Boardhell
   

 
 
   

 

Zurück   Boardhell > Unterhaltung > Das anspruchsvolle Forum

Antwort
 
Themen-Optionen
Alt 02.03.2023, 21:22   #1
Kain
Genickbruch
 
Registriert seit: 30.03.2001
Beiträge: 17.987
Ich hatte vor gut 10 Jahren mal ein Thema dazu eröffnet. Das hätte ich wiederbelebt, aber es wurde wohl mal entsorgt. Damals ging es um eine Unterschriftensammlung. Gebracht hat es nichts. 10 Jahre später sieht es in der Pflege katastrophal schlechter aus. Einige haben ja mitbekommen, dass in meiner Einrichtung kürzlich die zweite Corona-Welle gewütet hat. Vor einiger Zeit habe ich in einem privaten Forum einen Einblick in meinen Arbeitsalltag gegeben. Der folgt jetzt auch hier. Falls Vorgesetzte von mir hier unterwegs sind, denen das bekannt vorkommt: Entlasst mich. Ich bin nicht auf euch angewiesen sondern ihr auf mich. Dass Arbeitgeber in der Branche das partout nicht lernen ist übrigens Teil des Problems.

Ein Wort zur Rahmenhandlung. Mein Arbeitgeber betreibt mehrere Wohnpflegeheime für Senioren und Menschen mit Behinderung (ich gehe hier nur auf den Behindertenbereich ein). Bei Ausfällen gegenseitig aushelfen und so … Angefangen (vor inzwischen 10 Jahren) habe ich im damaligen "Haus XYZ". 20 BewohnerInnen. Frühschicht fünf Pflegekräfte (Mischung aus Fach- und Hilfskräften), eine Kraft für die soziale Betreuung und ATLs und unter der Woche eine Küchenhilfe (ohne Urlaubsvertretung). Im Spätdienst vier Pflegekräfte). An Wochenenden vier/vier ohne Küchenhilfe. Ab der Ausbildung dann in "Haus 123". 19 Plätze. Schichtaufteilung unter der Woche wie im "Haus 2". Damals nur generell ohne Küchenhilfe. Die damaligen (langjährigen) MitarbeiterInnen haben immer darüber gesprochen, dass früher alles besser war. Wie dem auch sei, Krankheitsfälle konntest Du halbwegs ausgleichen ohne Aushilfen aus dem Frei oder anderen Häusern.

"Haus XYZ" wurde kurz nach meiner Zeit darin aufgelöst. Umzug in ein neues Haus mit insgesamt 30 Plätzen (HoH). Ich bin da in den letzten neun Jahren nur gelegentlich zum Aushelfen gewesen.

Bei uns ist die Schichtaufteilung momentan drei/drei. Eine Küchenhilfe (ohne Urlaubsvertretung und gelegentlich frei). Unter der Woche an drei Tagen zzgl. ein Mitarbeiter der sozialen Betreuung und für ATLs (hilft also in der Pflege) und eine Betreuungsassistenz (die auch mal frei hat). Krankheitsfälle können nicht mehr ausgeglichen werden, ohne jemanden aus dem Frei oder einem anderen Haus zu holen (was sich dann bei den KollegInnen vor Ort bemerkbar macht). Lassen wir mal außer Acht was zu dieser Situation alles beiträgt.

HoH hat derzeit viele Ausfälle. Die wären zu zweit für 30 BewohnerInnen da. Also sollen wir aushelfen. Mathematisch ist das klar. Besser 2 für 17 (eine BW gerade in der Klinik, ein Bett seit einer Weile leer) als 2 für 30.

Frühdienst heute also zu zweit. Die Betreuungsassistenz kam früher, damit die fertig versorgten BW möglichst bald etwas zum Frühstück bekommen. Die Nachtwache hat freundlicherweise zwei BW versorgt. Ich habe sie früher abgelöst (6:00 statt 6:30 Uhr) und sofort angefangen. Nach Übergabe, organisatorischem Quatsch und der überaus wichtigen Morgenzigarette für die Suchtfälle im Kollegium (not me) geht es mit der Pflege sonst allerfrühestens um 7:00 Uhr los. Am Wochenende können die BewohnerInnen auch mal länger schlafen. Glauben einige. Wir bringen die ab 19:00 Uhr ins Bett. Die haben da auch am WE lange genug geschlafen. Kann man also streiten, ist aber immerhin gut gemeint.

Also zum Bewohner, Pflege angefangen. Schreie aus dem Nebenraum. Bewohnerin aufgewacht. Will gemacht werden. Lässt sich aus dem Bett fallen. Schreit rum (die einzige, die ich wirklich völlig unerträglich finde). Sie ins Bett gelegt und ihr erklärt, dass ich nicht beim anderen BW unterbreche, der halbnackt und nass im Bett liegt, weil sie sich das in den Kopf gesetzt hat, es sehr viel früher ist als sonst und ich noch alleine bin. Pflege weitergemacht. Dauert keine fünf Minuten und das ganze wiederholt sich. Ein Zimmer weiter fängt die nächste das Schreien an. Zerrupft ihre Windel, schmeißt alles aus dem Bett, versucht über das Bettgitter zu klettern … Hier auch eingeschritten, die andere wieder aufgehoben, beide aufgefordert ihren Mitbewohnern gegenüber mehr Rücksicht zu zeigen. Beide die ganze Zeit am Rumbrüllen. Meine Kollege kommt eine halbe Stunde später. Öffentliche Verkehrsmittel am Sonntag …

BW fertig gemacht während die beiden rumbrüllen, aus dem Bett klettern wollen, Sachen durch die Gegend werfen. Zu wem gehe ich am besten? Die erstgenannte lässt sich halbwegs langsam aus dem Bett fallen. Matratze vorm Bett und das ganz runter gefahren. Sie streckt die Hände aus dem Bett auf die Matratze davor und zieht dann den Rest vom Körper nach. Die andere spielt an der Bettsteuerung rum. Wenn man sie wegpackt, versucht sie aus dem Bett zu klettern. Osteoporose. Auf Rollstuhl angewiesen. Bettgitter also tendenziell eher oben. Also erst zu ihr, während die andere weiter den Zwergenaufstand probt.

Bewohnerin im ersten Stock klingelt Notruf. Die ist halbwegs selbstständig. Es gibt zwei Klingelstufen. Eine ist dringlicher. Also hoch. Sie hat geklingelt, weil die Bewohnerin im Zimmer gegenüber einen epileptischen Anfall hat. Notfallmaßnahmen abgewägt. Die Bewohnerin bei der ich mit der Pflege angefangen habe tobt und zeigt das o. g. Verhalten. Die andere brüllt auch weiter rum. Der Anfall ist zum Glück selbstlimitierend. Also runter und weiter. Kollege trifft ein. Fängt im zweiten Stock an. Sind ja 17 da die raus müssen.

