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Alt 09.10.2018, 08:35   #79
Kliqer
Genickbruch
 
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Zitat von mumu Beitrag anzeigen
Ich sage auch nicht, dass wir Dinge zurück drehen sollen, absolut nicht. Weiterentwickeln, optimieren und forschen ja, aber die Bevölkerung weiter mit Steuern und Verboten gängeln sollte jetzt auch mal aufhören. Davon haben wir nämlich inzwischen genug.
Ist dem wirklich so? Ist jetzt natürlich nur ein subjektiver Einzelfallbericht: aber ich wurde jetzt noch von keinem Verbot gegängelt oder habe große Nachteile zu spüren, aufgrund irgendwelcher Steuern. Deswegen wundere ich mich. Aber vielleicht geht es anderen ja da tatsächlich anders.

Ansonsten verstehe ich dein Anliegen tatsächlich nicht. Bitte korrigiere mich, wenn ich dich falsch verstanden habe, aber deine Aussage ist: Deutschland alleine kann nicht wirklich etwas ausrichten, deswegen ist jetzt auch mal gut mit neuen Maßnahmen zum Klimaschutz? Richtig?

Wenn dem so ist, frage ich mich, wie Deutschland (theoretisch) auf internationaler Ebene überhaupt irgendwen überzeugen soll, "grüner" zu werden. Soll man sich ewig in einem "Wir tun erst etwas wenn ihr auch etwas tut!"-Kreis drehen? Oder ist es nicht vielleicht - man mag es als romatisch-verklärt diffamieren, ich persönlich finde es richtig und wichtig - eine bessere Option eine Vorreiterrolle einzunehmen, die es einem a.) erlaubt, seriöser Ansprüche bzw. Forderungen nach dem Motto "So, wir haben das schon umgesetzt, jetzt ihr aber auch" und b.) symbolhaft aufzuzeigen, dass es eben möglich ist, die Politik einer Industrienation "grüner" zu gestalten, ohne, dass dadurch alles zusammenbricht. Monkey see, monkey does.

Mir geht dieser Wirtschaftshörigkeit wahnsinnig auf den Sack. Dieser kurzsichtige Renditefetisch. Dieses resignierende "Wir können eh nichts machen" oder das weinerlich-genervte "Jetzt ist aber auch mal gut!". Nein, ist es nicht. Klimaschutz muss langsam auch mal anfangen richtig weh zutun. Schluss mit der Streichel-Öko-Politik, hin zu ernsthaften, langfristigen Maßnahmen, die, wie gesagt, eben auch mal wehtun müssen. Und das auch, wenn wir die einzigen sind, die sie umsetzen. Denn die Alternative dazu, dass es nur einer macht, ist, dass es keiner macht. Und die ist nicht besser. Und natürlich ist der Gesamtzusammenhang wichtig, natürlich ist es wichtig, was die anderen so tun, aber sich davon (in negativer Hinsicht, also im Bezug auf das "Weniger-Tun" von einem selbst) leiten zu lassen, kann doch auch nicht die Lösung sein. In keinerlei Hinsicht.

Eine Hoffnung, die ich persönlich habe, ist, dass in der nahen Zukunft - "irgendwann" wird das so oder so passieren, nur dann eventuell viel zu spät - eingesehen wird, dass eine grüne, umweltfreundlichen Politik eben auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Ist sie ja auch. Alleine im Bezug auf die zu erwarteten Klimaflüchtlinge - nachvollziehbar übrigens, dass die AfD den menschengemachten Klimawandel leugnet, denn würde man dagegen etwas tun und so bspw. Klimaflüchtlinge verhindern oder eindämmen können, würde man sich ja der eigenen "Kernkompetenz", dem Hetzen gegen Fremde, berauben - wäre dem ja auch so. Aber auch hier muss die Politik Anreize schaffen. Sinnvolle Anreize mit Vorbildcharakter, die adaptierbar und langfristig so sinnvoll und nützlich sind, dass sie die kurzfristige Wirtschaftlichkeit, nach der sich zu viele noch zu häufig richten, überstrahlt. Und das erreicht man nicht, in dem man auf die anderen wartet, sondern indem wir selbst vorweg gehen. Deutschland wird gerne als Innovationsstandort gepriesen, seien wir es doch auch für den Klimaschutz, die Energiewende, für eine grüne Politik und beißen wir auf die Zähne, wenn es auch mal weh tut. Denn dieser "Schmerz" ist ein Fliegenschiss verglichen mit dem, was auf uns bzw. nachfolgende Generationen zukommen wird.
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"Genickbruch.com ist eine topseriöse Seite." - Markus Lanz, 16.10.2014
acab
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