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14.07.2013, 11:10 | #1 |
Administrator
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Der vor Kurzem bei Total Nonstop Action Wrestling entlassene Doug Williams fand sich vor einigen Tagen bei Gary Mehaffy zu einem Interview ein. Dort sprach er unter anderem über sein Ende bei TNA, seine Tätigkeit als Trainer dort, sowie seine Geschichte im Business ganz allgemein. Hier das Interview zum Nachlesen:
Zur Zeit bist du in Großbritannien. War dieser Aufenthalt geplant oder ist das spontan entstanden, nachdem TNA dich Anfang Juni entlassen hat? Nun, ich hatte schon länger geplant, Ende Mai für ein paar Shows her zu kommen. Aber nach den Dingen, die sich offensichtlich bei TNA ereigneten, habe ich entschieden, ein wenig länger hier zu bleiben und bei mehr Shows aufzutreten. Seit ich wieder hier bin, habe ich jede Menge Arbeit, also werde ich bleiben, bis sich etwas anderes konkret ergibt. Hast du die Entlassung kommen sehen oder warst du so geschockt wie viele Beobachter? Um ehrlich zu sein, ich war nicht geschockt. Mein Vertrag wäre Ende Juni sowieso ausgelaufen. Es war also eher so, dass ich sie fragte, ob sie nicht irgendwas für mich hätten und ich lieber nicht verlängern möchte, wenn sie keine Pläne haben. Schockiert war ich nur, weil sie mich einen Monat vor Vertragsende entlassen haben. Aber das ist letztlich ihre Sache, oder? Als Jugendlicher hast du Judo betrieben. Was hat dein Interesse am Wrestling geweckt? Ich habe mit dem Judo angefangen, um Wrestler zu werden und nicht anders herum. Ich war schon immer ein Fan. Zum Judo bin ich gegangen, um mir einen entsprechenden Hintergrund zu schaffen. Als ich gut wurde, dachte ich, jetzt könnte ich Wrestler werden. Das war am Ende meiner Teenager-Zeit. Ich habe es einfach versucht und wollte mal sehen, wie ich mich anstelle und es hat sich ganz gut entwickelt. Hattest du immer vor, nach Amerika zu gehen oder wolltest du aufgrund deines Stils eher in Japan auftreten? Ursprünglich war mein langfristiges Ziel Japan. Amerika war eine Art Bonus. Als TNA sich bei mir meldete, war ich sowieso auf der Sucher nach etwas Neuem, da ich damals seit sieben Jahren in Japan unterwegs war. Ich wollte einfach mal etwas anderes tun. Ich suchte neue Motivation und wollte meine Karriere in eine andere Richtung entwickeln. Es war einfach die richtige Zeit für das Angebot. Ich war schon immer ein Fan des amerikanischen Wrestlings, auch wenn ich immer der Meinung war, eher ins japanische zu passen. Das stimmte damals sicher auch, aber letztlich war es eine einfache Umstellung, sich an das Entertainment lastige Wrestling in den Staaten anzupassen. Wie kam deine Zeit bei ROH zustande? Spielten deine Japan-Kontakt dabei eine Rolle? Nein, ich kannte ROH schon, bevor ich nach Japan kam. Ich nahm an einem Turnier namens "King of the Indies" teil. Dort wurde ich gebookt, weil mich einige amerikanische Wrestler empfohlen hatten, die durchs Königreich getourt waren. ROH war die Promotion, die praktisch das Rückgrat des Turniers bildete. Das brachte mich letztlich in deren Roster. Als du bei ROH warst, bist du da in Vollzeit in den Staaten angetreten oder kamst du nur immer wieder für kurze Zeit dorthin? Ich bin immer hin und her geflogen, wenn sie mich für einzelne Shows brauchten. Es war nicht nötig, länger dort zu bleiben. Es gab immer Gerüchte, dass WWE und TNA Interesse an dir hätten. Hast du geglaubt, dass du in einer der Promotions unterkommen könntest? Ich war mit Japan ziemlich zufrieden. Bis ich die Möglichkeit bekam, in Amerika zu unterschreiben, war ich nicht wirklich hinter einem Vertrag her. Ich habe mich dann einfach mit ihnen hingesetzt, als sie konkretes Interesse