Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Let's dive right into: Marduk
Der Landknecht
07.09.2018, 14:20
Da wären wir also. Ein Projekt, von dem ich mir nicht nur Resonanz erhoffe, sondern auch die stetige Lust, es weiterzuführen. :boxer:
In dieser Serie soll es um die Diskographien bekannter Bands, vor allem aus dem Bereich des Metal, gehen. Dabei beschränke ich mich auf die relevanten Erscheinungen, ergo werden EPs eher selten den Weg in die zu bewertenden Ergüsse finden. Gleiches gilt auch, und das auf jeden Fall, für Live-Alben, Compilations etc..
EDIT von Ivanhoe: Wer möchte, kann natürlich mitdiskutieren. Hier steht, in welcher Form das am liebsten gesehen ist. (https://www.genickbruch.com/vb/showthread.php?t=80179)
Die erste Band, der ich mich widme, ist Marduk. Gegründet wurde die Band 1990 in Norrköping. Norrköping dürfte vielen bekannt sein... als Heimatstadt von Marduk. Ansonsten passiert da nicht allzu viel. Aber zurück zur Band. Marduk wurde gegründet mit dem Ziel, die satanischste und blasphemischste Band der Welt zu werden. Nun ja, ob die Herren das geschafft haben, überlasse ich eurer Expertise. Aber wen kümmert's heute noch? Mit Satanismus erschreckst du wahrscheinlich eine 90-jährige Oma nicht mehr.
Aber ich komme vom Thema ab. 1991 brachte man eine EP mit dem niveauvollen Titel "Fuck Me Jesus" heraus. Nach ersten Konzerten und einer zweiten, unveröffentlichten EP kam 1992 dann das erste größere Werk heraus: Die Full Length "Dark Endless". Und um die soll es hier auch gehen.
Marduk (https://www.graspop.be/images/bands/detail/marduk-fb.jpg)
Dark Endless (https://www.hrrshop.de/bilder/produkte/gross/MARDUK-Dark-Endless-25th-Anniversary-Edition-DLP-BLACK.jpg)
Stil: "Black" Metal
Datum: 23.12.1992
Label: No Fashion Records
Länge: 30:03
Örtlichkeit: Hellspawn Studios in Finspång
Personal: Andreas Axelsson (Gesang), Devo Andersson (Gitarre), Morgan "Evil" Håkansson (Gitarre), Rickard Kalm (Bass), Joakim Grave (Schlagzeug)
Das ist sie nun, die erste Scheibe der Schweden. Und Schweden ist direkt ein gutes Stichwort. Ihr habt vielleicht bemerkt (und euch dann gewundert), dass in der Zeile namens "Stil" der Begriff Black im beinahe-Kompositum Black Metal in Anführungszeichen gesetzt ist. Zwar ist die Scheibe dem Black Metal zuzuordnen, aber doch irgendwie nur teilweise. Der Einfluss der anderen großen schwedischen Bands, die den damals noch neuartigen Schwedentod zelebrierten, ist unüberhörbar. Teilweise knarzt es gar so sehr aus den Boxen, dass ich mich punktuell an Napalm Death erinnert fühlte.
Wenig überraschend sind drei der Musiker nach dem Album entweder ausgestiegen (Kalm), haben sich dem Death Metal verschrieben (Axelsson) oder haben das Instrument getauscht (Joakim Grave). Teil von Marduk sind alle drei nicht mehr.
Aber genug der stilistischen Merkmale und der Besetzungssperenzchen: Wie ist die Scheibe selbst gelungen? Nun ja. Wenn man sich das Norwegen der anfänglichen 90er Jahre anguckt, erkennt man doch einen nicht zu leugnenden Qualitätsunterschied. Mayhem, Burzum, Immortal, Enslaved und Co. haben bereits damals (und vielleicht auch nie wieder) bestechende, das Genre definierende Werke herausgebracht. Da kann die Dark Endless leider nicht mithalten. Nach der atmosphärischen Introduktion folgt vor allem eines: zu viel Stückwerk. Einige Songs bolzen eher uninspiriert durch das schwedische Unterholz, ohne auch nur annähernd im Gedächtnis zu bleiben. Ausnahmen aber gibt es in Form des Songs "Still Fucking Dead", der direkt dem Opener folgt. "The Sun Turns Black As Night" und "The Black" können ebenfalls punkten. Das eigentliche Highlight - zumindest meines Erachtens - aber ist "The Funeral Seemed To Be Endless". Ein an Coolness nicht zu übertreffender Songtitel trifft auf einen wunderschön knarzigen, polternden, gleichzeitig aber melodischen Song mit Groove und den obligatorisch schwedischen Gitarren.
Wäre doch nur das ganze Album so. Aber, ein kleines bis mittelschweres aber: Für den Anfang, das Alter der Beteiligten, das Jahr und den Umstand, dass hier eben nicht Norwegen am Zug ist, ist das Album annehmbar, wenngleich rein musikalisch betrachtet uninteressant bis mittelmäßig.
4/10
Anspieltipps: Still Fucking Dead, The Black, The Sun Turns Black As Night, The Funeral Seemed To Be Endless (!!!)
Zunächst: Ich habe mir erlaubt, den Ausgangsthread, in dem Humppa die Idee schildert, in seinen Eröffnungspost zu editieren. Ich hoffe, das passt so. Denn genau jene Ankündigung, die unser verehrter Threadersteller dort gemacht hat, also mit Marduk zu beginnen, hat mich direkt angefixt. :D
Eines vorweg: Ich habe Anfang der 1990er Jahre keinen Black Metal gehört, ich denke, ich war zu jung dafür. Alles, was in der Richtung passiert ist, sowohl musikalisch als auch Drumherum, kann ich nur aus der Retrospektive beurteilen, ein Eindruck, wie es damals wirklich war diese Musik zu entdecken, geht mir ab. Im Falle von Marduk bedeutet das, dass "La Grande Danse Macabre" (2001) mein erstes Album war, das ich quasi im Jahr des Erscheines gekauft habe. Erst danach habe ich ...ähem... aufgerüstet. Und zwar in beide Richtungen, also neue Alben meist in zeitlicher Nähe zu ihrem Erscheinen gekauft/gehört, alte ab und an nachgekauft. Ich hab' jetzt mal die Diskografie durchgesehen und es gibt genau drei Alben, die ich nie gehört habe und von denen ich nicht mal den Namen kannte. Eines davon ist "Dark Endless" und genau darum geht es jetzt auch. Also doch wieder irgendwie eine Neuentdeckung, wenn man so will. ;)
Doch wie überhaupt einsteigen? "Dark Endless" ist 1992 erschienen, die Protagonisten waren jung, die ganze Szene war jung und zum Teil (technisch) auch entsprechend unbedarft. Kann man natürlich nicht mit heutigen Alben von wem auch immer vergleichen (ich hoffe, wir kommen noch zu Darkthrone, bei denen geht das), aber das Wissen um das, was später kam, ist auch nicht auszublenden. Humppa hat oben schon ganz gut den Kern des Albums beschrieben, glaube ich. Ich kann ihm (fast) in allen Punkten zustimmen, wäre aber eventuell etwas weniger streng bei der Bewertung gewesen und wollte 5/10 geben. Hab ich dann aber doch nicht gemacht, weil mir klar wurde, dass ich mich ein bisschen von zwei Übernummern habe blenden lassen: "Still Fucking Dead" ist schlicht und einfach großartig - zumindest wenn man mit der eher rumpeligen, deathigen Attitüde etwas anfangen kann. Wer das nicht schafft, wird aber so oder so keinen Gefallen an dem Album finden, auf dem der Black Metal eher in homöpathischen Dosen daherkommt. Wäre heute vermutlich sogar mehr im Trend gewesen als 1992, aber das nur am Rande. Zweiter Volltreffer ist "The Sun Turns Black As Night", das im Gegensatz zu o.g. Song nicht so sehr Brecher ist, sondern eher einem zarten Fingerzeig gleichkommt, was die künftigen Songwriting-Qualitäten der Band betrifft. Im Kontext von "Dark Endless" durchaus abwechslungsreich und stark komponiert.
Von diesen zwei Nummern abgesehen musste ich vor allem beim sehr guten Intro "The Eye Of Funeral" und beim verhältnismäßig "sanften", etwas punkigeren (naja...) "Holy Inquisition" aufhorchen. Fand ich auch starke Songs, wenngleich sie nicht an das genannte Duett heranreichen.
Der Rest des Albums ist durchaus gefällig und macht Spaß. Jau, auch "The Funeral Seemed To Be Endless" gefällt, Humppa. ;) Aber das Gefühl, hier was wirklich außergewöhnliches zu hören, ist bei mir nicht aufgekommen. "Dark Endless" hat schon Charme und ist auch aus musikhistorischen Gründen interessant. Aber es ist - ähnlich wie das Debut von z.B. Immortal - bei aller Nostalgie kein Überwerk. Es bleibt weder genug und nachhaltig hängen, noch ist die Gesamtatmosphäre so beeindruckend, wie man es sich erhofft (wobei letzteres schon wieder so eine Sache ist - hätte ich "Dark Endless" 1992 gehört, hätte ich mir gar nix erhofft, weil der Name "Marduk" bei mir keine Erwartungen geweckt hätte). Muss man so deutlich sagen.
4/10
PS: Dennoch - Es hat durchaus Spaß gemacht, diese Uralt-Scheibe zu entdecken. Das hätte ich ohne diesen Thread nie gemacht, also: :dh:
Der Landknecht
07.09.2018, 15:30
Was ich ganz vergessen habe, zu erwähnen: Das erste Riff des ersten Songs erinnert mich an irgendeine bekannte Melodie. Kann nur nicht genau sagen, welche es ist.
Aber schön, dass ich dich dazu bringen konnte, ein Album, das du sonst nicht gehört hättest, zu hören. Und wenn am Ende nur du als steter Antworten-Geber in Erscheinung trittst, ist mir das mehr als recht. :D
Darkthrone wird sicherlich auch bearbeitet, sofern ich diese Serie dauerhaft weiterführen werde. Ist ja doch ein bisschen Arbeit.
Der Zerquetscher
07.09.2018, 17:11
Extrem geile Idee von Dir, Daniel. Dafür muss ich mir aber Zeit nehmen - sobald es passt gebe ich meinen Senf zum Album. Muss es aber erst anhören, denn ich habe es nicht hier. Kenne es also vermutlich gar nicht.
Der Landknecht
07.09.2018, 18:02
Extrem geile Idee von Dir, Daniel. Dafür muss ich mir aber Zeit nehmen - sobald es passt gebe ich meinen Senf zum Album. Muss es aber erst anhören, denn ich habe es nicht hier. Kenne es also vermutlich gar nicht.
Ich danke dir vielmals. Mindestens 50% des Lobes gebühren allerdings farro12345. :dh:
Nicht so meine Baustelle. Ich hatte mal die "Fuck me Jesus". Aber als mir Black Metal immer weniger zugesagt habe, wurde die Scheibe mit einigen anderen abgestoßen. Live habe ich sie mal gesehen. 2005? Kann das sein? War vom Erlebnis ganz gut. Aber die Musik ist nichts für mich.
Der Landknecht
07.09.2018, 20:41
Nicht so meine Baustelle. Ich hatte mal die "Fuck me Jesus". Aber als mir Black Metal immer weniger zugesagt habe, wurde die Scheibe mit einigen anderen abgestoßen. Live habe ich sie mal gesehen. 2005? Kann das sein? War vom Erlebnis ganz gut. Aber die Musik ist nichts für mich.
Marduk ist so eine Band, die live selbst Leuten, die sie nicht mögen, gefällt. Die ballern halt einfach schön.
Ich habe übrigens immer noch die Kassette von Enslaved's "Hordanes Land". Die habe ich damals in Oxford in einem Laden, der nicht auf Metal spezialisiert war, für zwei britische Pfund gekauft. Auf Ebay ist sie 30€ wert. :boxer:
Jefferson D'Arcy
07.09.2018, 22:29
Bin gespannt, wie du "Those Of Unlight" findest :) In meinen Augen eines eines der besten Marduk Alben.
Kinderschreck
07.09.2018, 23:39
Bin gespannt, wie du "Those Of Unlight" findest :) In meinen Augen eines eines der besten Marduk Alben.
Für mich das einzig gute Marduk Album. Die Band ist auch nicht so meine Baustelle, wobei ich ihnen ewigen Respekt zolle für das übermenschliche Drumming auf der "Panzer Division Marduk". Ich lese hier aber gerne mit. Tolle Idee!
Der Landknecht
08.09.2018, 13:55
Das zweite Album folgt morgen. Bin gerade etwas zu kaputt, um einem Album würdige Zeilen zu verfassen. :boxer:
Eine Frage zum Ablauf. Unter Umständen sogar schon beantwortet und von mir übersehen. Wird jetzt erst Marduk durchgearbeitet oder gibt es dann irgendwann parallel laufende Themen?
Der Landknecht
09.09.2018, 15:27
Eine Frage zum Ablauf. Unter Umständen sogar schon beantwortet und von mir übersehen. Wird jetzt erst Marduk durchgearbeitet oder gibt es dann irgendwann parallel laufende Themen?
Es wird Marduk abgearbeitet, und dann gibt es ein neues Thema zur nächsten Band.
Kurzes Update: Die Those Of The Unlight braucht nochmal eine Runde im Player, bevor ich mich endgültig dazu äußere. Stay tuned. Entweder heute Abend oder morgen dann. Will mir auch nicht zu viel Stress machen und dem Album ja auch genügend Zeit zur Entfaltung geben.
Super Idee. Werde dank des Genre-Fokus wahrscheinlich eher weniger dazu beitragen können, ergibt aber aufgrund des durchschnittlichen Musikgeschmacks hier an Board natürlich Sinn es metallastiger zu gestalten. Schaue aber immer mal wieder rein. :dh:
farro12345
09.09.2018, 16:08
So, ich habe mich ein bisschen „eingehört“, wobei mir gerade die ersten Alben von Marduk nicht ganz unbekannt sind (bis zur „Plague Angel“ habe ich sie zumindest auf meiner Platte liegen), und möchte nun - nicht unbedingt eine fundierte Bewertung, aber meine Eindrücke kurz teilen.
MARDUK - Dark Endless (1992)
Wie bereits erwähnt und mir auch bewusst, fällt das Debütalbum stilistisch etwas aus der Rolle, da es sich tatsächlich wohl eher dem Death Metal zuordnen lässt (mit kleinen Ausflügen in „schwärzere Ecken“ an einigen Stellen). Was mir direkt aufgefallen ist: mir hat das Album stellenweise durchaus Spaß gemacht, wobei ich nicht weiß, ob das unbedingt die Intention der Musiker war ;) Es gibt Riffs, die hängen bleiben, es groovt mitunter ganz nett und es versprüht fast durchgehend einen gewissen rumpelig-räudigen Charme. Ich habe mich bisweilen dabei erwischt, wie ich etwas dümmlich grinsen musste und mitwippte. Das Album spricht eher rudimentäre Instinkte an, wirkt manchmal etwas Stumpf und primitiv, aber auf eine nicht unangenehme Art. Besonders „nett“: Still Fucking Dead (inclusive des Intros), Departure From The Mortals, The Black...
Edit: Und der Titeltrack, der Anfang gefällt mir gut (PS: und am Ende gibt es gar fast etwas Groove-Metal :). Eigentlich ist das insgesamt eine Death-/Blackened Death- wie auch immer-Metal-Platte, die mir recht gut gefällt.
Ein paar Details, die mir Spaß gemacht haben, sind zb dieser kurze Keyboard-Anflug kurz vor Ende bei „Still Fucking Dead“, der verzerrte alleinstehende Basslauf bei „Within The Abyss“ und generell mag ich es sehr, wenn ins Midtempo gewechselt wird, erinnert mich bisweilen an Obituary, das bekommt so eine schöne Heaviness dadurch.
Das hat mir Spaß gemacht, wenn es sicherlich auch keine Offenbarung war, und ich habe auch schon etwas weiter in die Diskographie gehört, aber dazu an geeigneter Stelle mehr. Eine Punktzahl zu geben, fällt mir schwer, wie im anderen Thread erwähnt, aber ich werde wohl eine kleine persönliche Rangliste führen, die derzeit so aussieht:
1. Dark Endless (1992)
...
Es wird Marduk abgearbeitet, und dann gibt es ein neues Thema zur nächsten Band.
Dann warte ich eine Band ab, über die ich etwas sagen kann. ;)
Was mir direkt aufgefallen ist: mir hat das Album stellenweise durchaus Spaß gemacht, wobei ich nicht weiß, ob das unbedingt die Intention der Musiker war ;)
Mir ging es zuerst auch so. Dieser Rumpelcharakter ist gar nicht so weit von dem Zeug entfernt, das ich heute mitunter gern höre. Aber die Langzeitwirkung spreche ich "Dark Endless" eher ab.
Dann warte ich eine Band ab, über die ich etwas sagen kann. ;)
Oder du hörst die Alben quasi "live" mit. Was ich vorhabe. Andererseits kann das natürlich hart sein, wenn man so gar keinen Bezug zur Musik hat. Was bei Bands wie Marduk durchaus verständlich wäre. Ich selbst höre grad zum ersten Mal seit Ewigkeiten "Those Of The Unlight". Macht Laune. Ja, echt. Bin auf humppas Meinung gespannt.
Der Landknecht
10.09.2018, 17:01
Those Of The Unlight (https://img.discogs.com/v5d8i6P1D2hVoFhGS7kPIt4u1Pk=/fit-in/600x600/filters:strip_icc():format(jpeg):mode_rgb():qualit y(90)/discogs-images/R-2341359-1278199135.jpeg.jpg)
Stil: Melodic Death/Black Metal
Datum: 01.10.1993
Label: Osmose Records
Länge: 37:29
Örtlichkeit: Hellspawn Studios in Finspång
Personal: Devo Andersson (Gitarre), Morgan "Evil" Håkansson (Gitarre), Roger Svensson (Bass), Joakim Grave (Gesang/Schlagzeug)
Nicht ganz ein Jahr nach dem Debüt Marduks brachte die Band auch schon ihr zweites Album an den Mann. Abermals aufgenommen in den Hellspawn Studios und abermals gemixt von Dan Swanö - ein Fakt, den ich Dummkopf in der ersten Kritik zu erwähnen vergessen habe - hat sich personell ein wenig und musikalisch einiges geändert.
Aber erstmal zum Personellen: Grave hat neben dem Schlagzeug nun auch den Gesang eingespielt. Und Kalm wurde als Bassist von Roger Svensson ersetzt.
Musikalisch wiederum ist man einen neuen Weg eingeschlagen, der sich aus heutiger Sicht beinahe logisch darstellt. Der ersten, sehr vom heute so ikonischen Sound des schwedischen Todes inspirierten Scheibe folgt mit "Those Of The Unlight" ein Werk, das stark an die Landsmänner von Dissection erinnert, ohne dabei aber vollkommen deren Klasse zu erreichen.
Was neben dem besseren Klang vor allem auffällt, sind das pointiertere Schlagzeug, das sich qualitativ so gesteigert hat, dass es mich wundert, dass es immer noch vom selben Mann eingespielt wurde, und die messerscharfen Riffs der Gitarristen. Rumpelte das Erstlingswerk noch teilweise uninspiriert und dröge durch die schwedischen Wälder, so überzeugt das zweite Album umso mehr. Insbesondere die ersten vier Songs kann man durchgehend laufen lassen, und auch heute könnten sie sich noch problemlos als Live-Varianten etablieren, wäre da nicht der mittlerweile wummernde, brutale Sound, den die Schweden seit vielen Jahren anbieten.
Überraschend für mich war aber dann in der zweiten Hälfte das als Interludium fungierende, siebenminütige Instrumentalstück "Echoes From The Past", das ungemein atmosphärisch daherkommt und vielleicht ein wenig ein Intro ersetzt, denn ein solches gibt es diesmal nicht. Mit sowas hätte ich wahrlich nicht gerechnet. Nichtsdestotrotz sind die beiden letzten Songs der Scheibe, also Nr. 6 und 8 (mit "Echoes..." dazwischen), schwächer als der Rest. Das schmälert den Gesamteindruck ein wenig.
Doch ist das Album im Vergleich zum Vorgänger um Welten besser und kann auch heute problemlos auf jeder Metalparty laufen.
PS: Nicht unerwähnt bleiben sollte das hübsche Cover. Auch da hat sich bereits Verbesserung gezeigt.
7/10
Anspieltipps: Darkness Breeds Immortality, Those Of The Unlight, Wolves, Echoes From The Past
PPS: Danke für die bisher doch sehr positive Resonanz. :dh:
Mir ging es zuerst auch so. Dieser Rumpelcharakter ist gar nicht so weit von dem Zeug entfernt, das ich heute mitunter gern höre. Aber die Langzeitwirkung spreche ich "Dark Endless" eher ab.
Oder du hörst die Alben quasi "live" mit. Was ich vorhabe. Andererseits kann das natürlich hart sein, wenn man so gar keinen Bezug zur Musik hat. Was bei Bands wie Marduk durchaus verständlich wäre. Ich selbst höre grad zum ersten Mal seit Ewigkeiten "Those Of The Unlight". Macht Laune. Ja, echt. Bin auf humppas Meinung gespannt.
Dazu fehlt mir leider die Zeit. Im besten Fall würden die Scheiben im Hintergrund laufen und halbwegs ausgeblendet werden. ;)
farro12345
10.09.2018, 17:40
MARDUK - Those Of The Unlight (1993)
Das, was Humppa sagt ;) Nein, ganz im Ernst: dachte ich zunächst noch, dass der Erstling mir irgendwie mehr „Spaß“ gemacht hatte, musste ich nach einem zweiten Hördurchgang auf einer Fahrradfahrt feststellen, dass dieses 2. Album in einer anderen Klasse spielt.
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass der Sound sich völlig verändert hat. Man spielt nun wirklich Black Metal, und evtl ist es ja auch den angesprochenen personellen Veränderungen geschuldet, dass der Eindruck entstehen könnte, es hier mit einer anderen Band zu tun zu haben. Die Songs sind deutlich komplexer und anspruchsvoller komponiert, bewähren sich dennoch eine gewisse Rohheit, und atmosphärisch hat sich das Ganze ziemlich verlagert, es wirkt kälter und düsterer, gleichzeitig aber auch etwas erhabener und unnahbarer als der Vorgänger.
Zu den Songs: ich finde wie Humppa auch die ersten 4 Stücke sehr stark, wobei „On Darkened Wings“ mir auf Anhieb am besten gefiel (evtl, weil ich es am längsten kenne und der Wiedererkennungseffekt eingesetzt hat), auch Song 5 finde ich noch sehr stark. Ich schließe mich ebenfalls an, dass die Songs 6 und 8 am schwächsten sind, allerdings das sehr atmosphärisch gelungene „Echoes From The Past“ umrahmen.
1. Those Of The Unlight (1993)
2. Dark Endless (1992)
...
Der Landknecht
11.09.2018, 10:59
Opus Nocturne zieht gerade seine ersten Kreise durch meinen Gehörgang.
Wundert euch bitte übrigens nicht, wenn hier demnächst für kurz ein wenig Funkstille herrscht. Mein Vater wird sich meinen PC angucken und versuchen, ihn wieder flottzumachen. :dh:
Du bist schnell... Dafür reicht bei mir die Zeit nicht, auch wenn die Alben von Marduk dankenswert kurz sind. Aber zu "Those Of The Unlight" sollte ich heute noch ein paar Zeilen schreiben können. Geiles Album, so viel sei schon verraten.
Der Landknecht
11.09.2018, 14:19
Du bist schnell... Dafür reicht bei mir die Zeit nicht, auch wenn die Alben von Marduk dankenswert kurz sind. Aber zu "Those Of The Unlight" sollte ich heute noch ein paar Zeilen schreiben können. Geiles Album, so viel sei schon verraten.
Ich versuche, alle ein bis zwei Tage ein Album zu besprechen, dabei aber auch genügend Umläufe gehabt zu haben, um auch in die Tiefe gehen zu können, um einerseits nicht zu viel Zeit pro Thread zu verbrauchen und andererseits jedem Album Rechnung zu tragen.
Marduk - Those Of The Unlight (1993)
Zunächst: Geiler Titel, geiles Cover. Dann: Humppa hat ja schon bei der Vorstellung von Marduk geschrieben, dass man bei der Gründung die satanistischste und blasphemischste Band aller Zeiten werden wollte. Nun lese ich die Lyrics von "Those Of The Unlight" und auch "Dark Endless" und muss sagen: Da hat aber jemand das Thema verfehlt. Oder ist man heute so abgehärtet, dass einem das alles nicht mehr so schlimm i.S.v. "wirklich blasphemisch" vorkommt? Ich empfinde die Lyrics als extrem düster und ein bisschen mystisch. Aber satanisch und blasphemisch? Eigentlich nicht.
Kommen wir nun zur Musik. Humppa hat schon einiges sehr richtig beschrieben. Ich selbst bin der Meinung, dass "Those Of The Unlight" nichts weniger als ein musikalischer Quantensprung gegenüber dem Debüt ist. Nach den ersten zwei Durchgängen habe ich nochmal "Dark Endless" aufgelegt, denn dessen Eindruck war plötzlich wie weggeblasen. Und ja, ich finde das Debüt immer noch recht charmant, aber im direkten Vergleich macht der Nachfolger ALLES besser, was einem erst so richtig bewusst wird, wenn man die beiden Alben direkt nacheinander hört. Musikalisch geht "Those Of The Unlight" schon deutlich in Richtung Black Metal, der rumpelige Sound ist verschwunden und macht dem ersten, teilweise noch etwas zaghaften, kalten Flirren Platz, das wir am Black Metal so lieben. Zu den genannten Dissection-Einflüssen kann ich recht wenig sagen, da ich jene Band nie so richtig verfolgt habe (ja, Schande über mich). Was ich jedoch weiß: Der Sound hat sich auf "Those Of The Unlight" stark verbessert, ohne dadurch irgendwie weichgespült zu klingen. Ja, das ist schon Black Metal mit Versatzstücken aus dem Death Metal – also umgekehrt als es noch beim Debüt war. Und auch technisch scheinen sich die Herren aus Schweden stark verbessert zu haben. Das betrifft nicht nur die Instrumentalfraktion sondern auch den Gesang, der hier schon sehr bösartig aus den Boxen kommt.