Um 8:00 Uhr klingelt es. Ich hole gerade Sondennahrung für die erste tobende Bewohnerin aus dem Dienstzimmer. Eine andere BW soll die Tür aufmachen. Die geht vorbei. Aber ich bin eh auf dem Weg nach unten. Wieder eine andere Bewohnerin (aus dem 2. Stock, mobil) schlägt den Bewohner (Rollstuhlfahrer, kann sich nicht selbst fortbewegen), den ich als erstes versorgt habe. Die neigt zu fremdaggressivem Verhalten. Die Eingangstür muss zu sein. Schlüssel kriegen wir nicht, die sollen im Haus bleiben. Vor der Tür steht die Betreuungsassistenz. Da sie nicht rein kann bevor ich aufmache, kann sie nicht eingreifen. Die auffällige BW in ihr Zimmer gebracht. Time-Out nach richterlichem Beschluss. Mache ich nicht gerne, aber in der Situation kann ich das nicht anders auffangen.

Die zweite tobende BW setzt ihr auffälliges Verhalten fort als sie draußen ist. Wirft Sachen, schreit rum und kratzt andere BewohnerInnen. Bedarfsmedikation verabreicht. Aus dem 2. Stock kommt eine weitere BW zum Frühstück. Die ist auch mitunter auffällig. Schüttet erstmal ihr Getränk über sich. Nur Wasser. "Warum hast Du Dich vollgeschüttet mit Absicht. Der Stuhl ist nass." stellt sie fest. Ich habe ihr gesagt, dass sie sich in die Sonne setzen soll und sie vergessen kann, dass ich sie jetzt umziehe.

Ein Bewohner aus dem 1. Stock (von der Nachtwache fertig gemacht) fängt an sich vollzuspucken. Muss umgezogen werden …

Die Bedarfsmedikation bei der zweiten tobenden Bewohnerin braucht eine Weile bis sie anschlägt. Die tobt also noch eine Weile weiter.

Gerade (Anm: als ich den Beitrag ursprünglich geschrieben habe) schreibt meine Kollegin. Die EL hat angerufen. Ein Kollege muss morgen für den Spätdienst im HoH aushelfen. Dieselben mathematischen Gründe. Um den Fachkraftmangel auszugleichen sind derzeit viele Freiberufler im Einsatz. Die kennen unsere BewohnerInnen kaum. Und sind i. d. R. Altenpfleger. Die kommen ziemlich generell nicht mit Menschen mit Behinderung klar. Einer davon hat morgen Spätdienst. Mit der unzuverlässigsten Kollegin im Haus …

War der fünfte Tag in einem Achterblock. Mein Rekord liegt bei (illegalen) 14 Tagen am Stück. 12 sind arbeitsrechtlich erlaubt. Die letzten 13 Monate waren generell hart. Zwei Nachtwachen sind ausgefallen. Eine ist jetzt in der sozialen Betreuung wegen eines gebrochenen Wirbels. Von dem anderen hören wir nichts. Der macht krank bis zur Rente würde ich sagen. Im Tagdienst gab es in dem Zeitraum auch ganz viele Ausfälle. U. A. wegen Covid-19 im … März war das glaube ich. Eine feste Nachtwache. Seit September letzten Jahres wird mit Freiberuflern ausgeglichen. Eine davon hat nach der ersten Nacht die Flucht ergriffen weil sich zwei aufgeführt haben (der Spucker und die mit dem ausgeschütteten Getränk). Die Freiberufler machen manche Sachen nicht. Muss dann nachgearbeitet werden. Chef meint, dass er das ändern kann wenn er auf den Tisch haut. Der übersieht, dass die sich untereinander alle kennen und miteinander reden. Die wissen, dass wir auf sie angewiesen sind, nicht umgekehrt.* Die Pflegefachkräfte sind sich z. B. zu schade dafür, mal einen Rollstuhl zu putzen. Das wird bei uns im Nachtdienst gemacht. Ist schwer machbar wenn die BewohnerInnen im Stuhl sitzen und so. Und es ist locker machbar. Nachtdienst ist stinklangweilig. Die größte Herausforderung die ich da mal hatte war eine Stunde absaugen. Da waren noch neun Stunden übrig.

* Solche Milchmädchenrechnungen sind da Standard. Als ich angefangen habe, gab es recht starke Windeln. Das hat gut geklappt. Seit sechs, sieben Jahren etwa bekommen wir nur noch die dünnsten Windeln. Da sind die BW öfter nass. Der Mensch von der Windelfirma meint, dass wir falsch wickeln. Dass die sich bewegen, in die Hose fassen, an der Hose/Windel rumzupfen und da unten nicht alles so funktioniert wie bei "normalen" Menschen verstehen die nicht. Der Chef springt darauf an. Und beklagt sich, wenn die Wäschereirechnung teurer wird. Der Zusammenhang wird nicht erkannt. Oder ignoriert.

Auffälliges Verhalten gehört zum Beruf. In den meisten Fällen komme ich damit klar. Unsere Jüngste kann richtig heftig ausrasten. Bei einer Massenschlägerei im Haus würde sie gewinnen. Die meisten MitarbeiterInnen können sie in solchen Zuständen nicht bändigen. Für sie liegt ein gerichtlicher Beschluss vor, dass wir sie im Ernstfall für eine gewisse Zeit einschließen können. Ich brauche das selten, da ich sie erreiche. Herausforderndes Verhalten ist in den meisten Fällen kein so großes Problem für mich. Die Becherausschütterin kann auch heftig ausflippen. Die erreicht man nicht. Keiner bei uns. Die zweite die rumgebrüllt hat ist da ganz ähnlich. Dazu übergriffiger. Die andere wirft nur Tische um. Ihre Schwester ist gesetzliche Betreuerin. Und völlig durchgeknallt. Der musste ich schonmal sagen, dass sie ihre Schwester mitnehmen soll wenn ihr was nicht passt. Die erste Schreierin ist keine "traditionelle" Behinderte. Sie hat Chorea Huntington. Sie ist also ohne Einschränkung geboren worden und hat sich bis zum Krankheitsausbruch völlig normal entwickelt. Die passt nicht ins Haus. Ich weiß, dass die Krankheit das Verhalten verändert. Mit der komme ich trotzdem nicht klar. Die Krankheit ist schlimmstenfalls im mittleren Stadium. Zum Ende werden die bettlägerig. Dass die sich keine fünf Sekunden merken kann, dass ich z. B. noch bei einem anderen BW bin, nicht mal nachdem ich es schon mehrfach gesagt habe … Noch schlimmer wenn es ans Essen geht. Ich verteile Medis als Fachkraft. Die HelferInnen bereiten die Mahlzeit vor. Das dauert für 18 BewohnerInnen seine Zeit. Kannst Du ihr hundertmal sagen und sie hört nicht auf zu schreien. Man kann ihr auch nichts hinstellen, da sie beim Essen Unterstützung braucht. Sonst Aspirationsgefahr aufgrund von Dysphagie. Sie bekommt zusätzlich Sondenkost. Hoher Kalorienverbrauch aufgrund starker motorischer Unruhe. So schlimm kann sie gar nicht Hunger leiden. Und wir haben noch andere die Hilfe beim Essen brauchen. Da wird dann auch mal durchgewechselt wer als erster drankommt.