zeigten. Bevor du Vollzeit bei TNA unterschrieben hast, bist du immer mal wieder dort angetreten. Warum hat es so lange gedauert, bist du fest dort warst? Ich weiß gar nicht, von welcher Zeit du sprichst. Ich hatte praktisch fest bei denen unterschreiben, als ich auch erstmals auftauchte. Ich wurde anfangs nur einfach nicht eingesetzt. Vor mir lagen noch vier Japan-Touren. Die ließen sie mich auch durchführen. Nachdem die letzte im Februar 2009 beendet war, startete auch schon die British Invasion. Ich habe fest im Juni 2008 unterschrieben und davor habe ich 2003 mal ein Dark Match absolviert. Das ist lange her. Du warst Teil vieler denkwürdiger Momente in der TNA-Geschichte. Da gab es diverse X-Division Matches, Titel-Regentschaften, die British Invasion, Fortune mit Ric Flair und sogar die IWGP Tag Team Titles. Was sticht für dich am meisten heraus? Mir hat der Run mit dem TNAW X-Division Title am besten gefallen, weil es einfach völlig anders war, als das, was ich sonst schon getan hatte. Ich absolvierte viele Interviews, hatte Promo-Zeit, konnte meinen Charakter wirklich entwickeln und over bringen. Dazu hatte ich ganz unterschiedliche Matches mit völlig verschiedenen Gegnern. Das hat mir wohl am meisten Spaß gemacht. Was einzelne Matches betrifft, ist es aus meiner Sicht eine Schande, dass ich praktisch aus dem Programm gestrichen wurde. Ende 2010 hatte ich eine Fehde mit AJ Styles, bei der wir einige großartige Matches hatten. Er zog sich eine Verletzung zu und ich trat kaum noch auf. Die British Invasion war auch gut. Im Tag Team war ich in Japan aber schon sehr lange angetreten. Daher war das nicht wirklich eine Herausforderung für mich, da es da auch nicht galt, viel zu reden oder den Charakter zu entwickeln. Es hat schon Spaß gemacht, aber der X-Division-Kram war eine wirklich neue Erfahrung. Zuletzt hast du bei OVW [Anm: Entwicklungs-Promotion von TNA] beim Training geholfen. Hast du dich schon immer auch als potentieller Trainer gesehen? Ja, schon, aber nicht so früh. Ehrlich gesagt, habe ich eigentlich nie darüber nachgedacht, bis TNA es mir vorgeschlagen hat. Das war in Ordnung und basierend auf dem, was mir da widerfuhr, kann ich sagen, dass mir leicht fiel, zu erklären, wie ein Wrestling-Match funktioniert und wie man eine Idee over bringt, egal was für eine es ist. Das müssen sie wohl in mir gesehen haben, als sie bei mir deswegen anfragten. Das ist vielleicht eine merkwürdige Frage, aber hat dir diese Erfahrung gefallen oder war es frustrierend? Ich weiß, dass es schön ist, wenn jemand versteht, was man sagen will, aber wenn die es einfach nicht kapieren, kann es auch sehr frustrierend sein. Es ist schon beides. Die meiste Zeit hat es mir gefallen. Das überwiegt sogar weit die frustrierenden Momente. Gerade bei OVW waren die Jungs schon auf einem bestimmten Level. Ich führte vor allem einen Feinschliff durch und bereitete sie so speziell aufs Wrestling im Fernsehen vor. Das ist noch einmal etwas anderes, als wirklich mit völligen Anfängern zu arbeiten, denen man absolut alles beibringen muss. Damit hatte ich mich nicht zu befassen und das ist wohl der eigentlich frustrierende Teil des Trainer-Jobs. Insofern hat mir die Tätigkeit viel Spaß gemacht. Ich habe ihnen kleine Dinge gezeigt und kleine Idee mit auf den Weg gegeben, um sich zu verbessern. Dabei habe ich auch verstärkt über meine Arbeit im Ring nachgedacht, was auch mir viel Nutzen brachte. Kürzlich hat Spike Rampage Jackson für ein TNA-Bellator-Crossover verpflichtet. Dazu hat man auch schon King Mo geholt. Hast du mit denen gearbeitet? Ja, nun ich ... ich hatte einige Trainings-Stunden, bei denen Mo dabei war. Er lernt wirklich schnell. Die Umstellung von MMA auf Wrestling