Was aber noch mehr heraussticht ist das um Welten bessere Songwriting. Man kann nun nicht sagen, dass jeder Song ein absoluter Volltreffer ist, aber die Quote ist für ein Zweitwerk schon sehr hoch. Mit "Wolves" gibt es den ersten wirklichen Klassiker zu hören, der auch heute noch auf den Setlists von Marduk zu finden ist. Interessanterweise würde die Nummer mittlerweile wohl als Black n' Roll durchgehen – 1993 war das anders und "Wolves" war wohl eher einer der härtesten "Hits" aller Zeiten. Oder so.
Wie Humppa komme auch ich letztlich zum Schluss, dass die ersten fünf Songs auf "Those Of The Unlight" ganz großes Kino sind. Der Titeltrack mit seinem geilen Anfangs-Riff und der darauf folgenden Basslinie das cool rausgerockte "On Darkened Wings" (ebenfalls mit hörenswertem Bassintermezzo vor einem schönen Breakdown) sind für mich besonders hervorzuheben und im Endeffekt fast so stark wie "Wolves". Und auch das eröffnende "Darkness Breeds Immortality" und das die ersten fünf Nummern abschließende "Burn My Coffin" wissen voll zu überzeugen. Ich finde – im Gegensatz zu Humppa – allerdings auch an "A Sculpture Of The Night", das am Black-metaligsten bei mir ankommt, Gefallen. Beim Instrumental ist es so, dass das eine schöne, atmosphärisch dichte Nummer ist, die irgendwie nicht so recht zu Marduk passen will – schon gar nicht so merkwürdig platziert. Bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Der Übergang zum Rausschmeißer "Stone Stands Its Silent Vigil" ist allerdings gelungen. Und auch an diesem Schlusstrack finde ich nichts auszusetzen – im Gegenteil, das Rausnehmen des Tempos sorgt noch einmal für Atmosphäre und setzt einen düsteren Schlusspunkt unter "Those Of The Unlight".
Für mich ist das ein Album, das einerseits das enorme Talent aller Beteiligten zeigt – nur ein Jahr nach dem okayen Debüt sowas rauszuhauen ist schon aller Ehren wert. Andererseits ist das Songwriting einfach saustark. Nein, ich rede hier noch nicht von einem perfekten Album, aber "Those Of The Unlight" wird am Ende ganz hoch in meiner persönlichen Marduk-Rangfolge angesiedelt sein – davon bin ich überzeugt. Ob es für ganz vorne reicht, weiß ich noch nicht. Aber momentan habe ich ein sehr gutes Gefühl bei dieser Scheibe.
8/10
Der Vorwurf des Rechtsextremismus und Glorifizierung des Weltkriegs ist total haltlos bei der Band oder?
Will einfach mal ganz unkompliziert nachfragen !
Der Landknecht
11.09.2018, 17:50
Krieg wird sicherlich glorifiziert, aber da hat Marduk kein Alleinstellungsmerkmal, nicht mal im Herkunftsland (siehe Sabaton).
Rechtsextremismusvorwürfe gab es immer mal wieder, aber soweit ich weiß, hat es dafür nie Beweise gegeben.
Ich möchte dich allerdings bitten, für etwaigen Gesprächsbedarf ein eigenes Thema aufzumachen. Hier soll es nur um die Alben der Band gehen.
Der Landknecht
13.09.2018, 06:45
Ich darf schon mal so viel verraten: Die Scheibe macht richtig Spaß. :dh:
Der Landknecht
13.09.2018, 17:27
Opus Nocturne (https://img.discogs.com/pcJyDmQ8-zw-K3FVIoxsPZEXEd4=/fit-in/600x600/filters:strip_icc():format(jpeg):mode_rgb():qualit y(90)/discogs-images/R-410675-1345882559-2097.jpeg.jpg)
Stil: Black Metal
Datum: 01.12.1994
Label: Osmose Records
Länge: 43:09
Örtlichkeit: Unisound in Finspång
Personal: Joakim Grave (Gesang), Morgan "Evil" Håkansson (Gitarre), Roger Svensson (Bass), Fredrik Andersson (Schlagzeug)
Kommen wir nun zum dritten Album der Band, herausgebracht 1994. Somit schaffte man von 1992 bis 1994 einen Hattrick. Personell hat sich die Band abermals verändert. Fredrik Andersson hat Grave am Schlagzeug ersetzt; dieser hat jetzt nur noch den Gesang eingesungen, sich somit immer weiter nach vorne gespielt vom Schlagzeuger zum Sänger. Devo, Gitarrist der ersten beiden Scheiben, hat sich verabschiedet, und ersetzt wurde er nicht. Das Karussell wird sich aber weiterdrehen, wenn wir zum nächsten Album kommen.
Neben den personellen Veränderungen gibt es auch eine örtliche. Man ist von den Hellspawn Studios zu den Unisound Studios gewechselt; die Stadt bleibt allerdings dieselbe, genau wie der Produzent, der abermals Dan Swanö war - allerdings zum letzten Mal. Aber sein Ersatz wird nicht weniger wichtig für die schwedische Szene sein.
Nun aber mal gut mit dem technischen Kram; kommen wir zur Musik. Abermals hat sich der Sound verändert. Nicht nur ist die Produktion klarer und druckvoller, schlicht professioneller geworden, auch die Musik weist Neuigkeiten auf. Der Klang à la Dissection ist einem eigeneren Sound gewichen, der am ehesten noch mit Bathory zu deren Anfängen und den Norwegern von Emperor zu vergleichen ist. Eine schöne Entwicklung.
Musikalisch hat man sich abermals verbessert. War die "Those Of The Unlight" bereits ein Quantensprung im Vergleich zur "Dark Endless", so ist "Opus Nocturne" nicht weniger einer. Marduk veröffentlichten 1994 ihr bis dato eindeutig bestes Album. Man hat seinen Weg gefunden, seinen Klang geschliffen, die Marke Marduk nimmt Gestalt an. Insbesondere, und mal wieder, ist es die erste Hälfte des Albums, die besonders überzeugt. Nach dem eher ruhigen, recht nichtssagenden Intro folgt eine wahre Wust an großartigen Liedern. "Sulphur Souls" und "From Subterranean Throne Profound" erkunden dabei die melodischen, gleichzeitig harten Wege einer sich in der schwedischen Szene festsetzenden Größe, während "Materialized in Stone" mit einem tollen Groove überzeugen kann.
Mit "Untrodden Paths", einem mehr als passenden Titel auf diesem Werk, hat man zudem den Song "Wolves" fortgesetzt - und das so groovig, wie es nur geht.
Wie auch auf dem Vorgängeralbum gibt es wieder ein halbwegs instrumentales Interludium, das dieses Mal auf den Albumtitel hört, aber leider nicht wirklich hängen bleibt. Das ist ein bisschen schade, schmälert den Gesamteindruck aber kaum.
Der Sound, obschon klarer und professioneller (wie anfangs geschrieben), ist so boshaft, wie man es sich bei einem solchen Namen für ein Album und bei dieser Band einfach wünscht und es erwartet.
Das gibt am Ende absolut verdiente
8/10, mit der Option, es im Laufe der zu erkundenden Diskographie noch höher zu bewerten.
Anspieltipps: Sulphur Souls, Materialized In Stone, Untrodden Paths (Wolves Part II)
farro12345
13.09.2018, 18:26
MARDUK - Opus Nocturne (1994)
Humppa hat schon quasi alles geschrieben, was diese Scheibe - speziell im Vergleich zum Vorgänger auszeichnet. Dennoch: was mir ebenso unmittelbar auffiel, ist der deutlich „klarere“, wuchtigere Sound. Zudem zeichnen sich die Zutaten ab, die Ich zumindest direkt mit Marduk verbinde: häufig wird hier im Verhältnis zu den Werken davor „geknüppelt“. Diese sehr sauber gespielte und - wie schon von Humppa erwähnt - auch rein instrumentaltechnisch besser dargebotene Raserei lässt aber auch (noch) viel Raum für Melodien und atmosphärische Parts.
Neben den von Humppa schon erwähnten Songs (mein Favorit ist „Materialized In Stone“) möchte ich noch die letzten beiden Stücke („Deme Quaden Thyrane“ und „The Sun Has Failed“) als äußerst gelungen herausstellen.
Letztlich gefiel mir der Vorgänger rein atmosphärisch allerdings ein Quentchen besser. Eine ganz subjektive Empfindung, die in der Bewertung von Musik nun mal oft den entscheidenden Ausschlag bewirkt. Allerdings ist in der nun wie folgt aussehenden Reihenfolge der Raum zwischen Platz 1 und Platz 2 sehr sehr eng:
1. Those Of The Unlight (1993)
2. Opus Nocturne (1994)
3. Dark Endless (1992)
...
Interessante Ansichten - ich sag' mal vorweg, dass ich wohl wieder mehr oder weniger mit Humppa gleichziehen werde. Mehr dazu morgen... ;)
Der Landknecht
13.09.2018, 18:55
Hoppla, da habe ich doch glatt die Anspieltipps vergessen. Ist hiermit editiert.
Ivanhoe: :smlove:
Marduk - Opus Nocturne (1994)
Der vielzitierte musikalische Quantensprung zwischen "Dark Endless" und "Those Of The Unlight" war tatsächlich gigantisch. Jenen zwischen letzerem und seinem Nachfolger "Opus Nocturne" finde ich hingegen nicht ganz so groß, vor allem was die technische Seite betrifft. Die Musiker haben schnell gelernt, ihre Instrumente perfekt zu beherrschen und gute Songs zu schreiben, das wurde aber bereits auf "Those Of The Unlight" mehr als deutlich. Und dennoch macht dieses Album praktisch alles besser als sein Vorgänger (Ausnahme: das Album-Cover), nur eben nicht in diesem Ausmaß, wie es noch bei den zwei vorangegangenen Alben der Fall war.
Gleich der erste Song nach dem kurzen Intro zeigt mit aller Macht: Mit "Opus Nocturne" sind Marduk mMn da angekommen, wo sie hingehören und bis heute sind: Im puren Black Metal der zweiten Generation. Death Metal wie auf "Dark Endless" ist überhaupt kein Thema mehr und der zarte Anflug von Rock n' Roll-iger Zugänglichkeit von "Those Of The Unlight" wurde auf ein Minimum zurückgefahren. Die Atmosphäre von "Opus Nocturne" ist dunkler und kälter als alles, was Marduk bis zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht haben - und das mit einem Sound, der genau meinen Erwartungen an das Genre entspricht. Also irgendwo zwischen komplett roh und doch wieder transparent und druckvoll. Kein LoFi á lá Darkthrone (zum Glück!) aber dennoch keine Anbiederung an normale Hörgewohnheiten. Übrigens verzichten Marduk nicht komplett auf Melodie, was irgendwo auch die Aussagen von Bandleader Morgan Steinmeyer Håkansson konterkariert (https://de.wikipedia.org/wiki/Opus_nocturne#Musikstil_und_Texte), man hätte sich vom zweiten Gitarristen Devon Andersson getrennt, weil der quasi zuviel Melodie eingebracht hätte. Naja.
In Hinblick auf die Songs ist fast jeder Track ein Treffer. Nach dem Intro "The Appearance of Spirits of Darkness" (für diesen Titel ist es mit 33 Sekunden ganz schön kurz geraten, passt aber musikalisch recht gut zum "Opus") geht es mit "Sulphur Souls" gleich richtig in die Vollen - und man merkt, welchem Irrtum man aufgesessen ist, als man (ich) "Those Of The Unlight" zunächst für reinen Black Metal hielt. Das ist eine ganz andere Hausnummer - und hat tatsächlich alle Trademarks, die mir am klassischen Black Metal gefallen: Vocals jenseits von gut und böse, die typische, hypnotische Wirkung, eine kalte und bedrohliche Atmosphäre, wildes Geknüppel, das aber nicht unstrukturiert daherkommt und auch nicht durchgängig ist, sondern von coolen Groove-Passagen unterbrochen wird. Dann noch diese feine, drüber gelegte Melodie (man höre ab 4:40 Minuten rein). Und dabei ist das noch gar nicht der beste Song auf "Opus Nocturne". Diese Ehre gebührt "Materialized In Stone", eine Nummer, die zeigt, dass ein etwas geringeres Tempo manchmal nicht schadet, im Gegenteil, noch wesentlich effektiver und bösartiger ist, als ständiges Vollgas.
Ebenfalls sehr gelungen: "Deme Quaden Thyrane" und der Rausschmeißer "The Sun Has Failed" (ein Songtitel, der auch Immortal gut zu Gesicht stehen würde). Und auch der Rest gefällt mir (ja, auch das quasi-Instrumental "Opus Nocturne"), schön abwechslungsreich (nein, Black Metal-Laien werden das nicht so sehen...) sind die Tracks. Lediglich "Autumnal Reaper" (nach den beiden Instrumentals die kürzeste Nummer auf "Opus Nocturne") fällt ab und bleibt bei mir nicht hängen. Das ist allerdings Kritik auf hohem Niveau und schmälert den Gesamteindruck kaum. Ein bisschen Luft nach oben lasse ich mal.
9/10
PS: Mir gefällt die Idee von farro mit der Rangliste. Übernehme ich mal für mich ;)
1. Opus Nocturne (1994)
2. Those Of The Unlight (1993)
3. Dark Endless (1992)
Der Landknecht
14.09.2018, 10:13
Autumnal Reaper fällt in der Tat ein wenig ab. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau. Warum schreibe ich das überhaupt? Ich wiederhole dich eigentlich nur. :D
Autumnal Reaper fällt in der Tat ein wenig ab. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau. Warum schreibe ich das überhaupt? Ich wiederhole dich eigentlich nur. :D
Weil du mich liebst? :gluck: Ich geh jetzt mal das nächste Album hören. ;)
Jefferson D'Arcy
14.09.2018, 14:32
Merci Humppa, dank dem Thread bin ich wieder dazu gekommen die Diskographie von Marduk durchzuhören :) Es ist bei weitem keine Über-Band, aber hier und da finden sich schon extrem geile Songs. (https://www.youtube.com/watch?v=fgmKOgseA90)
Der Ding zeigt auch ganz gut warum "Rumpelstilzchen" Legion imo der beste Marduk-Sänger war: dessen Organ passte mit der ekelhaft rohen Stimmfarbe am besten zur Instrumentierung, aber auch zum Thema Krieg und Verwüstung.
Der Landknecht
14.09.2018, 14:34
Bitte, bitte. :dh:
Gab es eigentlich eine offizielle Begründung, warum Legion gegangen wurde? Ansonsten bleibe ich bei meiner Theorie, dass er den anderen einfach zu nett war.
Der Zerquetscher
15.09.2018, 16:09
So, jetzt hab ich völlig verplanter, von tausend Sachen abgelenkter Typ mir endlich mal die 50 Minuten Zeit genommen und die "Opus Nocturne" durchgehört - obwohl ich sie nicht im Schrank hab und so vor dem Rechner sitzen (bleiben) muss. :D
Das Ding ist für mich roher, ungeschliffener, aber bereits hervorragend produzierter Black Metal der authentisch aggressiven Sorte, der die ersten Ansätze der später bei Marduk viel öfter in die Songs gebauten Hooks zeigt, mir ansonsten aber zu monoton daherkommt. Ich weiß wieder, warum ich Marduk in den 90ern (noch!) nichts abgewinnen konnte. Da sind die viel komplexeren "Emperor" oder die viel innovativeren "Enslaved" einfach eher mein Fall. Fairer Weise muss ich aber gestehen, dass wenn es sich um Death- und nicht um Black Metal handeln würde, ich da anfälliger und unkritischer wäre. Für mich ist diese Scheibe (mit der mich ja keine nostalgischen Erinnerungen verbinden) qualitativ noch weit entfernt von einer "Frontschwein". Dennoch hat sie in ihrer Ruppigkeit und Kompromisslosigkeit ihren Reiz. Ob es für mich zum Kauf reicht, weiß ich noch nicht. Manchmal muss gut Ding Weile haben. 6/10
Der Landknecht
16.09.2018, 13:06
Erneut: Kann mich nur bedanken für die bisherige Resonanz. :dh:
Da dieses Wochenende (und jetzt gerade) Darts läuft, verzögert sich die Kritik zum nächsten Album ein wenig. Ich hoffe, ihr seht mir das nach.
Der Landknecht
18.09.2018, 14:51
Heaven Shall Burn...When We Are Gathered hat gerade seinen ersten Durchlauf erlebt. Auf den ersten Blick ein gutes Album. Flott und melodisch. Mehr wird sich bei näherer Betrachtung zeigen.
Was los, Humppi? Bei mir läuft schon "Nightwing", meine Kommentar zu "Heaven Shall Burn..." liegen auf der Festplatte. ;)
Der Landknecht
24.09.2018, 15:23
Was los, Humppi? Bei mir läuft schon "Nightwing", meine Kommentar zu "Heaven Shall Burn..." liegen auf der Festplatte. ;)
Jo, sorry. Vielleicht wird's heute noch was. War die letzten Tage etwas verhindert.
Der Landknecht
25.09.2018, 16:15
Entweder heute Abend oder morgen. Meine Meinung zum Album ist spruchreif.
Sorry wegen der Verzögerungen. Eine Mischung aus grippalem Fieber, merkwürdig wirkenden Medikamenten und noch anderen Sachen ist schuld. Sollte jetzt wieder flotter vonstattengehen.
Der Landknecht
26.09.2018, 18:04
Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (https://img.discogs.com/DcF5HOOnUUAAeVx0o-Z7oLaUiI8=/fit-in/600x600/filters:strip_icc():format(jpeg):mode_rgb():qualit y(90)/discogs-images/R-611972-1157629385.jpeg.jpg)
Stil: Black Metal
Datum: 24.6.1996
Label: Osmose Records
Länge: 35:40
Örtlichkeit: Abyss in Ludvika
Personal: Legion (Gesang), Morgan "Evil" Håkansson (Gitarre), Roger Svensson (Bass), Fredrik Andersson (Schlagzeug)
Kommen wir nun endlich zur vierten Scheibe der Schweden. Zum ersten Mal ließ man sich zwei Jahre Zeit für ein Album, und auch die Lokalität wurde gewechselt. Nicht mehr bei Unisound in Finspång wurde das Album gemixt, sondern in Ludvika, in den berühmten Abyss Studios, und zwar von - natürlich - keinem Geringeren als Peter Tägtgren. Von Dan Swanö zu Peter Tägtgren. Im Fußball wäre das Äquivalent wohl, Cristiano Ronaldo aus- und Lionel Messi einzuwechseln - warum auch immer letzterer auf der Bank saß. Aber egal.
Doch nicht nur an den Reglern hat sich personell etwas getan. Joakim Grave wurde als Sänger ausgetaucht, was bedeutet, dass von der originalen Besetzung nun nur noch Håkansson übrig geblieben ist. Und wer ist der Ersatz? Der altbekannte Legion, der die Band fast zehn Jahre begleiten sollte. Doch was verbindet man mit der Legion-Ära außer dem merkwürdig anmutenden Gebaren des Sängers live? Geballer. Aber zeigt sich das schon bei seinem ersten Auftritt? Man wird sehen. Und wenn es selbiges wird, dann passt auch das Erscheinungsdatum: Brachte man die vorigen Alben im Herbst bzw. Winter heraus, ist es dieses Mal der 24.6., die Mittsommernacht. Der längste und hellste Tag des Jahres.
Nach einem Intro à la Halloween (also der Film, nicht die Band) wird man direkt in den ersten Song namens "Beyond the Grace of God" geworfen. Und ja, der ballert sofort. Und ich habe sofort Probleme. Oder besser: über die gesamte Strecke des Albums. Ich habe mir selbiges mehrere Male angehört, weil ich zum ersten Mal ein wenig Probleme hatte, meine Meinung zu finden, meine Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Der Grund ist relativ simpel: In der Tat wird bereits bei Legions erstem Auftritt geballert, was das Zeug hält. Nicht durchgehend und auch nicht völlig ohne Melodien, aber dieses Werk macht es mir wirklich schwer, mich an etwas davon zu erinnern. Gleichzeitig ist das Album beileibe kein schlechtes - im Gegenteil: Es gefällt mir. Aber nicht durchgehend und auch eher als gleichbleibendes, wummerndes Tönen im Hintergrund. Passend dazu auch die Abkehr von dem, was Ivanhoe schon so schön beschrieb: Dafür, dass die Band die blasphemischste des Planeten sein wollte, waren Texte und Songtitel eher mystisch angehaucht als stumpf satanisch-antireligiös, ketzerisch-provokant. Das hat sich nun geändert. Es ist gar beinahe ein wenig unfreiwillig komisch. Zweimal kommt in den Songtiteln das Wort Darkness vor, zweimal God und zweimal Satan (wenn man das rumänische "Dracul" als Satan deutet). Das hat schon Manowar'sche Züge. Und über einen Titel wie "The Black Tormentor Of Satan" hüllen wir am besten direkt den Mantel des Schweigens.
Musikalisch hängen bleibt von alledem bei mir relativ wenig, wenngleich das Werk nun wirklich nicht abstinkt. "Glorification of the Black God" ist mein persönlicher Favorit, gefolgt vom vorletzten Song "Dracul va Domni Din Nou in Transilvania". Ersterer wartet mit einer wirklich großartigen Melodie auf, während Letzterer mal ordentlich den Fuß vom Gaspedal nimmt - zum Glück. Was hohes Tempo nämlich anrichten kann, zeigt "Darkness It Shall Be". Vier Minuten lang wird völlig belanglos-uninspiriert durch die Gegend gerast, ohne dem Hörer auch nur eine Sekunde zum Verschnaufen zu gönnen - wohlwissend, dass dann die fehlenden guten Riffs auffielen.
"The Black Tormentor Of Satan" ist dann wiederum, auch trotz des selten dämlichen Songtitels, ein weiterer Höhepunkt dieser erneut knackig-kurzen Scheibe.
So sitzt man am Ende dann da, ahnend, was einem in den nächsten Scheiben so bevorsteht. Subtiler wird's erstmal nicht.
7,5/10
Anspieltipps: Glorification Of The Black God, The Black Tormentor Of Satan, Dracul va Domni Din Nou in Transilvania
Sauber, Humppa, bin froh, dass es hier weitergeht, war schon gespannt auf deine Meinung zu dem Album. :dh: Meine gibt's morgen. Mal sehen, ob wir auf Linie sind ;)
Der Landknecht
26.09.2018, 19:57
Jau, gerne. :dh: Hoffe, morgen oder übermorgen die Nightwing besprechen zu können. Danach wird's erstmal eine kleinere Pause geben, da ich Samstag Geburtstag feiere und Sonntag/Montag zum Ausnüchtern brauche. Wobei ich die Zeit dann für das Hören der Scheibe nutzen kann.
Danach wird's erstmal eine kleinere Pause geben, da ich Samstag Geburtstag feiere und Sonntag/Montag zum Ausnüchtern brauche. Wobei ich die Zeit dann für das Hören der Scheibe nutzen kann.
Ausnüchtern mit "Panzer Division Marduk"? :killer:
Der Landknecht
26.09.2018, 20:43
Da ich nach solchen Umtrunken so gut wie nie mit Kopfschmerzen zu kämpfen habe, liegt das durchaus im Bereich des Möglichen. :D
Marduk - Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
Marduk-Alben, die ich nicht kannte - Teil 2/3. ;)
Auf "Heaven Shall Burn... When We Are Gathered" (übrigens inspirierte dieser Albumtitel die deutsche Band Heaven Shall Burn bei der Namensfindung) ist erstmals Erik "Legion" Hagstedt als Sänger von Marduk zu hören. Er löst damit Joakim Af Gravf ab, der auf "Those Of The Unlight" und "Opus Nocturne" meines Erachtens eine solide Leistung abgeliefert hatte. So ganz kann ich die Verzückung allerdings nicht verstehen, die der Neue manchem Hörer entlockt. Ja, Legion macht seine Sache gut - aber für mich wirkt er auf diesem Album noch ein wenig zurückhaltend, obwohl ich mir sicher bin, dass er das nicht war, wenn man den Gerüchten von Selbstverstümmelung während der Aufnahmen Glauben schenken darf. Vielleicht musste der Schreihals seinen Platz einfach erst finden, was ihm in der zweiten Hälfte der Platte meiner Meinung nach viel besser gelingt.
Zum Album: Ich gestehe es: Nach den ersten ein, zwei Durchläufen war ich wie Humppa sehr unterwältigt von "Heaven Shall Burn...". Auf das kurze und nichtssagende Intro "Summon The Darkness" folgt mit "Beyond The Grace Of God" eine reichlich unspektakuläre Nummer, die mir auch nach zig Durchläufen nicht gefallen will. Eine recht unglückliche Wahl für einen Opener, finde ich - übrigens nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal in der Karriere von Marduk. Abgesehen davon fällt sofort auf, dass die Produktion ganz anders ist als noch auf "Opus Nocturne". Dessen verhältnismäßig organischer Sound weicht hier dem für dasAbyss-Studio von Peter Tägtgren in dessen Frühzeit typischen, wesentlich kälteren Sound. Was besser gefällt ist letztlich Geschmacksache - der Unterschied ist jedenfalls eklatant, so nekroklangen Marduk bis zu diesem Zeitpunkt nie. Neben dem Mix liegt das natürlich auch am geänderten, wieder eine Spur radikaleren Songwriting, das zum Teil auf noch höhere Geschwindigkeit bei Gitarren-Riffs und Drumming setzt. Dass der Klang trotzdem so transparent ist, dass alle Instrumente deutlich hörbar bleiben, ist wiederum Meister Tägtgren geschuldet, der auch gleich den neuen Frontmann entsprechend in Szene gesetzt hat. Die gesteigerte musikalische Vehemenz zeigt sich auch bei den Lyrics, die eine ganze Ecke blasphemischer geworden sind - und das bringt mich wieder zur Analyse von Humppa: Ein solches... naja.... "Konzept" wird mit einem Songtitel wie "The Black Tormentor Of Satan" ziemlich ad absurdum geführt - ich weiß nicht, welchen Eindruck das 1996 gemacht hat, heute ist es - wie ein Großteil der Texte - bestenfalls für einen Schmunzler gut. A pro pos "schmunzeln": Das Albumcover unterbietet sein eh schon grenzwertiges Pendant von "Opus Nocturne" nochmals. Wenn Blind Guardian dieses Bild genommen hätten, wäre das ja noch vertretbar gewesen; bei den bösesten der Bösen, als die Marduk ja wahrgenommen werden woll(t)en, ist ein solches Fantasy-Gemälde, noch dazu dermaßen knuffig umgesetzt, eine massive Bild-Text-Schere.