Ich muss dazu sagen, dass wir auch schon Apoplex- und MS-Leute hatten und ich schon immer mit den Menschen mit angeborener Behinderung besser ausgekommen bin als mit denen mit erworbener Einschränkung. Aber die ist der Abschuss. Die personelle Situation macht nichts besser. Durch den Dauerstress bin ich da zweifelsfrei weniger belastbar als vor meinetwegen zwei Jahren. Ich habe es nicht so mit Veränderungen. Daher bewerbe ich mich nicht aktiv. Aber so ein bissel hätte ich schon Lust wieder einen kaufmännischen Beruf zu machen. Würde mir da jemand aktiv was Schönes anbieten, ich wäre wohl weg. In sechs Monaten (Kündigungsfrist).

Ich bin Gruppenleitung. Mehr oder weniger reingedrängt mangels Alternativen. Das liegt mir nicht. Das meiste von dem organisatorischen Mist ist völliger Quatsch, der im Endeffekt für irgendwelche Bürokraten gemacht wird, die der Meinung sind, dass etwas nicht gemacht wird, wenn es nicht irgendwo aufgeschrieben steht. "Wer setzt dem BW denn die Brille auf, das steht da nicht?" und ähnlicher Quark kommt dann. Der ganze Blödsinn geht dann von der Zeit am Bewohner ab. Das führt dann zu unerwünschtem Verhalten. Ist logisch. Dann heißt es, dass die betroffene Person nicht haltbar ist und ähnlicher Blödsinn. Das liegt nicht nur an den Arbeitgebern/Einrichtungen. Den Personalschlüssel anhand einer völlig willkürlichen Größe wie den Pflegeaufwand zu berechnen muss seitens der Politik verbindlich geändert werden. Nicht jeder Mitarbeiter ist gleich schnell. Und nach 10 Jahren bin ich auch nicht mehr so schnell wie früher ... Mindestbesetzungen sollten anhand der Gruppengröße festgesetzt werden. Klar, zu dritt kriegen wir alle sauber und satt. Aber anderes bleibt auf der Strecke. Besonders bei solchen, die sich nicht selbst Aufmerksamkeit verschaffen können.

Ich lasse jetzt Mal den Bewohner beiseite, der extrem auffälliges Verhalten gegenüber Frauen zeigt. Es reicht zu sagen, dass eine Kollegin deswegen gegangen ist. Ein anderer ist wegen einer oben angesprochenen Kollegin gegangen. In den letzten 12 Monaten sind drei Kolleginnen schwanger geworden. Zuletzt und aktuell meine Gruppenleiter-Kollegin, die ich letzten Sommer aus einem anderen Haus dazu bekommen habe, damit ich aufgrund des o. g. organisatorischen Unsinns nicht Amok laufe. Eingestellt wurde für "mein" Haus eine Fachkraft und ein Helfer. Das liegt nicht nur am AG. Es kommen kaum Bewerbungen rein. Ich habe zum 01. Mai eine Stundenreduzierung genehmigt bekommen (Ende letzten Jahres). Bin schon gespannt, ob ich gefragt werde, diese zu verschieben.

Veränderungen und ich sind keine Freunde. Dass ich noch nicht weg bin, liegt an Gewohnheit. Und BewohnerInnen. Ich arbeite hauptsächlich über Beziehungsaufbau. D. h., dass ich die Stinker nicht einfach alleine lassen kann. Zum Beruf gehört auch der Tod. Und damit auch nachfolgende neue BewohnerInnen. Ich merke, dass ich zu denen wesentlich distanzierter bin und kaum noch Beziehungen aufbaue. Es scheint also schon so eine Art Abkapselung zu geben. Wie lange ich das noch noch mitmache weiß ich nicht. Da kollidieren zwei Sachen. Das Gewissen in Bezug darauf, die BewohnerInnen im Stich zu lassen. Und das schlechte Gewissen, weil man diese Zustände mitträgt wenn man bleibt. Der Punkt wird meines Erachtens zu wenig besprochen.

Wenn ich demnächst also meinen Frust an euch ablasse, ihr Pencil Neck Geeks, dann wisst ihr jetzt warum das so ist.
__________________
We pledge allegiance to the leader of the mighty Cult of Cornette and to the Pro-Wrestling for which he stands.
No blowup dolls, dick spots or dance routines. With blood, sell-outs and shoot angles for all.
Thank you. Fuck you. Bye.
Kain ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.03.2023, 18:27   #2
k-town1900
Schädelbasisbruch
 
Registriert seit: 24.08.2016
Beiträge: 4.138
Ich kann nur darüber berichten wie es vor 30 Jahren war als ich Zivi war. Ich war allerdings in einem Alten und Pflegeheim das von der mennonitischen Kirche getragen wurde in den privaten Heimen hat damals schon ein rauerer Wind geweht. Fachkräftemangel gab es auch damals schon wenn auch nicht in dem Ausmaß das konnte aber durch Quereinsteiger, Pflegehilfskräfte (so heißen die glaub ich die nur 1,5 Jahre Ausbildung haben) Trainees und Zivis aufgefangen werden die voll in der Pflege mitgearbeitet haben. Ich hab keine Ahnung ob das legal war es hat sich aber niemand drum geschert. Als der allgemeine Wehrdienst dann ausgesetzt wurde war mein erster Satz: "Jetzt bricht die Pflege komplett zusammen."

Die reguläre Besetzung war Frühschicht 5 Leute+Küchenhilfe um 11 Uhr war es glaube ich kam noch eine Zwischenschicht, auf der Spätschicht waren 3 Leute und auf der Nachtschicht pro Station eine Person wobei die alle auf einer Station zusammen waren weil die Klingeln alle dahin umgestellt wurden. Allerdings waren die Schichten kaum einmal vollständig besetzt denn es gab pro Station nur 2 Springer + die Zwischenschicht die schnell mal umgeplant werden konnte. Da immer jemand im Frei, Urlaub, krank war, waren das eigentlich keine Springer sondern die waren immer voll eingeplant.

