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"Nachtbesucher" - erschienen im Audioparadies-Verlag, gelesen von Hajo Mans: Hörprobe |
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#902 | |
Schädelbasisbruch
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#903 | |
Moderator
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Laut einem Bericht der Tagesschau von Ende 2021 leben in Deutschland 13,4 Millionen Menschen, also rund 16% der Bevölerung in Armut. Als arm gilt jede Person, die über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügt. Dabei handelt es sich um das gesamte Nettoeinkommen des Haushaltes inklusive Wohngeld, Kindergeld, Kinderzuschlag, anderer Transferleistungen oder sonstiger Zuwendungen. Man gilt als arm, wenn man als Single-Haushalt 1.126 Euro netto zur Verfügung hat. (ab 1.127 Euro gehört man übrigens schon zur Mittelschicht) So, und wenn wir nun noch die Leute dazu rechnen, die statistisch gesehen nicht arm sind, aber realistisch gesehen natürlich schon, weil sie vielleicht bis maximal 68% (Beispiel) des mittleren Einkommens in Deutschland verfügen, sind Zahlen von an die 20 Millionen durchaus nicht unrealistisch. Vor allem, wird sich das Problem ja nochmal zusätzlich verschärfen, weil man ja damit rechnen muss, dass diese Menschen dann auch keine große Rente haben werden und diese dann mit Grundsicherung aufgestockt werden muss, bzw. ca. auf Grundsicherungs-Niveau bleiben wird. Vor ein paar Jahren hat Volker Pispers mit den Zahlen vorgerechnet, dass sich ca. 40% der Leute auf Altersarmut einstellen müssen.
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"Wenn du so dumm bist, und AfD wählst... todeslost sein Urgroßvater!" ~Rezo 2021
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#904 | |
Höllen-Rentner
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Was nicht bedeutet, dass ich die Aussagen hier nicht unterstütze. Wir erleben hier - trotz unseres Wohlstands - ein vieldimensionales Marktversagen historischen Ausmaßes. Nicht nur ökologisch, sondern eben auch sozial und wirtschaftlich. Ich weiß nicht, was besorgniserregender ist. Dass wir das gleiche Marktversagen global in den meisten Wohlstandsländern sehen, oder dass die Mehrheit in Deutschland sich trotzdem fast religiös an die Glaubenssätze festklammert, die das Marktversagen verursacht. In diesem Fall die Angst vor wirtschaftlichen Engpässen, Konsumsucht, unzeitgemäßen Traditionalismus und die Bereitschaft offensichtlich Böses zu tolerieren, solange man nicht unmittelbar UND kurzfristig persönlich betroffen ist. Und genau aus diesem Grund sehe ich das wie Quetschie. Unsere sozialen Probleme und die Gefahr dieser Faschisten im Kreml sind nicht gegensätzlich, sondern Geschwüre derselben Krankheit. Wenn unsere Freiheit überleben soll, müssen Putin und Leute wie er mit allen Mitteln aufgehalten werden. Nicht nur mit linkem Intellektualismus, sondern auch mit Justiz und militärischem Widerstand. |
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#905 | |
Schädelbasisbruch
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Der Systeminfarkt, dem wir uns nähern, hat nunmal genau darin seinen Ursprung, dass einzelne, jedoch sehr wichtige Facetten der Gesellschaft vernachlässigt worden sind. Ich halte auch nichts von globalen Vergleichen unserer Armen mit denen aus anderen Ländern dieser Welt, da diese Vergleiche immer subjektiv bewertet werden, jedoch außer Acht gelassen wird, dass man es mit unterschiedlichen Wertesystemen, Moralvorstellungen und anderen gesellschaftlichen Gegebenheiten zu tun hat. So kann es sehr wohl möglich sein, dass ein chinesischer Bauer mit einem geringeren Einkommen als ein hiesiger Hartz-4-Empfänger, dennoch glücklicher ist, weil er in einer tollen Dorfgemeinschaft lebt und eine liebevolle Familie hat. Die Gefahr ist dabei, dass sich der Geringverdiener hierzulande dann einfach nicht mehr ernstgenommen fühlt und immer frustrierter wird, was dann nicht selten zu einer Zuwendung zu Parteien am Rande des rechten oder linken Spektrums führt. Geändert von Riddler (17.07.2022 um 17:54 Uhr). |
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#906 |
Höllen-Rentner
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Beiträge: 15.648
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Bin da ganz Deiner Meinung.
