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"Wenn du deine Emotionen nicht kontrollieren kannst, musst du das Verhalten anderer Menschen kontrollieren. Deshalb dürfen die Empfindlichsten, Übersensibelsten und leicht Erregbarsten nicht den Standard für den Rest von uns setzen." - John Cleese
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#2577 | |
Höllen-Rentner
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Das Buch ist auch nicht sehr lang und da Du ja schon als Forum-User regelmäßig liest, sollte Dich das nicht überfordern. ![]() Patrick Rothfuss - Der Name des Windes Im Vergleich zum >Nachtbesucher< ist das ein Buch, das aufgrund seiner Länge schon was für "Fortgeschrittene" ist. Die Story beginnt mit einer Reihe von Kapiteln, aus denen noch kein roter Faden ersichtlich ist. Die klare Sprache ist angenehm und nicht so überladen wie bei manch anderen Fantasy-Romanen. Trotzdem geht es für meinen Geschmack etwas spannungsarm los. - Wer sich jedoch entschließt durchzuhalten, wird nach einer Weile belohnt. Das Buch ist nicht umsonst preisgekrönt. Als der Hauptcharakter des Buches, Kvothe, beginnt seine Lebensgeschichte zu erzählen, hat man endlich das Gefühl im Sattel einer Geschichte zu sitzen. Einige Entwicklungen werden bereits im Vorfeld angedeutet, trotzdem nimmt einen die dramatische Zuspitzung gut mit und es werden immer wieder Überraschungen eingestreut. Die Geschichte ist zudem reich an Ideen, Details und schlauen Wortwechseln. Inzwischen freue ich mich darauf, abends ein paar Kapitel zu lesen. Die einzelnen Szenen sind zudem meist kurz gehalten, weshalb sich auch kurze Lese-Sessions anbieten, ohne dass man sich erst wieder reinlesen muss. Das Ende kann ich noch nicht beurteilen. Aber schon jetzt hat es das Buch ähnlich gut geschafft mich an einer fiktionalen Biografie teilhaben zu lassen wie einst beim Medicus. Wobei mir die reichhaltige moderne Erzählweise sogar noch besser gefällt. Für Fantasy-Schmöker-Leser empfehlenswert. =) |
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#2578 | ||
Moderator
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"Nachtbesucher" - erschienen im Audioparadies-Verlag, gelesen von Hajo Mans: Hörprobe |
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#2579 |
Genickbruch
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Ich weiß nicht, ob es die im Original in gesammelter Form gibt. Festa hat alle unheimlich-phantastischen Shorts in zwei Bänden gebracht, deren zweiter just erschienen ist. Eine der Reihen, die man ausschließlich direkt über den Verlag beziehen kann. Teil 2 liegt schon hier, werde ich aber vermutlich erst nächstes Jahr in Angriff nehmen.
