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Alt 23.03.2023, 12:31   #446
CM Punkomaniac
Genickbruch
 
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Zitat von k-town1900 Beitrag anzeigen
Mein anderer Großvater hatte als Kind schon die letzten Wochen von 1. WK an der Front mitgemacht Zitat: "Wir kamen in einen eroberten Schützengraben in dem Hunderte Leichen lagen. Egal ob Freund oder Feind, wir haben die Leichen vor dem Graben gestapelt als Kugelfang."

Im 2. WK war er erst in Afrika, dann an der Ostfront wo er durch einen Beinschuss verletzt wurde. Zur Erholung kam er nach Frankreich und weil er dann schon "Alt" war an den Atlantikwall wo er in amerikanische Gefangenschaft geriet.

Auch wenn er es nie erzählt hat aber er muß sich für beide Kriege freiwillig gemeldet haben. Für den 1. WK war er nämlich mit 16 eigentlich zu Jung und für den 2. WK mit 37 zu Alt zumindest in den Anfangsjahren vom Krieg.

Ein Onkel von meinem Vater wurde am Ende vom 2. WK als 15 jähriges Kanonenfutter einberufen. Nach den 1. Schüssen die ihm um die Ohren flogen beging er Fahnenflucht. Die Gestapo war ihm dann auf den Fersen und er versteckte sich in einem zerbombten Haus unter einer umgedrehten Badewanne. Einer der Gestapo-Männer schaute unter die Wanne und meinte das da niemand wäre. Wenn es schief gelaufen wäre dann wären sie beide standrechtlich erschossen worden.
Vergleichbares ist dem Großvater, der nicht schwieg, passiert. Zuerst an der Osfront schwer verwundet - Schuss in den Rücken. Nach längerem Lazarettaufenthalt nach Nordafrika und dort von einem Schrapnell einer britischen Spitfire am Unterkiefer schwer verwundet - er hob kurz seinen Kopf zum Nachschauen, andernfalls wäre das Schrapnell durch den Stahlhelm geschossen und er wäre tot gewesen; Unterkiefer vollkommen zertrümmert. Nach dieser langen Genesung - hin und her zwischen Lazaretten und seinem damaligen Wohnort - war er wehruntauglich, aber für den Volkssturm reichte es natürlich. Dieser Dummkopf ging dann auch noch treudoof zu einem Meldebüro. Der Leiter des Meldebüros hat ihn beschimpft, er als 23jähriges Jüngelchen solle den Unsinn sein lassen, und ihn nach Hause geschickt. Ende April 1945, die Amerikaner standen an der Elbe und die Sowjets kämpften in Berlin! Mein Großvater konnte mir nie erklären, warum er sich nach zwei Fast-Toden auch noch zum Volkssturm melden wollte. Rückblickend konnte er sich das bis zu seinem Tod mit 92 Jahren selbst nicht erklären. Der Meldebüroleiter hat ihm vermutlich das Leben gerettet.

Geändert von CM Punkomaniac (23.03.2023 um 12:40 Uhr).
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