Boykott? Ja? Nein? Warum? Kritik und Diskussion.

[Nani]

Ob nun via Einschaltquoten, weniger öffentlichen Ausstrahlungen, geringen Public Viewing-Zahlen und damit verbundenen Umsätzen, weniger Resonanz in den sozialen Medien oder geringeren Merchandiseverkäufen. Es gibt unzählige Wege, über die Boykotts sehr wohl spürbar sind.

Ich gehe zwar davon aus, dass nur sehr wenige Leute dies dann auch umsetzen werden. Und in anderen Ländern vielleicht sogar noch weniger. Aber der Mythos "wir können ja nichts dran ändern, dann kann ich doch trotz der Verbrechen genauso gut weiter konsumieren" ist nur eine Taktik, um die eigene Entscheidung vom schlechten Gewissen zu heilen.

[Hannoveraner]

Also, Public Viewing bei Minus 5 Grad Celsius, mit Schnee und Glatteis würde ich schon von Hause aus boykottieren, selbst wenn die WM in Schweden wäre.

Merchandise und Werbung ist gefühlt auch diesmal eher gering. Ich habe bisher noch nichts von WM-Feeling bemerkt.

Wenn man 2006, 2010, 2014 zum Vergleich heranzieht, damals gab's WM-Songs wie von den Sportfreunden Stiller, (1954, 1974, 1990, 2006 werden wir Weltmeister sein), und schon Monate vorher hatten alle an ihren Autos Fahnen, die Kioske waren voll von WM-Zeitschriften, und die Fernseh-Werbung voll von Werbe-Spots in irgendeiner Form rund um die WM. Und heute, 2022, nichts von alledem!

Wenn man Katar boykottieren möchte, ist das in Ordnung. Als Wrestling-Fan sollte man jedoch auch Crown Jewel überdenken, Saudi-Arabien ist nicht wirklich viel besser als Katar.

Ich weiß, daß hier alle kritisieren, daß die WWE ihre Show in Saudi-Arabien jährlich präsentiert. Zu Recht. Aber interessieren tut's uns dann doch, wie die Ergebnisse dort aussehen. Ich schließe mich selbst ein.

[Gazelle]

Zitat von Nani

Aber der Mythos "wir können ja nichts dran ändern, dann kann ich doch trotz der Verbrechen genauso gut weiter konsumieren" ist nur eine Taktik, um die eigene Entscheidung vom schlechten Gewissen zu heilen.

Was können wir denn ändern? Nehme gerne Vorschläge entgegen. Abgesehen von ganz radikalen Mitteln, die natürlich nicht zur Debatte stehen, gibt es nichts, wodurch ich relevanten Einfluss ausüben kann. Außer kein Geld für den Quatsch auszugeben. Nicht gucken, hier auf die Straße gehen, das sind kleine Möglichkeiten, die aber im globalen Kontext nicht mal Randnotizen sind. Und höchstens funktionieren, wenn weltweit Hunderttausende (besser Millionen) mitmachen. Etwas ändern könnten vor allem Sponsoren, Funktionäre, Spieler. Die das überwiegend alle nicht tun, weil sie profitieren. Und das ist keine Taktik, sondern nüchterne Realität.

[Stefan "Effe" Effenberg]

Was WM Songs angeht, wird da sicher noch was mkommen. Und auch mitgegröhlt.

[makanter]

Zitat von Gazelle

Was können wir denn ändern? Nehme gerne Vorschläge entgegen. Abgesehen von ganz radikalen Mitteln, die natürlich nicht zur Debatte stehen, gibt es nichts, wodurch ich relevanten Einfluss ausüben kann. Außer kein Geld für den Quatsch auszugeben. Nicht gucken, hier auf die Straße gehen, das sind kleine Möglichkeiten, die aber im globalen Kontext nicht mal Randnotizen sind. Und höchstens funktionieren, wenn weltweit Hunderttausende (besser Millionen) mitmachen. Etwas ändern könnten vor allem Sponsoren, Funktionäre, Spieler. Die das überwiegend alle nicht tun, weil sie profitieren. Und das ist keine Taktik, sondern nüchterne Realität.