Ich hatte eine ganz neue Schicht die der PDL unbedingt ausprobieren wollte. Ich bin mit den Bewohnern zum Arzt gefahren, habe die einzelnen Stationen mit Pflegemitteln aufgefüllt, hab Besorgungen für Bewohner gemacht, mit einem Bewohner war ich 1x die Woche an seinem Stammtisch den er schon 40 Jahre besuchte, war mit den Bewohnern die keinen Besuch bekamen und/oder im Rollstuhl saßen spazieren, habe hier und da auf den Stationen beim Essen reichen geholfen hab auch mal einen Bewohner der nur etwas Hilfe brauchte angezogen, hab Spielenachmittage oder kleine Konzerte organisiert, war für die Dekoration der einzelnen Stationen zuständig, habe die Apothekengänge erledigt. Also alles eigentlich Kleinkram für das aber dann nicht eine Pflegekraft abgezogen werden musste
__________________
Made in K-town W. Germany

Deutscher von Geburt
Pfälzer aus Überzeugung
Lautrer von Gottes gnaden
k-town1900 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.03.2023, 12:50   #3
Kain
Genickbruch
 
Registriert seit: 30.03.2001
Beiträge: 17.987
Die Zivis waren vor meiner Zeit. Einige der älteren KollegInnen trauern diesem Konzept nach. Sie meinten, dass da ein guter Teil hängen blieb, und anschließend eine Ausbildung gemacht haben. Auf der anderen Seite habe ich in den sozialen Medien schon einige ehemalige Zivis gelesen, die mit dem Konzept hart ins Gericht gingen.

FSJ und/oder BFD hatten wir übrigens zuletzt 2016. Zumindest in meinem Haus. Ich glaube in einem der anderen beiden war danach noch mal eine FSJ.
__________________
We pledge allegiance to the leader of the mighty Cult of Cornette and to the Pro-Wrestling for which he stands.
No blowup dolls, dick spots or dance routines. With blood, sell-outs and shoot angles for all.
Thank you. Fuck you. Bye.
Kain ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.03.2023, 13:17   #4
Nani
Höllen-Rentner
 
Registriert seit: 02.12.2003
Beiträge: 16.896
Ich finde das für viele junge Leute auch super. Auf freiwilliger Basis ist das wert gefördert zu werden.
Für mich persönlich war das Zivi-Jahr zwar okay, aber letztlich verloren. Sa hätte ich zwischen Abi und Studium besser keine Lücke gehabt.
__________________
Wer Glauben über Wissen stellt, wird gefickt.
Wer Wissen über Weisheit stellt, wird auch gefickt.
Nani ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 04.03.2023, 14:53   #5
S C H
Schädelbasisbruch
 
Registriert seit: 08.07.2004
Beiträge: 4.967
Zitat:
Zitat von Nani Beitrag anzeigen
Ich finde das für viele junge Leute auch super. Auf freiwilliger Basis ist das wert gefördert zu werden.
Für mich persönlich war das Zivi-Jahr zwar okay, aber letztlich verloren. Sa hätte ich zwischen Abi und Studium besser keine Lücke gehabt.
Letztendlich ist Zivildienst wieder nur eine Erfindung um die Jungen dass ausbaden zulassen, was die Alten verkackt haben. Einfach Arbeitsbedingungen schaffen (Personal, Geld, Work-Life-Balance), die die sozialen Berufe attraktiver machen.
__________________
WCW 4 Life Feel the Bang
Friedensnobelpreisträger 2012, Skispringen: Vierschanzentournee: Sieger, Olympia: 2. und Skiflug-WM: 3.
S C H ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.03.2023, 15:59   #6
Riddler
ECW
 
Registriert seit: 27.06.2005
Beiträge: 6.480
Zitat:
Zitat von S C H Beitrag anzeigen
Letztendlich ist Zivildienst wieder nur eine Erfindung um die Jungen dass ausbaden zulassen, was die Alten verkackt haben. Einfach Arbeitsbedingungen schaffen (Personal, Geld, Work-Life-Balance), die die sozialen Berufe attraktiver machen.
Unterschreibe ich so voll und ganz.

Als der Wehrdienst (und damit auch der Zivildienst) ausgesetzt wurde, brachte dies die fatale Misswirtschaft im Pflegebereich der vergangenen Jahrzehnte zu Tage.
Der Zivildienst war natürlich auch nur eine halbgare Kompensationslösung, auf der sich alle ausgeruht hatten (billige Arbeitskräfte für eine eigentlich anspruchsvolle Tätigkeit). Nun sollte man natürlich meinen, dass die Verantwortlichen aus den Folgen der Pandemie die richtigen Schlüsse gezogen haben. Jedoch wird da (wie zu erwarten war) leider nur rumgeeiert.

Fairerweise muss man natürlich aber auch festhalten, dass diese Misere nicht von Jetzt auf Gleich zu beheben sein wird.

Was man jedoch definitiv zügig angehen muss, ist die Verbesserung der Rahmenbedingungen für diejenigen, die in dem Bereich arbeiten. Mehr Personal alleine ist nämlich auch nicht die Lösung. Vielmehr sollte auch dafür Sorge getragen werden, dass die Leute sich nicht aufrauchen.
Eine stetige, psychologische Unterstützung durch z.B. Supervision oder auch das Anbieten von Fortbildungen könnte schon sehr gut dabei helfen, sich nicht länger wie in einem Kampf gegen Windmühlen zu fühlen.
Riddler ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.03.2023, 16:09   #7
Gelöschter User 25181
Disqualifiziert
 
Registriert seit: 28.12.2022
Beiträge: 162
Zitat:
Zitat von S C H Beitrag anzeigen
Letztendlich ist Zivildienst wieder nur eine Erfindung um die Jungen dass ausbaden zulassen, was die Alten verkackt haben. Einfach Arbeitsbedingungen schaffen (Personal, Geld, Work-Life-Balance), die die sozialen Berufe attraktiver machen.
Die meisten Handwerksberufe werden eigentlich gut bezahlt (man kann natürlich keinen Professoren-Lohn erwarten), dennoch fehlt es an allen Ecken und Enden an Personal.

Viele wollen heute Jobs, in denen sie sitzen und etwas in den PC eingeben. Alles andere ist viel zu anstrengend und "unter Niveau". Denen kannst du einen Stundenlohn von 19 Euro anbieten, die werden es nicht einsehen, alten Menschen den Allerwertesten abzuwischen.
Von daher macht ein Zwang, wie er früher bestand, durchaus Sinn. Das sage ich als jemand, der sich nie zwischen Wehr- und Zivildienst entscheiden musste, weil er armeeuntauglich ist. Ich habe also leicht reden.

Liebe Grüße

Mito
Gelöschter User 25181 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.03.2023, 16:39   #8
Kain
Genickbruch
 
Registriert seit: 30.03.2001
Beiträge: 17.987
Zitat:
Zitat von Riddler Beitrag anzeigen
Was man jedoch definitiv zügig angehen muss, ist die Verbesserung der Rahmenbedingungen für diejenigen, die in dem Bereich arbeiten. Mehr Personal alleine ist nämlich auch nicht die Lösung. Vielmehr sollte auch dafür Sorge getragen werden, dass die Leute sich nicht aufrauchen.
Eine stetige, psychologische Unterstützung durch z.B. Supervision oder auch das Anbieten von Fortbildungen könnte schon sehr gut dabei helfen, sich nicht länger wie in einem Kampf gegen Windmühlen zu fühlen.
In meinem Haus gab es mal eine Supervision. Etwa ein Jahr, bevor mein Einsatz dort begonnen hat. Die ging nach hinten los. Die Erwähnung einer Supervision ist schon mit ganz schnell Abwehr verbunden.