Warum gibt es trotz dieser harschen Worte eine mehr als akzeptable Punktzahl von mir? "Heaven Shall Burn..." wächst tatsächlich, wenn man es öfter hört. Wenn auch nicht gleichförmig. So ist "Beyond The Grace Of God" auch nach vielen Durchgängen nicht mehr als ein durchschnittlicher Track, der nicht aus der Masse an ähnlichen Marduk-Nummern sticht. An "Infernal Eternal" konnte ich mich hingegen nach den ersten zwei Durchgängen auch nicht erinnern, irgendwann packte mich der Song dann aber doch: Starke Gitarrenarbeit, die vor allem die zweite Hälfte der Nummer mit ihrer Melodieführung unwahrscheinlich düster macht. Dann "Glorification Of The Black God", ein oft gepriesener Klassiker, der mit einem Intro, das dann auch das Thema des Songs bildet (dabei handelt es sich um "Eine Nacht auf dem kahlen Berge" von Modest Mussorgski), beginnt. Passt ja inhaltlich und ist einmal mehr ein Beweis, dass Metal und Klassik nicht so weit voneinander entfernt sind; übrigens kann die Nummer - vom Gesang abgesehen - auch als schneller Heavy Metal statt Black Metal durchgehen.
So richtig los geht es in meinen Ohren aber erst mit den folgenden Songs. Denn, entschuldige, Humppa: "Darkness It Shall Be" läutet die zweite Albumhälfte standesgemäß ein. Alter Schwede (haha...), das ist eine Nummer, die sich gewaschen hat. Die ganze Band tritt das Gaspedal bis zum Anschlag durch und lupft zu keinem Zeitpunkt einen Millimeter. Das macht den Song, der gefühlt maximal zwei Riffs bietet, natürlich sehr monoton - das muss man schon mögen, was ich eindeutig tue. Interessant auch, wie viel Text man in 4:40 Minuten unterbringen kann. Der Song kann so jedenfalls auf jeder extremeren Metal-Party gespielt werden und macht mir wirklich Spaß, wohl auch, weil er der einzige in dieser extremen Form auf diesem Album ist. Darauf folgt mit dem genannten "The Black Tormentor Of Satan" wieder "normalerer" Black Metal, ähnlich der Eröffnungsnummer. Allerdings ist dieser Track wesentlich besser ausgearbeitet. Die Variationen in der Geschwindigkeit machen die Nummer sogar sehr gut. Und man höre die Basslinie im langsameren Mittelteil, das ist schon sehr stark. Glücklicherweise ist es "The Black Tormentor Of Satan" also ein viel besserer Song als der stupide Titel vermuten lässt. Vervollständigt wird das Trio an starken Liedern durch das darauf folgende "Dracul Va Domni Din Nou In Transilvania", ein weiterer Track, der die Marduk-Obsession für den rumänischen Fürsten Vlad III., besser bekannt als Dracula, unterstreicht. Eine eher untypische, weil sehr langsame Nummer, die meines Erachtens deutlich macht, dass Bösartigkeit nicht zwingend mit Tempo zu tun haben muss. Hier kann Legion auch zeigen, dass er mehr kann, als möglichst viel Text in möglichst kurzer Zeit rauszuquetschen. Das Trio infernale auf "Heaven Shall Burn..." besteht also aus drei Songs, die in der Tracklist direkt hintereinander stehen und gegensätzlicher nicht sein könnten. Einmal Highspeed, einmal doomig-langsam und dann noch des Satans Schwarzer Folterknecht, der genau zwischen den beiden steht - nicht nur in der Reihenfolge der Songs, sondern auch musikalisch. Fein gemacht, Marduk. Abgeschlossen wird der vierte Longplayer mit "Legion", sozusagen dem "Titeltrack" für den neuen Sänger. Auch gegen diesen Song ist nicht viel einzuwenden, denn trotz mörderischem Schlagzeug kommt einem die Nummer nicht gar nicht so rasant vor, weil der Gesang eher in vor sich hin leierndem Ton vorgetragen ist. Eine interessante Kombination, die zeigt, dass Marduk gar nicht so variantenarm sind, wie man meinen könnte. Und so endet "Heaven Shall Burn... When We Are Gathered" mit einem Sänger, der seinen Platz gefunden hat und um dessen Stimmbänder man sich direkt Sorgen zu machen beginnt - und mit einem programmatisch rausgebrüllten "Death to Peace!".
Fazit: Ich verstehe die Probleme, die Humppa mit der Scheibe hatte, durchaus. Ging mir selbst nicht anders, irgendwann hat es dann aber doch klick gemacht. Ich muss aber auch zugeben, dass ich, wenn man mir einen beliebigen Song dieses Albums vorspielen würde, den Titel wohl nicht nennen könnte. Außer man bekommt wie bei "Glorification Of The Black God" gleich einen Textfetzen mit geboten, an dem man sich festhalten kann. Aber das ist mE kein spezielles Problem dieser Scheibe sondern etwas, das sich durch die Karriere von Marduk zieht, sieht man von wenigen Ausnahme-Songs ab. Ob das jetzt negativ zu bewerten ist, weiß ich noch nicht. Ich weiß jetzt nicht, wie sich mein Text im Vergleich zu dem von Humppa liest. Ich habe das Gefühl, dass ich die Scheibe etwas mehr lobe als er - und dennoch komme ich zu einer etwas niedrigeren Gesamtwertung:
7/10*
Damit steht es folgendermaßen:
1. Opus Nocturne (1994)
2. Those Of The Unlight (1993)
3. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
4. Dark Endless (1992)
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*es mag sein, dass ich, wenn wir die Diskografie von Marduk durch haben, noch einmal die Wertungen überarbeiten muss. Momentan habe ich das Gefühl, dass ich zum Teil etwas zu gute Noten gezückt habe, speziell "Those Of The Unlight" kommt mir im Moment mit 8/10 etwas überbewertet vor. Das könnte noch interessant werden, auch im Hinblick auf die Alben der Post-Legion-Ära bzw. überhaupt alles nach der "Zäsur" namens "Panzer Division Marduk".
farro12345
27.09.2018, 16:14
Ich gebe hier auch noch meinen Senf dazu. Vermutlich am Wochenende, ggf dann direkt im Doppelpack mit der „Nightwing“.
Der Landknecht
27.09.2018, 16:45
Stimmt. Die zwei Punkte habe ich vergessen zu erwähnen:
Teilweise klingt Legions Gesang sehr stakkato-artig, wodurch nochmal eine extra Prise Monotonie bei mir aufkommt, gerade bei "Darkness It Shall Be". Und ich mag monotonen Black Metal eigentlich. Aber nicht, wenn er so durchgebolzt wird.
Dass Mussorgsky zitiert wird, und zwar das ganze Lied durch, habe ich ebenfalls und peinlicherweise unter den Tisch fallen lassen. Manchmal lohnt es sich, Reviews mehrfach korrekturzulesen. :boxer:
farro12345
29.09.2018, 21:22
[B] Marduk - Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)[B]
Ich finde in den vorangegangenen Besprechungen viel von dem wieder, was mir auffiel und kann bestätigen: der Sound ist knackiger und klarer, schärfer als zuvor, dafür eben auch weniger „organisch“, wodurch für mich atmosphärisch etwas verloren geht, wenn es auch sicherlich stark produziert wurde. Zudem wird es generell schneller, knüppeliger, brutaler und extremer. Erstmal stank die Platte besonders gegenüber den 2 Vorgängern deutlich ab. Nach 1-2 Durchgängen mehr sind aber durchaus einige Qualitäten hängen geblieben. Wie schon beim direkten Vorwerk bleibt auch hier das „gemäßigtere“ Highlight am meisten hängen (Dracul...). Wobei... nicht unbedingt. Das von Humppa kritisierte und von Ivanhoe freundlicher betrachtete „Darkness It Shall Be“ ist für mich der Ausreißer des Albums. Dachte ich erst, welch monotones Geknüppel, dachte ich nach mehreren Durchläufen: welch monotones Geknüppel ;) aber ich hebe es gern hervor, weil es wirkt, als hätten die Jungs da richtig Spaß gehabt: ziemliche Raserei, Wert auf ernste Disziplin wird wohl nicht gelegt, der eine überholt den anderen zwischenzeitig; es hat was punkig-anarchisches, und kommt tatsächlich ganz stimmungsvoll rüber mittlerweile.
Insgesamt muss ich konstatieren, dass die Platte mit jedem Durchlauf gewachsen ist, die empfohlenen Songs der Vorredner sind auch meine Highlights (mit stellenweise abweichenden Einschätzungen). Ich finde das Album hörenswert, allerdings bildet es derzeit in meiner kleinen unbedeutenden Rangfolge das Schlusslicht.
Ich finde das Album hörenswert, allerdings bildet es derzeit in meiner kleinen unbedeutenden Rangfolge das Schlusslicht.
Tatsächlich hinter "Dark Endless"? :eek:
farro12345
30.09.2018, 10:05
Tatsächlich hinter "Dark Endless"? :eek:
Ja, nach etwas Abwägung landet es tatsächlich hinter dem Debüt. Jenes hat mir einfach auf seine Art mehr Spaß gemacht. Klar ist die „Heaven shall burn...“ wohl eigenständiger und „besser“ gespielt. Aber rein subjektiv hat mich „Dark Endless“ einfach mehr gepackt. Ist aber auch eine ziemlich knappe Entscheidung.
Hätte ich mehr Lieder gehabt, die mir so gut gefallen hätten wie die Songs 4,5 und 7, hätte es vermutlich anders ausgesehen, über die gesamte Strecke war mir das dann aber zu wenig.
Der Landknecht
05.10.2018, 15:48
Nicht zu früh freuen, ich stelle nur eine Frage:
Ist es ok, dass mal etwas dauert? Ich habe immer mal Probleme, mich mental zu fokussieren, zudem ja auch anderes zu tun und will den jeweiligen Alben natürlich auch genügend Zeit zur Entfaltung geben.
Oder scharrt ihr mit den Hufen und verliert unter Umständen das Interesse an dem Projekt?
Der Zerquetscher
05.10.2018, 15:53
Nein, Humppi, bitte lass Dir Zeit soviel Du brauchst. Nur bitte mach hier weiter. Und zwar in der bisherigen Qualität. Ich mag diesen Thread (und diese Idee) über die Maßen. Freu mich jetzt schon auf weitere Bands.
:dh: :sasmokin:
Der Landknecht
05.10.2018, 15:56
Nein, Humppi, bitte lass Dir Zeit soviel Du brauchst. Nur bitte mach hier weiter. Und zwar in der bisherigen Qualität. Ich mag diesen Thread (und diese Idee) über die Maßen. Freu mich jetzt schon auf weitere Bands.
:dh: :sasmokin:
Schleimer. Liebe dich auch. :hitman:
Eventuell kommt die Kritik zu Nightwing noch heute. Morgen bin ich auf einer Hochzeit, dementsprechend wird sich das dann wieder verzögern. Und morgen ist auch noch das Grand-Prix-Finale. Das verpasse ich dann natürlich (erstmal, ein Hoch auf DAZN).
Der Landknecht
05.10.2018, 17:12
Ich kann zumindest schon mal verraten, dass ich das Album bisher als ganz gut einordne. Ich stelle zudem immer mehr fest, dass mir Marduk besonders gefällt, wenn das Tempo gedrosselt wird. Mid-Tempo kann die Band. Schade, dass sie sich selbst so lange Zeit auf schnelles Tempo versteift hat und somit auch von vielen Fans in der Schiene eingeordnet wird.
Nicht zu früh freuen, ich stelle nur eine Frage:
Ist es ok, dass mal etwas dauert? Ich habe immer mal Probleme, mich mental zu fokussieren, zudem ja auch anderes zu tun und will den jeweiligen Alben natürlich auch genügend Zeit zur Entfaltung geben.
Oder scharrt ihr mit den Hufen und verliert unter Umständen das Interesse an dem Projekt?
Marduk könnte gerne schneller vorbei sein … :p
Der Landknecht
06.10.2018, 13:03
Marduk könnte gerne schneller vorbei sein … :p
Dann kommt aber eh erst Metallica, aber mit denen geht das schneller, weil ich deren Diskographie zu 90% auswendig kenne. Ein bisschen musst du dich also noch gedulden. :p
Der Landknecht
10.10.2018, 07:27
Nightwing (https://f4.bcbits.com/img/a2631154648_10.jpg)
Stil: Black Metal
Datum: 28.3.1998
Label: Osmose Records
Länge: 47:30
Örtlichkeit: Abyss in Ludvika
Personal: Legion (Gesang), Morgan "Evil" Håkansson (Gitarre), Roger Svensson (Bass), Fredrik Andersson (Schlagzeug)
1998, abermals zwei Jahre nach dem Vorgänger, brachte Marduk dann die Nightwing heraus. Zwei Sachen fallen einem dabei sofort auf: Das Album-Cover sieht wie die Blaupause des Black Metals kurz vor der Jahrtausendwende aus; so sehr, dass es wunderbar zu einem Album von Dimmu Borgir passen würde, damit aber auch einer gewissen Originalität beraubt wird.
Und das andere Merkmal ist: Es gibt zum ersten Mal in der Band keinen personellen Wechsel. Alles bleibt beim Alten. Das gilt genauso für die Musiker wie auch für den Produzenten, der abermals Peter Tägtgren ist. Never change a winning team? Man wird sehen.
Die Produktion ist im Vergleich zur "Heaven Shall Burn... When We Are Gathered" weitaus drückender und klingt eher wie das, was man heutzutage an Standards gewohnt ist. Legions Gesang wurde stärker in den Fokus gerückt als auf der vorigen Scheibe, womit ich sehr gut leben kann, da ich sein kratziges Organ goutiere. Mit der moderneren Produktion geht dem Werk aber auch die typische "Urigkeit" der 90er verloren. Am Ende ist es wohl eine Geschmackssache, ob man den sauberen Standard vieler Bands von heute präferiert oder ob man das Urwüchsige am Black Metal liebt, eben den Sound, der viele Bands überhaupt erst ins Sichtfeld vieler Fans rückte.
Aber was tut sich musikalisch? Nach dem Intro, das wie eine Ansammlung von Störsignalen klingt (durchaus atmosphärisch), wird man auch direkt wieder in den ersten Song geworfen. "Bloodtide (XXX)". Ein nach vorne prügelnder Song, dessen gleichförmiges Schlagzeugspiel allerdings aber durchaus ermüdet. Glücklicherweise wird der Song aber zur Mitte hin gedrosselter, was das Tempo angeht, und ich kann es nur immer wieder hervorheben: Für mich kratzt Marduk, trotz ihrer Reputation, eher am Prädikat Weltklasse, wenn sie eben mal verschnaufen, statt nur auf die Fresse zu hauen.
Der darauffolgende Song "Of Hell's Fire" offenbart dann aber etwas, was sich wohl über die nächsten Alben ziehen wird: Meine Hassliebe mit Legion. So sehr ich seine Stimme liebe, so sehr fällt mir, nicht nur dank ihm, die Formelhaftigkeit der Musik auf. Sein stakkatoartiges Keifen, gemischt mit einer für Black-Metal- bzw. bisherige Marduk-Verhältnisse stampfenden Musik, ermüdet mich auf Dauer ein wenig, fast so, als habe man Divergenz zugunsten einer sofortigen Hörbarkeit aufgegeben.
Das hört man auch beim mit sehr subtilem Namen versehenen "Slay the Nazarene". Dieser Song könnte man noch hunderte Male den Weg in meine Gehörgänge finden und er hinterließe keine Spuren in selbigen. Aber nicht alles ist so schlecht, wie es vielleicht gerade klingt.
Der Titeltrack wartet beispielsweise wieder mit einer tollen Melodie, wie man sie von Marduk eigentlich gewohnt ist oder war, auf und mixt Schnelligkeit mit gezügeltem Tempo. Abwechslungsreich, musikalisch überzeugend, auch wenn vielleicht nicht alles sitzt.
Aber dann verlässt mich das Album irgendwie. Die letzten fünf (von zehn!) Songs können mich nicht packen. Sie sind nicht vollends schlecht, haben gute Ansätze und Riffs, aber bis auf "Dreams of Blood & Iron" bleibt nichts hängen. Schade. Das Album ist nicht schlecht, aber irgendwie auch nicht vollends überzeugend. Gute Versatzstücke bleiben nie mehr als das: eben Versatzstücke.
Und so bin ich am Ende ein wenig konsterniert, da das Werk in mir anfangs die Hoffnung weckte, mich begeistern zu können. Doch es scheint, dass der Band am Ende die Luft ausging, die Kreativität, der "Wumms".
Daher gibt es dank des Anfangs und einiger guter Momente eine
6/10.
Anspieltipps: Of Hell's Fire, Nightwing, Dreams Of Blood & Iron
Endlich... ;)
Und diesmal sehe ich es tatsächlich anders als du...
"Nightwing" ist Teil 1 einer losen Trilogie, die Themen aufgreift, die nach Meinung von Bandgründer Morgan "Evil" Steinmeyer Håkansson essentiell für den Black Metal sind: Blut, Krieg und Tod (versinnbildlicht durch die Alben "Nightwing", "Panzer Divison Marduk" und "La Grande Danse Macabre"). Die Tracks 1 bis 4 auf "Nightwing" laufen unter "Dictionnaire Infernal" und sind – abgesehen vom brauchbaren Intro "Preludium" – genau in dem pfeilschnellen, brutalen und immer ein bisschen monoton wirkenden Stil gehalten, den man bis heute als typisch für Marduk erachtet (leider, möchte ich hinzufügen - denn wie Humppa kann man nicht oft genug betonen, dass den Schweden ein langsameres Tempo wesentlich besser zu Gesicht steht). Lyrisch lässt man einen regelrechten Schwall an Verwünschen und Gotteslästerungen auf den Hörer los, was ebenfalls den Erwartungen entspricht. Das alles ist schön und gut, gelingt allerdings nicht immer auf starkem Niveau. Bedeutet in meinen Ohren: "Bloodtide (XXX)" prescht zwar ordentlich nach vorne, allerdings ohne großen Wiedererkennungswert. "Of Hells Fire" ist schon wesentlich besser und der Fan-Favorite "Slay The Nazarene" toppt das sogar, wie ich im Gegensatz zu Humppi finde. Ich muss aber auch konstatieren: Die beiden Nummern mit ihren jeweils herausgebrüllten Songtiteln als quasi-Refrain scheinen einigermaßen ineinander zu fließen. Kritik auf mittelhohem Niveau, auch weil Marduk trotz aller Härter nie auf ein gerüttelt Maß an Melodie verzichten, die man sich allerdings erst einmal erschließen muss.
Worum es in Teil 2 von "Nightwing" geht, lässt sich durch den Untertitel "The Warlord of Wallachia" erahnen: Vlad III., Woiwode der Walachei, auch bekannt als Drăculea oder Țepeș. Wer jetzt aber denkt, man bekommt hier passend zum Blut-Konzept eine schaurig-romantische Vampirgeschichte serviert, täuscht sich. Die Songs 6 bis 10 sind vielmehr der Versuch, den historischen Vlad darzustellen. Der inhaltliche Unterschied zu den ersten Songs von "Nightwing" ist also signifikant, was sich zunächst in den Lyrics äußert, die meines Erachtens mit zum besten gehören, das Marduk bis zu diesem Zeitpunkt – und vielleicht sogar in ihrer ganzen Karriere – geschaffen haben. Man sollte sich tatsächlich die Mühe machen und mitlesen, was Sänger Legion hier zum Besten gibt, denn das gibt der Musik nochmals einen etwas düstereren Touch. Und nein, auf Grammatik und Rechtschreibung sollte man dabei nicht unbedingt achten ;)
Im Gegensatz zur Blast Beat-Attacke, die die Tracks 2 bis 4 dominiert, regiert ab dem weder zu "Dictionnaire Infernal" noch zu "The Warlord of Wallachia" gehörenden Titeltrack fast schon epische Breite. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Auch die Songs der zweiten Albumhälfte sind reinrassiger Black Metal, ohne Keyboards oder sonstige Sperenzchen. Allerdings gibt es hier deutliche Variationen im Tempo, was ein gehöriges Plus an dunkler Atmosphäre bringt. Ja, ich bleibe dabei: Bösartigkeit lässt sich nicht zwingend mit Geschwindigkeit gleichsetzen.Der erste Teil des Albums ist düstere und hässliche Musik, die in ihrer Monotonie auch jene hypnotische Wirkung erzeugt, die man am Black Metal schätzt. Mindestens genauso durchschlagskräftig ist aber der zweite Teil, in dem Marduk den brachialen Riffs Platz zum Atmen geben und das Gaspedal nicht vollkommen durchtreten.
Zwei Tracks haben es mir auf "Nightwing" besonders angetan. Da wäre zunächst der Titelsong mit seinem unwiderstehlichen Riff, der – so ehrlich muss man sein – allerdings nicht direkt aus der Feder von Marduk stammt, sondern auf der Musik zu einem B-Horror-Serie basiert, wie ich gelernt habe, als ich mich mit dem Album beschäftigt habe ("Subspecies", lief wohl von Anfang bis Ende der 1990er, hat aber meines Wissens nie den Sprung nach Europa geschafft; hier kann man reinhören (https://www.youtube.com/watch?v=M4Vsup7yVsY)). So oder so – wer Legions legendären Anfangs-Schrei "Nightwiiiiiing…!" hört und nicht sofort gepackt wird, ist hier wohl bei der falschen Band. Gleich auf diese Hausnummer folgt mit "Dreams Of Blood And Iron" die Eröffnung von "The Warlord of Wallachia". Dieser Song ist fast schon eine Doom-Nummer, so langsam wabern die Riffs aus den Boxen. Der Gesang steht durch das gemäßigte Tempo noch mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Ich gehe mal davon aus, dass genau solche Songs maßgeblich zum Legendenstatus von Sänger Legion beigetragen haben (neben seinem extravaganten Verhalten auf der Bühne, das mehr zu einer Rock-Band und weniger zu Marduk passt, aber ich schweife ab).
Auch "Dracole Wayda", das tatsächlich über Textzeilen mit Wiedererkennungswert verfügt, kann man nicht meckern. Starker Song. Ebenso das ziemlich obskure Outro, eine Art Marsch, den Marduk – böse Buben, die sie nun mal sind – mit einem Sample aus dem italo-faschistischen "La Lupta Muncitori" enden lassen. Meines Erachtens die erste derartige Provokation in der Karriere der Band – es sollte bei weitem nicht die letzte bleiben. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass man zu solchen Mitteln gegriffen hat, weil man mit dem klischeehaft-plakativen Satanismus kaum jemanden erschrecken konnte. Ob das so ist, bleibt wohl das Geheimnis von Morgan. Dazwischen gibt es mit "Kaziklu Bey (The Lord Impaler)" die schnellste Nummer in der zweiten Albumhälfte. Hätte ich so nicht gebraucht, bringt zwar Abwechslung in den ruhigeren Teil der Platte, krankt aber am bereits genannten Problem der Wiedererkennbarkeit. Die Nummer rauscht einfach so durch, würde ich sagen. Und dann gibt es da noch "Deme Quaden Thyrane". Ja, richtig, ein Song dieses Namens befand sich schon vier Jahre vor der Veröffentlichung von "Nightwing" auf "Opus Nocturne". Wozu diese Neueinspielung gut ist? Ich weiß es nicht. Ein wenig wurde der Song verändert, die Produktion wurde angepasst und – natürlich – stammt der Gesang in dieser Variante von Legion. Geschmacksache, viel mehr fällt mir dazu ehrlich gesagt nicht ein. Ich persönlich finde eigentlich die alte Aufnahme besser – die Produktion war kälter und die unheilvoll gesprochenen Worte am Anfang waren irgendwie passender als das unvermittelte Gekreische von Legion. Aber das mögen andere ganz anders sehen.
A pro pos Legion: Der stellt sich auf seinem zweiten Marduk-Album wesentlich stärker dar. Das wird sowohl bei den schnellen als auch bei den atmosphärischen Tracks deutlich. Bei letzteren fällt naturgemäß stärker auf, dass er durchaus in der Lage ist, die Songs entsprechend ihrer Stimmung zu veredeln. Was allerdings noch deutlicher wird, als auf dem Vorgängeralbum - und damit gebe ich Humppa mal wieder Recht: Marduk haben eine Tendenz, möglichst viel Text in gar nicht so lange Songs zu packen. Das führt teilweise dazu, dass man sich wünscht, Legion würde ab und an eine Pause einlegen, damit man wenigstens ein bisschen mehr von der Musik mitbekommt. Ein Schelm, wer denkt, dass Marduk damit die sich im Endeffekt doch relativ häufig wiederholenden Riffs verstecken wollten... :freak: Zum Cover hat Humppi eh schon ein bisschen was gesagt, ich schließe mich seiner Meinung an: "Nightwing" setzt die Serie der miesen Cover, die mit "Opus Nocturne" begonnen hat, nahtlos fort und ist meiner Ansicht nach der absolute Tiefpunkt in dieser Kategorie. Waren die Motive, von "Opus Nocturne" und "Heaven Shall Burn…" unpassend weil naiv, kitischig und fantasy, ist das Cover von "Nightwing" einfach nur grottenschlecht. Kein Wunder, dass es für den Re-Release (2008) komplett durch ein anderes ersetzt wurde.
Interessant ist, dass unterm Strich trotz der so verschiedenen Hälften ein in sich stimmiges Gesamtwerk herausgekommen ist. Mag sein, dass es an zündenden Ideen für Riffs und Drums fehlt und man das mehr oder minder geschickt versteckt hat. Aber merkwürdigerweise fügt sich dennoch alles zusammen und "Nightwing" ist nicht langweilig, biedert sich aber auch nirgendwo an und wirkt sehr gut abgestimmt. Wie gesagt: Interessant.