Und fang mir nicht von Bücherstapeln an … ![]() ![]()
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#2580 |
Genickbruch
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Michael Bilton & Kevin Sim: Four Hours in My Lai
Basierend auf der gleichnamigen First Tuesday Doku. Das Buch kam 1991 auf den Markt und wird immer noch gedruckt. Es wurde auch auf japanisch übersetzt. Auch hwte befindet es sich auf den Leseslisten von Studiengängen zum Thema Vietnamkrieg an Colleges und Universitäten weltweit. Das Buch behandelt neben dem Massaker auch das davor und was danach passiert ist. Die Lügen, Vertuschung und Aufdeckung. Das Massaker selber nimmt nur einen kleinen Teil des Buches ein. Dieser Teil hat es aber in sich und ist mit Abstand das grausamste was ich jemals gelesen habe. Ich kannte das Massaker schon lange und wusste was dort geschehen ist, aber nicht in all seinen Details. Hugh Thompson, der Helikopterpilot dessen Eingreifen dieses Massaker schliesslich beendete, verglich das, was er dort sah, mit den Taten der Nazis und er hatte damit recht. Was danach war das, was die Ranghöheren tun um eine weisse Veste zu behalten. Es wurde gelogen, runtergespielt und das wahre Ausmass vertuscht. Auf dem Cover prangt ein Bild von Frauen und Kindern. Eine ältere Frau steht im Vordergrund, hinter ihr Kinder. Sie weint. Neben ihr steht eine Fraun mit einem Kind auf dem Arm die ihre Bluse zurechtrückt. Kurz zuvor hatte sie einen sexuellen Übergriff abwenden können. Sekunden nach dem dieses Foto gemacht wurde, wurden diese Menschen von feigen Mördern erschossen. Die in dem Buch beschriebenen Taten sind kaum zu ertragen und was danach kam macht den Leser wütend. Trotzdem oder gerade deshalb sollte es verpflichtender Lesestoff im Highschool Geschichtsunterricht sein. |
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#2581 |
Moderator
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Hyperion (von Dan Simmons)
Eigentlich bin ich kein Freund langen third person narrator Weltenbaus. Es sei denn, es liest sich so leichtfüßig und übersprudelnd vor Ideen wie bei Dan Simmons. Anti-Entropie Vorrichtungen, Zeitgräber, ein interstellares "World Web" (1989!), das sich um den Planeten "Hyperion" durch die Unendlichkeit spannt. Und mittendrin ein unheimliches Wesen - Gott für die einen, Dämon für die anderen -, das aus seiner Zeitblase heraus die Menschheit vernichten will. Oder will es das nicht? Oder will es das nicht nicht? Oder will es das nicht nicht nicht? Das World Building vom Simmons ist opulent und sprießt vor Charme und grenzenloser Fantasie. Dass allerdings diverse Hauptfiguren in verschiedenen Zeitebenen in die Geschichte geschrieben werden, erleichtert es nicht eben, der Story nicht vollends konzentriert zu folgen. Außerdem ist Simmons' mit Preisen bedachte Welt etwas spannungsarm, denn viele Passagen werden retrospektiv erzählt und ineinander verschoben. Vielleicht ist der wahre Grund, warum das Ganze für den Leser trotzdem funktioniert, der, dass das, was hier geschieht, schwer zu vergleichen und damit beispiellos ist. Faszinierend, wenn auch nicht pulstreibend. Die Phönizier (Morstadt, Bärbel) Oder das unbekannte "Volk". Denn der erste Teil dieser Kultur wurde 332 v. Chr. in der Levante von Alexander dem Großen und seinem Hellenismus bei der Belagerung von Tyros geschluckt und der zweite Teil knappe zweihundert Jahre später in Karthago durch die Römer vom Angesicht der Erde getilgt. Viel erhalten geblieben ist dabei nicht. Also zimmert man müheselig aus Fragmenten und hauptsächlich griechisch-römischer Geschichtsschreibung eine.. naja, "Geschichte" kann man das nicht nennen,... eher eine Reihe von Schlaglichtern zusammen und aneinander und versucht damit, sich einer untergegangenen und für uns fast blickdichten Hochkultur zu nähern. Dafür reichen dann ernüchternde 146 Seiten. Alltag, Religion, Administration, kulturelle Heterogenität innerhalb der Sprachfamilie (oder andersrum), eine Prozession von Fragezeichen. Und das bei dem Volk, das den Griechen und damit uns unsere Schrift gebracht hat. Edit: @Kain: Ah, danke für die Info. Ich versuch einfach mal, an irgendeine schöne Ausgabe (auf Englisch!) zu kommen. Den Stoker liebe ich. Du kennst doch bestimmt den Simmons, wie ich Dich kenne. Wie findest Du den?
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#2582 |
Genickbruch
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Da irrst Du Dich, von Simmons habe ich noch nichts gelesen. Ich wurde allerdings schon das eine oder andere Mal neugierig, als Leute von "Hyperion" und der Fortsetzung "Endymion" gesprochen haben. Bisher habe ich da aber nichts in Angriff genommen. So wie ich das verstanden habe, sind das jeweils zwei Bücher.
