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Alt 05.07.2021, 10:53   #135
Nani
Höllen-Rentner
 
Registriert seit: 02.12.2003
Beiträge: 16.896
Zitat:
Zitat von Face Beitrag anzeigen
Das ist das, was die Verteidigung allen weismachen wollte. Aber im Verfahren ist relativ klar herausgekommen, dass die Hauptursache für den Tod das Knie auf ihm war. Ohne Knie kein toter George Floyd, egal was er konsumiert hat und wie krank er war. Die Anklage hat recht gut klar gemacht, dass mit äußerst hoher Wahrscheinlichkeit auch ein kerngesunder Mensch unter diesen Umständen zu Tode gekommen wäre. Das ist sicher auch einer der Hauptgründe, warum es zur Verurteilung kam. Weil Derek Chauvin eben nicht nur aufgrund von ungünstigen Umständen den Tod zu verantworten hatte, sondern ihn billigend in Kauf nahm.
Ganz wichtiger Hinweis.


Zitat:
Zitat von Duke of Bridgewater Beitrag anzeigen
Ich habe während des Prozesses nie etwas gehört, das auf Rassismus hindeutet.
Man muss sich bewusst machen, dass systemischer Rassismus nicht immer bewussten individuellen Rassismus voraussetzt.

Auf der einen Seite gibt es Leute, die glauben, dass Floyd aus rassistischem Hass von dem Polizisten vorsätzlich ermordet wurden. Auf der anderen Seite wird dann behauptet, dass er unter den Umständen völlig normal behandelt wurde und aufgrund unglücklicher Umstände erstickt ist.

Beide Sichtweisen machen sich das Thema zu einfach.

Das Hauptproblem (nicht nur) in den USA ist, dass Menschen mit dunkler Farbe im Alltag deutlich härter angefasst werden. Nicht aus vorsätzlichem Hass, sondern aus Gewohnheit und Vor-Beurteilung. Der Polizist muss kein Rassist gewesen sein. Aber manchmal reicht ein erhöhtes Maß an Vorsicht/Rücksichtslosigkeit, um aus einer normalen Polizeimaßnahme eine exzessive Gewalt bzw. Todschlag zu machen.

Ich denke immer noch mit Trauer an einen Vorfall vor einigen Jahren zurück. Im ehemaligen Büro-Gebäude meiner Frau gab es eine Wohnung für Flüchtlinge. Dort gab es einen Streit. Ein Jugendlicher (ca. 17, schätze ich) wurde mit einem Messer bedroht und ist geflüchtet. Er stand verängstigt im Treppenhaus, mit zerrissenem Shirt.
Als die Polizei ankam (ca. 6 Beamte in schwarzer Eingriffsmontur) wurde er ziemlich rabiat zu Boden gedrückt, sein Arm auf den Rücken gedrückt und ziemlich schlecht behandelt. Das alles, obwohl er das Opfer war, unbewaffnet und völlig harmlos erschien.
Als Weißer wäre er niemals so behandelt worden.

Ich halte die Polizisten nicht für rassistisch. Sie haben sicherlich ihre Gründe. Sie kennen die Situation nicht. Ich verstehe, dass sie übervorsichtig sind, wenn ein Messer involviert war. Und ein junger männlicher Flüchtling mit geringen Deutschkenntnissen ist auf dem ersten Blick eine unklarere Situation als z.B. ein weibliche Weiße, die sofort gut artikuliert das Problem schildert.
Aber die daraus resultierende Situation und Andersbehandlung ist sehr wohl rassistisch. In diesem Fall auch in einem Maße, das sehr problematisch ist. Wenn sich daraus eine Andersbehandlungsroutine entwickelt, ist ein Fall Floyd eine logische Folge.
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