Wenn die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht, bricht die Gesellschaft irgendwann auch auseinander. Wie gesagt, eine der vielen Aspekte von Marktversagen, das durch jahrzehntelanges Vertrauen auf die "Unsichtbare Hand" des Kapitalismus zurückgeht. Grundsätzlich ist Kapitalismus sinnvoll. Ist ja im Prinzip menschliche Default-Einstellung. Kapitalismus gab es schon immer, wurde aber von anderen toxischen Ideologien - zum Beispiel Monarchien und Theologien - überlagert. Aber für eine gute Gesellschaft bzw. eine gute VOLKSwirtschaft braucht es viele Regeln, um eben Öffentliche Güter bereitzustellen und Fehlentwicklungen aus den grundsätzlich guten Freiheiten zu verhindern. Aber das wurde mit quasi-religiösem Eifer vernachlässigt, denn der Materialismus hat inzwischen den Status eines Gottes. Wir unternehmen nichts dafür die Schere wieder zusammenzuführen. Wir sorgen nicht für intellektuell mündige Demokraten, sondern schwelgen in dummer Unterhaltungsmedienkultur. Wir kümmern uns nicht um die finanzielle Wertschätzung für die wichtigsten Berufe unserer Gesellschaft: Bildung, Gesundheit, Schutz. Wir investieren nicht langfristig in Kollektivinteressen wie ökologische Nachhaltigkeit, sondern in kurzfristige Individualinteressen. Wir versuchen nicht unsere Menschen gesund zu machen, sondern beuten sie lieber aus und füttern sie mit billigem Essen und symptomverschleppenden Medikamenten gegen die Zivilisationskrankheiten. Wie gesagt. Komplexes Marktversagen auf unzähligen Ebenen. Lösungen gibt es durchaus. Aber solange die Leute sich nur auf ihre Angst vor materiellen Einschränkungen konzentrieren, wird diese Feigheit keine Verbesserung zulassen Du meinst, er fühlt sich glücklicher. Stimmt. In armen Ländern sind die Leute ironischerweise auch glücklicher als in vielen reichen. Ein schönes Beispiel dafür, wie wenig erfolgreich Materialismus als alleiniges glücksstiftende System ist. |
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#907 |
Schädelbasisbruch
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Beiträge: 3.729
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Es fragt sich halt auch kaum jemand mehr: Brauch ich das (wirklich)? Es wird fast nur noch auf andere geschaut und auf das was die haben und man das auch will. So würden wir allerdings auch seit dem Wirtschaftswunder erzogen von Politik und Medien. In den letzten Jahren ist es durch die omipräsente Präsenz der Medien noch verstärkt.
Die meisten mit meinem Baujahr bzw wir Kinder der 70er und 80er Jahre werden oft genug gehört haben von den älteren (Arbeitskollegen) das früher die Arbeit schwerer und härter war, der ganze Arbeitsablauf und der kollegiale Zusammenhalt um vieles besser. Außerdem war der Druck von Oben nach Unten lange nicht so hoch wie heute und es wurde für die Arbeiter mehr getan vom Chef. Ich meine jetzt nicht nur einen 13., 14., manchmal auch 15. Monatslohn sondern auch Weihnachtsfeier, freitags nach der Arbeit mal grillen, wenn's heiß ist der Belegschaft ein Eis bezahlen. Größere Firmen hatten ein Schwimmbad, Sauna, oder was weiß ich. Ganz große Firmen hatten Badeanstalten weil noch nicht jeder Haushalt eine Dusche oder Badewanne hatte. Dann wurde auch viel mehr für die Allgemeinheit getan mit zb Firmenparks die von jedem genutzt werden könnten, eben Schwimm oder Hallenbäder die von den Firmen finanziert wurden die jeder für kleines Geld nutzen konnte, Vereine, Dorffeste, usw wurden mit Werbegeschenke oder sonstigen Sachen gesponsert um zb ihre Losbuden zu bestücken. Usw... Explizit von unserer Firma, früher durfte ich den LKW Fahrern um Weihnachten herum immer einen Kasten Saft ihrer Wahl mitgeben und das ganze Jahr über wenn sie kamen um abzuladen 2 Flaschen Saft, Sprudel, Schorle,... Dafür bekamen wir von deren Chef um Weihnachten herum mehr Wein als wir trinken konnten (den ich immer verschenkt habe weil Wein ist bäh), oder andere kleine Geschenke wie Taschenmesser, Schlüsselanhänger, Taschenlampe,.... Heute ist das alles vorbei. Uns wurde verboten etwas raus zu geben, aber die Fremdfirmen sagen auch der Chef macht nichts mehr in der Richtung also haben sie auch nix. Das fing so vor 20 Jahren an.
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Made in K-town W. Germany Deutscher von Geburt Pfälzer aus Überzeugung Lautrer von Gottes gnaden Geändert von k-town1900 (18.07.2022 um 04:56 Uhr). |
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#908 |
Moderator
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Beiträge: 16.005
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Ergänzend dazu heute Morgen im Deutschlandfunk der Hauptgeschäftsführer des Städtetages auf die Empfehlung der Verbraucherzentrale, schon jetzt Rücklagen zu bilden: Laut den Statistiken der Sparkassen in Deutschland haben 40% der Leute ein so geringes Einkommen, dass sie kein sogenanntes Sparpotenzial haben, das heißt die Bildung von Rücklagen ist oftmals kaum bis gar nicht möglich. Eine Verdreifachung der Energiepreise würde für viele Haushalte das wirtschaftliche Aus bedeuten. Ich persönlich gehe davon aus, dass wir vor einer Schuldenkrisen beispiellosen Außmaßes stehen. Nur eben diesmal keine Bankenschuldenkrise, sondern eine Verbraucherschuldenkrise; zusammen mit den Nachwirkungen von Corona wird es einen enormen Anstieg von Privat- und Firmeninsolvenzen geben. Ich würde mich mit meiner Prognose gerne irren, aber ich glaube, es wird schlimm. Und zwar sehr schlimm.