8/10
Damit steht es folgendermaßen:
1. Opus Nocturne (1994)
2. Nightwing (1998)
3. Those Of The Unlight (1993)
4. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
5. Dark Endless (1992)
Der Zerquetscher
10.10.2018, 13:04
Find das absolut mega, wie sehr ihr dieses Album seziert. Macht tierisch Spaß, Aficionados beim Hobby zu erleben. :eek:
Ich nehme mir fest vor, mir die gleiche Mühe zu geben, wenn es bald an Scheiben geht, die mir viel bedeuten und die ich entsprechend gut kenne.
Der Landknecht
10.10.2018, 13:48
Wobei ich mich hier, lieber Volker, in ergebener Bewunderung vor Ivanhoe verbeugen muss. Während mein Review vor allem die musikalische Seite der Band beleuchtet, geht sein Werk viel mehr in die Tiefe. Das werde ich mir auch mal angewöhnen müssen. :genickbruch:
Ansonsten danke ich für diese Resonanz. Es macht natürlich noch mehr Spaß, wenn sich Leute, passiv wie aktiv, an diesem Konzept beteiligen, das Projekt loben und sogar Überschneidungen in der Wahrnehmung finden. :dh:
Danke, danke. :gluck:
Auch, wenn ich das Gefühl habe, dass ich dafür ein bisschen viel Zeit investiere. Man wird sehen, ob ich das weiterhin so hinkriege, momentan geht es sich halt schön aus. Andererseits macht das wirklich viel Spaß. Interessant, dass ich aufpassen muss, dass mein Fazit zu einem 30-Minüter wie "Panzer Division Marduk" sogar noch weitschweifiger ausfallen könnte. ;)
farro12345
12.10.2018, 11:29
MARDUK - Nightwing (1998)
In aller Kürze: Zunächst einmal fiel mir auf, dass meiner Einschätzung nach dieses Mal der Schritt, der große Unterschied vom Vorgänger zum aktuellen Album, deutlich kleiner ausfiel als bisher. Konnte ich bislang immer deutliche Veränderungen in Stil oder Sound oder Atmosphäre erkennen, bleibt die Nightwing für meine Ohren recht nah am Stil des Vorgängers. Wieder einmal dominiert hier über weite Strecken ein recht brutaler, "ballernder" Sound, der aber immer noch Platz für Melodien lässt. Diesbezüglich sticht für mich der Titelsong heraus, mit einer Melodieführung, die am stärksten hängenbleibt, für mich quasi der "Ohrwurm" dieser Scheibe. Wie es auch Humppa betonte, gefallen auch mir Marduk dann am besten, wenn es Verschiebungen und Abwechslung in Tempo und Dynamik gibt und der Fuß zwischendurch vom Gaspedal genommen wird, wie hier beim Doppel aus "Dreams Of Blood & Iron" und "Dracole Wayda". Allerdings fand ich die Beispiele auf den vorherigen Alben (zB "Dracul Va Domni..." oder das großartige "Materialized In Stone") doch spannender.
Zusammenfassend halte ich auch die "Nightwing" für eine ordentliche bis gute Black Metal-Platte mit einigen bemerkenswerten Songs und Momenten, in der bis hierher durchgehörten Diskographie bildet das Album allerdings knapp das Schlusslicht. (Ja, auch hinter "Dark Endless" ;-) )
1. Those Of The Unlight (1993)
2. Opus Nocturne (1994)
3. Dark Endless (1992)
4. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
5. Nightwing (1998)
Der Landknecht
03.11.2018, 15:47
Quick update: Es wird sich hier noch verzögern. a) muss ich erstmal richtig gesunden, b) brauche ich dafür Konzentration. Konzentration erhalte ich durch ein Medikament. Das aber führt zu Zigarettenschmacht. Daher erst später. Die Entzündung wird sowieso noch mindestens zwei Wochen andauern.
Der Landknecht
10.11.2018, 18:31
Panzer Division Marduk (https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/51zeDK-TYdL.jpg)
Stil: Black Metal
Datum: Juni 1999
Label: Osmose Records
Länge: 30:02
Örtlichkeit: Abyss in Ludvika
Personal: Legion (Gesang), Morgan "Evil" Håkansson (Gitarre), Roger Svensson (Bass), Fredrik Andersson (Schlagzeug)
1999. Etwas mehr als ein Jahr nach der Nightwing bringt die personell unveränderte Band ihr sechstes Album, namentlich Panzer Division Marduk, heraus. Auch an den Reglern hat sich nichts getan. Tägtgren ist abermals für den Sound, den ich diesmal als etwas undifferenzierter empfinde, verantwortlich.
Aber was hat sich musikalisch getan? Wie Ivanhoe in seiner Kritik zu Nightwing bereits richtig anführte, bildeten die Alben Nightwing, PDM und LGDM eine lose Trilogie rund um Blut, Krieg und Tod.
Und war bei Nightwing noch durchaus ein Einfluss des älteren Sounds herauszuhören, ist auf der Panzer Division Marduk der Name des Albums Programm. Marduk ist eine Panzerdivision geworden. Schön und gut, aber was heißt das genau?
Das heißt, dass die selben vier Männer, die auf der Nightwing noch episches Midtempo einstreuten - wie von mir jetzt schon häufiger erwähnt ja ironischerweise die Stärke der Band - auf PDM die Geschwindigkeit regieren lassen. Wenn die Absicht war, Krieg als Metal zu vertonen, dann muss ich sagen, dass der Band das wohl gelungen ist. Allerdings ist das wohl eher das musikalische Äquivalent zu einem Blitzkrieg. Bis auf die ersten 15 Sekunden in Scorched Earth gibt es keinen, und ich wiederhole, keinen einzigen Moment der Langsamkeit oder wenigstens des einigermaßen gedrosselten Tempos. In Marduks - wen wundert es - kürzestem Album wird durchgehend nach vorne geprügelt. Das wäre an sich kein Problem, wären die Songs kohärent und gut komponiert. Sind sie aber leider nicht. Auf Metal Archives gibt es ein Review, das den Namen "Yawn, is it over yet?" trägt, und ich finde, dass dieser Titel das Album gut zusammenfasst. Die schiere Eintönigkeit des Albums sowohl in Anbetracht des Riffings, als auch des immer gleichen Schlagzeugs und Legions Bellen lässt das Album, so kurz es sein mag, auf den Hörer überragend ermüdend wirken.
Zur überraschend einfallslosen Musik gesellen sich dann noch viel zu viele gleichförmige Samples. Von insgesamt acht Songs werden vier, in Großbuchstaben: VIER, mit Sounds aus Kriegsfilmen (oder tatsächlichen Szenerien aus dem Zweiten Weltkrieg) eröffnet, und das Album endet mit über 40 Sekunden an Geräuschen aus, you guessed it, dem Zweiten Weltkrieg.
Das alles soll nicht heißen, dass es gar nichts Gutes auf dem Album zu hören gibt, aber leider sind es nur Versatzstücke. Ein paar Songs, z. B. Christraping Black Metal oder Fistfucking God's Planet, bieten das eine oder andere gute Riff, und Scorched Earth - der Song, der mit 15 Sekunden gedrosseltem Tempo anfängt - kann sogar über die gesamte Spielzeit so halbwegs unterhalten. Aber das war's dann leider schon.
Und die Kritikpunkte hören hier noch nicht auf. Lassen wir mal beiseite, dass man in dem Song 502 die 502. Schwere Panzer-Abteilung der Wehrmacht nicht nur besingt, sondern sich in Teilen der englischen Übersetzung des Panzerliedes der Wehrmacht bedient, was Spekulationen über die politische Richtung der Band Tür und Tor öffnete. Ich persönlich halte eine derartige Verortung für recht ausgemachten Blödsinn. Provokation gehört im Metal, insbesondere Black Metal, immer dazu, und der Nationalsozialismus funktioniert bis heute wunderbar.
Aber: Legion bellt einem die nicht sonderlich subtilen Texte förmlich ins Gesicht, insbesondere in den Refrains, wodurch eine nochmals ermüdende Gleichförmigkeit in den Liedern entsteht, die hier und da durch totales Chaos unterbrochen wird - unter anderem durch slayereske Gitarrensoli, die aber natürlich nicht ansatzweise, wenn überhaupt intendiert, die Klasse der Mannen aus der Bay Area erreichen. Durch Legion entsteht in der Hinsicht fast sowas wie eine Schlager-Version von Marduk. Einfach zu merkende, gebrüllte Wortfetzen, die live wunderbar mitgegrölt werden können. Stumpfestes Niveau, das ich mit 15 sicherlich abgefeiert hätte, in meinem Alter aber einfach nur peinlich finde. Wir reden hier von erwachsenen Männern, teilweise schon in ihren 30ern, die Texte schreiben bzw. singen, die einfach nur pubertär sind. Wo ist die Mystik, die Originalität der früheren Scheiben hin, als man Dracula und Co. besang? Verloren gegangen im Gebrüll und Geballer eines langweiligen, gleichförmigen Albums.
Und dadurch entsteht ein massiver Rückschritt in der Evolution dieser Band.
3/10
Anspieltipps: Teile (!) von Scorched Earth, Christraping Black Metal und Fistfucking God's Planet
Ich schicke voraus, dass ich diesen Text in weiten Teilen geschrieben habe, bevor Humppa... nunja... unpässlich war. Umso erstaunlicher, wie wir uns zum Teil überschneiden, auch wenn mein Urteil nicht ganz so vernichtend ausfällt.
Mit "Panzer Divison Marduk" haben die Schweden ihren Ruf, sich nur für in Hochgeschwindigkeit vertonte Kriegsgeschichten zu interessieren, über Jahre hinaus zementiert. Eigentlich eine Schande, eigentlich haben Marduk doch viel mehr zu bieten. Aber vielleicht wollten sie es auch so, wer weiß das schon. Was diese 30 Minuten Trommelfeuer aus allen Rohren jedoch wirklich sind – Kunst, Müll oder irgendwas dazwischen – ist gar nicht so einfach zu beantworten. Sicher ist retrospektiv nur, dass die Platte eine Zäsur im Schaffen von Marduk darstellt.
Zunächst: Albumtitel und Cover gehen Hand in Hand und sind passend zum Inhalt gewählt. Ich vermute, beides lässt zartbesaiteten Menschen den Atem stocken, bevor sie noch einen Ton gehört haben. Dem Eingeweihten ist hingegen klar, dass Black Metal schon immer auch Provokation war – und sich das Böse, was auch immer das ist, perfekt dafür eignet. Ein Wort zu den Texten: Die Lyrics gehören mit zum Schlimmsten, was die Norrköpinger bis dato produziert haben. Man mag kaum glauben, dass dieselbe Band nur ein Jahr zuvor auf "Nightwing" historisch akkurat und durchaus lesenswert Vlad III. skizziert hat. "Panzer Division Marduk" treibt hingegen auf die Spitze, was vorher vereinzelt angedeutet wurde: Peinlich-plumpe Rhetorik auf einem Kreuzzug gegen das Christentum von der per Eigendefinition bösesten und blasphemischsten Truppe der Welt. Ja, richtig, hier dreht es sich gar nicht so sehr um einen handelsüblichen Krieg, was das ganze Konzept zwar nicht ad absurdum führt, ihm aber gehörig an Durchschlagskraft nimmt. Sorry, Marduk, das war meiner Meinung nach nichts, vermutlich schon 1999 nicht.
Sind die Lyrics schon eine Zuspitzung bisheriger Marduk-Extreme, gilt das für die Musik erst recht. Vor "Panzer Division Marduk" war die erste Hälfte von "Nightwing" wohl mit das Härteste und Schnellste, das von den Schweden zu hören war. 1999 beschloss man, einen draufzusetzen: Das "Reign In Blood" des Black Metal sollte vertont werden, ist gerüchteweise noch heute zu vernehmen. Ich weiß nicht, ob das wirklich das Ziel war, denn dem würde ja auch ein gewisser Wille zum kommerziellen Erfolg innewohnen, wenn man überlegt, was Slayer mit ihrem Meisterwerk von 1985 erreicht haben. Was ihre Kompromisslosigkeit und Attitüde angeht, sind sich beide Platten tatsächlich ähnlich. Allerdings, und das ist entscheidend, scheitern Marduk letztlich an der exorbitanten musikalischen Qualität des Vorbildes.
Hört man das Album zum ersten Mal, ist man schlicht erschlagen von diesen 30 Minuten. Mehr als eine unglaublich laute und schrille Wand aus Krach, hier und da unterlegt von Kriegsgeräuschen, scheint das nicht zu sein. Eine Atempause gibt es praktisch nicht, die Blast Beats sind allgegenwärtig, die Gitarrenriffs flirren und jeder Ansatz, aus diesem Schema auszubrechen, bringt nur für Sekunden Erleichterung - Humppa hat in diesem Zusammenhang ja "Scorched Earth" genannt. Das alles macht das Album sehr angriffslustig, gleichzeitig aber auch extrem monoton. Dessen muss man sich bewusst sein – und auch, wenn man hypnotisch-monotonen Black Metal mag, ist das nochmal eine ganz andere Hausnummer und scheint aus einem einzigen, 30 Minuten langen Song zu bestehen. Produktionstechnisch empfinde ich "Panzer Division Marduk" als gelungen. Der Mix ist trocken und übersteuert, wie es damals üblich war. Dennoch sind alle Instrumente zu hören, lediglich der Gesang hätte für meinen Geschmack eine kleine Spur lauter sein können. A pro pos Gesang: Frontmann Legion kann mit seiner verhältnismäßig tiefen, dennoch sehr rauen Stimme punkten. Man versteht trotz des infernalischen Krachs fast jedes Wort, wobei man einmal mehr sagen muss, dass teilweise zu viele Lyrics in zu kurzer Zeit untergebracht wurden. Ein Problem, das seit dem Einstieg des Sängers immer wieder kritisiert wurde.
Das klingt, als wäre es sinnlos, auf die 8 Tracks dieses Stahlgewitters einzugehen. Nach zwei, drei Durchgängen hätte ich das so unterschrieben, hört man aber öfter und genauer rein, erkennt man durchaus das eine oder andere Detail, an dem man sich orientieren kann. Eröffnet wird vom Titeltrack. Ein Intro gibt es nicht, ein bisschen Artillerie und das programmatische "Fire!" müssen reichen. Der Song selbst gilt als Klassiker und wird immer noch gerne live gespielt – ich persönlich bezweifle ein wenig, dass ihn ein Großteil der Zuhörer überhaupt erkennt, wenn man vom markanten Anfang absieht. Blast-Attacken, ultraschnelles Tremolo-Picking, wüstestes Gebrüll – mehr ist es im Prinzip nicht. Steht also ganz in der Tradition schwächerer Marduk-Eröffnungsnummern. Darauf folgen zwei wesentlich stärkere Tracks: "Baptism By Fire" beginnt mit Stuka-Geheul und unterscheidet sich im sehr eng gesetzten musikalischen Rahmen mehr oder weniger deutlich von der Eröffnung. Denn hier gibt es tatsächlich etwas, das hängen bleibt – "Death from above!" und "Baptism by fire!" kann jeder mitbrüllen, der Song wirkt dadurch verhältnismäßig eingängig. Eine gute Black Metal-Nummer an der ich nichts auszusetzen finde, sogar ein wenig Black n' Roll-Feeling versprüht der Track. Noch dazu gibt es ein kleines Break, das man dankbar aufnimmt, vor allem, wenn man dem Album schon ein paar Durchläufe gegönnt hat. Danach kommt "Christraping Black Metal", der beste Song des Albums. Ja, der Titel könnte kaum schlimmer sein, wobei Marduk ja mit "The Black Tormentor of Satan" auf "Heaven Shall Burn… When We Are Gathered" bereits einmal derartiges fabriziert haben, interessanterweise auch einer der besten Songs auf jenem Album. Davon sollte man sich also nicht täuschen lassen, die Nummer ist sogar noch vehementer als der Track davor und der …naja… "Refrain" ist noch besser gelungen, was auch an der extrem räudigen Stimme von Legion liegt. Sogar eine Art Gitarrensolo hat das Stück zu bieten. All das verleiht ihm den höchsten Wiedererkennungswert im kriegerischen Rauschen.
Neben diesen zwei guten Tracks ist noch "Blooddawn" zu erwähnen. Diese Nummer zeigt meines Erachtens am besten, woran "Panzer Division Marduk" im Endeffekt krankt. Dank des Mainriffs wirkt der Track gehörig düster, was nicht heißt, dass diese Nummer nicht bretthart ist – nur wird hier die Vehemenz in eine etwas dunklere und dadurch noch brutalere Richtung kanalisiert. Aber: Das Drumming ist einmal mehr komplett und ausschließlich auf auf Blasts fokussiert. Ohne jede Varianz. Wenn das nicht der Fall wäre, könnte "Blooddawn" anstatt eines guten ein exzellenter Song sein. Durch dieses stetige Geprügel im Hintergrund geht allerdings fast alles von der Qualität verloren. Schade, denn so gut wie in in Track Nummer 6 wird auf dem ganzen Album nicht das zelebriert, was man sich von einem starken Black Metal-Gesamtpaket erhofft: Atmosphäre. Der Rest ist in meinen Ohren Stangenware. Beim bereits erwähnten "Scorched Earth" denkt man beim doomigen Start-Riff noch, dass es etwas Abwechslung gäbe. Diese Hoffnung zerschlägt sich jedoch nach wenigen Sekunden. Immerhin erkennt man ab 1:20 Minuten zumindest für 30 Sekunden einen sehr guten und interessanten Gitarrenpart. Oder kommt einem das nur so vor, weil es die Monotonie unterbricht? "Beast Of Prey" brilliert mit der legendären Textzeile "All I want / All I need / Is to see my enemies bleed". Nicht schlecht, Herr Specht. Davon abgesehen gibt es ein schönes Break in der Mitte. "502" ist hingegen nicht mehr als eine langweilige Nummer. Zu gefallen weiß maximal der Gesang, den man aber auch in anderen Tracks mindestens genauso gut bekommt. Der Rausschmeißer "Fistfucking God’s Planet" bietet neben dem "kultigen" Titel das übliche Sperrfeuer aus dem Drumkit, das das gute Riffing zunichte macht. Ganz zum Schluss gibt’s nochmal Panzer, Artillerie und Stalinorgel, wie sollte man so ein Album auch sonst beschließen.
"Panzer Division Marduk" macht es mir schwer, eindeutig Position zu beziehen. Gefällt mir das Album tatsächlich oder will ich nur, dass es mir gefällt, obwohl es eigentlich Schrott ist? Ganz erschöpfend kann ich das nicht beantworten – ich vermute auch, dass diese Rezension genau dadurch viel länger geworden ist, als man es bei einem 30-Minüter erwarten würde. Vielleicht gehe ich aber auch zu verkopft an die Sache heran: Je länger ich mir diese Platte angehört habe, desto mehr Fragen habe ich mir gestellt. Wollten Marduk dieses Album tatsächlich so machen, wie es geworden ist? Konnten sie es nicht besser, nur ein Jahr nach dem guten "Nightwing"? Hatten sie ein kreatives Tief? Oder ist das weniger ernstgemeinte Kunst, sondern vielmehr Statement und ausgestreckter Mittelfinger? Sollte man sich all diese Fragen überhaupt stellen? Oder lieber nur "Panzer Division Marduk" auf sich wirken lassen? Ich weiß es wirklich nicht.
Ich habe - wie Humppa und auch an gleicher Stelle (https://www.metal-archives.com/reviews/Marduk/Panzer_Division_Marduk/2925/The_Ghoul/40130) - eine Rezension gelesen, die im Kern sehr gut das beschreibt, was auch ich beim Hören dieses Werks empfinde: Marduk veranschaulichen hiermit – ob beabsichtigt oder nicht – das Beste und das Schlechteste des Black Metal. Einerseits wären da die Kompromisslosigkeit, die flirrenden Gitarren, das rebellische Lebensgefühl und die Ausreizung musikalischer Extreme. Andererseits haben wir es mit kindischen Provokationen, unglaublicher Monotonie und dem Versuch zu tun, jeglichen Gedanken an Zugänglichkeit zu unterdrücken (und zwar künstlich und nicht künstlerisch). Die guten Riffs sind vereinzelt da, wurden aber gekonnt unter einfallslosen Drumbeats versteckt. Jener Rezensent ging übrigens weniger ins Detail und hat meiner Ansicht nach einen Punkt zu erwähnen vergessen: Atmosphäre ist ein großes Plus im Black Metal – und die fehlt mir auf "Panzer Division Marduk" letztlich. Andererseits: Ich war – wie hoffentlich fast alle, die dieses Album hören – nie in einem Krieg. Ich könnte mir aber zumindest vorstellen, dass, versucht man das Gefühl, an einem Großkampftag, an der Front zu sein, musikalisch umzusetzen, etwas ähnlich Infernalisches wie "Panzer Division Marduk" herauskommen könnte. Und vielleicht war das, und nur das, auch das Ziel.
Wie auch immer, der Gesamteindruck bleibt durchwachsen. Es gibt ab und an durchaus Stimmungen, in denen man das Album "genießen" kann. Auf Dauer ist es mir aber zu anstrengend und ich bin nicht überzeugt davon, dass man das alles als genau so geplante und durchdachte Kunst abheften kann. Im Gegensatz zu vielen Marduk-Fans liebe ich "Panzer Division Marduk" nicht, ich hasse es aber auch nicht. Ich bin ambivalent dazu eingestellt und werde es wohl auch immer bleiben.
4,5/10
Damit steht es folgendermaßen:
1. Opus Nocturne (1994)
2. Nightwing (1998)
3. Those Of The Unlight (1993)
4. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
5. Panzer Division Marduk (1999)
6. Dark Endless (1992)
Der Landknecht
10.11.2018, 20:19
Interessanterweise ist meine Kritik auch länger geworden, als ich sie geplant hatte. :D
Hmm... hätte gedacht/gehofft, dass es ausgerechnet bei dieser merkwürdigen Platte die eine oder andere Meinung gibt. :confused:
farro12345
14.11.2018, 20:51
Hmm... hätte gedacht/gehofft, dass es ausgerechnet bei dieser merkwürdigen Platte die eine oder andere Meinung gibt. :confused:
Asche auf mein Haupt! Ich hab eine Meinung dazu, es wird auch noch was kommen. Ich werde beizeiten wieder einsteigen.
Der Landknecht
14.11.2018, 21:12
Hmm... hätte gedacht/gehofft, dass es ausgerechnet bei dieser merkwürdigen Platte die eine oder andere Meinung gibt. :confused:
Mein Kumpel wollte mich ja vehement davon überzeugen, dass PDM eine großartige Platte ist, und warf mir dann vor, Qualität nicht zu erkennen. :D
Mein Kumpel wollte mich ja vehement davon überzeugen, dass PDM eine großartige Platte ist, und warf mir dann vor, Qualität nicht zu erkennen. :D
Ich wollte mich selbst überzeugen, die Platte zu lieben. Hat auch nicht so recht funktioniert. :D
Der Landknecht
15.11.2018, 13:11
Ich wollte mich selbst überzeugen, die Platte zu lieben. Hat auch nicht so recht funktioniert. :D
Ich tatsächlich gar nicht. Ich habe ihr nur aus Freundlichkeit mehrere Rillen gegeben. Es wurde in der Tat nicht besser. Manchmal trügt einen der erste Eindruck nicht.
Der Zerquetscher
15.11.2018, 14:04
Habe die Panzerdivision hier im Schrank als Sonder-Edition aus dem Ausland, bei der nicht dieser moderne schwedische Panzer, sondern der Tiger auf dem Cover ist. Und ich muss leider sagen, dass mir außer dem kultigen Cover nicht viel an der Scheibe gefällt. Ich habe sie mir extra für diesen Thread vor ein paar Tagen nochmal durchgehört. Für mich ist das liebloses Geschrubbe ohne Höhepunkte oder tolle Einfälle. Gar kein Vergleich zu der von mir oben erwähnten "Frontschwein", die mir recht gut gefällt, obwohl Marduk eigentlich nicht mein Ding sind. Natürlich sollte diese Scheibe mit der thematischen Ausrichtung provozieren. Hat ja auch prima geklappt. Je mehr Leute sich darüber aufregen, desto bekannter wird und desto mehr Geld verdient die Band. Ist mir aber alles egal - solange die Musik gut ist. Siehe Rammstein. Oder von mir aus die Onkelz. Aber die "Panzerdivision Marduk" ist in der Richtung meines Erachtens unauffällig. Schlicht. Derb. Effektiv. Nur bei uns offenbar nicht wirksam. ;)
Der Landknecht
15.11.2018, 14:10
Sie haben es zumindest geschafft, das Album wie einen Panzer klingen zu lassen. Nur klingen Panzer nicht schön (es sei denn, man hat einen sehr schrägen Fetisch), weswegen man dann auch froh ist, wenn er schnell wieder aus dem "Sichtfeld" der Ohren verschwindet. Wenigstens den Gefallen tut einem die Scheibe auch.
Der Zerquetscher
15.11.2018, 14:16
Hehe, das stimmt allerdings. Weißte, mir sind Marduk einfach nicht wichtig genug, um mich da enttäuschen zu lassen. Ich weiß, dass ihr Jungs sie mehr mögt. :)
Würde ihr 4/10 geben.
Der Landknecht
15.11.2018, 14:20
Hehe, das stimmt allerdings. Weißte, mir sind Marduk einfach nicht wichtig genug, um mich da enttäuschen zu lassen. Ich weiß, dass ihr Jungs sie mehr mögt. :)
Würde ihr 4/10 geben.
Ich bin kein großer Fan der Band. Ich bin dementsprechend auch gar nicht enttäuscht. Mir war die Band immer überraschend egal, betrachtet man die Größe der Gruppe innerhalb des Black Metal. Ich war ganz im Gegenteil sogar sehr angetan davon, dass die Band es früher schaffte, Mid-Tempo in die Musik einzubauen. Hätte ich ihr nie zugetraut (abgesehen von den Scheiben, seitdem Mortuus der Sänger ist).
Aber Nein, Enttäuschung ist da keine. Ich seziere recht neutral Werk nach Werk. Ich denke, Enttäuschung wird sich bei der übernächsten Version dieser Serie breitmachen, wenn es um Maiden geht (sofern da Enttäuschendes dabei ist), da ich mich beim nächsten Mal ja um Metallica kümmere und da bereits Enttäuschung erlebt habe.
