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Alt 15.06.2022, 07:41   #379
FearOfTheDark
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Zitat:
Zitat von Humppathetic Beitrag anzeigen
Am 1.7.1993 brach Robert Lee Brock in ein Haus ein und raubte es aus. Er wurde erwischt und wegen schweren Diebstahls und Einbruchs zu 23 Jahren Haft verurteilt, abzusitzen im Indian Creek Correctional Center in Chesapeake, Virginia. Im Knast wurde er zu einem nervigen Problem der hiesigen Jurisdiktion, denn er allein in den Jahren 1995 und 1996 legte er 29 Mal Rechtsmittel ein, weil ihm so einiges im Gefängnis nicht passte. Sie alle wurden abgewiesen, noch bevor es zu einer Verhandlung gekommen wäre. Dann aber hatte Brock eine scheinbar geniale Idee: Er wollte eine Klage einreichen - gegen sich selbst. Begründung: Nicht nur sei er am 1.7.1993 eingebrochen, was eine Straftat sei - er sei dabei auch betrunken gewesen. Da er gläubiger Christ sei, habe er bei sich selbst damit enormen seelischen Schaden verursacht, seine eigenen Bürgerrechte beschnitten und seinen Glauben verächtlich gemacht und forderte daher von sich selbst (!) 5.000.000$ Schadensersatz - zu zahlen sei diese Summe allerdings nicht von ihm selbst, denn er sitze ja im Gefängnis und habe kein regelmäßiges Einkommen, daher müsse derjenige, der ihn in Obhut genommen hat, für diese Summe aufkommen: der Staat von Virginia. Dafür versprach er, dass er das Geld, sobald er das Gefängnis wieder verlassen dürfe, zurückbezahlen werde.
Der Antrag auf ein Verfahren wurde wenig übrraschend abgelehnt, und nachdem Brock nicht aufhörte, die Mühlen der Bürokratie mit seinen unseriösen Anträgen auf Gerichtsverfahren zu beschäftigen, wurde er offiziell gebeten, zu erklären, warum die Gerichtsbarkeit ihn nicht sanktioniern solle, und nachdem er keine gute Antwort abgegeben hatte, wurde seine Rechte auf Gerichtsverfahren stark eingeschränkt ...

Die andere Seite kann solchen Quatsch aber auch verdammt gut:

In Tennessee gab es 2013 ein Gerichtsverfahren gegen den Einbrecher Donald Joseph Powell, auf Englisch also "State of Tennessee v. Donald Joseph Powell", wobei Tennessee von Bezirksstaatsanwältin Tammy Rettig vertreten wurde und der Angeklagte von einem Strafverteidiger, der passender- oder kurioserweise Drew Justice hieß (und auch noch heißt, wenn er in der Zwischenzeit nicht gestorben ist). Da die beiden Seiten vor Gericht aus Zeit- oder sonstigen Gründen nicht immer den vollen Namen nennen müssen, wird häufig einfach nur auf "Angeklagter" und "Ankläger" (hier: die Regierung Tennessees) zurückgegriffen. Rettig wollte das aber nicht hinnehmen und stellte den Antrag, dass es dem Verteidiger verboten werden solle, den Ankläger als "die Regierung" zu bezeichnen, weil das die Fairness des Verfahrens beeinträchtige, da der dieser Begriff negativ konnotiert sei, obwohl das Verfahren selbst ja schon "Regierung vs. Einbrecher" hieß ... stattdessen solle man sie immer bei Titel und vollem Namen nennen ... Das fand Verteidiger Drew Justice aber nicht nur einfach bescheuert - er stellte ebenfalls einen Antrag. Der Inhalt? Wenn die Anklage sich selbst ihre Ansprache aussuchen dürfe, dann solle ihm das genauso erlaubt sein. Der Angeklagte solle daher nicht mehr Angeklagter genannt werden - stattdessen solle man ihn bei seinem Namen nennen oder bei "der beschuldigte Staatsbürger" oder gleich einfach, aufgepasst, "Der unschuldige Mann". Wird aber noch besser. Drew Justice wollte ab sofort auch nicht mehr als Anwalt oder Strafverteidiger bezeichnet werden. Stattdessen möge man ihn bitte mit dem Titel "Verteidiger der Unschuldigen" nennen, alternativ gehe auch "Wächter des Reiches". Sollte man ihn direkt als Person ansprechen, möchte er nicht einfach Herr Justice genannt werden, sondern mit einem militärischen Titel, in diesem Fall Captain Justice. Sei zwar weniger eindrucksvoll als General Justice, aber weitaus bescheidener. Und das Wort Verteidigung gefiel ihm auch nicht mehr, also wollte er ab sofort Der Widerstand genannt werden.
Ich bin sprachlos. Zu beiden Geschichten
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Wenn ich herausgefunden habe, wie man "30" in römischen Zahlen schreibt, mach ich drei Kreuze.
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