ist natürlich schwierig, ganz besonders, wenn man weiterhin MMA betreibt. Dein Gehirn muss dann ständig zwischen MMA und Wrestling umschalten, glaube ich. Aber er ist ein Athlet und aus dieser Perspektive heraus, lernt er auch das Wrestling. Ihm muss man daher vor allem den psychologischen Aspekt beibringen und ihm erklären, was man tun muss, um die Zuschauer zu unterhalten. Das ist etwas anderes, als sich nur auf den sportlichen Teil zu konzentrieren. Es scheint, als nutze er all seine freie Zeit, um das Pro Wrestling zu trainieren. Was Rampage angeht, weiß ich, dass viele daran zweifeln, dass er das auch tun wird. Ganz ehrlich, ich weiß es auch nicht. Ich weiß, dass Mo ein großer Wrestling-Fan ist, und sich deswegen so reinhängt. Ob Rampage das auch ist, weiß ich nicht. Vermutlich ist er es aber, sonst würde er das wohl nicht machen. Letztlich wird die Zeit das zeigen. Wenn er auch nur annähernd so erfolgreich im Wrestling sein will, wie er es beim MMA war, muss er sehr viel arbeiten. Nichts hilft dir im Wrestling so wie ständige Wiederholung. Am besten lernt man mit sehr vielen Matches. Ich sehe im Moment nicht, wie diese beiden zeitlich zu der Menge an Matches kommen können, die sie brauchen, um so gut zu werden, wie das Unternehmen es von ihnen erwartet. Wenn etwas sie aufhalten kann, dann wohl das. Du warst bei TNA sowie auch bei deren Entwicklungspromotion. Wen siehst du, der es richtig nach oben schaffen könnte? Sam Shaw könnte es langfristig schaffen. Wenn es TNA gelingt, sein natürliches Charisma, das er bei OVW zu zeigen beginnt, in die richtigen Bahnen zu lenken, wird er definitiv ein großer Star für die Promotion werden. Er ist einfach ein sympathisches Babyface. Auf der anderen Seite steht Jessie Godderz, der sich gut macht. Er ist ein kriecherischer Heel. Beide brauchen noch viel Arbeit und viele Shows. Viel mehr eigentlich, als OVW ihnen bieten kann. TNA muss ihnen diese Zeit geben. Sie brauchen einfach Zeit und viele Matches. Alle Jungs da unten arbeiten sehr hart, aber am Ende braucht es vor allem Erfahrung und das ist immer etwas schwierig in so einer strikten Trainingseinrichtung. Kommen wir noch einmal auf deine Zeit im Königreich zu sprechen. Ich habe gehört, dass angeblich ein 60 Minute Iron Man Match im August für PCW anstehen soll. Ist da etwas dran? Das ist kein Gerücht. Ja, das wird im August stattfinden. Hast du in solchen Matches Erfahrung? Ja, ich hatte vielleicht sechs davon in meiner Karriere. Das klingt nicht nach vielen, aber ich habe noch mehr 30 Minute Iron Man Matches bestritten. Davon hatte ich ein paar gegen Steve Corino. Eins hatte ich gegen den American Dragon, aber ich weiß nicht mehr genau, ob das über 30 oder 60 Minuten ging. Ich hatte jedenfalls fünf oder sechs. Die Art, wie man das bestreitet, hängt dann vor allem von Gegner ab, in welchem Kontext es stattfindet, wie man zusammen klar kommt und solchen Dingen. Ich sehe dem im August jedenfalls positiv entgegen, es sollte Spaß machen und das wird es auch. Die ersten zwanzig Minuten jedenfalls. Per Twitter hast du dich kürzlich über das Karriereende von Kenta Kobashi geäußert. Mehrfach bist du gegen ihn angetreten. Für diejenigen, die diese Erfahrung nie machen konnten, wie gut war er? Er war der ultimative Profi. Er wusste, wie man mit den Zuschauern arbeitet und wie man die Reaktion bekommt, die man braucht bzw. will und das ist die wichtigste Sache. Er ist eine Ikone in Japan und das ist er aus gutem Grund. Mich beeindruckt, wie er in Laufe seiner Karriere seinen Stil immer wieder anpassen und weiter entwickeln konnte. Egal, ob es wegen Verletzungen oder sonst was passieren musste, er konnte sich immer weiterentwickeln und behielt so die Präsens, das