserem Sport gegenüber immer größer wird und meines Wissens wird es ja auch bald wieder MMA im Deutschen TV geben. Ich habe schon mit zahlreichen deutschen TV-Sendern wie ARD, RTL, Pro7 etc. zusammen gearbeitet und muss gestehen, dass es ein sehr offener Umgang mit dem Thema (MMA) war. Alle bisherigen Redakteure waren bereit, mir zu zuhören und auch sehr an Informationen über den Sport interessiert. Es war immer ein fairer Austausch. Kurzum: Bisher bin ich von Nachteilen durch meinen Beruf verschont geblieben. Wie es dabei anderen deutschen Athleten (außerhalb meines Teams) aussieht, kann ich Dir nicht beantworten.

Besonders in den Staaten ist neben dem Sport auch das Entertainment ein wichtiger Aspekt des Business'. Die Card, auf der du deinen Titelkampf haben wirst, wirbt mit Kimbo Slice gegen Ken Shamrock als Headliner. Sportlich ist das zweifellos ein eher überflüssiger Kampf. Wie bewertest du das?
Für Bellator gilt es, ein möglichst großes Publikum zu erreichen und dieser Kampf hat das Potential Zuschauerrekorde zu brechen. Für mich ist es gut, im Co-Main Event dieser großen Veranstaltung zu stehen, da mein Gesicht damit noch bekannter wird und mein Marktwert steigt. Im Endeffekt ist jede Sportart in irgendeiner Form auf Entertainment ausgelegt und die Zuschauer haben unterschiedliche Motivationen, sich ein Event anzusehen. Ich versuche da nicht idealistisch zu denken, konzentriere mich auf mein Training und versuche das Publikum zu unterhalten.

Um beim Entertainment-Aspekt zu bleiben: Ein Chael Sonnen ist wohl vor allem über sein Mundwerk in einen Titelkampf gegen Jon Jones gekommen. Auch ein Conor McGregor hat sich seinen Contender-Status ein gutes Stück weit auf diese Weise erarbeitet. CM Punk wird wohl seinen ersten Kampf überhaupt bei einem UFC-PPV haben und ein Ben Askren gibt offen zu, eine öffentliche Rolle zu spielen, um sich besser verkaufen zu können. Machst du dir darüber Gedanken? Denkst du vorher darüber nach, was du nach oder vor einem Kampf sagen könntest, um dich für Fans interessanter zu machen?
Sicherlich mache ich mir auch Gedanken darüber, wie ich nach außen wirke, aber jeder, der mich kennt, weiß, dass ich kein Trash Talker bin, sondern lieber mit meiner Leistung im Käfig überzeugen will. Ich versuche da lieber meine sozialen Netzwerke positiv zu nutzen und teile mit meinen Freunden und Fans, was mir persönlich im Leben wichtig ist. Ich glaube, dass ich dabei ganz gut ankomme und freue mich natürlich auch über Interesse außerhalb der MMA-Szene. Ein Fotoshooting mit mir und dem Deutschen TV-Sternchen Sophia Thomalla zeigt mir, dass die Deutschen Medien sowie potentielle Sponsoren aus anderen Bereichen (in diesem Fall Freaky Nation) bereit sind, wesentlich offener mit dem Thema MMA umzugehen.

Danke für das Interview und viel Erfolg gegen Pitbull.
Danke Dir, all meinen Freunden und Fans, sowie meinen langjährigen Sponsoren MMA Spirit, Olimp Germany und Fightnature.
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"Was einer ohne Erklärung nicht versteht, versteht er auch nicht, wenn man es ihm erklärt." – Haruki Murakami: 1Q84
Ignition S1E4 „Geiler Stoff“ | Der Locker Room von CJ Perry und Rusev wird von einem Schatten verdunkelt, welchen der massive Knödel Earthquake in den Raum wirft.
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Alt 16.05.2015, 01:42   #2
Attidude
Disqualifiziert
 
Registriert seit: 03.04.2010
Beiträge: 642
Danke für den Post. Interessant was der Typ erzählt.
Attidude ist offline   Mit Zitat antworten
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Stichworte
bellator, daniel weichel, exklusivinterview, featherweight, interview, mma, pitbull
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