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"Wenn du so dumm bist, und AfD wählst... todeslost sein Urgroßvater!" ~Rezo 2021
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#909 | |
Höllen-Rentner
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Beiträge: 4.106
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Zitat:
Wenn bei dir der zweite Jahresurlaub flachfällt, lebst du ganz ehrlich ziemlich an den Realitäten eines nicht gerade kleinen Teils der Bevölkerung in Deutschland vorbei. Dieser Teil hat nicht einen einzigen Jahresurlaub. Oder bist du wirklich so klischeebehaftet, dass du denkst, dieser Teil nörgelt, weil er jetzt nur noch einmal statt zweimal im Jahr nach Malle fahren kann? Zweifellos sind die Deutschen nicht mehr leidensfähig, aber da kommt es auch und gerade auf die Perspektive an. Das gilt genauso für den verbeamteten Lehrer, der den Verzicht auf den zweiten Jahresurlaub als Entbehrung bezeichnet, ebenso wie für die alleinerziehende Mutter, die sich mit ihrem Mindestlohn-Job gerade so über Wasser hält und sich schon bislang Gedanken machen musste, wie sie das Geld für die Klassenfahrt aufbringt. Sei doch mal ganz ehrlich: Wieviel hast du am Ende deines Verzichtes auf den zweiten Jahresurlaub und nach der postulierten Leidensfähigkeit am Ende des Monats noch übrig? Versetzt dich das in die Lage, mehr Opferbereitschaft von anderen Menschen in diesem Land einzufordern? Mehr "Leidensfähigkeit"? Entbehrung heißt für große Teile der Gesellschaft eben nicht, die Sparquote von 15% auf 7,5% zu senken, sondern die private Rentenversicherung beitragsfrei zu stellen, wenn man denn überhaupt eine hatte. Es bedeutet, mit dem Geld was gerade so für einen Monat gereicht hat, nun mit 10-20% höheren Preisen im Supermarkt und noch deutlich höheren Aufschlägen an der Tankstelle, beim Strom, bei den Heizkosten klarzukommen. Der Gelbwesten-Vergleich passt im Übrigen auch nicht. In Deutschland haben wir diese Kultur ohnehin nicht - in Frankreich gibt es die, ist mir persönlich aber nicht so präsent gewesen in den letzten Monaten. Vermutlich sind die Benzinpreise dort aber auch nicht gerade niedriger. Spricht also eher für die Leidensfähigkeit aus Solidarität mit der Ukraine. |
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#910 | |
Genickbruch
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Registriert seit: 15.02.2011
Beiträge: 31.572
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Das russische Fernsehen ist unglaublich. Es gibt Vorteile an Krieg und Tod.
https://twitter.com/stefsiohan/statu...94586592772099 Zitat:
![]() In Erinnerung an den gefallenen Sohn. ![]() Geändert von CM Punkomaniac (18.07.2022 um 23:12 Uhr). |
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#911 | |||||
Genickbruch
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Beiträge: 31.572
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Die Sanktionen wirken.
https://twitter.com/ukraine_world/st...61868535472136 Zitat:
Zitat:
Zitat:
![]() Edit: Aber unfassbar, was für Dinge im russischen Staatsfernsehen gesendet werden. https://twitter.com/JuliaDavisNews/s...92871678664710 Zitat:
Zitat:
![]() Edit: Mir wurde gerade von jemandem dieses Video empfohlen: Die 3 größten Mythen des Kriegs um die Ukraine - VisualPolitik DE Geändert von CM Punkomaniac (19.07.2022 um 21:33 Uhr). |
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#912 | |
Cut
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Beiträge: 57
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Zitat:
1000 Euro pro Person für 2 Wochen Urlaub in Europa mit Flug und Hotel 2000 Euro pro Person für 2 Wochen Urlaub auf Fernreise mit Flug und Hotel aber es geht auch 1000 Euro für eine Familie 2 Erwachsende 2 Kinder mit eigener Anreise im Ferienhaus/Wohnung für 2 Wochen. Gefühlt würde ich sagen das die meisten Deutschen 1 Monatseinkommen für den Urlaub einplanen. Wobei wer mehr hat eher höherwertigen Urlaub nimmt als 2 mal Urlaub und wer nichts sparen kann schon vorher keinen Urlaub hatte. |
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#913 | |
Höllen-Rentner
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Beiträge: 4.106
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Zitat:
Ich persönlich fliege Samstag mit meiner besseren Hälfte nach Rhodos, 2 Personen, 2.600 Euro, völlig ohne Wertung. Wir denken für uns einfach, dass wir uns das jetzt mal verdient haben, aber klar, Menschen die es sich nicht leisten können, hätten es womöglich genauso verdient. Nur: Ich betone hier nicht meinen Verzicht. Ich mache eigentlich sogar viele asoziale Dinge, ich fahre Diesel, ich verbrauche aber weniger Strom und kassiere 100 € von meinem Stromanbieter dafür. Nur...BITTE....hört auf den einfachen Leuten was von Verzicht zu erklären, weil ihr einmal die Woche auf Fleisch vom Biobauern verzichtet oder nach dem Sommerurlaub nicht im Herbst nochmal fliegt. Jeder Urlaubsflug ist effektiv scheiße, jede Geschäftsreise ist überflüssig, nicht die zweite, sondern die erste!. Gefühlt würde ich übrigens sagen, dass viele Deutsche 1 Monatseinkommen für ein 2 Tonnen-Konstrukt ausgeben, was 80kg bewegt. An dem Tag, wo ich diese Leute und auch Firmenwagenfahrer nicht mehr im Rückspiegel sehe, weil ich mit 120 einen LKW überhole, werde ich vielleicht mal übers Fliegen nachdenken. Seit 2000 habe ich übrigens 2, bald 4 Flüge, wieviel haben die Boomer so im Schnitt? |
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#914 | |
Moderator
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Beiträge: 10.392
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Wie oft du fliegst, weiß ich jetzt. Ich bin das Multifache von dir geflogen und ich empfand und empfinde das als völlig okay. Ich habe jahrelang studiert, mich eineinhalb Jahre auf mein erstes Staatsexamen vorbereitet und war dann in meiner Fächerkombi zum damaligen Wintersemester unter den besten Fünf Bayerns. Leider bin ich nicht hochbegabt, sondern musste dafür arbeiten wie ein Muli. Ich habe kein Jahr meines Lebens je vertrödelt oder verschwendet, sondern mein Ding alleine (!) durchgezogen, ohne mich je zu beschweren. Du kannst das von dir auch behaupten? Dann weiß ich nicht, warum du nicht die potentiell ähnlichen finanziellen Mittel hast. Denn dümmer als ich bist du mit Sicherheit nicht. Dafür kenne ich dich zu gut. Du bist ein schlauer Mensch. Natürlich geht mich das nichts an, und ich will dir auch gar nicht groß Privates entlocken. Was ich sagen will, wir haben unsere Chancen in diesem Land. Wir alle. Bis auf wenige Ausnahmen. Und wenn ich sehe, dass die Kinder des Prekariats, für das sich meine Frau beruflich aufarbeitet, nicht bereit sind, arbeiten zu gehen, weil ihnen ein Mindestlohn viel zu wenig Geld ist und Arbeit obendrein so furchtbar anstrengend ist (und man da pünktlich sein und, noch schlimmer, dafür früh aufstehen muss), dann meine ich, ja, vielen geht es in Deutschland offenbar viel zu gut. Denn dafür habe ich kein Verständnis.
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"Nachtbesucher" - erschienen im Audioparadies-Verlag, gelesen von Hajo Mans: Hörprobe Geändert von Der Zerquetscher (21.07.2022 um 20:12 Uhr). |
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#915 |
Schädelbasisbruch
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Registriert seit: 24.08.2016
Beiträge: 3.729
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Ich habe kein Verständnis für die Aussage du hattest auch studieren können wahlweise auch Beamter werden können dann würde es dir besser gehen. Der Spruch ist einfach nur selten dämlich. Wenn jeder Mensch in Deutschland studieren wurde und dann auch noch auf einen Job der seiner Ausbildung entspricht pochen würde dann wäre Deutschland ganz schnell am Abgrund.
Ich kenne einige Hartzer die nicht arbeiten wollen da stimme ich zu. 30% sind allerdings Leute die bezuschusst werden also eine reguläre Arbeit haben. Dann ziehe die Kranken noch ab dann bleiben nicht mehr so viel Hartzer übrig die du überhaupt in Arbeit vermitteln musst/kannst. Real haben wir etwas um die 3,5 Mio Arbeitslose und um die 1,5 Mio offene Stellen also zieht das Argument, wer Arbeit will findet auch Arbeit auch nicht.
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Made in K-town W. Germany Deutscher von Geburt Pfälzer aus Überzeugung Lautrer von Gottes gnaden |
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#916 | |
Schädelbasisbruch
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Registriert seit: 27.06.2005
Beiträge: 4.975
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Zitat:
Hier wird stets nach dem Feuerwehrprinzip verfahren und dann bei Bedarf Gelder verteilt, damit dann ein Rudel Sozialarbeiter den Scherbenhaufen beseitigt, bis die Missstände nicht mehr auffallen. Dann passiert nämlich genau das Falsche: die Gelder werden gekürzt oder gar komplett gestrichen. Mittel für Präventionsarbeit? Pustekuchen. Kontinuität für nachfolgende "Generationen" oder gar Planungssicherheit für die Mitarbeiter interessiert nicht, weil am anderen Ende wieder nur Erbsenzähler sitzen, oder - noch schlimmer - Amtsinhaber, die sich im Erfolg derjenigen sonnen, die die erfolgreiche Arbeit geleistet haben. Und das dann nur, um das nächsthöhere politische Amt zu bekommen. Und da kann ich nur milde drüber lächeln, wenn ich sowas höre/lese, dass es uns hier noch zu gut geht. Bei 20 Millionen Menschen, die gerade so über dem Existenzminimum leben, sollte sich jeder mal ernsthaft Gedanken über das persönliche Wertesystem machen. Ja. Jeder hat theoretisch die Möglichkeit, alles zu erreichen. Aber dennoch klappt es leider aus verschiedenen Gründen nicht. Und dann muss es eben ein minderwertigerer Job sein, damit man die Rechnungen bezahlen kann. Kommen wir zum Begriff "Verzicht". Auf die zweite, dritte, x-te Flugreise im Jahr verzichten zu müssen, ist verschmerzbar. Im Winter ggf. frieren zu müssen, ist ein Einschnitt in die Gesundheitserhaltung (die nächste Coronawelle im Herbst wird ja bereits angekündigt) und schlichtweg menschenunwürdig ! Sozialer Frieden ist nicht einfach nur ein Begriff, den sich Alt-Hippies ausgedacht haben. Er ist real und die Grundlage jeder Gesellschaft. Du kannst keine Solidarität von einem Volk erwarten/verlangen, welches in den letzten Jahrzehnten mit Werten wie Konsum, Erfolgsdruck und Ellbogenmentalität aufgewachsen ist und darin stets bestätigt wurde. Deshalb wollen die Kids nicht für Mindestlohn arbeiten. Weil wir alle nur noch vorgelebt bekommen, auf diejenigen mit Arroganz herabzuschauen, die unsere Straßen reinigen, Brötchen backen oder unsere Alten pflegen. Das hat nichts mit Leidensfähigkeit zu tun. |
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#917 | |||
Moderator
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Zitat:
Wenn du beruflich mit Menschen aus den untersten sozialen Schichten zu tun hattest, dann weißt du auch, dass es nicht nur das Geld ist, das dort das Problem ist, sondern auch die Einstellung zum Geld. Geld für Zigaretten ist da, auch wenn sie inzwischen kaum noch zu bezahlen sind. Geld für eine Winterjacke für die Kleinen nicht. Es werden oft falsche finanzielle Prioritäten gesetzt und nicht immer ist der Wille da, an sich oder seinen Konsumschwerpunkten etwas zu verändern. Wenn mit Müh und Not durch die betreuenden Schulsozialarbeiter ein mehr Geld fließt für Familie X, das dazu gedacht ist, eine Rechnung bezahlen zu helfen, dann geht Papa Y mit dem Fünfziger am Samstag zur Fußballwette und verzockt ihn. Und genau so ist es, und zwar tausendfach. Alltag. Ob man das wahrhaben will oder nicht, ist völlig egal. So sieht es oft aus. Wir sprechen hier freilich von den Familien ganz unten. Auch das Kindergeld ist meines Erachtens hier ein Problem. Ich selbst kenne selbst an meiner Schulform im Elternkontakt Leute, die allein von staatlichen Zuwendungen leben, aber neun Kinder haben. In einer Fünfzimmerwohnung. Warum in einer solchen Situation nicht zwei oder drei, sondern neun Kinder bekommen? Weil man nicht nachdenkt. Weil man mutwillig falsche Entscheidungen trifft. Und weil es mit steigender Kinderzahl mehr Kindergeld gibt, das aber nicht selten nicht beim neunten Kind ankommt, sondern oft anderweitig ausgegeben wird. Und natürlich bekämen die Kinder aus solchen Elternhäusern nur einfache Jobs. Keine hochbezahlten. Eben entsprechend ihrer schulischen Ausbildung und ihres persönlichen Ehrgeizes bzw. des Ehrgeizes ihrer Eltern. Die Helden im Alltag sind dort eben Influencer und Ghettorapper, die völlig fehlgeleitete Lebenskonzepte vermitteln, und nicht der arbeitsame Durchschnittstyp, der morgens um halb sieben zum Job muss. Wie gesagt, wir sprechen hier vom untersten Zehntel oder Fünfzehntel. Mit Sicherheit macht auch der Staat einiges falsch. Das stimmt auf jeden Fall. Einer arbeitswilligen Mutter sofort alles an Hilfestellung zu streichen, weil sie nicht mehr Hartz 4 bezieht, sondern arbeiten geht, um sie dann finanziell schlechter dastehen zu lassen als vorher, ist Irrsinn. Ganz klar. Aber so einfach ist es nicht und damit hat es sich nicht. Das Problem ist komplexer als es politisch eingeschossene Zeitgenossen verschiedener politischer Couleur wahrhaben wollen. Edit: Zitat:
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#918 | |
Höllen-Rentner
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Zitat:
Es gehört tatsächlich nicht so sehr hierhin, aber ich stimme dir zu, dass ich mein Potential aus verschiedensten Gründen nicht so ausgeschöpft habe, wie es möglich wäre. Ob es vertrödelt/verschwendet ist, wenn man sich jahrelang um seine Eltern kümmert, will ich mal dahingestellt sein lassen, aber klar, ich hätte rückblickend auch einige Dinge anders machen sollen. Letztlich ist es aber eher so, dass ich bei der Diskussion nicht so sehr Verständnis oder Berücksichtigung für mich selbst einfordere, sondern für die Menschen, die in vielen Punkten einfach durchs Raster fallen. K-Town hat es ja schon schön gesagt, wir haben in diesem Land viele Menschen, die in Vollzeit arbeiten, aber dennoch Aufstocker sind. Wir haben Menschen, die zum Mindestlohn arbeiten, knapp über der Möglichkeit zum Aufstocken stehen, und das sind halt gerade die Menschen, die nicht mehr wirklich Potential zum Verzicht haben. Das sind Menschen, die vielleicht gar nicht mal 30km zur Arbeit fahren, sondern nur 10km, die treffen die Spritpreise aber mit voller Wucht, ohne Möglichkeit, die in der Steuererklärung geltend zu machen, selbst wenn man die Pendlerpauschale ins Unendliche erhöht. Das sind die Menschen, bei denen man über ein Moratorium nachdenkt, damit sie nicht aus ihren Strom- oder Gasverträgen fliegen, weil sie die Rechnung nicht bezahlen können - die aber 6 Monate später nicht zwingend mehr Geld haben. Es wirkt - ganz unabhängig von deiner eigenen Biographie und unabhängig davon, dass ich dir den Wohlstand gönne, den du dir erarbeitet hast - halt seltsam, wenn da von Verzicht gesprochen wird. Für dich - sicherlich irgendwo auch für mich - ist Verzicht machbar, bei anderen sind wir aber bei elementaren Grundbedürfnissen, die nicht mehr erfüllt werden, wenn diese Menschen verzichten. Dass sich Familien über Generationen in der Sozialhilfe/Hartz IV einrichten, dass andere kriminell sind und sich nebenbei vom Amt finanzieren lassen, ja, ist halt so. Als Lehrer weißt du aber denke ich auch, dass insbesondere die jungen Leute nicht arbeitsscheu, parasitär usw. geboren werden, sondern durch ihr Umfeld geformt werden. Verständnis habe ich dafür auch nicht unbedingt, und du hast recht, schon jetzt ist der Aufwand für die Menschen ganz unten immens - aber ich leite daraus auch erst einmal nicht zwingend höhere Geldforderungen ab, sondern zielgerichtetere Unterstützung bzw. Nutzung der vorhandenen Mittel. Zumal das, und da sind wir wieder beim Verzicht, was die starken Schultern hier stemmen auch immer irgendwo relativ ist. Man setzt das in Relation zu anderen Ländern (was imho nur bedingt zulässig ist), in Relation zum Usus, und so ist das dann auch beim Verzicht. Wenn jeder auf eine Flugreise im Jahr verzichten soll, sind halt manche bei -1. Wenn jeder auf 1 Grad Zimmertemperatur verzichtet, sind manche bei 22° für 5 Zimmer und andere bei 15° in einem Zimmer. Bei den Flugreisen können wir ja noch auf den Nenner kommen, dass einmal Malle pro Jahr kein Grundrecht ist, beim Heizen kann der Gutverdiener auch mit einem oder zwei Zimmern bei 16° hinkommen, wenn dafür alle anderen auch ein Zimmer mit 16° haben. Ist jetzt milchmädchenhaft, aber ich denke du verstehst, worauf ich hinaus will. Ich habe es bezogen auf den Stromverbrauch ja schon einmal irgendwo geschrieben: Gebt den Leuten z.B. 750 kwh umsonst oder für einen sehr günstigen Preis - alles was drüber ist, kostet dann halt so viel, dass es sich für die Versorger rechnet. Dann sind alle versorgt, aber die Leistungsträger können sich mehr leisten, wenn sie es denn möchten. Geändert von rantanplan (21.07.2022 um 22:24 Uhr). |
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#919 |
Moderator
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Das Problem in unserem System in diesem Bereich ist halt, dass viel zu viele Jobs viel zu schlecht bezahlt werden, um anständig davon leben zu können. Allein die Tatsache, dass es immer noch Aufstocker gibt, die Vollzeit arbeiten und so wenig verdienen, dass ihr Lohn auf Sozialhilfeniveau aufgestockt werden muss, ist gelinge gesagt, ein Skandal.
Und dann eben das Problem der Jobs. Allein im Handwerk wird oft sehr schlecht bezahlt, nicht nur bei den Friseuren. Pflegeberufe, Reinigungskräfte, Arbeiter, Erzieher etc. Insbesondere die Berufe, die wirklich einen Dienst an der Allgemeinheit tun, werden viel zu schlecht bezahlt, während Berufe, die nur ganz wenigen nützen und deren Nutzwert man sogar generell in Frage stellen kann, mit hohem Verdienst vergütet werden. Und das ganze Gerede der Politik, dass die Rente oder die Sozialsysteme nicht (mehr) finanzierbar wären, das ist schlechtweg Blödsinn. Man will nur nichts ändern, denn möglich wäre das auf jeden Fall, aber es ist politisch nicht gewollt, weil man hier insbesondere den reichen 10%, die im Übrigen rund 2/3 des gesamten Barvermögens besitzen, nicht ans Bein pissen will.