Ich empfinde es allerdings immer wieder als hanebüchen, die Spieler hier in die Verantwortung zu ziehen.

[Gazelle]

Zitat von makanter

Ich empfinde es allerdings immer wieder als hanebüchen, die Spieler hier in die Verantwortung zu ziehen.

Ich sehe sie nicht primär in der Verantwortung. Die liegt vor allem bei den Funktionären, Managern, Politikern und Geschäftsführern. Aber sie hätten den Einfluss, etwas zu ändern und sich zu organisieren. Vor allem die Topstars. Aber viele davon werden selbst über verschiedene Wege aus Katar finanziert und deshalb wird da nicht viel kommen.

[Nani]

In der Verantwortung sehe ich v.a. die Fans. Solange nur über die Skandale gemeckert und dann doch wieder gierig konsumiert wird, muss das ja so weitergehen.
Allenfalls wäre da noch das Mittel Politik. Aber auch die handeln logischerweise erst, wenn da sozialer Druck entsteht.

Die Spieler sehe ich hingegen kaum in der Pflicht. Selbst ein Top-Spieler eines Top-Landes hat allenfalls, maximal 5 mögliche WMs. Bei den meisten reicht es - leistungsbedingt oder aufgrund anderer Umstände - vielleicht mal zu einem Turnier. Dass Du das nicht wegen eines mies gewählten Veranstalterlandes abschenkst, verstehe ich absolut.

[automatix]

ich werds ignorieren, einfach weil ich Katar für einen ungeeigneten Ausrichter halte - nicht nur wegen der Menschenrechte, sondern auch weil sie keine Fußballtradition haben und so die ganzen Stadien ohnehin nutzlos sind danach.... Und mir kann keiner erzählen, daß die die beste Bewerbung hatten.... sieht man ja schon am Termin....
Wenn man die WM an den ganzen arabischen Raum da vergeben hätte, Katar, VAE, Bahrein, Kuwait etc, dann wärs vielleicht ein bissl sinnvoller gewesen, aber die ganze WM in einem Zwergstaat, das war schon bei der Vergabe extrem fragwürdig und jetzt bei der Austragung ist es nicht besser....

[Hannoveraner]

Zitat von automatix

ich werds ignorieren, einfach weil ich Katar für einen ungeeigneten Ausrichter halte - nicht nur wegen der Menschenrechte, sondern auch weil sie keine Fußballtradition haben und so die ganzen Stadien ohnehin nutzlos sind danach.... Und mir kann keiner erzählen, daß die die beste Bewerbung hatten.... sieht man ja schon am Termin....
Wenn man die WM an den ganzen arabischen Raum da vergeben hätte, Katar, VAE, Bahrein, Kuwait etc, dann wärs vielleicht ein bissl sinnvoller gewesen, aber die ganze WM in einem Zwergstaat, das war schon bei der Vergabe extrem fragwürdig und jetzt bei der Austragung ist es nicht besser....

Man hätte alternativ die Vereinigten Arabischen Emirate (V. A. E.) in Betracht ziehen können. Die hatten wenigstens mal an einer WM teilgenommen. Bahrain wäre auch unproblematischer gewesen.

Kuwait liegt zu nah am Irak, dort im Irak kommt es gelegentlich noch heute zu Terror-Anschlägen, eine Nachwirkung des Amerikanischen Krieges von George W. Bush seit 2003. Kuwait ist mit dem Irak zum Teil verfeindet, und in den Irak-Konflikt teilweise involviert.