Psychologische Unterstützung wird im Übrigen auch zu nichts führen, wenn man Raubbau am Körper betreibt. Der in der jetzigen Situation nicht ausbleibt. Ein früherer Gesundheitsminister hat mal gefordert, dass Aussteiger zurückkehren, um so den Fachkräftemangel auszugleichen. Das würde z. B. den Zustand von vor zehn Jahren wiederherstellen, in dem ich angefangen habe. Besser als heute. Für die Betroffenen aber dennoch eine Rückkehr in einen Zustand, den sie damals aus guten Gründen verlassen haben. Um nicht zu sagen, dem sie entflohen sind. Diese Forderung hat eigentlich nur gezeigt, dass der Minister das Problem nicht mal verstanden hat.

Momentan heißt die Antwort "Absenkung der Fachkraftquote, mehr Aufgaben für die HelferInnen". Ob sich das im Gehalt zeigt weiß ich nicht. Aber selbst wenn: die sind zumindest z. T. HelferInnen geblieben, weil sie das Mehr an Verantwortung nicht wollten. Ich fürchte, dass damit eher noch mehr gehen werden.

Mehr Gehalt alleine ist nicht die Lösung. Mit meinem Gehalt als Fachkraft war ich im Grunde zufrieden. Ich hatte mehr Netto als davor in meiner am besten bezahlten Stelle als Kaufmann Brutto. Für das was die HelferInnen leisten, ist deren Gehalt aber viel zu gering. Und die Steigerung im Gehalt als Gruppenleitung ist auch eher lächerlich anhand all der Dinge, die ich dadurch mehr machen muss.

EDIT:

Ich weiß nicht, wie es früher mit Zivis war. FSJ oder BFD sollten neben der normalen Besetzung nebenher laufen. Bei uns waren die schon immer voll mit eingeplant. Auch ich, als ich mit einen Freiwilligendienst angefangen habe.
__________________
We pledge allegiance to the leader of the mighty Cult of Cornette and to the Pro-Wrestling for which he stands.
No blowup dolls, dick spots or dance routines. With blood, sell-outs and shoot angles for all.
Thank you. Fuck you. Bye.

Geändert von Kain (04.03.2023 um 16:40 Uhr).
Kain ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.03.2023, 17:01   #9
Riddler
ECW
 
Registriert seit: 27.06.2005
Beiträge: 6.480
Zitat:
Zitat von Kain Beitrag anzeigen
In meinem Haus gab es mal eine Supervision. Etwa ein Jahr, bevor mein Einsatz dort begonnen hat. Die ging nach hinten los. Die Erwähnung einer Supervision ist schon mit ganz schnell Abwehr verbunden.

Psychologische Unterstützung wird im Übrigen auch zu nichts führen, wenn man Raubbau am Körper betreibt. Der in der jetzigen Situation nicht ausbleibt. Ein früherer Gesundheitsminister hat mal gefordert, dass Aussteiger zurückkehren, um so den Fachkräftemangel auszugleichen. Das würde z. B. den Zustand von vor zehn Jahren wiederherstellen, in dem ich angefangen habe. Besser als heute. Für die Betroffenen aber dennoch eine Rückkehr in einen Zustand, den sie damals aus guten Gründen verlassen haben. Um nicht zu sagen, dem sie entflohen sind. Diese Forderung hat eigentlich nur gezeigt, dass der Minister das Problem nicht mal verstanden hat.

Momentan heißt die Antwort "Absenkung der Fachkraftquote, mehr Aufgaben für die HelferInnen". Ob sich das im Gehalt zeigt weiß ich nicht. Aber selbst wenn: die sind zumindest z. T. HelferInnen geblieben, weil sie das Mehr an Verantwortung nicht wollten. Ich fürchte, dass damit eher noch mehr gehen werden.

Mehr Gehalt alleine ist nicht die Lösung. Mit meinem Gehalt als Fachkraft war ich im Grunde zufrieden. Ich hatte mehr Netto als davor in meiner am besten bezahlten Stelle als Kaufmann Brutto. Für das was die HelferInnen leisten, ist deren Gehalt aber viel zu gering. Und die Steigerung im Gehalt als Gruppenleitung ist auch eher lächerlich anhand all der Dinge, die ich dadurch mehr machen muss.

EDIT:

Ich weiß nicht, wie es früher mit Zivis war. FSJ oder BFD sollten neben der normalen Besetzung nebenher laufen. Bei uns waren die schon immer voll mit eingeplant. Auch ich, als ich mit einen Freiwilligendienst angefangen habe.
Ja, beim Thema Supervision fällt bei Vielen eine Klappe und es ist naturgemäß ein "Luxus", den man sich erst leisten kann, wenn man über einen vernünftigen Personalschlüssel verfügt.

Es gibt da leider sehr viele Stellschrauben, an denen gedreht werden muss.
Riddler ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.03.2023, 17:31   #10
y2jforever
Genickbruch
 
Registriert seit: 13.04.2013
Beiträge: 15.496
Ich habe meine persönlichen Erfahrungen mit der Pflege vor inzwischen 23 Jahren als Zivi gemacht. Damals war die offizielle Besetzung für eine Frühschicht 11 Pflegekräfte und 2 Zivis. Das hatten wir in 11 Monaten Zivi genau einmal. Normal waren 7+1 oder 8+1.

Das Geld nur zum Teil das Problem löst sehe ich allerdings auch. Ich bin zwar grundsätzlich stark dafür, dass Berufe in Pflege oder Krankenhäusern deutlich besser bezahlt werden. Die Menschen die ich kenne die Pflegeberufe aufgegeben haben haben das aber in der Regel nicht oder zumindest nicht primär getan weil Ihnen das Gehalt zu niedrig war. Wenn man schon starke körperliche und seelische Belastungen, viele Überstunden, Wochenend- und Nachtdienste, etc hat sollte sich das schon klar im Gehalt widerspiegeln. Die meisten wechseln aber weil sie seit Jahren dauerhaft an oder jenseits der Belastungsgrenze arbeiten. In sofern braucht man auch mehr Personal pro Patient. Das wird man aber halt nicht erreichen wenn Pflege und Krankenhäuser "Gewinn" maximieren sollen ...
__________________
"Remember - hate is always foolish ... and love, is always wise. Always try, to be nice and never fail to be kind" - The 12th Doctor
"Und an der Spitze dieser Melange aus Selbstmitleid, Ignoranz und simplem Schwachsinn: Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer" - Philip Simon
"Planeten gibt es viele, unsere Wirtschaft nur einmal." - Die Partei
y2jforever ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.03.2023, 18:43   #11
Kain
Genickbruch
 