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"Wenn du so dumm bist, und AfD wählst... todeslost sein Urgroßvater!" ~Rezo 2021
Geändert von Goldberg070 (21.07.2022 um 23:00 Uhr). |
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#920 | |
Schädelbasisbruch
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Zitat:
Mir ging es jetzt vor allem um diejenigen, einkommensschwachen Menschen, die halt gerade so viel verdienen, um über die Runden zu kommen. Und das sind nunmal nicht ausschließlich Hartz-4-Empfänger, sondern diejenigen, die sich 40-50 Stunden pro Woche abrackern, um ihre Familien durchzubringen. Wo das Geld dann eben nicht mehr reicht, um dem Kind die Klassenfahrt bezahlen zu können. Jede Vollzeitstelle sollte es doch jedem Menschen grundsätzlich ermöglichen, die eigene Familie zu ernähren, unabhängig davon, wie "wertvoll" die geleistete Arbeit ist. Würden Institutionen wie die Arbeitsagentur oder die Jobcenter tatsächlich mal mehr machen, als Arbeitslosigkeit zu verwalten und stattdessen den vielen (!), fortbildungsbereiten Leuten so unter die Arme greifen, dass diese es sich auch zeitlich leisten können, sich weiterzuentwickeln, hätte man da deutlich mehr von. Sowohl Papa Staat, als auch die Gesellschaft insgesamt. Stattdessen arbeiten dort zum Teil Leute, die nur darauf zu geiern scheinen, den Leuten Steine in den Weg zu legen. Da werden Arbeitsstellen zugewiesen, ohne dass überhaupt geschaut wird, ob das über passt. Es werden nur Vorschriften und Vorgaben abgearbeitet und das war's. Von Fingerspitzengefühl ganz zu schweigen. Nur mal ein Beispiel: Eine junge Mutter steckte gerade in einer Umschulung. Die Tochter hatte eines Wochenendes einen medizinischen Notfall und verstarb unglücklicherweise. Dennoch fragte die junge Mutter brav bei ihrer Sachbearbeiterin nach, ob sie für die Beerdigung frei bekommen könne. Das wurde ihr verweigert (!) unter Androhung von Leistungsentzug (!!!). Lange Rede, kurzer Sinn: diese Sachbearbeiterin und ebenso der Vorgesetzte waren kurz danach selber arbeitssuchend. Zugegeben, ein sehr perverser Einzelfall und natürlich nicht die Regel. Meine Kernaussage ist, dass Berufstätigkeit auch ordentlich entlohnt werden muss. Der Mindestlohn hat da zwar vieles in die richtige Richtung bewegt, aber angesichts der kommenden Herausforderungen muss dafür gesorgt werden, dass die ärmeren Leute keine kalten Winter befürchten müssen und nicht, ob Abteilungsleiter Meier dieses und nächstes Jahr nicht zum zweiten Mal auf die Malediven fliegen kann. Und solange wir 20 Millionen Menschen haben, die gerade so über die Runden kommen, haben Politik und auch wir als Gesellschaft versagt. |
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Moderator
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Beiträge: 10.392
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Ich greife mir mal die drei Abschnitte aus euren Posts heraus, denen ich insgesamt nicht widersprechen möchte, sondern die mich eher sensibilisieren.
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"Nachtbesucher" - erschienen im Audioparadies-Verlag, gelesen von Hajo Mans: Hörprobe Geändert von Der Zerquetscher (22.07.2022 um 06:21 Uhr). |
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#922 |
Höllen-Rentner
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Registriert seit: 02.12.2003
Beiträge: 15.648
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Ihr diskutiert hier aus den zwei unterschiedlichen Beobachtungen und Definitionen für "Es Geht Mir Gut". Aus meiner Sicht ist das auch kein Widerspruch, sondern ja gerade symptomatisch für unsere Welt.
Faule Leute, die sich clever anstellen, kommen auch so gut über die Runden. Asoziales Verhalten und der Verlust sozialen Verantwortungsbewusstseins wird sowieso belohnt, wie Riddler das ja schön treffend geschrieben haben. Die Menschen in den wichtigsten und sozial nützlichsten Berufen werden wie Dreck bezahlt und behandelt. Das gute Geld wird verdient in den richtigen Nieschen, durch Aktienhandel/Investments und durch mediale Reichweite (Loud Is King). Trotzdem sind alle in dem Sinne verwöhnt, dass wir "das Recht auf einen TV/PC", volle Geschäfte und unnützen Konsum für selbstverständlich halten. Auch die "Armen". Die meisten von uns (damit meine ich explizit nicht nur die Sozialschmarotzenden aus Quetschies Beiträgen, die zwar ein Ärgernis, mE aber auch nicht die Mehrheit sind) sind inzwischen verwöhnt genug, dass die Knochenjobs in Deutschland fast nur noch von Ausländern gemacht werden. Siehe Tönnies' Fleischfabrik, Baustellen, etc.. Das größte Paradox ist aber, dass wir zwar einerseits quantitativ unglaublich viel (z.T. nutzlose) Scheiße konsumieren können. Sogar unsere "Armen". Und wir Angstzustände kriegen, wenn jemand droht uns diesen Scheiß wegzunehmen. Auf der anderen fressen wir in großen Mengen Gift in uns rein. Unser Essen kommt aus nährstoffarmen Böden und ist künstlich zur Kosteneffizienz umdesignt. Darum werden wir auch alle krank. ALLE. - Wenn es zu spät ist, erzählt uns ein überforderter Arzt zum Trost, dass es eine Zivilisationskrankheit ist oder mit dem Alter zusammenhängt. Dann schüttet man Medikamente zur reinen Symptombekämpfung in uns rein, womit wir direkt dem nächsten Wirtschaftszweig Wachstum bescheren. Das ist aber Quatsch. Unser Lebensstil ist einfach hundsmiserabel und das wurde politisch auch jahrzehntelang gefördert. Wir sind also in Wirklichkeit ziemlich arm dran. Aber das zum größten Teil nicht trotz des Konsums sondern WEGEN des Konsums. Dazu kommt halt unser komplettes soziales Marktversagen, das man in der Pandemie mit löblichen Rettungsschirmen (egal welcher Größenordnung) man eben nicht auffangen kann. Genauso wenig mit Gießkannenalmosen in ALG II. Wieso das nicht klappt, ließ sich ja auch sehr schön während der Flüchtlingskrise beobachten. Das steht für mich sinnbildlich für das Versagen in unserer allgemeinen Sozialpolitik: Eigentlich wären die Flüchtlinge wirtschaftlich eine CHANCE für Deutschland. Aber statt sie zu integrieren und nutzbar zu machen, vertrauen wir lieber auf die Unsichtbare Hand des Hyperkapitalistischen Irrwegs: "Die Volkswirtschaft kümmert sich schon um sich selbst. Ich mache lieber mein eigenes Ding und versuche jemanden übers Ohr hauen, der schwächer/ärmer/dümmer ist als ich."
