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29.04.2012, 12:39 | #1 |
Administrator
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Justin Credible zählt zu den bekanntesten Namen von Extreme Championship Wrestling. Heute noch tritt er immer wieder independent an. Nun war er beim Wrestling-Podcast „Shining Wizards“ zum Interview zu Gast. Dabei sprach er nicht nur über seine Zeit bei ECW sondern vor allem über Alkohol, Drogen und Scott Hall. Hier könnt ihr lesen, was er zu sagen hatte:
Wie bist du zu ECW gekommen? Nun, 1997 trat ich für die WWF als Aldo Montoya an. Sie haben mit mir so ziemlich alles gemacht, da der Charakter ein wenig lächerlich war. Aber wirklich viel gebracht, hat es mir nicht. Ich war mit meinen 23 Jahren ein junger Mann und ich dachte mir, ich kümmere mich selbst darum, eine Chance zu bekommen. Ich war gut mit Kevin Nash, Scott Hall und diesen Leuten befreundet und sie hatten bei WCW viel Erfolg und viel Macht. Also fragte ich früh nach meiner Entlassung, obwohl ich noch einige Jahre Vertrag bei Vince McMahon hatte. Er konnte mich aber nicht zu WCW gehen lassen. Es hätte ihm natürlich nicht gefallen, zu sehen, wie ein weiterer Wrestler Scott und Kev folgt. Aber er gab mir eine Teilkündigung, damit ich zu Paul Heyman gehen konnte. Vince arbeitete damals ein wenig mit Paul zusammen. So kam ich bei ECW unter und der Rest ist Geschichte. Wie kam der „Justin Credible“-Charakter zustande? Der Look entsprach damals einfach dem Geschmack des Monats. Dazu spielte es eine Rolle, dass ich kein Wrestling-Outfit außer dem Aldo-Zeug hatte. Es war einfach der Grunge-Look der 90er. Paul sah den Namen eines Tages auf einem Stoßstangenaufkleber und dachte, dass würde zu dir passen. Der Charakter selber entwickelte sich einfach als Fortsetzung meiner eigenen Persönlichkeit. Welchen Ratschlag hättest für jüngere Athleten, um sich aus Problemen raus zu halten? Ich glaube, die Kultur im Business hat sich zu damals völlig verändert. Ganz offen gesagt, verwendeten früher viele Leute Steroide zur Leistungssteigerung, Schmerzmittel und solchen Kram, weil sie es mussten. Wir standen über 300 Tage im Jahr im Ring. Ich erinnere mich, 25 bis 30 Tage am Stück auf Tour zu sein, ohne nach Hause zu kommen und dabei jede Nacht anzutreten, manchmal auch zweimal. Man macht eine Nachmittagsshow und fährt dann weiter, um in der nächsten Stadt eine Abendshow zu worken. Sie haben uns in den Abgrund getrieben. Heutzutage ist der Terminplan viel einfacher. Das ist etwas völlig anderes. Vince ist sich dieser Sachen weit mehr bewusst. Damals waren es die wilden Tagen, wir waren betrunken oder auf Drogen und das praktisch ständig. Man musste das tun, damit man es aushalten konnte. Physisch waren wir alle ziemlich angeschlagen. Problematisch ist, dass man zwangsläufig süchtig wird, wenn man sich so viel einschmeißt. Dann bekommt man alle möglichen Schwierigkeiten. Emotional, mental und physisch können manche damit aber besser umgehen als andere, denke ich. Die redest von Leuten wie Scott Hall und Jake The Snake Roberts. Menschen die eigentlich Genies des Business' sind. Sie haben einen unglaublichen Verstand für das Wrestling. Scott ist zudem einer meiner besten Freunde. Wenn es um Wrestling geht, ist er einer der klügsten Köpfe, die ich bisher treffen konnte. Scott hatte immer seine Probleme und unglücklicher Weise ist er immer noch in schlechtem Zustand und das bricht mir das Herz. Er ist ein toller Typ. Menschen wie Scott Hall, die an den Folgen von Sucht leiden, werden ihr Leben ändern, wenn sie es selbst aus tiefstem Herzen wollen und niemand kann sie dazu zwingen. Ich hoffe ich irre mich, aber ich sehe Scott nicht an diesen Punkt kommen. Leider kenne ich ihn dafür zu gut und ich denke einfach, dass er nie dorthin kommt. Ich glaube, er ist am glücklichsten, wenn er im Wrestling-Business ist und im Moment hat er ein richtiges Loch in seinem Leben und ich denke, er vermisst es sehr. Ich hoffe, er findet dieses Glück und diese Leidenschaft irgendwann wieder. Das ist zu hoffen. Man will ihn nicht mehr in diesem Zustand sehen. Ganz sicher nicht. Ich meine, ich hatte auch meine Suchtprobleme, aber die sind nicht so dokumentiert worden. Vor eine paar Jahren war ich in einer von WWE finanzierten Reha und ich konnte mein Leben umkrempeln, aber trotzdem ist es noch jeden Tag ein Kampf. Ich bin dankbar, dass es bei mir nie diese Auswüchse erreichte. Unglücklicher Weise sind wir Produkte unserer Zeit. Einige können damit nur besser umgehen als andere und suchten sich Hilfe. Zum Glück haben die Jüngeren aus unserer verkorksten Geschichte gelernt und es hat sich definitiv etwas geändert. Viele von den Jungs heute sind straight-edge und das macht mir jede Menge Mut.
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"Was einer ohne Erklärung nicht versteht, versteht er auch nicht, wenn man es ihm erklärt." – Haruki Murakami: 1Q84 Ignition S1E4 „Geiler Stoff“ | Der Locker Room von CJ Perry und Rusev wird von einem Schatten verdunkelt, welchen der massive Knödel Earthquake in den Raum wirft. |
29.04.2012, 14:19 | #2 |
unverletzt
Registriert seit: 06.06.2011
Beiträge: 9
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Man sagt ja immer "Früher war alles besser", zumal gerade bei WWE die "PG-Ära" von uns allen verflucht wird. Aber um ehrlich zu sein, lieber seh ich dieses "neue" Wrestling, statt wieder soviele meiner "Helden" abstürzen oder sterben zu sehen!
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29.04.2012, 15:35 | #3 | |
Schädelbasisbruch
Registriert seit: 23.06.2010
Beiträge: 3.541
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Zitat:
Dem PG-Programm fehlt es schlicht an KIES: Kreativität, Intensität, Entertainmentfaktor und Stabilität - dass sind alles Sachen, für die niemand zu Schaden kommen muss. Das sind alles Fehler der Kreativabteilung, die deutlich besseren Arbeitsbedingungen der Worker werden allgemein als sehr positiv betrachtet. Ansonsten ein gutes Interview - auch der Meinung über Hall kann man sich, wohl oder übel, anschließen.
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"I have existed from the morning of the world and I shall exist until the last star falls from the night. Although I have taken the from of Gaius Caligula, I am all men as I am no man and therefor I am ... a god."
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29.04.2012, 15:47 | #4 |
Disqualifiziert
Registriert seit: 11.09.2008
Beiträge: 7.498
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Ich sehe den Widerspruch dazwischen nicht. Man kann ein erwachsenes Produkt anbieten und trotzdem darauf achten, daß die Athleten ein Programm haben, das körperlich zu bewältigen ist.
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Stichworte |
ecw, interview, justin credible, scott hall, sucht |
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