Registriert seit: 30.03.2001
Beiträge: 17.987
11 Pflegekräfte klingt zunächst gut. Aber die Frage ist immer "11 Pflegekräfte für ...".
__________________
We pledge allegiance to the leader of the mighty Cult of Cornette and to the Pro-Wrestling for which he stands.
No blowup dolls, dick spots or dance routines. With blood, sell-outs and shoot angles for all.
Thank you. Fuck you. Bye.
Kain ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.03.2023, 19:30   #12
y2jforever
Genickbruch
 
Registriert seit: 13.04.2013
Beiträge: 15.496
Zitat:
Zitat von Kain Beitrag anzeigen
11 Pflegekräfte klingt zunächst gut. Aber die Frage ist immer "11 Pflegekräfte für ...".
Ich habe keine Ahnung mehr. So grob 80 schätze ich. Ich denke aber das die konkrete Zahl da auch stark davon abhängt wie viele Bewohner noch wie viel konnten. In dem Heim wo ich war gab es halt von Bewohnern wo man kurz rein ist und gefragt hat ob alles passt und dann ab und zu ne Kleinigkeit machen musste bis komplett bettlägerig alles. Du hattest ja auch geschrieben bei dir war es am Anfang 5 Pfleger auf 20 Bewohner. 40 Bewohner für 11 waren es ganz sicher nicht.

Es ging mir primär darum, dass auch im Jahr 2000 schon 25, 30% weniger Pflegekräfte da waren als laut Plan als Normalbesetzung vorgesehen waren. Das war damals halt schon an der Grenze wo es wenn alles glatt lief so gerade noch irgendwie ging und wenn irgendwas unvorhergesehenes passiert ist (und das passiert bei sagen wir 80 Bewohnern halt eigentlich jeden Tag) halt nicht mehr. Und nach allem was man mitbekommt ist es seit dem halt schlechter geworden.
__________________
"Remember - hate is always foolish ... and love, is always wise. Always try, to be nice and never fail to be kind" - The 12th Doctor
"Und an der Spitze dieser Melange aus Selbstmitleid, Ignoranz und simplem Schwachsinn: Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer" - Philip Simon
"Planeten gibt es viele, unsere Wirtschaft nur einmal." - Die Partei

Geändert von y2jforever (04.03.2023 um 19:34 Uhr).
y2jforever ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.03.2023, 19:40   #13
Kain
Genickbruch
 
Registriert seit: 30.03.2001
Beiträge: 17.987
In der Tat.

Eben eine Nachricht von der Einrichtungsleitung bekommen. Morgen für den Frühdienst wird mir ein Kollege abgezogen und ins HoH geschickt. Wieder mal ...
__________________
We pledge allegiance to the leader of the mighty Cult of Cornette and to the Pro-Wrestling for which he stands.
No blowup dolls, dick spots or dance routines. With blood, sell-outs and shoot angles for all.
Thank you. Fuck you. Bye.
Kain ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.03.2023, 11:28   #14
k-town1900
Schädelbasisbruch
 
Registriert seit: 24.08.2016
Beiträge: 4.138
Die Zivis haben den Pflegekräften halt viele Kleinigkeiten abgenommen für die sie damals schon eigentlich keine Zeit hatten. Ich wurde auch kein Zivi weil ich den Dienst an der Waffe generell abgelehnt habe sondern weil sie mich mit T2 nicht bei der Marine wollten. Für die Marine hätte ich mich auch für 12 Jahre verpflichtet.

Früher waren es Zivis und heute fällt ihnen in der Pflege und in anderen Bereichen nichts weiter ein als Fachkräfte aus dem Ausland. So macht man die sowieso kaum vorhandene Infrastruktur in den Ländern noch weiter kaputt.

Man könnte solche Berufe auch attraktiver machen wie zb frühere Rente und/oder höhere Rente
__________________
Made in K-town W. Germany

Deutscher von Geburt
Pfälzer aus Überzeugung
Lautrer von Gottes gnaden
k-town1900 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.03.2023, 15:16   #15
Kain
Genickbruch
 
Registriert seit: 30.03.2001
Beiträge: 17.987
Sitze im Bus. Auf dem Weg zum Buchladen. Da bleibe ich zwei Stunden. Dann zurück zur Arbeit. Nach Hause zu fahren würde sich nicht lohnen. Hatten eigentlich eine Aushilfe für den Spätdienst. Die wurde abgezogen. Das weiterzugeben war wohl nicht so wichtig.
__________________
We pledge allegiance to the leader of the mighty Cult of Cornette and to the Pro-Wrestling for which he stands.
No blowup dolls, dick spots or dance routines. With blood, sell-outs and shoot angles for all.
Thank you. Fuck you. Bye.
Kain ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.03.2023, 22:19   #16
OrtensLaw
Knöchelbruch
 
Registriert seit: 07.04.2009
Beiträge: 884
Zitat:
Zitat von Mitochonder Beitrag anzeigen
Die meisten Handwerksberufe werden eigentlich gut bezahlt (man kann natürlich keinen Professoren-Lohn erwarten), dennoch fehlt es an allen Ecken und Enden an Personal.

Viele wollen heute Jobs, in denen sie sitzen und etwas in den PC eingeben. Alles andere ist viel zu anstrengend und "unter Niveau". Denen kannst du einen Stundenlohn von 19 Euro anbieten, die werden es nicht einsehen, alten Menschen den Allerwertesten abzuwischen.
Von daher macht ein Zwang, wie er früher bestand, durchaus Sinn. Das sage ich als jemand, der sich nie zwischen Wehr- und Zivildienst entscheiden musste, weil er armeeuntauglich ist. Ich habe also leicht reden.

Liebe Grüße

Mito
Ich bin ebenfalls um den Wehrdienst wie den Zivildienst herumgekommen. Deshalb werde auch ich mir nicht anmaßen wie das früher abgelaufen sein könnte oder was es heute bringen würde.
Ob nun in Pflegeeinrichtungen oder in Krankenhäusern, überall herrscht Notstand und es ist seit Jahrzehnten schon Phase an Masse. Corona hat es nicht "geschafft", das sich etwas ändert und es wird sich auch nichts ändern. Es sind ja nicht allein die Arbeitsbedingungen und die schlechte Bezahlung was die Leute von solchen Jobs abhält bzw. zum Ausstieg animiert. Man muss auch mal akzeptieren, das sich über die Jahre vieles komplett verschoben hat. Viele haben einfach generell andere Interessen oder würden an besagten Jobs zusammenbrechen. Selbst wenn es keinen Notstand gäbe, muss man in besagten Bereichen ein sehr dickes Fell mitbringen. Was ich definitiv nicht habe und bspw. weder Blut abnehmen noch jemanden die Windeln wechseln könnte. Wiederum werden wir alle mal alt und/oder bedürftig sein und dann können wir froh sein, wenn jemand uns hilft/betreut. Ein echter Teufelskreis. Nun kann man aber Gott sei Dank auch niemanden in einen Beruf zwingen. Was soll aber stattdessen die Lösung sein, damit die übrigen Angestellten bzw. potentiellen Anwerber nicht schreiend davonlaufen. Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung.