Das sieht ziemlich umfangreich aus. Wenn Du magst kannst Du ja mit den Angaben bei Festa vergleichen. ![]()
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#2583 | |
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#2584 |
Genickbruch
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Larry Feign - The Flower Boat Girl
Historischer Roman, der auf dem Leben der mächtigsten Piratin aller Zeiten beruht: Zheng Yi Sao. Die Geschichte ist grösstenteils fiktiv, beinhaltet aber historische Fakten. Gut geschrieben und sehr intetessant. Zheng hätte eigentlich einen langen Post in einem History Thread verdient. Vielleicht kommt sowas noch. |
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#2585 |
Genickbruch
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Carl Tillessen - Konsum - Warum wir kaufen was wir nicht brauchen
Eine Analyse des modernen Konsumverhaltens, der Macht von Social Media und der großen Konzerne und der Ohnmacht des Einzelnen. Macht nachdenklich, bietet kleine Denkansätze, aber trotz Erkenntnis des Problems, scheint es keine Lösungen zu geben. Da bräuchte es wohl einen Systembruch durch irgendein externes Ereignis. Aber ich werde mir doch einiges mitnehmen daraus, versuchen noch bewusster Konsumentscheidungen zu treffen und auch mehr zu verzichten.
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"You cannot shake hands with a clenched fist." (Indira Gandhi)
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#2586 |
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Blood Meridian (von Cormac McCarthy)
Eine, wie möchte man sagen, pseudoauthentische Annäherung an den Schmutz des wilden Westens. Das heißt nicht ganz, denn eigentlich spielt die Handlung um einen jungen Brutalo, der durch die in anarchische Zustände versunkenen Lande zieht, um das Jahr 1850 und damit zwanzig Jahre VOR dem "Wilden Westen", der ja erst epochemachend nach dem Bürgerkrieg beginnen würde. In viel zu bemühtem Slang der Zeit, übersät mit Grammatikunrat und lexikalischem Kreolisch, wird hier kein Spannungsbogen gezogen, sondern einfalls- und kunstlos eine tagebuchartige Geschichte vor sich hin erzählt, die gähnend langweilt. Wieder so ein Buch, bei dem irgendein Feuilletonist irgendwo "Kunst" schreibt, und zehn andere Literaten zu Recht die Stirn in Falten legen. The Devil Rides Out (von Dennis Wheatley) Der Teufel will sich auf der Erde materialisieren und eine Gruppe beherzter englischsprechender Menschen sucht das zu verhindern. Veröffentlicht 1934 und damit ein wenig angestaubt, macht die leichtfüßige Art des Autors dennoch viel Vergnügen. Erst recht, wenn man das Zeitkolorit zu genießen versteht. Unter anderem hier wurden vierzig Jahre später die ersten Rock- und Metalbands in ihrem Geißbock-Fetisch fündig. Nette Sache. Burgund - Das verschwundene Reich (Loo, Bart Van) Die intelligent, aber unorthodox gegliederte, emotional, aber sachlich geschriebene, humorvoll und unterhaltsam dargebotene Geschichte des vergessenen Reichs von Burgund. Dem Ort der prunkvollsten Feste des Spätmittelalters, aber auch (zuvor) Zentrum von Erweckungs- und Kirchenreformen ausgehend von Cluny und Cîteaux. Eingequetscht zwischen dem in jahrhundertelangem Widerstreit mit England fechtenden Frankreich und dem (deutschen) Römischen Reich, entfaltete das wenig belästigte und für damalige Verhältnisse hochmoderne Burgund seine volle Blüte, bevor Frankreich zur Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts hin die Briten besiegt hatte und sich fortan nach Osten wenden würde. Auch sollte das "Burgundische Erbe" 1477 zur dreihundert Jahre dauernden Feindschaft Frankreichs mit Habsburg führen, die den ebenso langen Dauerzwist der Franzosen mit den Briten sozusagen ablösen würde. Ich bin begeistert. Echt begeistert.