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Kein Ereignis in der Geschichte der Menschheit wird mehr Leben kosten, und die menschliche Potenz so stark verkrüppeln wie die Öko-Krise. Geändert von Nani (22.07.2022 um 09:45 Uhr). |
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#923 | |
Schädelbasisbruch
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Beiträge: 4.975
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Zitat:
Ich nehme dafür mal als Stichwort "Inklusion", womit ja ursprünglich gemeint ist, Behinderte und Nicht-Behinderte im gemeinsamen Klassenverband zu unterrichten. Soweit natürlich eine gute Sache. In der Umsetzung jedoch oftmals völlig verfehlt, da irgendein Knallkopp dann meinte, dass man auch Lernbehinderungen einfach in die Kategorie "Inklusion" packen kann. Blöderweise sind Legasthenie oder Dyskalkulie keine Behinderungen im eigentlichen Sinn, sondern vielmehr wurden diese Diagnosen (ähnlich wie beim Thema ADHS vor Jahren) vorschnell und fast schon flächendeckend dann auch bei denjenigen SchülerInnen rausgeballert, die als unbeschulbar galten und somit dann gleich früh in ihrem Leben die erste Stigmatisierung erfahren, frei nach dem Motto "Wir wollen euch auf unseren Regelschulen nicht" (schließlich drücken die ja den PISA-Schnitt, pfui Teufel ![]() Hier wären eigentlich mehr alternative Schulformen oder -projekte angeraten. Ebenso bedarf es in der Lehrerausbildung massiver Reformen (no offense ![]() Wenn man in diesem Grenzbereich tätig ist, muss man sich eines jeden Tag aufs Neue bewusst machen, dass das dennoch nur ein kleiner Auszug unserer Gesellschaft ist. Es wird nur von Jahr zu Jahr schwieriger, sich selbst davon zu überzeugen. Und auch hierbei werden unsere Lehrkräfte leider oftmals alleine gelassen, da unser Schulsystem z.T. noch in 50ern stehengeblieben ist. Diejenigen, die eben an der Basis arbeiten, kennen und bemängeln diese Situation seit Jahr(zehnt)en, jedoch wird einfach nicht auf sie gehört. Jetzt will man den Lehrerberuf attraktiver machen und Verbeamtungen wieder einführen. Ändern wird sich dadurch jedoch gar nichts. Und das ist nur einer der Teilbereiche, wo unser System versagt. |
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#924 |
Genickbruch
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Registriert seit: 30.03.2001
Beiträge: 30.640
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Ich bin mir ja nicht sicher, ob die Vernachlässigung des Schulsystems nicht Absicht ist, um möglichst wenig mündige Bürger zu haben, die sowohl von der Politik, wie auch der Wirtschaft leicht manipuliert werden können.
IMO gäbe es so viel zu ändern am Schulsystem, damit am Ende die Starken jeder Person gefördert werden und nicht eine sinnlose Nivellierung (mittlerweile auf eher niedrigem Niveau) erfolgt. Ich würde radikal kürzen oder ändern was jedem unterrichtet wird. Da sind Basics für ein erfolgreiches Leben wichtig. Ethik, Muttersprache und Englisch (aber nicht um Aufsätze und Bücher schreiben zu können und Literaturanalyse zu betreiben, sondern die Fähigkeit Information sinnerfassend zu verstehen und selbst anzubringen), Medienkompetenz, simple Mathematik (Grundrechenarten so dass man durchs Leben findet), politische Grundbildung, wirtschaftliche Grundbildung, Basics von Physik, Chemie und Geschichte (aber nicht viel mehr als der Sachunterricht aus der Volksschule). Und darauf aufbauend dann eine sehr starke Fokussierung auf das echte Können der einzelnen Person. Ein Sportler soll sich nicht mehr mit Werthers Leiden herumplagen müssen, ein Zahlenmensch nicht mit Musik und Kunst, ein Träumer nicht mit Integralrechnung. Ich finde es absolut keine Schande wenn jemand etwas nicht kann, solange er dafür etwas anderes gut kann. Ist nun aber alles weit weg vom eigentlichen Thema, daher evtl. geeignet um es auszulagern in ein eigenes Thema. Zum eigentlichen Thema - Gas fließt zumindest wieder teilweise, sieht so aus als würde sich Russland auch nicht leisten können die Lieferungen ganz einzustellen.
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"You cannot shake hands with a clenched fist." (Indira Gandhi)
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#925 | |
Schädelbasisbruch
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Registriert seit: 27.06.2005
Beiträge: 4.975
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Zitat:
Zum Thema Gaslieferungen kann man im Prinzip ja eigentlich nur festhalten, dass Russland hier einfach weiterhin auf den europäischen Markt angewiesen ist. Auch wenn z.B. China und Indien weiterhin russisches Gas beziehen, erhöht sich dort ja nicht zwangsläufig der Bedarf, so dass Russland das jetzt von Europa nach und nach weniger benötigte Gas anderweitig abgeben können wird. Und da Putin kürzlich erstmals öffentlich zugegeben hat, dass die Sanktionen Wirkung zeigen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch seine Propaganda beim russischen Volk nicht mehr geglaubt werden wird. |
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