@Kain

Ich habe wirklich den größten Respekt vor Angestellten wie dir bzw. den Aufgaben die du täglich zu meistern versuchst. Weder ich noch der Großteil der Bevölkerung hat auch nur einen blanken Schimmer davon, was es bedeutet diesen Job zu machen. Davon kannst du dir zwar nix kaufen aber ich meine das wirklich ernst.
__________________
WWE = Walk With Elias
OrtensLaw ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.03.2023, 10:51   #17
Caldorus
Schädelbasisbruch
 
Registriert seit: 24.03.2003
Beiträge: 2.124
Ich war vor fast 30 Jahren nach der Wende Zivi, weil ich keinen Bock auf Waffen und Armee hatte (Computer, Film sehr gerne aber real habe ich da keinen Bock). Danach wollte ich Krankenpflegert lernen, wurde aber Mitte der 90´ aufgrund meines Abiturs abgelehnt (ich sollte lieber studieren gehen). Ich halte den Zivi nicht für eine Alternative, da alles was auf "Zwang" basiert keine sinnige Mehrheit findet in Deutschland. Soziale Arbeit muss du freiwillig wollen und lieben, sonst geht das zwischenmenschliche derbe flöten.

Heute bin ich gelernter Pflegefachkraft und bilde mich gerade als Heilerzieher fort. Ich betreue eine Haus mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen und nahezu alles was Kain schreibt ist hier ähnlich.

Allerdings sehe ich Null Chance das sich an der derzeitigen Situation etwas ändern wird. In keinem normalen Job gab es eine derartige Gehaltsentwicklung wie in der Pflege/ Betreuung und trotzdem werden es immer weniger Menschen die es machen möchten.(allerdings auch zuviele Einrichtungen die sich gegenseitige die Arbeitskräfte streitig machen) Bei Penny für 17 Euro arbeiten oder in der Pflege 24/7 für 20 --> ist kein wirklicher Anreiz mehr in der heutigen Zeit.

Es kommen auch nahezu keine jungen Leute mehr nach, ich bin trotzdem einer der jüngsten Kollegen
Ich sehe den großen Zielkonflikt hauptsächlich am Personal. Der Job wird sehr attraktiv wenn genügend Personal da ist und nicht alles dem Motto " Hauptsache den Tag überstehen" untergeordnet werden muss. Wenn ich die Wäsche des Hauses, die Mahlzeiten, Gruppeneinkauf und die Reinigung des Hauses alleine/ mit Bewohnern machen muss, bleibt für Förderungen eher weniger Zeit.

Ja Kain....ich verstehe Dich
__________________
"SCHMERZ IST ANSICHTSSACHE"

Geändert von Caldorus (08.03.2023 um 10:53 Uhr).
Caldorus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.03.2023, 11:33   #18
Delta Romeo
Administrator
 
Registriert seit: 24.05.2010
Beiträge: 8.759
Zitat:
Zitat von Caldorus Beitrag anzeigen
Allerdings sehe ich Null Chance das sich an der derzeitigen Situation etwas ändern wird. In keinem normalen Job gab es eine derartige Gehaltsentwicklung wie in der Pflege/ Betreuung und trotzdem werden es immer weniger Menschen die es machen möchten.(allerdings auch zuviele Einrichtungen die sich gegenseitige die Arbeitskräfte streitig machen) Bei Penny für 17 Euro arbeiten oder in der Pflege 24/7 für 20 --> ist kein wirklicher Anreiz mehr in der heutigen Zeit.

Es kommen auch nahezu keine jungen Leute mehr nach […]
Soweit ich weis, stimmt das nicht ganz. Vielmehr steigt die Zahl der Tätigen und Auszubildenden schon recht ordentlich, allerdings steigt die Zahl der Pflegebedürftigen weit schneller. Wie es sich mit exponentiellen Wachstum verhält, sollte man die letzten Jahre ja durchaus gelernt haben. Letztlich ist die Entwicklung nicht mehr aufzuhalten, wenn man mich fragt, ziemlich egal, was man macht.

Zuwanderung bleibt zumindest die einzige Chance. Grundsätzlich würde ich da nicht mal auf die Fachkräfte schielen. Nicht nur, weil die Zweifel vor Ort genauso gebraucht werden, sondern weil die aus meiner Erfahrung einfach die falschen Kenntnisse mitbringen. In viele anderen Ländern spielt Grundpflege keine große Rolle. Ich kann hier aber keinen gebrauchen, der mir Zugänge i.V. legt und mir Spritzen wahlweise überall hin setzen kann, mir dafür aber keine 5 Prophylaxen mit Maßnahmenplänen zusammenbringt. Das erstere ist hier ärztliche Aufgabe. Jetzt kann man darüber diskutieren, wie sinnvoll das ist, aber Pflege ist hier halt eher eigenständiges Berufsfeld als vorrangig medizinischer Assistent des Arztes. Fachkräfte aus anderen Ländern haben oft tolles Fachwissen, das sie hier aber nicht brauchen, bzw. dann, wenn sie es brauchen könnten, nämlich im interdisziplinären Austausch bspw. mit Ärzten, nicht anwenden können, weil das Sprachlevel einfach zu gering ist und es Jahre braucht, um in Wort und Schrift wirklich fachlich ein ausreichendes Maß erreicht zu haben (wenn es überhaupt je gelingt).

Neben dem Fakt, dass diese oft nicht glücklich werden, weil die Arbeit nicht ihrer erlernten Arbeit entspricht, muss ich diese also sowieso weitgehend von Grund auf anlernen. Da komme ich häufig mit wirklich ungelernten besser, die Fleiß und Willen mitbringen. Wenn dann Ausbildung dort im Raum steht, findet die dann auch hier statt.
__________________
"Was einer ohne Erklärung nicht versteht, versteht er auch nicht, wenn man es ihm erklärt." – Haruki Murakami: 1Q84
Ignition S1E4 „Geiler Stoff“ | Der Locker Room von CJ Perry und Rusev wird von einem Schatten verdunkelt, welchen der massive Knödel Earthquake in den Raum wirft.
Delta Romeo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.03.2023, 11:49   #19
Kain
Genickbruch
 
Registriert seit: 30.03.2001
Beiträge: 17.987
Zitat:
Zitat von Delta Romeo Beitrag anzeigen
Soweit ich weis, stimmt das nicht ganz. Vielmehr steigt die Zahl der Tätigen und Auszubildenden schon recht ordentlich, allerdings steigt die Zahl der Pflegebedürftigen weit schneller. Wie es sich mit exponentiellen Wachstum verhält, sollte man die letzten Jahre ja durchaus gelernt haben. Letztlich ist die Entwicklung nicht mehr aufzuhalten, wenn man mich fragt, ziemlich egal, was man macht.
Die Zahl der Tätigen steigt sicher nicht. Zumindest nicht bei uns. Daher soll z. B. auch die Fachkraftquote abgesenkt werden. Die HelferInnen sollen mehr machen. Soll auch mehr Geld geben. Zumindest für die mit einer Ausbildung. Dass die u. U. deshalb Hilfskräfte sind, weil sie die Verantworung für mehr nicht wollten, ist dabei nachrangig.
__________________
We pledge allegiance to the leader of the mighty Cult of Cornette and to the Pro-Wrestling for which he stands.
No blowup dolls, dick spots or dance routines. With blood, sell-outs and shoot angles for all.
Thank you. Fuck you. Bye.