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#2587 | |
Genickbruch
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#2588 |
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The Institute (von Stephen King)
Wieder mal ein King, der von vorne bis hinten fesselt. Nach "Outsider", dessen Auflösung mich nach dem fulminanten Start mehr enttäuscht denn mitgerissen hatte, war das hier ein Leckerbissen, der auch nach dem Schlucken noch einen wohligen Geschmack auf der Zunge lässt. Die Diagnose (von Anika Geisler HG.) Da mich Infekte und Krankheiten schon immer interessiert haben und ich noch dazu ein wenig morbide veranlagt bin, werfe ich ab und an einen Laienblick in die Welt der Medizin. Und da gibt es spannende Sachen. Das hier war allerdings etwas zäh. Dafür aber wahr. Vielleicht bin ich doch zu sehr Prosa versaut, als dass mich ein roter Ausschlag am Popo oder immer wiederkehrende Schwindelanfälle irgendwelcher echten Patienten in den Sessel drücken würden. Auch wenn ein Parasit aus den Tropen oder ein verschlucktes Stück Blei dafür verantwortlich sind. Wenigstens fährt man hier nicht die Sensationsschiene, sondern bleibt stets medizinisch sachlich auf dem Teppich.
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#2589 |
Genickbruch
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Ach, Quetschi, ich habe Dich gerade an Orten verteidigt, die Du nicht kennst und an denen man Dich nicht kennt.
![]() Zur Erklärung: Ich habe eben für jemanden an anderer Stelle zu meiner Lese-Odyssee mit Kings "Der Dunkle Turm" verlinkt. Danach habe ich einige der Beiträge wieder gelesen. Bei manchen Usern frage ich mich, warum die zwischenzeitlich gesperrt wurden. Bei Dir, ob Du dann jemals was von M. R. James gelesen hast und ob ich mal wieder einen King lesen sollte, um mit Dir zu rumzudiskutieren. Wie dem auch sei. Der letzte Mensch - Mary Shelley (Rezension von der örtlichen SF-Koryphäe Horst Illmer) Die wohl bedeutendsten Schauerromane sind "Dracula" und "Frankenstein". Beide haben noch mehr geschrieben. Wenn auch jeweils weniger bekannt. Weiter oben habe ich die Kurzgeschichten von Stoker angesprochen. Darunter "Der Unsichtbare Riese". Diese Geschichte weist Züge der dystopischen Science Fiction auf. Mehr noch, sie spiegelt z. T. aktuelle Ereignisse (Covid-19) wider. Es ist interessant, dass ausgerechnet diese beiden Schriftsteller, die für die bekanntesten Gothic Novels verantwortlich zeichnen, sich beide an diesem Thema abgearbeitet haben. Der Vergleich wiederum wäre interessanter, wenn Stoker ebenfalls eine längere Erzählform gewählt hätte und diese Geschichte nicht im Korsett des klebrig-kitschigen "Under the Sunset" erschienen wäre. So geht Shelley hier schon fast zwangsläufig mit dem Preis für das bessere Werk hervor. Dennoch eine interessante Parallele wenn man die Bedeutung ihrer jeweils wichtigsten Werke für ihre Literaturgattung bedenkt. Aber der Reihe nach. Der Roman erschien ursprünglich in drei Bänden. Dass damals für andere Lesegewohnheiten geschrieben wurde, merkt man dem Buch an. Damals gab es noch kein Fernsehen. Das ist nicht zwangsläufig schlecht. In diesem Fall sorgt es aber für die eine oder andere Länge. Der erste Band beschäftigt sich hauptsächlich mit der Entwicklung der Hauptfiguren von Kindesbeinen an. Das ist mitunter sehr langwierig und wenig interessant. Beim Lesen drängt sich der Verdacht auf, dass Shelley den Tod ihres Mannes verarbeitet. Da ich mich weder in der Biographie der einen noch des anderen