Viel attraktiver hätte ich folgende Arabische/ Islamische Länder als potentielle Gastgeber-Länder gefunden: Entweder Marokko, oder Tunesien, oder Ägypten, oder die Türkei. Diese Länder haben zumindest etwas Fußball-Kultur, und wären bei den Fans aus aller Welt auch besser angenommen worden. Und es sind flächenmäßig größere Länder, als Katar, die VAE und diese anderen Kleinstaaten. Aber ich fürchte, diese Länder hätten Schwierigkeiten mit der Finanzierung, mit der Infrastruktur und den Zuschlag von der FIFA hätten diese Länder wahrscheinlich am Ende auch nicht gekriegt.

[automatix]

Man sieht ja, wer die Zuschläge bekommt - die mit dem meisten Schmiergeld und die, die den Fifa Präsidenten vor Strafverfolgung schützen....

[Nani]

Passend zum Thema empfehle ich die Doku-Reihe "Katar - WM der Schande".

[automatix]

und weils so schön und fanfreundlich ist gibts noch ein kleines Alkoholverbot rund um die Stadien oben drauf.....

[Nani]

Zitat von automatix

und weils so schön und fanfreundlich ist gibts noch ein kleines Alkoholverbot rund um die Stadien oben drauf.....

Das erste Gute, was ich über die WM höre.

[Charlie Harper]

Zitat von Nani

Das erste Gute, was ich über die WM höre.

Budweiser gefällt das

[Punisher 3:16]

Zitat von Nani

Passend zum Thema empfehle ich die Doku-Reihe "Katar - WM der Schande".

Die Playlist dazu. Sehr sehenswert, auch wenn ich auf mehr Folgen gehofft hatte.

[Hardcore Mr.A]

Zitat von automatix

Man sieht ja, wer die Zuschläge bekommt - die mit dem meisten Schmiergeld

Und das ist etwas was dich stört? Also so im Bezug zu deiner Signatur.

[automatix]

hast du ein Problem mit Leipzig? Ich finde es toll, daß RB die Fußballprovinz, die von den 'Fans' zerstört wurde wieder in die erste Liga geholfen hat. Und bei denen ist es wenigstens klar, nicht so wie bei Kühne Hamburg oder Katar München....

[Hardcore Mr.A]

Hast du ein Problem mit Korruption im Fußball? Ich schon, was deine Frage damit auch gleichzeitig beantwortet.
Aber für manche ist das wohl zu einem gewissen Maß ok, solange man sich damit weiter als woken Modern Football Jünger präsentieren kann.

[Nani]

Zitat von Hardcore Mr.A

Hast du ein Problem mit Korruption im Fußball? Ich schon, was deine Frage damit auch gleichzeitig beantwortet.
Aber für manche ist das wohl zu einem gewissen Maß ok, solange man sich damit weiter als woken Modern Football Jünger präsentieren kann.

Was hat das Produkt RB Leipzig mit Korruption, Diktatur und toten Zwangsarbeitern zu tun?

Sowas argumentativ gleichzusetzen ist eine Verharmlosung von Totschlag und Kriminalität.

[Hannoveraner]

Zitat von automatix

Man sieht ja, wer die Zuschläge bekommt - die mit dem meisten Schmiergeld und die, die den Fifa Präsidenten vor Strafverfolgung schützen....

Hast Recht, aber dann könnte man die WM 2006 in Deutschland auch anfechten.

Nicht zu vergessen, die vielen WM's in Diktaturen in der Vergangenheit, als da wären, 1930 in Uruguay, 1938 im Italien von Mussolini, 1950 in Brasilien, 1978 in Argentinien, und, ich glaube, 1962 in Chile.

Und bei den Fußball-Vereinen, die Du aufgezählt hast, z. B. Katar München usw., da ergänze ich noch das Hörgeräte-Unternehmen aka 96.

P.S. Like an Charlie Harper (Betreff: Budweiser).

[Nani]

Zitat von Hannoveraner

Hast Recht, aber dann könnte man die WM 2006 in Deutschland auch anfechten.