Geändert von Kain (08.03.2023 um 11:50 Uhr).
Kain ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.03.2023, 12:39   #20
Caldorus
Schädelbasisbruch
 
Registriert seit: 24.03.2003
Beiträge: 2.124
Zitat:
Zitat von Delta Romeo Beitrag anzeigen
Soweit ich weis, stimmt das nicht ganz...
Könnte auch stimmen, ich kenne die genauen/ realen Zahlen nicht. Allerdings ist bei uns in der Gegend auch eine deutliche Abnahme der Fachkräfte zu verzeichnen. Eine Hilfskraft, !ohne! jegliche Ausbildung, bekommt hier derzeit ca 16-17 Euro die Stunde und auch da findet sich nahezu niemand. Allerdings lebe ich eher in Kleinstadt bzw ländlicher Gegend. (25k Einwohner)

Die Anzahl von Pflegeeinrichtungen/mobilen Versorgern steigt auch an (zumindest im hier im Umkreis von 50 km) die sich alle am selben Topf der Pflegekräfte bediene

(wahnsinn wie ähnlich die berufliche Situation von Kain und mir ist)
__________________
"SCHMERZ IST ANSICHTSSACHE"

Geändert von Caldorus (08.03.2023 um 12:44 Uhr).
Caldorus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.03.2023, 22:58   #21
Delta Romeo
Administrator
 
Registriert seit: 24.05.2010
Beiträge: 8.759
Mit der Steigerung meine ich sicher nicht die Zahl in den Betrieben, damit wir uns nicht falsch verstehen, sondern die Gesamtzahl in der Branche. Die Kundezahl steigt aber weit schneller, sodass relativ und damit in den Betrieben pro Pflegebedürftigen natürlich weniger Arbeitskraft da ist. Ich fahre ja selbst täglich über 10 Stunden unter Budget.

Was ich sagen will, ist, dass ich denke, egal was man tut, der demographische Wandel ist immer schneller. Fachkräftemangel ist inzwischen vielen Branchen Thema, in der Pflege verstärkt sich das aber zusätzlich, weil die steigende Nachfrage praktisch nicht zu bremsen ist.
__________________
"Was einer ohne Erklärung nicht versteht, versteht er auch nicht, wenn man es ihm erklärt." – Haruki Murakami: 1Q84
Ignition S1E4 „Geiler Stoff“ | Der Locker Room von CJ Perry und Rusev wird von einem Schatten verdunkelt, welchen der massive Knödel Earthquake in den Raum wirft.
Delta Romeo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.03.2023, 18:43   #22
El Clon
Schädelbasisbruch
 
Registriert seit: 16.05.2005
Beiträge: 3.728
Ich denke, diese Neuigkeiten passen gut hier rein: Ver.di macht Ernst.

Den Teil des Artikels, der besonders nennenswert ist, gebe ich mal wieder:

Zitat:
Außerdem fordern die Arbeitgeber der Mitteilung zufolge auch noch Sonderopfer von Beschäftigten in den Kliniken und der Altenpflege. Unter bestimmten Voraussetzungen sollten diese auf Lohn verzichten, wenn es dem Betrieb wirtschaftlich schlecht gehe.

»Ein solches Sonderopfer wird es mit uns nicht geben.«
»Das Ansinnen der Arbeitgeber, über einen Zusatztarifvertag Gehaltskürzungen für die Beschäftigten im Gesundheitswesen zu ermöglichen, ist eine echte Provokation und führt zu heftigen Protesten und Widerstand insbesondere im Gesundheitswesen«, erklärte der Ver.di-Vorsitzende Frank Werneke laut Mitteilung. »Ein solches Sonderopfer wird es mit uns nicht geben.«
Es zeigt sich der komplette Mangel von Wertschätzung auf Seiten der Arbeitgeber und die misanthropische Einstellung im deutschen Gesundheitswesen.
__________________
Dubnation forever!
1947 -- 1956 -- 1975 -- 2015 -- 2017 -- 2018 -- 2022

The Gravel Trap: Opinions on Motorsport
El Clon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.03.2023, 20:25   #23
Riddler
ECW
 
Registriert seit: 27.06.2005
Beiträge: 6.480
Zitat:
Zitat von El Clon Beitrag anzeigen
Ich denke, diese Neuigkeiten passen gut hier rein: Ver.di macht Ernst.

Den Teil des Artikels, der besonders nennenswert ist, gebe ich mal wieder:



Es zeigt sich der komplette Mangel von Wertschätzung auf Seiten der Arbeitgeber und die misanthropische Einstellung im deutschen Gesundheitswesen.
Solche Leute sollten umgehend verhaftet und weggesperrt werden. Unfassbar, dass man sich überhaupt wagt, sowas zu fordern.
Riddler ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.03.2023, 21:29   #24
S C H
Schädelbasisbruch
 
Registriert seit: 08.07.2004
Beiträge: 4.967
Zitat:
Zitat von El Clon Beitrag anzeigen
Ich denke, diese Neuigkeiten passen gut hier rein: Ver.di macht Ernst.

Den Teil des Artikels, der besonders nennenswert ist, gebe ich mal wieder:



Es zeigt sich der komplette Mangel von Wertschätzung auf Seiten der Arbeitgeber und die misanthropische Einstellung im deutschen Gesundheitswesen.
Alleine das zu lesen macht mich wütend. Ich hoffe die Gewerkschaften machen endlich mal wieder etwas mehr Druck. Ich kann jedem nur raten die paar Euro in ein Mitgliedschaft zu investieren.
__________________
WCW 4 Life Feel the Bang
Friedensnobelpreisträger 2012, Skispringen: Vierschanzentournee: Sieger, Olympia: 2. und Skiflug-WM: 3.
S C H ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.03.2023, 11:01   #25
Ragtimer
Knöchelbruch
 
Registriert seit: 19.07.2016
Beiträge: 583
Wenn es nach dem International Council of Nurses (ICN) geht, sollte der weltweite Mangel an Pflegefachpersonen als globaler Gesundheitsnotfall behandelt werden.

https://www.icn.ch/news/icn-report-s...174.1679738416
Ragtimer ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort
Themen-Optionen

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 10:23 Uhr.


Powered by vBulletin® Version 3.8.4 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.