auskenne, hätte ich das nicht gewusst. Dem ist indes tatsächlich so. Ab dem zweiten Teil/Band steigert sich das Buch dann deutlich. Nebst inner-europäischer Konflikte, den Fehlern einiger der Hauptfiguren und ihren Versuchen, diese wieder auszubügeln, schlägt die Pest gnadenlos zu und entvölkert nach und nach scheinbar die ganze Welt. Überlebende aus Amerika bestätigen das. Andere Kontinente werden nur kurz erwähnt. Im dritten Band zieht die restliche Bevölkerung Englands auf den Kontinent, in der Hoffnung einen sicheren Flecken zu finden, an dem sie die Pest überwinden können. Dabei kommt es auch zu internen Querelen, die stark an die Quarkdenker unserer Tage erinnern. Am Ende erweist sich der Titel als selbsterfüllende Prophezeiung. Sehr konsequent. Shelleys Welt erinnert an ihr eigenes Umfeld. Ihren technologischen und gesellschaftlichen Horizont konnte sie kaum durchbrechen. Deshalb liest sich aus heutiger Sicht ziemlich altertümlich obwohl der Roman selbst von unserer Warte aus noch immer in der (nicht mehr ganz so fernen) Zukunft spielt. Gesellschaftliche Änderungen bestehen hauptsächlich in der Abdankung der Monarchie. Ansonsten werden nebenbei ominöse Maschinen zur Fertigung erwähnt. Die Menschen handeln aber noch immer wie zu Shelleys Zeiten. Es gibt Diener, die Geschlechterrollen sind recht klar aufgeteilt, man ist noch zu Pferde unterwegs. Selbst im Angesicht des Endes verehren die treuen Diener noch ihre edlen Herrschaften. Dennoch muss man "Der letzte Mensch" als einen Vertreter der Science Fiction anerkennen. Vielleicht sogar als den ersten Vertreter dystopischer Weltentwürfe. In jedem Fall ein wichtiges und empfehlenswertes Buch. Als Kritikpunkt muss ich anbringen, dass die Darstellung der Anmerkungen etwas unpraktisch ist. Die hätten nach Kapiteln aufgeteilt werden sollen. Das hätte die Sache übersichtlicher gemacht. So muss man sich immer merken (oder nachsehen) welche Seiten man zuletzt gelesen hat. Zumal es sich nicht um Fußnoten handelt. Im Anhang steht dann einfach Seiten- und Zeilenzahl. Man kann natürlich auch immer nachsehen, wenn man das Gefühl hat, dass eine Stelle einer Anmerkung bedarf. Abgerundet wird das ganze durch zwei Nachworte.
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#2590 | |
Moderator
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![]() ![]() ![]() Ich habe ja so einiges von Dir Empfohlene gelesen, den James aber (noch?) nicht. Zuletzt: Fortune Favors the Dead (Stephen Spotswood) Routinierter Krimi mit lebensechten Figuren und Charme. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger. American Psycho (Brett Easton Ellis) Für mich die Erstlektüre, und ich muss sagen, der Hype, der seit Jahrzehnten um dieses Buch gemacht wird, ist vollauf gerechtfertigt. Der Autor, der in Sachen Drogen offenbar weiß, wovon er schreibt, schießt mit einer buchstabengeladenen Maschinenkanone auf Yuppies, Oberschichtendekadenz und den gesellschaftlichen Führungsanspruch ehrloser Individuen. Ein wortgewaltiger, kompromissloser Abgesang auf die Plutokratie. Istanbul - Die Biographie einer Weltstadt (Bettany Hughes) Im Gegensatz zu den meist nicht besonders vertrauenswürdigen Autobiographien, liebe ich Stadtbiographien. Und eine meiner liebsten Metropolen ist das historische Konstantinopel. Modern und gewieft schreibt und beschreibt die Autorin leichtfüßig die Genese einer Weltstadt, die so unbegreiflich facettenreich ist, dass allein ihr Name die Bewanderten zum Träumen anregt. Auszeit. Zeitreise. Reiselust.