Señor Kabalo
15.11.2018, 15:38
Interessant zu lesen, da ein Kumpel von mir ein großer Marduk Fan ist und ihm PDM sehr sehr gut gefällt. Er versucht auch seit Jahren mich für Marduk zu begeistern, aber völlig überzeugt bin ich nicht. Finde ein paar Sachen gut bis sehr gut von PDM (die bereits erwähnten Baptism by fire und Christraping Black Metal), generell gefallen mir aber andere Alben besser. World Funeral zum Beispiel.
Aber interessant zu sehen, dass bei uns nicht Marduk Fans die Meinung zu den true Hardcore Marduk Fans doch teils arg sich unterscheidet.
Ich bin kein großer Fan der Band. Ich bin dementsprechend auch gar nicht enttäuscht. Mir war die Band immer überraschend egal, betrachtet man die Größe der Gruppe innerhalb des Black Metal.
Das trifft es auch für mich recht gut. Zum Teil. Ja, auch für mich waren Marduk immer die "vergessene" Band. Ewig dabei, ab und an live gesehen, man kennt den einen oder anderen Song und denkt ständig an "die Kriegsfanatiker", wenn man mal was von den Schweden hört oder liest. Eine Band, die "immer" da war, so am Rande der Wahrnehmung und bei der man glaubt, dass sie wohl wichtig ist und man sie vermissen würde, gäbe es sie nicht mehr. Während man es in Wirklichkeit wohl kaum merken würde. Ganz, ganz merkwürdig, dieses Verhältnis.
Aber: Durch die nähere Beschäftigung mit Marduk, die wir Humppa zu verdanken habe, merke ich, dass ich die Band doch lieber mag als gedacht. Weil sie mehr kann, als ich geglaubt habe, ohne mich näher mit der Materie beschäftigt zu haben. Von daher: Chapeau Marduk, Chapeau Daniel. Mir macht es Spaß* :dh:
*der mir mit "La Grande Danse Macabre" fast vergangen wäre. Aber dazu kommen wir noch.
Der Landknecht
15.11.2018, 18:01
Das trifft es auch für mich recht gut. Zum Teil. Ja, auch für mich waren Marduk immer die "vergessene" Band. Ewig dabei, ab und an live gesehen, man kennt den einen oder anderen Song und denkt ständig an "die Kriegsfanatiker", wenn man mal was von den Schweden hört oder liest. Eine Band, die "immer" da war, so am Rande der Wahrnehmung und bei der man glaubt, dass sie wohl wichtig ist und man sie vermissen würde, gäbe es sie nicht mehr. Während man es in Wirklichkeit wohl kaum merken würde. Ganz, ganz merkwürdig, dieses Verhältnis.
Aber: Durch die nähere Beschäftigung mit Marduk, die wir Humppa zu verdanken habe, merke ich, dass ich die Band doch lieber mag als gedacht. Weil sie mehr kann, als ich geglaubt habe, ohne mich näher mit der Materie beschäftigt zu haben. Von daher: Chapeau Marduk, Chapeau Daniel. Mir macht es Spaß* :dh:
*der mir mit "La Grande Danse Macabre" fast vergangen wäre. Aber dazu kommen wir noch.
Bitte, Stefan. :D
Und zu LGDM: Es wird also noch schlimmer? :(
Und zu LGDM: Es wird also noch schlimmer? :(
Zumindest ging es mir so. Wobei der allgemeine Tenor zu jenem Album durchaus positiv ist. Meiner aber ganz und gar nicht - trotz merklicher Anstrengung der Band, "echte" Songs zu schreiben anstatt Panzergeräusche zu vertonen. :king:
Der Landknecht
07.12.2018, 17:36
La Grande Danse Macabre (https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/5186vS0WtkL._SY355_.jpg)
Stil: Black Metal
Datum: 17.5.2001
Label: Blooddawn Productions
Länge: 45:25
Örtlichkeit: Abyss in Ludvika
Personal: Legion (Gesang), Morgan "Evil" Håkansson (Gitarre), Roger Svensson (Bass), Fredrik Andersson (Schlagzeug)
Willkommen im neuen Jahrtausend. Nach der Panzer Division Marduk im Jahr 1999 und einer EP im Jahre 2000 meldeten sich Marduk im Jahr 2001 mit einem vollen Album zurück. Und passend zum Monat der Veröffentlichung darf man sagen:"Alles neu macht der Mai." Marduk ist auf einem neuen Label, und nicht auf irgendeinem, sondern auf Blooddawn Productions, dem Label, das Morgan selbst im Jahr 2000 gegründet hatte. Nach fünf Alben also sagte man den Franzosen von Osmose Tschüssi und übernahm den Vertrieb selbst, wobei von der Chefetage aus beäugt, denn Blooddawn Productions ist gewissermaßen ein Kind von Century Media Records, also dem Label, dem Marduk seither beinahe ausschließlich treu geblieben sind.
Da sich an den Instrumenten und den Reglern nichts getan hat, kann man sich also direkt in die Musik schmeißen - das nichtssagende und ehrlich gesagt auch nicht wirklich hübsche Cover der Scheibe ist sowieso nicht unbedingt irgendwelche Worte wert.
Nach einem zwar rifftechnisch gelungenen, meines Erachtens aber zu langen Intro ballert einem dann auch der erste Song namens Azrael in die Ohren und man fragt sich: Geht es genauso weiter wie auf der Panzer Division? Ballerei, Geschwindigkeit und sonst nichts? Nun, nein. Zwar rauscht der erste Song einigermaßen ereignlos an einem vorbei, doch nach einem Interludium, dessen Stellung im Album einen zwar verwundern kann, folgt auch schon der nächste Song namens Obedience Unto Death. Auch der, obschon ein wenig besser, rast nur so durch die Ohren, ohne länger im Ohr zu bleiben.
Es scheint, als habe Marduk das Album um die folgenden beiden Songs herum aufgebaut, denn was einen nun erwartet, ist ein Zweiteiler (wenngleich es sich um zwei inhaltlich und musikalisch getrennte Songs handelt) von langen, wirklich langen Ausmaßen. Bonds of Unholy Matrimony knüpft da an, wo Marduk einst ihre Stärken hatten: im Midtempo. Zwar ist ein Riff am Anfang alles andere als gelungen (etwas, das uns im nächsten Album wiederbegegnen wird), aber im Großen und Ganzen kann dieses Lied trotz seiner Länge von über sieben Minuten überzeugen. Midtempo, interessantes Riffing. Sicherlich waren die epischeren Songs auf den frühen Alben nochmal besser, aber nach der Panzer Division nehme ich alles.
Daraufhin erscheint dann das zweite Monstrum auf der Bildfläche. Das noch längere Titelstück wartet auf den Hörer und - kann nicht vollends überzeugen. Im Vergleich zum Vorgänger fehlen die großen Worte, und das Riffing kann nicht mithalten. À propos Riffing: Dieses Lied und auch andere Momente auf dem Album wirken geradezu so, als wüssten Marduk, dass sie es mit dem vorigen Album übertrieben haben - ja geradezu zahm wirken viele Momente nach den ersten beiden Songs. Und manchmal ist Legion das einzige, was mich daran erinnert, dass wir es mit Black Metal zu tun haben. Das eine oder andere Riff erinnert mich eher an Töne, die man so sonst nur von Metallica oder vielleicht Nevermore kennt. Nicht die nächstliegende Referenz, aber eine bessere fällt mir nicht ein.
Nach diesen beiden Mammutwerken allerdings geht dem Album dann allerdings die Luft aus. Kein Song danach vermag es, mich zu begeistern. Im Gegenteil: Sie langweilen mich sogar. Obwohl, und das streue ich als kleine triviale Information ein, Jesus Christ... Sodomized mein erster Marduk-Song überhaupt war. Da war ich naive 15, 16 Jahre alt und dachte:"Was für ein Lärm."
Und das war's dann. Wenn es Marduks Ziel war, die Ausgelaugtheit, die Müdigkeit von Soldaten nachzuzeichnen, dann ist es ihnen gelungen, aber was in Sachen Trilogie über Krieg und Co. annehmbar mit Nightwing begann und mit Panzer Division Marduk einen qualitativen Einbruch erlebt hat, geht hier doch äußerst uninspiriert zu Ende.
4/10
Anspieltipps: Bonds of Unholy Matrimony, La Grande Danse Macabre, Ars Moriendi
Nachtrag: Sorry für das sehr oberflächliche Review und dafür, dass es so lange gedauert hat, aber seit meiner Erkrankung bin ich immer noch nicht voll bei 100%, und das merke ich insbesondere an meiner Konzentration.
Der Landknecht
07.12.2018, 19:07
Mann, ich habe so viel in der Kritik vergessen zu erwähnen. Das ist wirklich das schlechteste Review bisher. Sorry dafür.
Unter anderem findet sich im Titeltrack die Zeile "Death can step along smiling within the dance And as a pawn in a game of chess you stand no chance", die eine Anspielung auf Ingmar Bergmans Film "Das siebente Siegel" sein könnte.
Wer Marduk mit "Panzer Division Marduk" kennengelernt hat und/oder jenes Werk als das Nonplusultra der Schweden betrachtet, wird nach dem ersten Durchlauf von "La Grande Danse Macabre" verwundert auf das Bandlogo schielen. Und dabei feststellen, dass sich der Schriftzug mindestens ebenso sehr verändert hat wie die Musik. Ja, finster sind sie auch auf Album Nummer 7, die Jungs um Gitarrist Morgan Steinmeyer Håkansson. Allerdings lenkt "Der große Totentanz" die Düsternis in andere musikalische Bahnen als es auf dem Hassbolzen mit dem Panzer am Cover der Fall war. Randnotiz: Mit "La Grande Danse Macabre" schließen Marduk 2001 die mit "Nightwing" (1998) und "Panzer Divsion Marduk" (1999) begonnene Trilogie um die Themen Blut, Krieg und Tod ab.
Zur Beruhigung: Ganz ohne Highspeed kommen die Norrköpinger freilich nicht aus. Mit "Azrael" gibt es gleich zu Anfang eine Nummer, die direkt aus den Songwriting-Sessions zu "Panzer Divsion Marduk" stammen könnte. Und es vielleicht auch tut – in der Gerüchteküche heißt es zumindest, dass einige Songs des 2001er-Albums bereits 1999 geschrieben, dann aber aufgehoben wurden; zum Teil aufgrund der zu geringen Geschwindigkeit. Merkwürdige Herangehensweise, die aus meiner Sicht weder "Panzer Division Marduk" noch "La Grande Danse Macabre" gut getan hat. Neben "Azrael" hätten auch "Obedience Unto Death" und "Jesus Christ… Sodomized" auf dem Vorgänger stehen können. Allein, während "Azrael" seine Momente hat, wirken die zwei letztgenannten Stücke wie ungeliebte Überbleibsel und hätten sich auch 1999 unter den schwächeren Tracks eingereiht.
Der generelle Tenor auf ist aber ohnehin ein anderer: Regelrecht doomig walzt sich der Großteil der Songs aus den Boxen. Nun ist es ja nicht so, dass man das von Marduk gar nicht kennen würde – auf "Nightwing" standen bereits Jahre zuvor mehrere langsame Stücke. Und auch sonst hat sich immer mal wieder ein richtiger Stampfer in die Tracklists geschlichen. Was ich selbst stets goutiert habe, weil ich finde, dass den Schweden ein gemäßigteres Tempo gut zu Gesicht steht und ihre Bösartigkeit wesentlich eindrucksvoller unterstreicht. Aber was rede ich, das haben ja sowohl Humppa als auch ich immer wieder betont ;)
Aber: Auf "La Grande Danse Macabre" sind weder die schnellen, noch die langsameren Nummern so gelungen, wie man sich das erhofft hätte. In der Theorie sind alle Zutaten vorhanden: Schwere, malmende Riffs, ein Gutteil Melodie, es gibt Solos, die Produktion ist sehr stark und organisch und Legion krächzt sich in seiner unnachahmlichen Art durch die Nummern. In Summe sorgt all das vermutlich sogar dafür, dass dieses Album dem nicht an Black Metal gewöhnten Hörer weniger abschreckend erscheinen dürfte, als der bisherige Output von Marduk. Gleichzeitig bedeutet das nicht, dass die Platte leichtfüßig und zugänglich daherkommt. Im Gegenteil, mir hat sich das Gesamtwerk auch nach vielfachem Hören nicht so richtig erschlossen. Das war bei keinem der vorher erschienen Marduk-Alben der Fall. Ja, das Debüt "Dark Endless" ist unvollkommen und irgendwo auch unspektakulär, aber auf seine Weise dennoch gut hörbar. Ja, "Panzer Division Marduk" ist anstrengend und monoton, hat aber immerhin einen roten Faden. Und ja, "Nightwing" besteht aus zwei Einzelteilen, klingt aber trotzdem (fast) wie aus einem Guss. All das lässt sich hierüber nicht sagen, so hart das klingen mag und so ungern man das hörbare Bemühen um Abwechslung verreißen möchte.
Eine richtige Linie kann ich jedenfalls nicht heraushören. Auf das gitarrendominierte Intro "Ars Moriendi" (klingt fast, als hätten sich Satyricon davon bei "Voice Of Shadows" (https://www.youtube.com/watch?v=fSAVDD_p1Ac), der Eröffnung ihres 2013er-Albums "Satyricon", inspirieren lassen) folgt der Brecher "Azrael", gleich darauf gibt es mit "Pompa Funebris 1660" ein weiteres, eher gemächliches Instrumental, gefolgt von einer weiteren Highspeed-Nummer. Sehr merkwürdiger Einstieg in das Album, der es mir schwer macht, aufmerksam zu bleiben. Danach geht es im doomigen Doppelpack und zweifacher Überlänge (für Marduk-Verhältnisse) weiter: Zunächst "Bonds of Unholy Matrimony", das mir zu langatmig ausgefallen ist, dann der durchaus überzeugende Titeltrack, der mit mehr als 8 Minuten (!) zu Buche schlägt. Diese Nummer bildet mit ihren tonnenschweren Riffs das Fundament des Albums und verhindert, dass "La Grande Danse Macabre" komplett aus dem Leim geht. Ein stoischer Rhythmus, der erstmals auf dieser LP für hypnotische Konsistenz sorgt. Gefällt! Danach gibt es mit "Death Sex Ejaculation" und "Funeral Bitch" zwei weitere Nummern, die trotz ihrer peinlichen Titel gut gelungen sind, bevor es mit dem fast schon als Halbinstrumental zu bezeichnenden "Summers End" und dem schon kurz erwähnten "Jesus Christ… Sodomized" nochmal bergab geht.
All das ist ziemlich schwere Kost. Das aber nicht unbedingt im positiven Sinn, obwohl die Riffs selbst großteils sehr heavy sind und wissen schon zu gefallen. Nur hilft alles nichts, wenn die Tracks per se unfertig und uninspiriert klingen. Das Songwriting ist – über das ganze Album betrachtet – schwach, sodass "La Grande Danse Macabre" letztlich weder im Hinblick auf das Gros der einzelnen Nummern noch als Gesamtalbum etwas taugt. Und auch das Konzept des Todes ist schön und gut, schlägt sich im Hinblick auf den Gesamteindruck aber bei weitem nicht so eindrucksvoll nieder, wie auf den zwei Vorgängern. Schade, aber für mich definitiv einer der schwächsten Outputs aus dem Hause Marduk.
3,5/10
Damit steht es folgendermaßen:
1. Opus Nocturne (1994)
2. Nightwing (1998)
3. Those Of The Unlight (1993)
4. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
5. Panzer Division Marduk (1999)
6. Dark Endless (1992)
7. La Grande Danse Macabre (2001)
PS: Nicht unerwähnt bleiben sollte eine weitere Übereinstimmung mit Humppa (fast): Das war mein allererstes Album von Marduk, gekauft 2001. Das hat mir die Band über Jahre hinaus ruiniert und ich hab mich bis vor kurzem überhaupt nicht mehr mit ihr beschäftigt. Ja, mal live gesehen und einzelne Songs gehört. Mehr aber auch nicht.
Hallo farro, Hallo Quetschi, lest ihr mir gerade zu? Mich würde eure Meinung (und natürlich auch die von anderen, wenn sie Lust haben) interessieren. :salook:
Der Zerquetscher
10.12.2018, 14:50
Ich hätte mir demnächst die Zeit genommen, die Scheibe mal durchzuhören (Auf youtube, denn ich hab sie nicht), aber das klappt diese Woche einfach nicht, weshalb ich warten wollte. :) Ansonsten habe ich selbstverständlich Dein Review und das von Humppi voller Interesse gelesen. Wie gessagt, Marduk sind nicht mein Ding. Kenne die zu wenig. Und die Rille hier wird mir garantiert auch nicht gefallen. Ginge es hier um Immortal, Cradle of Filth oder gar Enslaved, ich würde ebensoviel schreiben wie Du. ;) :sasmokin:
Der Landknecht
10.12.2018, 14:57
Ich hätte mir demnächst die Zeit genommen, die Scheibe mal durchzuhören (Auf youtube, denn ich hab sie nicht), aber das klappt diese Woche einfach nicht, weshalb ich warten wollte. :) Ansonsten habe ich selbstverständlich Dein Review und das von Humppi voller Interesse gelesen. Wie gessagt, Marduk sind nicht mein Ding. Kenne die zu wenig. Und die Rille hier wird mir garantiert auch nicht gefallen. Ginge es hier um Immortal, Cradle of Filth oder gar Enslaved, ich würde ebensoviel schreiben wie Du. ;) :sasmokin:
Enslaved wäre tatsächlich eine Idee, aber die verschlänge wahnwitzig viel Zeit, sind Enslaveds Album nicht nur lang, sondern auch nicht mal eben so nebenbei zu hören. Interesse bestünde von meiner Seite aber durchaus.
Aber: Marduk muss erstmal fertig werden, dann folgt Metallica etc.; ich gehe davon aus, dass das noch richtig lange dauern wird, auch wenn ich glaube, dass ich mich mit den Alben der anderen Bands einfacher tun werde als mit Marduk. Bisher muss ich da nämlich festhalten: Marduk ist eine für ihre Bekanntheit und ihren Kult in der Szene doch wenig liefernde Band. Von sieben Alben konnten mich bisher nur drei halbwegs bis vollends überzeugen. Und wenn ich Stefan und auch meinen geringen Erfahrungen mit den weiteren Alben und meinem Instinkt Glauben schenken darf, wird's erstmal nicht besser. :D
Der Zerquetscher
10.12.2018, 15:04
Klar, Humppi, zieh das zu Ende durch (Ich bin überhaupt kein Freund von halben Sachen) und denn machen wir Metallica. Da wird sicherlich ungleich mehr Resonanz da sein. Und das ist keine Kritik an Marduk. Es ist einfach so. :)
Der Landknecht
10.12.2018, 15:07
Klar, Humppi, zieh das zu Ende durch (Ich bin überhaupt kein Freund von halben Sachen) und denn machen wir Metallica. Da wird sicherlich ungleich mehr Resonanz da sein. Und das ist keine Kritik an Marduk. Es ist einfach so. :)
Im Gegensatz zu Crybaby Stefan (liebe dich, Ivan ;)) stört mich die geringe Resonanz gar nicht. Bei Marduk war es a) ob der Musik und b) ob der Qualität zu erwarten. :D
Klar, Humppi, zieh das zu Ende durch (Ich bin überhaupt kein Freund von halben Sachen) und denn machen wir Metallica. Da wird sicherlich ungleich mehr Resonanz da sein. Und das ist keine Kritik an Marduk. Es ist einfach so. :)
Ja, bei Metallica kann ich bis zu "St. Anger" zu allen Scheiben was sagen. Bei den anderen beiden nicht so viel. Aber ein bissel ist da auch drin. ;)
farro12345
16.12.2018, 11:17
Hallo farro, Hallo Quetschi, lest ihr mir gerade zu? Mich würde eure Meinung (und natürlich auch die von anderen, wenn sie Lust haben) interessieren. :salook:
Hallo Hallo, ich möchte mich für meine Inaktivität an dieser Stelle entschuldigen. Ich komme in letzter Zeit zu nix bzw finde grad nicht die Muße, einen würdigen Beitrag zu verfassen. Die Alben sind aber durchaus bis hierher ausreichend gehört. Bei Gelegenheit hole ich zum dann aktuellen Stand wieder auf, versprochen! Bis demnächst.
Der Landknecht
17.12.2018, 17:42
Ich kann euch schon mal sagen, dass es morgen weitergeht. Die World Funeral hatte jetzt genügend Durchläufe, damit ich mir eine Meinung bilden konnte, wenngleich selbige irgendwie etwas durchwachsen bis ratlos ist.
Der Landknecht
18.12.2018, 11:06
World Funeral (https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/6180D6V08BL._SY355_.jpg)
Stil: Black Metal
Datum: 24.2.2003
Label: Blooddawn Productions
Länge: 47:14
Örtlichkeit: Abyss in Ludvika
Personal: Legion (Gesang), Morgan "Evil" Håkansson (Gitarre), Roger Svensson (Bass), Emil Dragutinović (Schlagzeug)
Nun sind wir also beim achten Album der Schweden angekommen. Mit World Funeral aus dem Jahr 2003 gab es kleinere und größere Änderungen und stieß auf - gemischte Reaktionen. Etwas, das die Ära Legion schon die ganze Zeit begleitet hatte. Aber wie sieht das im Detail aus?
Zunächst einmal gab es nach langer Zeit mal wieder einen personellen Wechsel. Am Schlagzeug sitzt nicht mehr Fredrik Andersson, sondern Emil Dragutinović. Ein zumindest mir unbekannter Herr, der seinen Job annehmbar verrichtet.
Aber auch musikalisch hat man sich auf World Funeral neu orientiert - zumindest ein wenig. Der noch halbwegs urige Sound der vorigen Scheiben weicht einem äußerst druckvollen, beinahe schon pompös produzierten Klang. Das fällt insbesondere an den Leadgitarren auf. Diese sind für Marduk- und Black-Metal-Verhältnisse generell äußerst glatt produziert. Angesichts dessen, was Marduk mit ihrer Musik im Hörer auslösen möchte, kein allzu schlechter Schachzug. Ich zumindest kann damit gut leben. Genauso fällt auch, wie schon auf dem Vorgänger, der Sound des Basses auf - denn er ist da. Ich vergaß nämlich zu erwähnen, dass mir bis zur La Grande Danse Macabre der Bass nie wirklich ins Ohr gelangte. Er war vorhanden, keine Frage, aber er hatte keine eigene, sagen wir, Einspeisung.
Aber wichtiger als der Sound (gerade in dem Genre) ist natürlich die Musik, die einem vorgesetzt wird. Und was lässt sich da konstatieren? Hm, na ja. Kann man sich geben.
Klingt etwas trivial, aber so ist mein Eindruck von dieser Scheibe.
Und dabei ist der Anfang des Anfangs, gewissermaßen das erste Riff überhaupt, einer der schlimmsten Ohrwürmer, die ich je ertragen musste, denn das Riffing, das sich leider mehrfach im Opener "With Satan and Victorious Weapons" - toller Titel mal wieder - zeigt, ist grottenschlecht und erinnert eher an eine Geburtstagsparty als an Black Metal. Dazu zieht der Song an sich in Lichtgeschwindigkeit an einem vorbei, inklusive monotonen Schlagzeugspiels. Es schwant einem schon Böses, als der zweite Song anfängt, doch Obacht! "Bleached Bones" ist ein Stampfer vor dem Herrn, zeigt schön den aufpolierten Sound und kann mich vollends überzeugen.
Auch danach bleibt es gut - "Cloven Hoof" ist zwar wieder von der schnellen Sorte, kann aber mit tollen Leadgitarren auftrumpfen und setzt Legions stakkatoartiges Keifen endlich mal gewinnbringend ein. Ein Novum für mich.
Doch dann tut sich bis "Castrum Doloris" erstmal wenig. Uninspiriert fliegen die Songs an einem vorbei.
Doch dafür ist eben jenes "Castrum Doloris" ein Höhepunkt der Scheibe. Für Marduk'sche Verhältnisse schon fast melancholisch (wie passend, wenn man überlegt, dass Legion danach die Segel streichen musste) klingt es aus den Boxen. Unerwartet, überraschend und - treffsicher. Chapeau.
Zum Rest lässt sich dann wiederum wenig sagen. "Night of the Long Knives", das, wenig verwunderlich, vom sogenannten Röhm-Putsch erzählt, kann insbesondere in der zweiten Hälfte, wenngleich sie mich an ein mir bekanntes French-House-Stück erinnert, punkten, doch die anderen Songs schippern doch recht unauffällig umher.
Die Outro ist dann wiederum äußerst atmosphärisch, kein Wunder, bediente man sich hier doch bei Henry Purcells "The Queen's Funeral March", das wiederum in abgewandelter Form in "Clockwork Orange" auftauchte. Erst Ingmar Bergman, jetzt Stanley Kubrick. Zumindest Filmgeschmack beweisen die Schweden.
Kleine triviale Info am Rande: Nicht nur Emil Dragutinović und sein Vorgänger Fredrik Andersson, auch Legion sind seit Jahren nicht mehr in der Black-Metal-Szene aktiv. Marduk scheint zu schlauchen.
Trotz einiger Höhepunkte bleibt am Ende - mal wieder, möchte man fast sagen - zu viel Vergessenswertes übrig. Das macht dann verdiente:
5,5/10
Anspieltipps: Bleached Bones, Cloven Hoof, Night of the Long Knives, Castrum Doloris
Nachtrag: Angesichts dieser Wertung habe ich die für La Grande Danse Macabre angepasst und auf annähernd Ivanhoes Niveau zurückgesetzt.
Juhu, es geht weiter. Und diesmal sind Humppa und ich tatsächlich komplett anderer Meinung. Wobei ich eines vorausschicken möchte: Ich höre ja auch alle Alben in der Reihenfolge ihres Erscheinens durch und schreibe jeweils nach einigen Durchgängen einen Text dazu. Mittlerweile bin ich bereits bei "Rom 5:12", also der übernächsten Platte. Die untenstehende Rezension zu "World Funeral" habe ich schon vor ein paar Wochen geschrieben - im Lichte aktuellere Marduk-Musik kann es gut sein, dass mein Gesamturteil zu "World Funeral" ein bisschen zu positiv ausgefallen (aka "überbewertet") ist. Mal sehen, wie das weitergeht.