Charisma und die Qualität seiner Kämpfe bei. Er ist fantastisch. Niemand in Japan weiß soviel über Pro Wrestling wie er. Ich kann eigentlich gar nicht mehr sagen. Wenn Fans jemanden als großartig betiteln, sage ich interessanterweise oft, dass ich zwar verstehen kann, warum die Fans einen toll finden, aber solange ich nicht mit ihm im Ring stand, kann ich nicht wirklich sagen, wie gut er tatsächlich ist. Ich weiß nicht, wie viel vom Gegner abhängt. Es gibt viele Faktoren, die ein gutes Match ausmachen. Erst wenn man selber mit jemandem im Ring stand, bekommt man einen echten Eindruck davon, wie gut jemand ist. Bei Kobashi stimmt die Anerkennung und der Respekt, den er von den Fans bekommt, absolut mir dem überein, den er von den Leuten aus dem Business erhält. Er musste seinen Verletzungen letztlich Tribut zollen. Wo wir dabei sind, hast du die Dokumentation von Nigel McGuinness gesehen? Ja, habe ich. Was, glaubst du, wird dieser Film für Auswirkungen im Business haben? Werden manche Worker verstärkt über bestimmte Aktionen nachdenken? Nun, dass würde man wohl gern denken, aber ich glaube nicht, dass es überhaupt etwas verändern wird. Unglücklicherweise tun die Menschen das, von dem sie meinen, dass sie es tun müssten, um voran zu kommen. Völlig egal, was es ist. Solange WWE nicht eine ähnliche Dokumentation veröffentlicht, werden solche Dinge praktisch nicht wahrgenommen. Es ist traurig, aber so sind die Dinge. Du hattest die Chance, überall auf der Welt zu wrestlen, dich weiter zu entwickeln und so der zu werden, der du bist. Würdest du diesen Weg jedem empfehlen, der ins Business einsteigt oder welchen anderen Tipp würdest du geben? Ja, absolut. Soweit ich es verstehe und höre, schätzen die großen Promotions das mittlerweile weit mehr. Sie begrüßen weltweite Erfahrung, die eigene Entwicklung und wenn man seine Sachen richtig gelernt hat. In den letzten zehn Jahren wurde das bei weitem nicht so geschätzt, wie man das jetzt wieder tut. Es ist natürlich auch eine großartige Gelegenheit, die Welt kennen zu lernen, verschiedenen Kulturen zu erfahren und vor allem auch, unterschiedliche Arten des Wrestlings. Wenn man gut genug ist, kann man überall hingehen und wird dafür bezahlt. Ich würde also sagen, man soll es machen, wenn man die Chance bekommt. Du bist im Business bekannt und wirst hoch geschätzt. Wie beurteilst du deine Zeit im Geschäft bis jetzt und was erhoffst du dir von der Zukunft? Zunächst war ich eine treibende Kraft dabei, den britischen Stil wieder populär zu machen und weltweit zu etablieren. Als ich damit begann und Erfolge feierte, kämpften nur noch sehr wenige Wrestler mit diesem alten Stil. Seither ist es wieder sehr populär geworden. Mir gefällt der Gedanke, dass ich dabei geholfen habe, ihn der Welt wieder näher zu bringen. Ganz persönlich hatte ich die Chance weltweit ganz verschiedene Orte zu besuchen, viele Menschen kennen zu lernen und großartige Matches zu zeigen. Ich hatte wirklich eine tolle Zeit. Ich würde diese um nichts in der Welt eintauschen wollen. Für die Zukunft versuche ich ohne Verletzungen durch zu kommen und weiter Topmatches zu zeigen, wo immer ich kann. Sonst gibt es nicht viel, was ich wirklich noch erreichen will. An erster Stelle bin ich ein Entertainer. Wenn ich Leute also auf hohem Level unterhalten kann, sollte ich das auch tun.
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"Was einer ohne Erklärung nicht versteht, versteht er auch nicht, wenn man es ihm erklärt." – Haruki Murakami: 1Q84 Ignition S1E4 „Geiler Stoff“ | Der Locker Room von CJ Perry und Rusev wird von einem Schatten verdunkelt, welchen der massive Knödel Earthquake in den Raum wirft. |
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