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#2591 | |
Höllen-Rentner
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Zitat:
Hab ich Anfang der 2000er gelesen und dann nochmal um 2010 rum. Obwohl das zweimalige Lesen eines Buches für mich ungewöhnlich ist. Okay, die Musik-Rezensionen habe ich irgendwann übersprungen und mein den modischen Ausführungen war ich ziemlich schnell abgehängt. Aber ich fand die offenkundige emotionale Schwäche des Protagonisten herrlich ehrlich. In gewisser Weise ist das Buch sowohl ein Gewalt-Porno als auch Demütigung gewalttätiger Menschen. |
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#2592 |
Genickbruch
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Beiträge: 17.890
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Das war im Zusammenhang mit Deiner Lektüre der Geistergeschichten von Algernon Blackwood. Die sind ja immer etwas theosophisch motiviert. Meines Erachtens der Grund, weshalb Du mit denen nicht so unheimlich warm geworden bist, zumindest teilweise. James wäre dann englische Geistergeschichte ohne den magischen Mumpitz.
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#2593 | |
BelaFarinRod
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Zitat:
Das hört sich doch gut an. Worum geht es so grob gesagt in dem Buch? Kannst du mir bitte eine PN schicken? Nicht das sich hier einer beschwert wegen Spoiler.
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1. Champion of Boardhell. |
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#2594 |
Moderator
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Trifft es voll. Noch dazu ist es für mich eine Diatribe gegen übertriebenes Modebewusstsein und die oberflächlichen Menschen, die darin aufgehen.
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#2595 |
Genickbruch
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Qian Julie Wang - Beautiful Country
Qian Wang wurde 1987 als Tochter akademischer Eltern in Shijiazhuang, China geboren. Ihre Mutter war eine Professorin der Mathematik, ihr Vater ein Englisch Professor. Ihr Vater kritisierte ausserdem die Regierung, wofür die Familie auch verfolgt wurde. 1992 floh der Vater in die USA. 1994 folgten ihm seine Frau und Tochter. Als ihre Visas abgelaufen waren kehrten sie aber nicht nach China zurück und lebten fortan als illegale Immigranten in Brooklyn. In dieser Bio schildert Qian wie es war in Armut, Isolation und der Gefahr, als Illegale enttarnt zu werden, aufzuwaxmchsen. Ein oft schwerer und hochemotionaler Stoff zu einem Thema das mehr Beachtung verdient. Must read. |
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#2596 |
Knöchelbruch
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Beiträge: 957
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1. Das Parfum
von Patrick Süßkind Grenouille, ein junger Mann vor 200 Jahren, mit einer sehr empfindlichen Nase, macht eine Lehre bei einem Parfumeur, in Grasse (Südfrankreich). Schon ein interessantes Buch. 2. Rotkäppchen auf Amtsdeutsch Der Text ist Online über Google abrufbar (Kein Buch, sondern ein Text, der auf eine DIN A 4-Seite passt. Veröffentlicht bereits vor Jahrzehnten.) Sehr spezieller Humor, nicht Jedermann's Sache. |
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#2597 | |
Höllen-Rentner
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![]() Trotzdem ein gutes Buch. Wobei der Film in diesem Fall wirklich sehr nah dran ist, sowohl inhaltlich als auch atmosphärsch. |
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#2598 |
Knöchelbruch
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@Nani, wir haben "das Parfum" damals vor über 20 Jahren in der Berufsschule durchgeackert, inklusive Referat über das Buch. Ist schon teilweise psychisch krank gewesen, aber im historischen Kontext interessant, zur Zeit der Französischen Revolution und zu Zeiten Napoleon's etwa.