Nun aber in medias res. Stilistisch ist "World Funeral" mE ein Hybrid aus seinen unmittelbaren Vorgängern. Heißt: Es gibt Tracks in der unbändigen Extremität von "Panzer Division Marduk" (1999), gleichzeitig scheuen sich Marduk nicht, das Tempo herauszunehmen. Was auf "La Grande Danse Macabre" (2001) jedoch am gnadenlos schwachen Songwriting scheiterte und jene Platte zu einer der schwächsten und anstrengendsten des Backkataloges der Norrköpinger macht, funktioniert hier jedoch wesentlich besser. Es gibt - für mich unverständlich - ja sogar Rezensenten, die "La Grande Danse Macabre" für das Werk von Marduk halten, das am ehesten Hörerschichten außerhalb der Black Metal-Gemeinde ansprechen könnte. Wollte ich einen Metal-Normalo bei den Schweden an Bord holen, würde ich hingegen "World Funeral" auflegen. Ich empfinde dieses Album, das irgendwo in der Schnittmenge aus Black, Heavy und Doom liegt, als verhältnismäßig eingängig und leicht zu erschließen. So viel mal dazu.
Dabei beginnt der achte Longplayer der Band um Gitarrist Morgan Steinmeyer Håkansson gewohnt aggressiv: "With Satan And Victorious Weapons" könnte so auch auf "Panzer Division Marduk" stehen. Bemerkenswert ist an diesem Song eigentlich nur der kultige Einstieg, der aus einem Zitat aus dem Film "Der Name der Rose" (1986), gesprochen vom unvergessenen Helmut Qualtinger, besteht. Festhalten kann man nach den ersten Tönen auch (und Humppa hat das ja auch sehr gut beschrieben!), dass die Produktion deutlich kräftiger ausgefallen ist. Ganz unabhängig davon ist dieser Track, wie auch "Blessed Unholy" gegen Ende des Albums - wenig geeignet, um die Klischees um Marduk (Nur Highspeed! Nur Krieg! Nur Satan!) zu entkräften.
Der Rest von "World Funeral" könnte dem geneigten Entdeckungsreisenden in Sachen Black Metal hingegen sehr wohl zusagen. Als Einstieg bietet sich vielleicht der Titeltrack an: "World Funeral" (https://www.youtube.com/watch?v=iz493MC5WoQ) hämmert sehr aggressiv aus den Boxen, spart aber auch nicht mit Melodie und hat einen gut mitsingbaren Refrain mit hohem Wiedererkennungswert. Sicher nicht das, was die Szenepolizei goutieren dürfte und auch kein Ausbund an Komplexität - aber was soll's, das ist einfach ein gutes, erdiges Stück harter Musik. Und weil wir gerade von den selbsternannten Sittenwächtern sprechen: Denen dürfte bei "Castrum Doloris" (https://www.youtube.com/watch?v=yn5m4rrTjHc) auch der letzte Kalk aus der Fresse fallen. Langsame Heavy Metal-Riffs werden durchgehend (!) von einem merkwürdig leiernden, fast schon mit Sprechgesang arbeitenden Legion überlagert. Mit unheiligem Schwarzmetall hat das praktisch nichts mehr zu tun, geht aber ausgezeichnet ins Ohr. Ob Marduk das "dürfen" sei dahingestellt - mir selbst gefällt die Nummer, auch wenn sie untrve AF ist. Stimmt mich sehr positiv, dass Humppi das auch so sieht, btw.
Für mich persönlich noch besser, weil dann doch etwas schwärzer - und damit auch mein Anspieltipp! - ist "Bleached Bones" (https://www.youtube.com/watch?v=twoUhSR-OEY), eine düstere Nummer in schleppendem Midtempo. Mithin genau das, was ich selbst am liebsten von Marduk höre und was sie - wie man nicht oft genug betonen kann - auch am besten können. Am überraschendsten dürfte auf "World Funeral" neben dem bereits genannten "Castrum Doloris" wohl der epische Instrumentalpart sein, mit dem die zweite Hälfte "Night of the Long Knives" (man höre hier ab ca. 2:30 rein (https://www.youtube.com/watch?v=twoUhSR-OEY), dann bekommt man auch den Übergang mit) eröffnet wird. Ausgezeichnet gemacht und ein weiterer Beweis dafür, dass die landläufige Meinung, die Schweden würden sich nur im Uptempo-Bereich wohlfühlen, Blödsinn ist. Wobei nicht unerwähnt bleiben darf, dass zwei der schnellen Nummern auf "World Funeral" durchaus funktionieren: "Cloven Hoof" ist kurz, knackig und perfekt auf den Punkt gespielt und auch "Hearse", neben dem Titeltrack die zweite Auskoppelung, gefällt mir durchaus.
Einen Totalausfall gibt es aber auch auf "World Funeral": "To the Death's Head True" ist langsam und schleppend, was ja grundsätzlich kein Fehler sein muss. Allerdings leidet dieses Lied für meinen Geschmack unter dem "La Grande Danse Macabre"-Syndrom: Ermüdend, anstrengend, uninspiriert. Kommt mir wie ein Überbleibsel aus jenen Songwriting-Sessions vor und holt mich überhaupt nicht ab. Schade drum - wenn man eine derart gelagerte Nummer von Marduk hören mag, fährt man mit dem Titeltrack von "La Grande Danse Macabre" definitiv besser. Oder man skippt auf vorliegendem Album zu "Bloodletting". Beide Songs sind um Welten stärker als "To the Death's Head True". Viel gibt es an "World Funeral" meines Erachtens so oder so nicht auszusetzen, einer sehr guten Bewertung steht daher nichts im Wege. Letztlich ist es sogar so, dass der Tod als Teil der Marduk'schen Dreifaltigkeit des Black Metal - Blut, Krieg und Tod - durch "World Funeral" wesentlich eindrucksvoller und passender repräsentiert wird als auf dem uninspirierten Vorgänger (der ja das Finale einer losen Trilogie war).
Vom Wechsel an der Schießbude hat Humppa ja schon geschrieben. Ich vermag den Unterschied nicht so richtig herauszuhören. Ja, Dragutinović kann mehr als nur Blastbeats. Dass das so zur Geltung kommt, liegt meines Erachtens aber vor allem am veränderten Songwriting.
8/10
Damit steht es folgendermaßen:
1. Opus Nocturne (1994)
2. World Funeral (2003)
3. Nightwing (1998)
4. Those Of The Unlight (1993)
5. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
6. Panzer Division Marduk (1999)
7. Dark Endless (1992)
8. La Grande Danse Macabre (2001)
Der Landknecht
18.12.2018, 16:03
Wir sind uns gar nicht so uneinig. Nur unsere Wertungen könnte weiter kaum auseinanderliegen. :D
Wir sind uns gar nicht so uneinig. Nur unsere Wertungen könnte weiter kaum auseinanderliegen. :D
:) Mein ich ja.
Der Landknecht
21.12.2018, 10:30
Vielleicht schon am Wochenende wird es die nächste Besprechung geben. Ich denke, ein weiteres Mal "Plague Angel" wird reichen, um mir eine Meinung zu bilden. Viel passiert auf dem Album ja nicht, zumindest nicht viel, was der Rede wert wäre.
Der Landknecht
24.12.2018, 12:25
Plague Angel (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/thumb/e/ec/Marduk_-_Plague_Angel.jpg/220px-Marduk_-_Plague_Angel.jpg)
Stil: Black Metal
Datum: 22.10.2004
Label: Blooddawn Productions
Länge: 45:01
Örtlichkeit: Endarker Studio, Norrköping
Personal: Mortuus (Gesang), Morgan "Evil" Håkansson (Gitarre), Devo Andersson (Bass), Emil Dragutinović (Schlagzeug)
Plague Angel aus dem Jahr 2004 markiert einen veritablen Einschnitt in Marduks Historie. Nicht nur wurde Legion am Mikrofon durch Mortuus ersetzt, auch Roger Svensson, der bis dato auf jeder Scheibe nach dem Debüt für den Bass zuständig war, wurde ausgetaucht, dabei allerdings von einem guten Bekannten - Devo Andersson, der auf den ersten beiden Scheiben für die Gitarre zuständig war, nimmt seinen Platz ein.
Mit so vielen (immerhin 50% des Line Ups) Wechseln und einem noch relativ grünen Mann hinter dem Schlagzeug, stellt sich die etwas klischeehafte Frage: Never change a winning team? Oder sind die neuen Herren genau der Einfluss, den Marduk nach einigen doch mehr als durchwachsenen Alben braucht?
Und die Antwort ist: Wirklich geändert hat sich eigentlich nichts, was die Qualität angeht. Es ist eher der Fall, dass wir es hier mit einem weiteren schwachen Werk zu tun haben. Es dauert geschlagene sechs Songs, bis wir etwas zu hören bekommen, das ein Wort wert ist. "Perish in Flames", mal wieder ein langsamer Song, kann in Teilen durchaus überzeugen. Insbesondere die Leadgitarre kann hier endlich mal Akzente setzen.
Wenn man mir aber einen der ersten fünf Songs vorsetzte, wüsste ich nicht, um welchen es sich handelte. Völlig eintönig knüppelt die Band aus Schweden hier durch die erste Hälfte des Albums. Nichts bleibt hängen; es ist eher so, dass alles wie aus einem schlechten Guss wirkt, so als ob man einfach dasselbe Riff wieder und wieder recycelt hätte.
Auch die zweite Hälfte vergeht, ohne auch nur ansatzweise sowas wie Nachhaltigkeit anbieten zu können. Abgesehen vom stimmungsvollen, aber zu langen und sich auf diesem Album wie ein Fremdkörper anfühlenden Interludium "Deathmarch", das mit Hilfe der Ambientband "Arditi", die auch nochmal auf späteren Alben mit Marduk kollaborierte, zustandegekommen ist, klingt jedes Stück gleich. Es scheppert, es rast, es ist vorbei, bevor man irgendwas von Qualität ausmachen konnte.
Textlich wiederum gibt es wieder den Standard. Mord, Krieg, Verwüstung, und auch Reinhard Heydrich wird mit einem Song bedacht. Auch hier also nichts Neues im Westen, äh, Norden.
Und das ist als Schreiberling einfach nur frustrierend. In wie vielen verschiedenen Wörtern kann ich euch erklären, dass mal wieder der langsame Song zu gefallen weiß? Dass es rumpelt und ballert? Ich werde dessen überdrüssig, und ihr langweilt euch so langsam wohl auch.
Und so muss ich konstatieren, dass dieses Album schlechter ist als die "Panzer Division Marduk". Nicht qualitativ schlechter, aber schlechter, was die Frustration angeht und auch die Intention. "PDM" hatte wenigstens eine Attitüde. So mies ich das Album finde - sowas hat zumindest Charme.
Hier geht man dieselben ausgetretenen Pfade, um den Hörer bloß nicht zu überfordern. Oder war es einfach nur eine Findungsphase? Wer weiß.
Und so muss ich diesmal tatsächlich die bisher negativste Wertung aus dem Hut zaubern.
2/10
Anspieltipps: Perish in Flames
Dass "Plague Angel" so knapp nach "World Funeral" erschienen ist, wirkt retrospektiv wie ein Zugeständnis an den personellen Neustart, den Humppi beschrieben hat. Für den Wechsel am Viersaiter mag auch eine Rolle gespielt haben, dass man bei den Aufnahmen nicht mehr auf die Tägtgren-Brüder und deren Abyss-Tonschmiede vertraute, sondern ins weitgehend unbekannte Endarker Studio wechselte, wo eben jener Devo Andersson als Produzent werkelt.
Was die Gründe für den Ausstieg von Legion waren, ist bis heute Gegenstand zahlreicher Spekulationen. Fakt ist, dass mit Daniel "Mortuus" Rostén ein Mann das Mikro übernahm, der sich grundlegend von seinem Vorgänger unterscheidet. Einerseits auf der Bühne, wo der quasi-Rockstar Legion, der seine gute Laune nur schwer zu verbergen wusste, durch einen finsteren, unnahbaren Gesellen ersetzt wurde, der die Kommunikation mit dem Publikum auf ein Minimum beschränkt. Andererseits ist der stilistische Unterschied nicht zu verleugnen: Während sich Legion mit aggressiver Reibeisenstimme durch die Songs brüllte, klingt Mortuus als würde er seinen Hass auf die Menschheit mühsam unterdrücken. Er scheint sich regelrecht durch die finsteren Lyrics zu quälen, würgt und spuckt seine Verwünschungen mit gepresster, heiserer Stimme hervor. All das steht Marduk und ihrer Definition des Black Metal meines Erachtens besser zu Gesicht, macht aber gleichzeitig alle Platten mit Mortuus – und das sind zum Zeitpunkt dieser Rezension immerhin 6 der bisher erschienen 14 Studioalben – im Grundtenor etwas unzugänglicher, als es mit Legion der Fall war.
Dass der neue Fronter einen schweren Start beim Publikum hatte, ist meines Erachtens aber nicht nur dem mächtigen Schatten seines Vorgängers geschuldet. Ein Teil der Problematik liegt in der songwriterischen Güte von "Plague Angel". Ich empfinde dieses Album überwiegend als anstrengend, was sich auch daran zeigt, dass ich nach den ersten zwei oder drei Durchgängen beim Blick auf die Tracklist überrascht war: 4 von 11 Songs dauern weniger als 3 Minuten, das ganze Album ist in 45 Minuten vorbei. Mir kamen sowohl die einzelnen Tracks als auch die gesamte Scheibe wesentlich länger vor. Das ist nie ein gutes Zeichen und erinnert ungut an "Panzer Division Marduk". Übrigens ist "Plague Angel" insgesamt ähnlich rasant ausgefallen, glücklicherweise aber nicht durchgängig.
Das Gefühl, dass Marduk diesen Schnellschuss nur veröffentlicht haben, um möglichst rasch mit Post-Legion-Material auf Tour gehen zu können, ist mE allgegenwärtig. Es gibt wenige Ausnahmen, die aus dem Blastbeat-Inferno hervorstechen. Genannt sei "Life's Emblem", in dem es lyrisch einen Dialog zwischen einem Mann und dem Tod gibt. Diese erzählerische Komponente und wie sie von Sänger Mortuus umgesetzt wird ("Why now? Why me?"), gefällt mir ausgezeichnet. Auch ist die Nummer musikalisch gelungen, speziell der Übergang im Mittelteil hat es in sich und hebt "Life's Emblem" trotz insgesamt hoher Geschwindigkeit angenehm vom üblichen Dauergeprügel ab. Mein persönlicher Favorit ist aber wie für Humppa das schleppende "Perish In Flames", das einmal mehr zeigt, wie ausgefeilt und gut Marduk klingen können, wenn sie den Fuß vom Gaspedal nehmen. Von den ganz schnellen Nummern überzeugen mich eigentlich nur zwei so einigermaßen: "Everything Bleeds", das nach vorne marschiert, als gäbe es kein Morgen, dabei aber relativ zugänglich und wiedererkennbar bleibt. Und dann noch "Throne of Rats", das in 2:43 Minuten alles sagt, was es zu sagen gibt.
Die übrigen Nummern sind in meinen Ohren Stangenware. Egal ob "The Hangman of Prague", "Steel Inferno", "Warschau" oder sonst ein Song - alles fühlt sich wie zigfach gehört an und geht im Wust der ähnlich klingenden Marduk-Veröffentlichungen unter. Leider gilt das auch für die Atempausen "Seven Angels, Seven Trumpets", das aber immerhin mit groteskem Gesang überzeugt und "Deathmarch". Ja, alles nett, aber mehr auch nicht.
So richtig will der Funke jedenfalls nicht überspringen, als Ganzes klingt die Platte bieder und nicht zu Ende gedacht. Neben diesen Unzulänglichkeiten ist auch schade, dass die Klasse von Mortuus aufgrund der merkwürdigen Produktion nicht zur Geltung kommt. Die Vocals stehen für mein Dafürhalten viel zu sehr im Hintergrund – fast so, als hätte man nicht allzu viel Vertrauen in den Neuen gehabt. Leider sind auch die Instrumente nicht optimal abgemischt, der Gesamteindruck ist zwar brutal aber blechern, wenn man das so beschreiben möchte. Schade, denn all das macht "Plague Angel"*ohne einen einzigen Totalausfall zu einer der schwächsten Platten der Marduk-Diskographie.
3,5/10
Damit steht es folgendermaßen:
1. Opus Nocturne (1994)
2. World Funeral (2003)
3. Nightwing (1998)
4. Those Of The Unlight (1993)
5. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
6. Panzer Division Marduk (1999)
7. Dark Endless (1992)
8. Plague Angel (2004)
9. La Grande Danse Macabre (2001)
Der Landknecht
26.12.2018, 10:28
Ich war auch sehr überrascht, wie langweilig Mortuus hier klingt, aber mich dann auf der Rom 5:12 so dermaßen in seinen Bann ziehen konnte. Auf dem Album scheint wirklich alles zu passen. Freue mich schon sehr, endlich mal ein positives Review schreiben zu dürfen. :dh:
farro12345
30.12.2018, 17:04
So, wie angekündigt, möchte ich zumindest in aller Kürze meinen Senf zu den von mir noch nicht besprochenen Alben geben, damit ich wieder halbwegs auf Linie bin:
MARDUK - Panzer Division Marduk (1999)
Nun, scheinbar kommt das Album bei mir besser weg als bei den anderen Bewertern. Zugegeben, Abwechslung, Spannungsbögen oder Tiefe suche auch ich vergebens, allerdings überzeugt es mal zumindest durch einen absolut konsequenten Faden. Natürlich ist die Platte aufgrund dieser Linie, die quasi zu keinem Zeitpunkt verlassen wird, etwas flach, es wird einfach gnadenlos "rumgeballert", aber ich finde, dadurch bekommt sie auch eine eigene Note (ich finde den Panzer als Bild gar nicht so passend, ein Hochgeschwindigkeits-Maschinengewehr passt m.A. nach besser). Wenn ich zu gewissen Gelegenheiten dieses Album evtl sogar eher anmachen würde als manche der Vorgänger (zB um mal eine halbe Stunde Dampf abzulassen), steht sie aber doch den bisherigen Alben immer noch nach.
Favoriten sind "Scorched Earth" und "Fistfucking God´s Planet".
MARDUK - La Grande Danse Macabre (2001)
Dies ist in der Diskographie die letzte Platte, die ich noch aus früheren Zeiten kenne; zum Zeitpunkt, als "La Grande..." aktuell war, bekam ich mal ein Mixtape mit Songs der bis dahin veröffentlichen Alben, die ich dann in der Folge auch in Gänze kennen lernte. Und ich stelle fest: dieses Album hatte ich deutlich interessanter in Erinnerung. Bis hierher ist erstmalig so, dass mich ein Album in dieser Reihe tatsächlich nahezu gar nicht erreicht hat. Es wirkt wie in Mix aus verschiedenen Zutaten vorgegangener Werke, allerdings uninspirierter und abgeschmackter. Ballern können sie grundsätzlich gut, haben dies in der Vergangenheit aber schon überzeugender getan, und auch die Midtempo-Stücke wirken diesmal deutlich langweiliger. Zudem wirkt gerade die erste Hälfte zerfahren und dramaturgisch unrund. Nee, das ist bisher der Tiefpunkt der Reihe in meinen Ohren.
MARDUK - World Funeral (2003)
Das ist m.A nach ein Schritt nach vorne im Vergleich zum Vorgänger. Schon der 2. Track "Bleached Bones" kommt deutlich besser als alles auf der "La Grande...". Verlernt haben Marduk es also offensichtlich nicht. Zudem ist das Album mitunter recht abwechslungsreich, da gibt es neben den bekannten Rasereien und Midtempo-Stücken auch mal ein fast klassisches Heavy-Riff oder doomigere Passagen. Allerdings wirkt das Album an einigen Stellen auch etwas unrund, eingie Übergänge wirken völlig "gebrochen", an manchen Stellen gelingt es nicht, eine dramaturgische Stimmigkeit zu erreichen. So hinterlässt das Album trotz guter einzelner Bestandteile (vor allem erwähntes "Bleached Bones", das Titelstück, "Castrum Doloris" oder "Hearse") einen etwas zwiespältigen Nachgeschmack.
MARDUK - Plague Angel (2004)
Zwei Dinge fallen sofort auf: natürlich der neue Frontmann, der weniger keifig, sondern brodelnder und eigentlich noch böser dahergrummelt, sowie wieder eine Orientierung an den Highspeed-Attacken. Stellenweise fühlt man sich an die "Panzer Division" erinnert, und bis auf "Perish In Flames" und das abschließende "Blutrache" bleibt nichts so richtig, was aufmerken lässt. Andererseits wirkt das Album für mich runder und in sich stimmiger als die beiden Vorgänger. Aber auch hier: das Martial-Industrial-Stück "Deathmarch" wäre am Anfang oder am Ende meines Erachtens deutlich besser aufgehoben gewesen. So ganz haben sie es wohl nicht mehr mit dramaturgisch gelungenen Bögen.
Edit: die aktuelle Rangliste
1. Those Of The Unlight (1993)
2. Opus Nocturne (1994)
3. Dark Endless (1992)
4. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
5. Nightwing (1998)
6. Panzer Division Marduk (1999)
7. World Funeral (2003)
8. Plague Angel (2004)
9. La Grande Danse Macabre (2001)
Der Landknecht
20.01.2019, 18:48
Marduk - Rom 5:12 (https://images-eu.ssl-images-amazon.com/images/I/61Dx5O2nvQL._SS500.jpg)
Stil: Black Metal
Datum: 27.04.2007
Label: Blooddawn Productions
Länge: 55:24
Örtlichkeit: Endarker Studio, Norrköping
Personal: Mortuus (Gesang), Morgan "Evil" Håkansson (Gitarre), Devo Andersson (Bass), Emil Dragutinović/Jens Gustafsson (Schlagzeug)
Wir erreichen die "double digits". Das zehnte Album der Schweden wurde 2007, ganze drei Jahre nach "Plague Angel", veröffentlicht, was die längste Wartezeit zwischen zwei Alben der Band markiert, und ich muss gestehen, dass ich ob der Länge der Scheibe etwas erschrocken und verängstigt war, hatte Marduk mich doch über das Schaffen von vier Alben nicht mehr ansatzweise begeistern können und bieten sie hier schließlich eine Scheibe, die es auf fast eine ganze Stunde Musik bringt und damit die längste in der ganzen Diskographie der Band darstellt.
Doch manchmal treffen Phrasen, Plattitüden, Sprichwörter dann doch zu: Gut Ding will Weile haben.
Wirkte die "Plague Angel" noch wie ein Schnellschuss, kam sie ja gerade mal ein Jahr nach der letzten Scheibe mit Legion heraus, ist die "Rom 5:12" ein weitaus griffigeres, kohärenteres Werk geworden. Größtenteils bleibt die Band hier im Mid-Tempo - ein Novum, das ich, wenig überraschend, begrüße.
Und so kredenzen uns die Schweden hier eine Melange aus melodischen, stampfenden Songs, verfeinert durch ein pointiertes Schlagzeug und einen Mortuus, dessen Klasse hier erstmals hervorsticht - zwischen Gewürge, Gekrächze, Schreien und ansatzweise "klaren" Passagen gibt es keinen Moment, in dem ich seinen Gesang nicht goutiere. Abwechslungsreich und überzeugend wird seine Stimme in Szene gesetzt.
Neben den vielen wirklich guten Songs - auf die ersten drei sei hier insbesondere hingewiesen - erscheint mir das Lied "Accuser / Opposer" als das Herzstück des Albums. Ein überlanges Stück im Mid-Tempo, das mit einer für mich überraschenden, aber mehr als willkommenen Gaststimme aufwartet: Nemtheanga von Primordial darf hier sein Können zeigen. Und so hören wir hier - ich glaube, zum ersten Mal - das, was man ohne Umschweife als "clean singing" bezeichnen darf. Etwas völlig anderes als das, was man von Marduk gewohnt ist, das sich aber perfekt in das Soundgewand dieses Outputs eingliedert - genau wie die diesmal passende Kollaboration mit Arditi im Interludium "1651".
Und so möchte ich festhalten, dass ich dem, was Ivanhoe schon andeutete, absolut zustimmen kann: Mit "Rom 5:12", dessen Cover sich übrigens an Giacomo Borlone de Buschis' Gemälde "Trionfo della Morte" anlehnt, gelingt Marduk nicht nur ein Comeback, ein großer Schritt aus der Mittelmäßigkeit, in der sie für immerhin fünf Jahre festhingen, sondern ihr bis dato bestes Werk.
9/10
Anspieltipps: The Levelling Dust, Cold Mouth Prayer, Imago Mortis, Accuser / Opposer
Ja, ich habe tatsächlich angedeutet, "Rom 5:12" wäre das beste Album von Marduk. Oder zumindest mein liebstes. Nun habe ich seit einiger Zeit den Nachfolger "Wormwood" gehört und bin ein bisschen unentschlossen. ;) Ich habe mir zur Sicherheit auch mein bisheriges Lieblingsalbum "Opus Nocturne" nochmal angehört, weil ich irgendwie nicht glauben wollte, dass ein Spätwerk der Schweden besser sein soll, wie etwas aus den glorreichen 1990ern. Und was soll ich sagen: Ich war erstens erstaunt, wie sehr sich die Musik verändert hat - "Rom 5:12" ist eigentlich kaum noch vergleichbar mit älteren Alben. Zweitens muss ich sagen, dass "Opus Nocturne" trotz allen Charmes irgendwie bieder klingt. Nicht schlecht und ich glaube auch nicht, dass ich das Album überbewertet habe (ganz im Gegensatz zu "Plague Angel" und "La Grande Danse Macabre" die mir plötzlich nochmal eine Spur schwächer erscheinen). Aber irgendwie scheint es mir plötzlich viel verständlicher, dass Marduk in den 1990ern nicht mit der Konkurrenz aus Norwegen in einem Atemzug genannt wurden. Sehr interessante Entwicklung. Ich weiß grad nicht so genau, ob ich schon mal an einer anderen Band den Prozess des musikalischen Erwachsenwerdens dermaßen genau verfolgt habe bzw. ob man das überhaupt bei vielen anderen Bands kann.