Und sicher auch alle anderen Turniere der letzten zwei - eher drei - Jahrzehnte. Ich persönlich war mir schon Anfang der 2000er klar, dass Deutschland das Turnier nicht nur wegen der netten Leute und Currywürste bekommen hat.

Darum war die Korruption für mich auch kein zwingendes Argument. Bedenklich ist da allenfalls, dass ein so extrem unpassendes Land den Zuschlag bekommen hat.

[Hannoveraner]

Zitat von Nani

Und sicher auch alle anderen Turniere der letzten zwei - eher drei - Jahrzehnte. Ich persönlich war mir schon Anfang der 2000er klar, dass Deutschland das Turnier nicht nur wegen der netten Leute und Currywürste bekommen hat.

Darum war die Korruption für mich auch kein zwingendes Argument. Bedenklich ist da allenfalls, dass ein so extrem unpassendes Land den Zuschlag bekommen hat.

Deutschland hat sich 2000 mit der "Lichtgestalt", dem "Kaiser" Franz Beckenbauer präsentiert und auf die Herz-Schmerz-Drüse gedrückt mit einem rührenden Image-Film über Deutschland, in welchem ein Junge den Ball über die Berliner Mauer kickte. Getreu dem Motto, Deutschland ist ein ganz neues Land, anders als 1974 (wiedervereint) und vor allem anders als 1933. Was im Prinzip ja auch stimmte. Ich habe die Veranstaltung der Wahl des Gastgeber-Landes damals im Jahr 2000 live im Fernsehen verfolgt, Größter Konkurrent war Südafrika für 2006, die wurden dann auf 2010 vertröstet, mit der zugesicherten Unterstützung Deutschlands und Franz Beckenbauer's. Auch ne Art Mauschelei, könnte man als Drittstaat so sehen.

Katar ist auch nicht das erste unpassende Land. 1994 in den USA, wo eher American Football, Baseball, Basketball, Eishockey, und Rugby angesagt ist. Fußball dagegen interessiert die Ami's Null. Über 2002 in Japan und Südkorea kann man sicher auch diskutieren.

[Punisher 3:16]

Die USA, Japan und Korea haben aber zumindest eine Fussballhistorie. In den USA wird seit Mitte des 19. Jahrhunderts gekickt, in Japan seit Ende des 19. Jahrhunderts und in Korea seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Die MLS nahm ihren Betrieb zwar erst 1996 auf, die J League hingegen existiert schon seit 1992, die K League seit 1983. Es gab also schon vor den Turnieren sowas wie eine Fussballkultur. Das hat Katar einfach gar nicht.

[Hannoveraner]

@Punisher 3:16, Danke für Deine akribische Mühe. Gut, einigen wir uns darauf, daß Katar am allerwenigsten Fußball-Kultur hat. Andere Arabische Länder jedoch schon.

Aber, wenn man den/die Durchschnitts-Amerikaner*In fragt, was denn in ihrem Land Volkssport Nr. 1 ist, worin die Amerikaner*Innen ihre Nation besonders erfolgreich einstufen, welcher Sport beliebt ist, wird die Antwort beim Männer-Sport sicher nicht Fußball lauten. Den Männer-Fußball mögen die meisten Ami's nicht so wirklich.

Bei den Frauen sieht es schon ganz anders aus. Da gehören die USA mit zu den führenden Ländern weltweit, (im Frauen-Fußball).

Japan und Südkorea sind sehr Fußball-interessiert, einige Fans hat der FC Bayern München dort auch. Aber wirklich konkurrenzfähig sind Japan und Südkorea halt nicht wirklich gegenüber Europa, Afrika (teilweise) und Südamerika.

[Stefan "Effe" Effenberg]

"Sieht man schon am Termin" haut allerdings nicht hin, denn soweit ich in Erinnerung habe, hätte diese WM durchaus im Sommer stattfinden sollen.....wenn et da nicht so unfassbar warm wäre.