Das Buch war schon sehr langatmig und langgezogen verfasst, endlose Arien über die Geruch-Noten diverser Parfum-Gerüche, oder die ätzend langen Kapitel, in denen Grenouille sich in der Höhle verbarrikadiert hatte. Da gebe ich Dir absolut Recht. Ein bißchen kürzer hätte es auch getan. Was den Kino-Film angeht, den habe ich bis heute nicht gesehen, auch nicht im Free-TV, noch nicht dazu gekommen. Der Autor Patrick Süßkind hatte den Film ja auf das Schärfste kritisiert. Der Film würde sein Buch verfälschen, und nicht annähernd seinem Buch gerecht. Ähnlich wie bei Harry Potter, wo eingefleischte Leser*Innen der Bücher auch die Filme als Verfälschungen verfluchen. Wobei ich den Harry Potter-Film mit dem Basilisken und den Riesen-Spinnen ganz unterhaltsam und als recht gut umgesetzt empfand. Obwohl ich nie Harry Potter gelesen hatte. Nur mal so als Parallel-Beispiel aus einem komplett anderen Genre. Bin jetzt aber auch kein Harry Potter-Fan. Zurück zum Parfum, ich hatte halt aufgrund der Berufsschule einen durchaus persönlichen Bezug zum Buch. Geändert von Hannoveraner (31.10.2022 um 16:26 Uhr). |
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#2599 |
Höllen-Rentner
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Psychisch krank fand ich das Buch nicht. Aber vielleicht sagt das mehr über mich aus, als über das Buch.
![]() Die Kapitel in der Höhle empfand ich sogar als recht originell. Mich haben lediglich eben die Duftarien angestrengt. Ganz gerecht werden Filme Büchern eh nie. Das kann auch nicht die Erwartung sein. Im Vergleich zu vielen anderen Beispielen war es beim "Parfum" aber doch ganz gut. Es wurde nicht nennenwert was dazu erfunden, allenfalls ein bisschen ausgemalt. Die Schlüsselszenen sind drin. Bis auf einige Modifikationen, zum Beispiel bei den Schicksalen der Nebencharaktere. Allerdings ist cineastisch halt wirksamer einen Mord zu zeigen als zum Beispiel, dass jemand krank wird und dann selbst lange leidet. Kenne jetzt Süßkinds Argumente nicht, aber ich finde schon, dass die Balance gefunden wurde. Im Gegensatz zum Beispiel zum "Anhalter Durch Die Galaxis", der auf Inhalt, Stil und Humor der Buchvorlage einen großen Haufen Vogonenkacke abgeseilt hat. Was hast Du denn in der Berufsschule gelernt? |
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#2600 |
Knöchelbruch
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Beiträge: 957
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Damals war ich ein paar Jahre in Köln, und hatte Kaufmännischer Assistent mit Fremdsprachen gelernt (Englisch/Französisch) mit EDV, BWL, VWL, Rechnungswesen etc. Hatte die Ausbildung nach Sitzen-Bleiben allerdings abgebrochen. War einfach vom fachlichen her nicht mein Fall, und die Leute in der Schule auch nicht meine Welt, die waren halt sehr oberflächlich, auf Mode fixiert usw.
Ein Buch hat halt 200 bis 1000 Seiten und man sitzt locker einen Monat dran. Der Film hat nur 2 Stunden, da fällt vieles weg. Und vieles stimmt mit der eigenen Vorstellung nicht überein. Gilt sowohl für die Autoren als auch für die Leser*Innen, die später Zuschauer*Innen sind. Patrick Süßkind hat diesen Film komplett boykottiert. Psychisch krank war die absolute Fixierung auf Gerüche, und die Mord-Phantasien bzw. das Verlangen Grenouille's in einer Welt zu leben, die nur ausschließlich von Gerüchen umgeben ist, ohne andere Menschen, auch meine Lehrer*Innen meinten damals, daß es schon abnormal wäre. |
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