Jetzt aber in medias res... ;)
Wer Marduk nach dem Ausstieg von Rampensau Legion und dem kurz darauf veröffentlichten, halbgaren "Plague Angel" (2004) abgeschrieben hat, wird mit "Rom 5:12" eines Besseren belehrt. Ich lehne mich mal aus dem Fenster: Dieses Album ist für mich der mit Abstand ausgereifteste und songwriterisch beste Longplayer der Schweden seit... ja, eigentlich seit immer. Nie klang das zum Trio geschrumpfte Black Metal-Kommando (Drummer Emil Dragutinović wird hier nur mehr als "Gast" geführt und teilt sich die Schießbude mit Jens Gustafsson) so gut. Durchgängig, wohlgemerkt. Der Titel des 10. Marduk-Longplayers bezieht sich übrigens nicht – wie man meinen könnte – auf die Ewige Stadt. Vielmehr handelt es sich dabei um einen Vers aus der Bibel, Römerbrief des Apostels Paulus, Kapitel 5, Vers 12: "Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten." Zeigt wieder mal, dass Morgan durchaus bereit ist, das Themen-Spektrum seiner Band zu öffnen und nicht nur kriegsgeil ist, wenn man so will.
Doch nun zur Musik, die zum Teil mindestens ebenso ungewöhnlich ist wie das übergeordnete Thema. Gleich zwei Tracks auf "Rom 5:12" lassen mit Gastsängern aufhorchen: Auf meinem Anspieltipp "Cold Mouth Prayer" (https://www.youtube.com/watch?v=nmT4abm6hMc) gibt sich Joakim "Af Gravf" Göthberg die Ehre, seines Zeichens Marduk-Mitglied von 1992 bis 1994 (zunächst als Schlagzeuger, dann auch als Sänger). Man muss allerdings recht genau hinhören, um ihn herauszuhören (Af Gravf ist in einer etwas höheren Stimmlage unterwegs als Mortuus). So oder so ist "Cold Mouth Prayer" ein sehr starker Song. Schnell, aber ohne im Hyperblast von "Panzer Division Marduk" (1999) zu versinken, im Gegenteil, durch eine feine Melodie, die kaum zu hören aber dennoch präsent ist, ist die Nummer sehr episch ausgefallen. Der zweite Gast tritt im mit 8:43 Minuten längsten Song, "Accuser/Opposer", auf. Und hier erkennt man sofort, wer wer ist, denn der zweite Mann am Mikro ist niemand geringerer als Alan "Nemtheanga" Averill, legendärer Frontmann von Primordial. Der Ire macht aus einer langsamen Nummer, die ohne ihn wohl nicht sonderlich beeindruckend wäre, einen epischen Song, der vom Duett der zwei Sänger lebt. Das funktioniert im Übrigen auch live, wie bereits mehrfach bewiesen wurde, z.B. hier (https://www.youtube.com/watch?v=rGPhzzN11fo).
Das Schöne an "Rom 5:12" ist, dass sich die Qualität des Albums nicht in zwei guten Songs erschöpft. Bei weitem nicht, ich konnte auch nach zig Durchläufen keine große Schwachstelle ausmachen. Außerdem ist die Produktion, die zum zweiten Mal im Endarker Studio umgesetzt wurde, wesentlich besser ausgefallen als auf dem Vorgänger. Ich würde sogar so weit gehen, "Rom 5:12" als das bis zu diesem Zeitpunkt am stimmigsten produzierte Marduk-Werk überhaupt ist. Der Sound ist voll und organisch, gleichzeitig aber durchaus auch räudig, wie es sich für eine Black Metal-Produktion gehört. Die Balance, die hier gefunden wurde, ist – natürlich in Verbindung mit dem Songwriting – für eine Atmosphäre verantwortlich, die am besten mit "sinister" beschrieben werden kann. Und das über die gesamte Länge des Albums hinweg, das dadurch wie aus einem Guss klingt.
Wer genau hinhört, wird in den einzelnen Songs mit so vielen Details wie auf keinem Marduk-Album zuvor überrascht. Beispiele gefällig? "Imago Mortis" besticht mit fast schon Stoner-mäßigem Anfang und nimmt damit einige Jahre vor dem großen Hype mal eben den Post Black Metal vorweg. Unglaublich auch der Gesang in dieser Nummer, der stellenweise nichts Menschliches mehr an sich hat. Verschleppte Drums, stark verzerrter Gitarrensound im Mittelteil – all das macht "Imago Mortis" zum wohl ungewöhnlichsten aller Marduk-Tracks neben "Castrum Doloris" (auf "World Funeral", 2003). Oder: Mit "Trough the Belly of Damnation" meint man zunächst, einen typischen Marduk-Brecher zu hören. Eine brutale Nummer, die wiederum zeigt, was für ein großartiger und variantenreicher Sänger Mortuus ist. Hört man genauer hin, sticht der krachende Bass hervor, der klingt, als würde weiland Steve Harris in die Saiten greifen. Und auch der stoische Groove nach dem eingebremsten Mittelteil ist nicht von schlechten Eltern. "Vanity of Vanities" ist ebenfalls ein Fall für sich: Abgesehen vom unglaublichen Schrei am Beginn (ich glaube, so etwas gibt es in keinem anderen Lied von Marduk zu hören) klingt die ganze Nummer so, als hätte man das …ähem… "Songwriting" von "Panzer Division Marduk" genommen, weiterentwickelt und tatsächlich durchgedacht. Dabei ist ein schneller, brutaler und grausamer Song entstanden – richtiger Black Metal eben. Bis nach etwas über zwei Minuten ein Tempowechsel folgt und sich der geneigte Hörer unerwartet in einem Death Metal-Groove wiederfindet. Ganz großes Kino. Vielleicht noch ein Wort zum von Humppa genannten quasi-Instrumental "1651": Irgendwie auch ein wenig typisch für Marduk, so ähnliche Nummern gibt es ja immer wieder zu hören. Aber das hier ist, Meister Mortuus sei Dank, ganz besonders düster und tatsächlich richtiggehend unheimlich. Ob man das auch mit Legion so hinbekommen hätte? Ich hege irgendwie meine Zweifel.
Am unspektakulärsten auf "Rom 5:12" ist in meinen Ohren der Opener ausgefallen - interessanterweise einer der Anspieltipps von Humppa. "The Levelling Dust" bewegt sich im doomigen Midtempo und erzeugt in der ersten Hälfte ein wenig das Gefühl, eine Art langes Intro zu hören. So richtig gelungen finde ich diesen Einstieg nicht. Auf der Suche nach weiterem Füllmaterial wird man eventuell noch beim finalen "Voices of Avignon" fündig: Nicht der ganz große Bringer, zumindest im Vergleich zum sonst so großartigen Material auf dieser Platte. Mehr zu meckern habe ich aber tatsächlich nicht.
Fazit: Dass zwischen "Rom 5:12" und dem Vorgänger "Plague Angel" drei Jahre liegen, hat dem Album auch meiner Meinung nach sehr gut getan. Der mörderische Album-Tour-Album-Rhythmus, in dem die Band vorher jahrelang gefangen schien, hat meines Erachtens viel zu unausgegorenen und müden Veröffentlichungen beigetragen. Schön, dass das dieser ...hmm... Teufelskreis mit der 2007er-Platte durchbrochen werden konnte.
9,5/10
Damit steht es folgendermaßen:
1. Rom 5:12 (2007)
2. Opus Nocturne (1994)
3. World Funeral (2003)
4. Nightwing (1998)
5. Those Of The Unlight (1993)
6. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
7. Panzer Division Marduk (1999)
8. Dark Endless (1992)
9. Plague Angel (2004)
10. La Grande Danse Macabre (2001)
Jefferson D'Arcy
21.01.2019, 10:15
Jap, "Rom 5:12" war auch aus meiner Sicht ein Glanzstück, bei dem Mortuus das erste mal richtig auftrumpfen konnte.
Immerhin, nur noch rund 11 Jahre Marduk abzuarbeiten. ;)
Der Landknecht
21.01.2019, 14:19
Immerhin, nur noch rund 11 Jahre Marduk abzuarbeiten. ;)
Elf Jahre klingt übler, als es ist. Sind ja nur noch vier Alben. ;)
farro12345
24.01.2019, 16:18
MARDUK - Rom 5:12 (2007)
Mit diesem Werk von 2007 betrete ich quasi endgültig Neuland, ab diesem Punkt in der Diskographie ist/war mir zuvor kein Album bekannt. So bin ich zwar gespannt, allerdings aufgrund der doch eher weitgehend unterwältigenden letzten Alben mit Skepsis an dieses Album herangegangen; und, ich muss sagen: ich bin absolut positiv überrascht!
Ich habe den Eindruck, dass die neu aufgestellte Band die Zeit seit dem letzten Werk genutzt hat, um sich völlig neu zu sortieren und auszurichten. Der Sound, die Abmischung, das Songwriting, der Gesang: alles wirkt frisch und neu, bemerkenswert organisch und schön finster. Natürlich erkennt man einzelne Ingredienzen aus vergangenen Tagen hier und da wieder, allerdings in einem komplett neuen Gesamtgewand. Der Vokalist grummelt, brodelt, faucht und grölt beeindruckend und variantenreich, die einzelnen Instrumente bekommen ihren Platz (besonders der Bass-und der Schlagzeugsound kommen exponiert und beachtenswert daher wie selten) und die Songs sind abwechslungsreich und clever komponiert und arrangiert wie lange nicht.
Es wird an keiner Stelle stumpf durchgeballert, auch die schnelleren Songs bekommen alle ihren Twist zB durch Tempowechsel und durchbrechende Passagen.
Besonders die erste Hälfte hat es mir angetan, das Eröffnungsriff in Track 1 bleibt sofort im Ohr, im Vergleich dazu: vom Vorgänger ist mir auch nach mehreren Durchgängen gefühlt überhaupt nichts längerfristig im Ohr geblieben.
Mit „Imago Mortis“ gibt es dann den meiner Ansicht nach vielleicht stärksten Track seit der „Opus Nocturne“, bin beeindruckt!
Ich muss allerdings sagen, dass mir in den bisherigen Durchgängen die Songs zum Ende hin etwas schwächer vorkamen, das starke Niveau wird für mich nicht durchgehalten. Dennoch ist das hier ein sehr vielversprechender „Neustart“, der tatsächlich wieder Lust auf die weiteren Alben macht.
Ich setze das Album in meinem persönlichen Ranking auf Rang 3; an „Those Of The Unlight“, welches mich atmosphärisch und von der Menge der mir besonders gut gefallenden Stücke her nach wie vor am meisten packt, reicht es bei mir nicht heran und das starke „Opus Nocturne“ gefällt mir einfach auf ganzer Distanz durchgehend noch ein Stück besser, aber das ist eine ganz knappe Kiste!
Objektiv ist „Rom 5:12“ wohl das cleverste, abwechslungsreichste und „reifste“ Album bis hierher; subjektiv gefallen mir allerdings die 2 erwähnten Scheiben derzeit einfach noch eine Spur bzw. 2 Spuren besser.
Ergänzung:
Nachdem ich die vorherigen Alben noch einmal gehört habe, nehme ich 2 Änderungen vor:
„World Funeral“ steigt einen Rang nach oben, die Anzahl durchaus überzeugender Stücke macht sie in meiner Wahrnehmung doch einfach besser als die konsequente Prügelarie auf der „Panzer Division“ und auch „La Grande...“ hat zumindest ein paar Passagen und Songs mit Qualität und Wiedererkennungswert, was ich von der „Plague Angel“ leider nicht behaupten kann, also auch hier ein Plätzetausch:
1. Those Of The Unlight (1993)
2. Opus Nocturne (1994)
3. Rom 5:12 (2007)
4. Dark Endless (1992)
5. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
6. Nightwing (1998)
7. World Funeral (2003)
8. Panzer Division Marduk (1999)
9. La Grande Danse Macabre (2001)
10. Plague Angel (2004)
Der Landknecht
11.02.2019, 15:09
Ich werde versuchen, mich noch diese Woche an ein (positives!) Review zur Wormwood zu setzen. Da ich letzte Woche aber leider durchgehend krank war, hat sich mein Pensum bei bleeding4metal verzögert, weswegen das gerade mal Vorrang hat. Sobald ich da meine beiden Reviews (für die ich im Normalfall weniger Zeit brauche als für Marduk) fertig habe, geht's hier weiter. Seid gespannt. Und sorry.
Der Landknecht
19.02.2019, 19:34
Marduk - Wormwood (https://www.metal-archives.com/images/2/4/4/2/244252.jpg)
Stil: Black Metal
Datum: 13.10.2009
Label: Regain Records
Länge: 45:22
Örtlichkeit: Endarker Studio, Norrköping
Personal: Mortuus (Gesang), Morgan "Evil" Håkansson (Gitarre), Devo Andersson (Bass), Lars Broddesson (Schlagzeug)
Knapp zweieinhalb Jahre nach "Rom 5:12" brachten Marduk ihr nunmehr elftes Album, betitelt "Wormwood", heraus. Hat man den kurzen Abstand gut nutzen können, da man nun ein eingespieltes Team (wenn auch mit einem abermals wechselnden Schlagzeuger) zusammen hat, oder wird "Wormwood" ein ähnlicher Schnellschuss wie das meines Erachtens schwächste Werk der Schweden, "Plague Angel"?
Ich werde dieses Review etwas kürzer halten als sonst. Das hat zwei Gründe: a) habe ich gar nicht so viel zu schreiben, b) habe ich Stefan versprochen, endlich an die Besprechung zu gehen, doch blöderweise habe ich diese Nacht nur fünf Stunden geschlafen. Wie dem auch sei:
Erst einmal sei erwähnt, dass ich das Cover-Artwork für mit das beste der Band halte und definitiv für das beste seit dem zweiten und dritten Album.
Doch wie sieht es musikalisch aus? Nach dem Brecher am Anfang, den man wunderbar mitschreien kann ("Within - without - above - around / Ever searching spear of eyes!"), kommt schon der für mich stärkste Song des ganzen Albums. "Funeral Dawn" ist so eigentümlich, stampfend, verschroben, dass es eine wahre Wonne ist. Die großartige Leadgitarre, das zwischenzeitliche Verstummen und Mortuus' unnachahmlich-wechselhafter Gesang machen das Lied zu einem meiner Lieblingslieder der Band.
Mit "The Fleshly Void" wird es dann etwas unaufgeregter, ja vielleicht geradezu banal - im Kontext des Albums! Auf jedem anderen Werk (zumindest bisher) wäre der Song einer der besten, hier ist er ein guter, aber kein herausragender Beitrag; das will was über die Qualität des Albums aussagen.
Danach folgt das obligatorische, düstere Interludium, dem "Into Utter Madness", passend zum Titel, ein Brecher folgt, der aber auch wieder atmosphärisch überzeugen kann. Überhaupt schaffen es Marduk auf diesem Album, auch die schnellen Songs mit Atmosphäre zu versehen. Gelang ihnen früher nicht immer.
"Phosphorous Redeemer" ballert dann erst, um im Mittelteil das Tempo zu zügeln, und am Ende wieder zu krachen - dabei abermals eine tolle Leadgitarre offerierend.
Mit den letzten vier Songs wandelt man dann langsam, aber sich dem Ende zu, wobei mich da besonders das getragene, wiedermal großartig melodisch unterlegte "To Redirect Perdition" überzeugen kann. Aber auch der Rest macht es groß.
Dem ganzen Album wohnt für mich eine merkwürdige, doch mehr als willkommene Melancholie inne. Als ob man auf das zurückblickte, was man bereits geschaffen hat. Passend. Zehn Alben waren zu dem Zeitpunkt eingespielt.
Sorry, dass es nicht tiefsinniger und mehr in die Materie eintauchend wird, aber ich will das endlich mal zu Ende bringen.
9,5/10
Anspieltipps: Funeral Dawn, Phosphorous Redeemer, Nowhere/No-One/Nothing, To Redirect Perdition
Jau! Von mir kommt morgen was, ähnlich positiv, soviel kann ich schon mal verraten. :gluck:
Wie versprochen hier meine paar Cents zu "Wormwood". So kurz wie Humppa schaffe ich es - natürlich - mal wieder nicht. Ich hoffe, ihr langweilt euch nicht. ;)
Dass "Wormwood" seinem unmittelbaren Vorgänger praktisch ebenbürtig ist, ist meines Erachtens Sänger Daniel "Mortuus" Rostén zu verdanken. Dessen Leistung ist einmal mehr großartig und stellt die seines berühmten Vorgängers Legion über weite Strecken in den Schatten. Tatsächlich ist mir unbegreiflich, wie man Legion als den technisch besseren Mann einstufen kann. Mortuus mag dessen Charisma fehlen (wobei man über das Live-Verhalten von Legion trefflich streiten kann), er weiß seine Stimme aber deutlich abwechslungsreicher einzusetzen und holt damit auch songwriterisch nicht ganz so starke Stücke auf ein gutes Niveau. Zum "erwachseneren" Anstrich von Marduk, der sich gegen Ende der Legion-Ära zu entwickeln begann, passt der düstere Mortuus meiner Meinung nach ohnehin besser. Und jetzt muss es einfach raus: Ich halte Mortuus für einen der besten Black Metal-Shouter überhaupt. Das konnte ich erst im Laufe dieser Reviews feststellen, aber mittlerweile fallen mir ad hoc nicht viele Kollegen ein, die an ihn herankommen, von übertreffen ganz zu schweigen. Eine einschneidende Erkenntnis für mich, das war mir bisher tatsächlich nicht bewusst.
"Wormwood" beginnt standesgemäß mit einem Brecher. Das ziemlich cool betitelte "Nowhere, No-One, Nothing" geht nach kurzem Intro direkt in die Vollen. Hohe Schlagzahl war zwar immer ein Markenzeichen von Marduk, allerdings mit schwankender Qualität – in diesem Fall ist der Opener tatsächlich gelungen. Chapeau schon mal dafür. Richtig gut wird es aber - und da bin ich mit Daniel mal wieder 100% auf Linie - im nächsten Song, bei dem man schon am Titel erahnen kann, dass es hier etwas langsamer zur Sache geht. "Funeral Dawn" (https://www.youtube.com/watch?v=D6g5rDUlAWA) ist eine Art Marsch mit extrem hypnotischer Atmosphäre. Rifftechnisch dürfte das wohl eine der prägnantesten Melodien sein, die Bandchef Morgan "Evil" Håkansson jemals fabriziert hat. Ganz großes Kino und für mich einer der am stärksten geschriebenen Marduk-Tracks überhaupt. Ähnlich gut: "Into Utter Madness" (https://www.youtube.com/watch?v=efK-LPgWUhE), das Stück, in dem Mortuus seinem Vorgänger am deutlichsten zeigt, wo der Hammer hängt. Wüstes Gebrüll, Heavy Metal-Versatzstücke, feine Melodien, Tempowechsel – alles ist da, in einer für Marduk-Verhältnisse ebenfalls herausragend und komplex komponierten Nummer. Von der Stimmung her erinnert das im Übrigen ein wenig an das ebenfalls sehr starke "Through the Belly of Damnation" auf "Rom 5:12".
Die genannten Songs bleiben bereits beim ersten Durchgang hängen und setzen sich dann auch direkt im Hirn fest. Wobei das für den Opener wohl vor allem deshalb gilt, weil er so exponiert ist. Den Rest von "Wormwood" muss man sich hingegen ein wenig erschließen. Nach zwei oder drei Durchgängen war bei mir jedenfalls noch "gut, aber nichts Besonderes" der Tenor, von den Tracks am Ende war ich sogar regelrecht unterwältigt. Doch je öfter ich das Album aufgelegt habe, desto beeindruckender fand ich die songwriterische Klasse. Am Schwächsten würde ich das Intermezzo "Unclosing the Curse", das zwar die Atmosphäre der Platte unterstreicht, aber dennoch nicht essenziell ist, einordnen. Von den vollwertigen Songs ist vielleicht "To Redirect Perdition" nicht ganz so gelungen – ein zäher Brocken mit einem Mortuus, der klingt, als hätte man ihm schon die Schlinge um den Hals gelegt. Nicht schlecht, aber gleichzeitig ein wenig langatmig.
Davon abgesehen vermag ich kein Haar in der Suppe zu finden. Das schnelle "This Fleshly Void" punktet mit unmenschlichem Geröchel und gutem Riffing, "Phosporous Redeemer" ist einer der brutalsten Songs auf dem Album und klingt wohl am ehesten so, wie sich der Außenstehende "typischen Black Metal" vorstellt. Mir gefällt's, ist irgendwo auch ein typischer Song für die Mortuus-Ära von Marduk. Für "Whorecrown" kehrt die Band partiell zu ihrem "Panzer Division Marduk"-Norsecore zurück. Das wäre normalerweise ein Grund zu meckern, wäre da nicht die unglaublich geile Gitarrenmelodie ab ca. 2:30 Minuten. Hut ab, das wirkt, als hätte Morgan Håkansson einen plötzlichen Geistesblitz in einen ansonsten nicht sonderlich bemerkenswerten Song eingebaut.
Das Finale von "Wormwood", bestehend aus "Chorus of Cracking Necks" und "As a Garment", hinterließ bei mir anfangs die größten Fragezeichen. Ersteres hat nicht nur einen markanten Titel, sondern ist relativ experimentell aus vielen schnellen und ein paar langsamen Parts zusammengesetzt. Teilweise erinnert das ein bisschen an Inquisition, auch von den Vocals her. Brauchte bei mir am meisten Zeit, um sich zu erschließen, ist aber letztlich doch eine gutklassige Nummer. "As a Garment"“ ist hingegen ein eher gemächlicher Rausschmeißer, der grundsätzlich sehr gut zum abwechslungsreichen und düsteren Album passt. Hier ist einfach die Position nach dem leicht merkwürdigen Track 9 das Problem. Davon abgesehen ist das Stück ein passendes Finale.
Fazit: "Wormwood" ist ein tolles Album, auf dem es sehr viel zu entdecken gibt und das eine entsprechend hohe Langzeitwirkung hat. Vielleicht sogar die höchste, die jemals aus dem Hause Marduk gekommen ist. Darum bei mir auch Platz 1 in der Diskographie.
9,5/10
1. Wormwood (2009)
2. Rom 5:12 (2007)
3. Opus Nocturne (1994)
4. World Funeral (2003)
5. Nightwing (1998)
6. Those Of The Unlight (1993)
7. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
8. Panzer Division Marduk (1999)
9. Dark Endless (1992)
10. Plague Angel (2004)
11. La Grande Danse Macabre (2001)
Der Landknecht
27.02.2019, 06:54
Hat sich erledigt. Bin krank. :mad:
Der Landknecht
05.03.2019, 14:53
Hat sich erledigt. Bin krank. :mad:
Zur Erklärung: Ich wollte mal ganz überraschend sein und die Serpent Sermon recht zügig nach der Wormwood besprechen und bin dann krank geworden. Vielleicht wird's heute was, bin ja gesund, wenn auch nicht besonders gut drauf. Aber hey, dafür ist Metal ja kein allzu schlechtes Gegenmittel. Oder ich raste völlig aus und töte ein paar unschuldige... Warzenschweine oder so. :mad:
farro12345
06.03.2019, 19:04
MARDUK - Wormwood (2009)
Ich war sehr gespannt, wie es nach dem starken Vorgänger, der mich ob der neuen musikalischen und atmosphärischen Ausrichtung wirklich positiv überrascht hat, weitergehen würde. Auf den ersten Eindruck wurde zunächst die Hoffnung bestätigt, dass der Weg fortgeschritten wird. Klanglich, kreativ und stimmungsbezogen wurde also wohl tatsächlich mit "Rom 5:12" ein neues Kapitel aufgeschlagen, welches hier grundsätzlich fortgesetzt wird. Das nun vorliegende "Wormwood" hat mich zwar zunächst auf Anhieb nicht so sehr begeistert wie sein Vorgänger, doch dieses Album hat durch weitere Durchläufe mit etwas zeitlichem Abstand absolut gewonnen, das nennt man wohl einen "Grower". Nach etwas intensiverer Beschäftigung muss ich dem Album attestieren, dass zwar nicht unbedingt direkt einzelne Titel hervorstechen, die im Gehörgang pappen bleiben (abgesehen vielleicht von "Funeral Dawn"), aber über die Gesamtlänge ist "Wormwood" ein unheimlich (manchmal wirklich unheimlich) kohärentes und stimmiges Werk, welches in der Tat eher als Gesamtwerk als anhand einzelner Lieder bemerkenswert ist. Besonders positiv hervorheben könnte ich "Into Utter Madness", "Chorus of Cracking Necks" und das abschließende, leicht skurrile "As A Garment".
Zusammengefasst ist dies eventuell das Album, was bis hierher durchaus ein Lieblingsalbum in der Mardukschen Diskographie werden könnte, ziemlich sicher aber bis hierher das ausgereifteste und durchdachteste. Nach wie vor liegt mir immer noch der Zweitling am meisten, da sind eben eine Handvoll meiner persönlichen Lieblingssongs von Marduk enthalten; "Wormwood" hat aber das Potential, die Spitzenposition evtl künftig einzunehmen (mal sehen, was der Test der Zeit noch ergibt).
Also:
1. Those Of The Unlight (1993)
2. Wormwood (2009)
3. Opus Nocturne (1994)
4. Rom 5:12 (2007)
5. Dark Endless (1992)
6. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
7. Nightwing (1998)
8. World Funeral (2003)
9. Panzer Division Marduk (1999)
10. La Grande Danse Macabre (2001)
11. Plague Angel (2004)
Der Landknecht
06.03.2019, 19:39
Ich bin dabei, meine Kritik für bleeding4metal vorzubereiten, zu schreiben und zur Vollendung zu bringen. Dann bestelle ich dort erstmal nichts und widme mich der Serpent.
Der Landknecht
11.03.2019, 18:23
Juhu, es geht weiter!
Marduk - Serpent Sermon (https://www.metal-archives.com/images/3/3/6/0/336023.jpg?2633)
Stil: Black Metal
Datum: 05.06.2012
Label: Century Media Records
Länge: 46:22
Örtlichkeit: Endarker Studio, Norrköping
Personal: Mortuus (Gesang), Morgan "Evil" Håkansson (Gitarre), Devo Andersson (Bass), Lars Broddesson (Schlagzeug)
Bevor ich mich zur "Serpent Sermon", der Scheibe aus dem Jahr 2012, äußere, möchte ich noch kurz zwei Dinge erwähnen, die ich bei der letzten Veröffentlichung sträflich vernachlässigte: Das Cover-Artwork der "Wormwood" ist neben der "Opus Nocturne" und der "Those Of The Unlight" wohl meine liebste Front der Schweden, mit Abstrichen käme da vielleicht noch die "Plague Angel" mit, die dafür aber musikalisch auf breiter, na ja, Front eben versagt. Außerdem schließe ich mich Ivanhoe insofern an, als auch ich "Funeral Dawn" für Marduks besten Song überhaupt halte.
Aber hier soll es jetzt um die "Serpent Sermon" gehen, also ran an den Speck.
Die Eckdaten des Albums sind eigentlich weniger interessant. Das Personal ist dasselbe, das Studio auch, im Grunde hat sich nur das Label "geändert". Geändert ist hier allerdings mit Absicht in Anführungszeichen, denn nun ist man einfach zu Century Media gewechselt, dem Mutterlabel von Blooddawn, während man die "Wormwood" noch bei Regain untergebracht hat, die ihrerseits auch nichts weiter waren als das Mutterlabel von Blooddawn, Morgans eigenem Label, unter dem man alles von "La Grande Danse Macabre" bis "Rom 5:12" herausbrachte. Klingt komplizierter, als es ist, und spielt am Ende auch gar keine Rolle, denn was ist wirklich wichtig? Die Musik, ganz offensichtlich.
Nun... nach einigen Durchläufen bin ich mir immer noch nicht so richtig sicher, wie ich das Werk jetzt bewerten soll. Nach vielen zum Teil unterirdischen Alben hat man seit der "Rom 5:12" ja einen Aufwärtstrend erhascht, und der wird hier, zumindest teilweise, ein wenig gebremst. Vielleicht ist das unfair. Käme die "Serpent Sermon" direkt nach der "World Funeral" oder gar der "Plague Angel" heraus, gäbe es von mir vielleicht eine andere Wahrnehmung. Doch leider ist dem nicht so, und so muss sich dieses Album, das drei Jahre nach dem Vorgänger herauskam, nun mal eben mit jenem und dem davor erschienenen Album vergleichen lassen, und da kann "Serpent Sermon" nicht ganz mithalten.
Die erste Hälfte ist dabei durchaus passabel - also eigentlich sehr gut. Der Titeltrack weist gleich eine großartige Leadgitarre auf und kann - mal wieder - mit Mortuus' Gesang auftrumpfen. Der Mann ist einfach wandelbar wie kaum ein Zweiter und Legion dutzendfach überlegen.
"Messianic Pestilence" prügelt schon etwas wüster, bietet gleichzeitig aber auch interessante Spielereien im Bereich der Gitarre, während Mortuus entweder gurgelt (gerade am Anfang), brüllt oder gefühlt in die Weite hinein schreit.
"Souls For Belial" fällt teils bedächtiger aus und punktet mit einem Sound, der schon teilweise fast an Western-Mucke erinnert. Das gekeifte "SOULS FOR BELIAAAAL!" ist ein Ohrenschmaus sondergleichen.
Der vierte Song bietet wiederum eine Neuartigkeit für dieses Album: treibend, groovig, mit einem akzentuierten Schlagzeug versehen, nickt man sich hier durch fünf fulminante Minuten.
"Temple of Decay" wälzt, passend zum Titel, im Mid-Tempo durchs Gehölz und ist für mich ein weiterer Höhepunkt.
Soweit, so gut. Was hat der Daniel denn jetzt auszusetzen? Nun, nach dem akzeptablen "Damnation's Gold" wird's leider erstmal vergessenswert. Das Triumvirat der Mittelmäßigkeit, bestehend aus "Hail Mary", "M.A.M.M.O.N." und "Gospel of the Worm" (nicht zu verwechseln mit Gospel of the Horns) sind einfach nichts weiter als Füller. Sie bleiben weder musikalisch hängen, noch lösen sie in mir irgendwas emotional aus. Das drückt die Wertung leider etwas herunter.
Der Rausschmeißer "World of Blades" ist dann mal wieder der obligatorische, überlange, epische Song, der gut, aber im Vergleich zu ähnlichen Liedern wie "Accuser/Opposer" nicht ganz mithalten kann (und den es witzigerweise auf der "Wormwood" gar nicht gab. Was war da los?). Mitnichten aber ein schlechtes Ende für ein gutes Album.
8/10
Anspieltipps: Serpent Sermon, Souls For Belial, Into Second Death, Temple Of Decay
Sehr gut, Humppa. Ich folge dann morgen.
Der Landknecht
11.03.2019, 19:30
Ich halte meinen Rhythmus. Ein Review im Monat. :o
Bin gespannt auf deine Kritik. Unter Umständen passe ich meine Wertung dann an.
Humppa hat es erwähnt: Mit "Serpent Sermon" feierten Marduk 2012 ihre "Rückkehr" zu Century Media. So genau wie mein Kollege hätte ich das mit Sub- und Tochterlabels allerdings nicht gewusst. Was ich aber weiß: 2001 wurde "La Grande Danse Macabre" direkt auf Century Media veröffentlicht. Ein schlechtes Omen? Immerhin war eben jene Platte eine der schwächsten im gesamten Backkatalog der Band. Von einem derartigen Rohrkrepierer oder auch der kaum besseren "Plague Angel" (2004) ist "Serpent Sermon" zum Glück weit entfernt. :dh:
Aber auch wenn die Norrköpinger voll auf Kurs bleiben und erneut abliefern, bin ich bei Daniel: Sie können nicht ganz an die großartigen Vorgänger "Rom 5:12" (2007) und "Wormwood" (2009) anknüpfen. Grundsätzlich führt "Serpent Sermon" den stilistischen Ansatz weiter, den Marduk seit dem Einstieg von Sänger Mortuus verfolgen. Abwechslung ist also Trumpf: Einfache Nummern wie "Messianic Pestilence" oder "Gospel of the Worm" treffen auf komplexere Kompositionen ("Souls for Belial", "Damnations's Gold"), ultraschnelle Raserei auf düster-hypnotische Langsamkeit, Brutalität auf Melodie. Diese Bausteine kannte man von Marduk schon früher, allerdings haben sie es erst ab dem 2. Album mit Mortuus am Mikro geschafft, auch auf Albumlänge damit zu überzeugen. Auf "Serpent Sermon" gelingt das über weite Strecken ebenfalls.
Der eine oder andere "Hit" kristallisiert sich bereits beim ersten Durchlauf heraus. In diesem Fall zunächst der gleich als Nummer 1 platzierte Titeltrack, der im Refrain mit einer epischen, an die Landsmänner von Amon Amarth (!) erinnernden Melodie aufwartet. Ich weiß, ich weiß, das widerspricht der reinen Lehre, was aber auch nichts daran ändert, dass sich Gitarren und Gesang ins Hirn fräsen und dort bleiben. Ob man das von einer Black Metal-Truppe hören will oder nicht - hier gibt es Ohrwurm-Alarm wie seit dem Titeltrack von "World Funeral" (2003) nicht mehr. Der zweite quick win - und hier unterscheidet sich meine Meinung deutlich von dem, was Humppa geschrieben hat - hört auf den merkwürdigen Namen "M.A.M.M.O.N" und ist im Gegensatz zum geradlinigen Opener etwas komplexer komponiert. Nicht ganz so flott, greift der Song aber auf ein ähnliches Gitarrenthema zurück, das ebenfalls direkt ins Ohr geht.
Was spätestens an dieser Stelle - eigentlich aber über die gesamte Spielzeit - auffällt: Mortuus, seit seinem Einstieg bei Marduk immer außerordentlich abwechslungsreich und eigenständig unterwegs, klingt auf "Serpent Sermon" oft wie ein gewisser Herr aus Norwegen, der sich sein Pseudonym aus "Herr der Ringe" entlehnt hat (https://www.metal-archives.com/artists/Shagrath/6152). Nicht, dass ich dessen Gesangsstil per se ablehne - allerdings nimmt das dem Marduk-Shouter stellenweise etwas von seiner unnahbar-düsteren Stimmfarbe. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich die Marduk-Platten nach dem Ausstieg von Legion genau so angehört hätten, wenn Mortuus nicht eigenständig agiert, sondern sich an seinem Vorgänger orientiert hätte. Alles in allem eine merkwürdige Konstellation, wie ich finde. Raubt "Serpent Sermon" in meinen Ohren ohne Not eine ordentliche Schippe Finsternis.
Übrigens gilt das auch für die wohl glatteste Produktion, die jemals auf einem Marduk-Album zu hören war. Ich bin nun wirklich niemand, der sagt, Black Metal muss immer so nekro wie möglich klingen - aber "Serpent Sermon" ist dermaßen auf Hochglanz poliert, dass man zumindest technisch schon fast von Massentauglichkeit sprechen könnte. So richtig will mir das im Zusammenhang mit den Themen, die die Schweden so bearbeiten, nicht gefallen, muss ich ehrlich zugeben.
Doch zurück zur Musik. Abgesehen von den genannten Nummern gibt es weitere starke Songs, was sich allerdings erst nach diversen Durchläufen bemerkbar macht. Ein Beispiel für das hervorragende Songwriting der Post-Legion-Ära ist das finale "World of Blades", das es schafft, alle Facetten von Marduk in einem Song zu vereinen. Eine ganz große Nummer - auch, wenn ich mich gefragt habe, ob da nicht wieder Alan "Nemtheanga" Averill von Primordial die Finger im Spiel gehabt hat - denn an dessen Band erinnert der Anfang des Songs überdeutlich. Außerdem gut: Das düster-schleppende "Temple of Decay" und das raffiniert geschriebene Black Metal-Geprügel "Into Second Death".
Der Rest von "Serpent Sermon" ist durchaus gefällig - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Am wenigsten gefallen mir persönlich die 2. Auskoppelung "Souls for Belial", die nie so richtig in Fahrt kommt und nicht zu Ende gedacht wirkt und das zwar komplexe, aber wohl etwas über-ambitionierte "Damnation's Gold". Dann gibt's noch "Hail Mary (Piss-Soaked Genuflexion)", das schon am Titel erkennen lässt, was hier gespielt wird. Schließlich noch "Messianic Pestilence" und "Gospel of the Worm", die klassischen Marduk-Highspeed bieten, im Endeffekt aber nichts sind, was man immer mal wieder von den Schweden gehört hat. Einen Totalausfall gibt es auf dem Album jedoch nicht und damit ist ihm ein Platz relativ weit vorne in der Diskographie sicher. Eine gewisse Zeit braucht "Serpent Sermon" allerdings zum Reifen, das sollte man sich stets vor Augen halten. Aber auch dann bleibt es vom Gesamteindruck her etwas hinter seinen Vorgängern zurück. Ohne wirklich schlecht zu sein, wohlgemerkt.
8/10
Interessanterweise bin ich mir mit Humppa einig, was die Wertung betrifft - die einzelnen Songs gefallen uns aber offenbar sehr unterschiedlich ;)
1. Wormwood (2009)
2. Rom 5:12 (2007)
3. Opus Nocturne (1994)
4. Serpent Sermon (2012)
5. World Funeral (2003)
6. Nightwing (1998)
7. Those Of The Unlight (1993)
8. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
9. Panzer Division Marduk (1999)
10. Dark Endless (1992)
11. Plague Angel (2004)
12. La Grande Danse Macabre (2001)
Der Landknecht
12.03.2019, 14:25
An Alan "Nemtheanga" Averill musste ich bei "...Blades" auch denken. Kurios. Unsere Geschmäcker scheinen wirklich sehr ähnlich ausgeprägt, wenngleich es sich bisher nur um Marduk handelt. Bin gespannt, wie das bei den nächsten Bands (in den nächsten Jahren...) aussieht.
Und auch bei mir brauchte die "Serpent Sermon" einige Anläufe, um bei den Songs, die ich mag, auch wirklich zu zünden*. Wieder eine Gemeinsamkeit.
*Allerdings nicht so krass wie bei Funereal Presence, die ich gerade für bleeding4metal besprechen durfte. Acht Durchläufe, um dann zehn Punkte zu zücken. Passiert mir auch nicht so häufig. :o
farro12345
17.03.2019, 18:23
MARDUK - Serpent Sermon (2012)
Ich versuche mal, mich sehr kurz zu fassen, da eigentlich alles Erwähnenswerte bereits von den beiden Experten gesagt wurde. Auch für meinen Geschmack ist vorliegender Longplayer derjenige aus der mit "Rom 5:12" begonnenen "neuen Ära" der mich bis hierher am wenigsten Überzeugen konnte. Aber wie auch schon erwähnt, liegt eine gewisse Ernüchterung nur an den wirklichen sehr starken 2 vorangegangenen Alben, die die Erwartungshaltung evtl etwas zu hoch getrieben haben. Es gibt durchaus eine Reihe guter Songs, mit Ausreißern nach oben, meine Favoriten sind wohl "Temple Of Decay" und "World Of Blades". Zudem ist der Einstieg mit dem Titelsong sehr gut gesetzt und bei "Into Second Death" musste ich tatsächlich an Motörhead denken, wenn auch nur aufgrund des treibenden Schlagzeuggrooves, macht Laune. Für mein Empfinden handelt es sich im Vergleich zum als Gesamtwerk so überzeugenden kohärenten "Wormwood" hier eher um eine Sammlung einzelner Songs, die qualitativ eben unterschiedlich stark überzeugen.
Letztlich liegt hier wieder ein recht starkes Album vor, welches aber songwriterisch und kreativ m.A. nach mit den Vorgängern nicht mithält. Im Ranking hatte ich es zunächst tatsächlich weiter unten angesiedelt, nach mehreren Durchläufen muss ich aber doch die beachtenswerte Qualität anerkennen, so dass "Serpent Sermon" auf Rang 5 landet.
1. Those Of The Unlight (1993)
2. Wormwood (2009)
3. Opus Nocturne (1994)
4. Rom 5:12 (2007)
5. Serpent Sermon (2012)
6. Dark Endless (1992)
7. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
8. Nightwing (1998)
9. World Funeral (2003)
10. Panzer Division Marduk (1999)
11. La Grande Danse Macabre (2001)
12. Plague Angel (2004)
Der Landknecht
18.03.2019, 19:24
Marduk - Frontschwein (https://www.metal-archives.com/images/4/7/4/4/474453.jpg?1149)
Stil: Black Metal
Datum: 19.01.2015
Label: Century Media Records
Länge: 52:39
Örtlichkeit: Endarker Studio, Norrköping
Personal: Mortuus (Gesang), Morgan "Evil" Håkansson (Gitarre), Devo Andersson (Bass),
Fredrik Widigs (Schlagzeug)
Etwas mehr als zweieinhalb Jahre nach der "Serpent Sermon" kamen Marduk mal wieder um die Ecke und präsentierten dem Hörer ihren neuesten Streich: "Frontschwein". Nachdem man sowohl auf der "Wormwood" als auch auf der "Serpent Sermon" mit Lars Broddesson am Schlagzeug aufwartete, gesellte sich zur "Frontschwein" nun ein neuer Name dazu: Fredrik Widigs ersetzte Lars, aber auch er brachte es auf nur zwei Scheiben. Nach der "Viktoria" war auch für Fredrik Schluss. Mit anderen Worten: War zwischen "Opus Nocturne" und "La Grande Danse Macabre" fünfmal hintereinander Fredrik Andersson für die Schießbude zuständig, ist selbige seit der "World Funeral" im Jahre 2003 der reinste Schleudersitz geworden. Kein Schlagzeuger war, zumindest hauptberuflich, für mehr als zwei Alben am Stück Teil der Band. Auch Emil Dragutinović war ja auf seiner beinahe dritten Scheibe, "Rom 5:12", nur noch Sessionmusiker.
Das erinnert schon an eine Fußballmannschaft, die 20 Jahre lang denselben Trainer hat, um dann innerhalb von 18 Monaten 24 verschiedene Coaches zu haben.
Aber kommen wir zum Wichtigen, und das ist immer noch die Musik. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich mit der "Frontschwein" ein wenig schwer tue. Sie hat Knaller dabei, aber auch einiges an Füllermaterial. Aber wie auch schon auf den vorigen Alben ist kein völliger, absoluter, krachender Totalausfall vorhanden. Das muss man ja auch mal wertschätzen können.
Wie zuletzt häufig, beginnt auch das Werk von 2015 mit einem durchaus passablen Song, den man gut hören kann. Nicht so stark wie der Titeltrack der "Serpent Sermon", aber immer noch ein Song, den ich mir auch mal so auf die Ohren klatschen würde.
Danach wird's dann so simpel, wie es großartig wird. "The Blond Beast", ganz im inhaltlichen Stile des Albums - man hat sich ja schon vor Längerem von Dracula und anderen mystischen Gestalten verabschiedet und sich dem Krieg zugewandt - , ist ein nach vorne marschierender, von unfassbarem Groove geprägter Banger, den ich mir nach dem Schreiben dieser Zeilen sofort mal live reinziehen muss. In Sachen Groove könnte das Marduks bester Song überhaupt sein, und er beweist, dass man nicht prügeln, aber eben auch nicht frickeln muss. Stumpf ist Trumpf!
"Afrika" ist dann zwar durchaus nett, aber mir persönlich zu unauffällig, auch wenn mir Mortuus' herausgeschrieenes "AFRIIIKAAAA!" durchaus mundet.
"Wartheland" markiert dann den absoluten Höhepunkt für mich. Morgans Leadgitarre ist ein absoluter Schmaus für die Ohren, und insgesamt zählt "Wartheland" für mich zu den sicherlich besten Songs, die Marduk überhaupt komponiert haben.
Danach aber wird es leider etwas mau. "Rope of Regret" kommt mir allzu bekannt vor, und ich glaube, dass Marduk da von sich selbst gestohlen haben, allein ich weiß nicht, von welcher Scheibe, obschon mir die "World Funeral" in den Sinn kommt - ich werde allerdings hier jetzt nicht alle Alben durchforsten, um auf den richtigen Song zu kommen.
Der Nachfolger, namentlich "Between The Wolf-Packs" (kleiner Gruß an die Wrestlingfreunde hier auf dem Forum), klingt dann wiederum irgendwie wie die unausgereifte Demoversion von "Wartheland". Leider auch kein Burner.
Und bevor das hier wirklich zu einem Track-by-Track-Review verkommt, möchte ich mich bei den letzten Songs etwas kürzer fassen.
Der überlange Song "Doomsday Elite" kann mich persönlich nur teilweise begeistern. Zu viel wird irgendwie nur herumgewabert.
"503" ist ebenfalls kein ganz großer Wurf, aber dafür bekommen wir am Ende mit "Thousand-Fold Death" (ein passenderer Titel wäre höchstens noch "Tour de Force" gewesen) einen kleinen Rückblick auf Zeiten, als Legion noch in der Band war. Was Mortuus hier in drei Minuten und 45 Sekunden an Wörtern herunterrattert, begleitet von brutal schnellem Gemetzel auf der instrumentalen Front, erinnert in charmanter Weise an die "Panzer Division Marduk" und ist dabei sogar ein recht überzeugender Rausschmeißer.
So bleibt das Album dann am Ende ein wenig zu bruchstückhaft und inkonstant. Dank ein paar sehr großer Momente vergebe ich aber gerne verdiente
7/10 .
Anspieltipps: The Blond Beast, Wartheland, Thousand-Fold Death
Edit: Eine Woche nur gebraucht. Woo-hoo!
Das 13. Album der schwedischen Urgesteine dürfte bereits beim Blick auf das Cover verschiedenste Assoziationen wecken. Beim gemeinen Metaller wird es in Richtung "typisch Marduk" gehen, während der erfahrene Anhänger des Black Metal-Kommandos – je nach Gusto – eine vermeintliche Rückbesinnung auf "Panzer Division Marduk" entweder erhoffen oder befürchten wird. Was gänzlich genrefremde Menschen von Titel und Covermotiv halten werden, bedarf wohl keiner näheren Erläuterung. Der Griff zur Stielhandgranate, das prominent platzierte Eiserne Kreuz, ein bisschen Frakturschrift, der eine oder andere Song mit deutschem Namen und "Frontschwein" als Titel - Marduk sind 25 Jahre (!) nach ihrer Gründung, weiterhin voll auf Konfrontations- und Provokationskurs. Eine Glorifizierung dunkler Zeiten vermag ich allerdings weder in der Musik noch in den Lyrics zu erkennen. Eigentlich ist sogar das Gegenteil der Fall, der harsche Sound und die düsteren Lyrics wirken wie eine Warnung vor schrecklichen Ereignissen.
Bevor wir zur Musik kommen, ein paar generelle Worte zur Kriegsthematik bei Marduk: Der bewaffnete Konflikt gehört ja neben den Themen "Tod" und "Blut" zu den drei bestimmenden Faktoren der Marduk'schen Philosophie des Black Metal. Nun könnte man denken, dass ein Album namens "Frontschwein" "typisch Marduk" wäre. Dem ist jedoch - mit Blick auf die Diskographie der Schweden - ganz und gar nicht so. Der Tod in seinen verschiedenen - auch religiösen - Facetten herrscht im Backkatalog eindeutig vor. Letztlich gab es von 1990 bis 2015 ein einziges Werk, das vollständig dem Krieg gewidmet war: "Panzer Division Marduk". Von "typisch" kann in diesem Sinne also keine Rede sein. Im Übrigen sei gesagt, dass "Panzer Divsion Marduk" mit seinen teils arg infantilen Texten meinem Verständnis nach kein ernsthafter Versuch war, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Im Gegenteil, auch abseits des gewöhnungsbedürftigen Songwritings halte ich das Album für mehr Schein (=Provokation) als Sein (=musikalische Qualität). Ganz im Gegensatz zum geistigen Nachfolger von 2015.
Wenn man so will kann man "Frontschwein" als in allen Belangen verbesserte Variante, als eine Art "Panzer Division 2.0", sehen. Das beginnt schon bei der angriffslustigen und brutalen Attitüde, die man anno 2015 jedoch mit anderen Methoden erreicht. Denn das Songwriting ist kaum mit dem Getrümmer vergleichbar, das "Panzer Division Marduk" auf Dauer dermaßen anstrengend gemacht hat. Insgesamt gehen Marduk auf "Frontschwein" musikalisch so abwechslungsreich und ausgefeilt zu Werke, wie man es seit dem Einstieg von Frontmann Mortuus kennt (wenn man es ganz genau nimmt, kannte man Marduk schon immer relativ abwechslungsreich, dass der allgemeine Eindruck ganz anders ist, ist auch ein zweifelhafter Verdienst ihres 1999er-Albums...). Bei den Lyrics gibt man sich ebenfalls keine Blöße und setzt sich diesmal mit realen Begebenheiten des 2. Weltkrieges auseinander, was den Eindruck einer gereiften und erwachsen gewordenen Band verstärkt.
"Frontschwein" beginnt mit dem Titeltrack. Ein heftiger Ausbruch, der den Zuhörer zu packen und mitten auf einem Schlachtfeld abzusetzen scheint. Salven aus Bass (ja, der ist einmal mehr sehr gut hörbar!), Drums und Rhythmusgitarre drücken unaufhörlich, scheinbar kommandiert von gebellten Befehlen Mortuus'. Nur die eingängige Leadgitarre bringt ein wenig Erleichterung in diesem Inferno. Nach einem solchen Opener meint man, auf alles gefasst zu sein - und doch gibt es mit dem folgenden "The Blond Beast" eine faustdicke Überraschung: Ausgerechnet der Song, in dem es um Reinhard Heydrich, einen der schlimmsten Nazi-Verbrecher überhaupt, geht (übrigens nicht zum ersten Mal bei Marduk), ist die eingängigste Nummer auf "Frontschwein". Dafür sorgt der für einen Black Metal-Track ungewöhnliche, rock n' rollige Midtempo-Rhythmus, den man auch bei neueren Werken von Satyricon immer mal wieder präsentiert bekommt. Lässt man sich auf die Kombination aus Lyrics und Musik ein, bekommt man mit "The Blond Beast" einen der makabersten Songs präsentiert, die Marduk je geschrieben haben. Und das - kaum zu glauben - weder mit Blastbeats noch in schleppendem Doom.
Nach diesem starken Auftakt geht es im Prinzip im Wechsel zwischen schnell und langsam weiter. Den Highspeed-Attacken ist eine gewisse Nähe zu "Panzer Division Marduk" nicht abzusprechen, was Intensität und Brutalität betrifft. Kompositorisch hätten Songs wie "Afrika", "Rope of Regret" oder die unglaubliche Attacke auf Mortuus' Stimmbänder, "Thousand-Fold Death", auf "Panzer Division Marduk" definitiv zu den besten Nummern gehört - eben, weil sie trotz ähnlicher Brutalität einfach viel, viel besser komponiert sind. Insbesondere gilt das für "Falaise: Cauldron of Blood", das einen hörenswerten Spagat zwischen brutal und düster-erhaben schafft.
Für jeden, der sich ein bisschen genauer mit Marduk beschäftigt hat, dürfte es wenig überraschend sein, dass auch die langsameren Stücke überzeugen können. Vor allem "Wartheland" und "Nebelwerfer" seien hier genannt, die unterschwellig eine gehörige Portion Angst mittransportieren. Zu den eher gemächlichen Nummern gehört auch "503", das musikalisch nichts mit dem quasi-Vorgänger "502" auf "Panzer Division Marduk" gemein hat. Wohl aber inhaltlich, denn auch diese Zahl bezieht sich auf eine schwere Panzerabteilung im 2. Weltkrieg.
Einziger Song, der auf "Frontschwein" aus meiner Sicht tatsächlich abfällt, ist das lange "Doomsday Elite". Somit haben wir es bei Album Nummer 13 erneut mit einer sehr guten Scheibe zu tun, die allerdings vom Gesamteindruck her nicht an meine persönlichen Favoriten herankommt. Dennoch: Chapeau!
Abschließend noch ein Wort zum Sound: Die Vorgänger von "Frontschwein", insbesondere "Serpent Sermon" (2013), waren over the top, was die Produktion betrifft. Das dürfte das Maximum gewesen sein, das bei einer Black Metal-Truppe an klarem Sound rauszuholen war, ohne zu poliert zu klingen. Für "Frontschwein" haben die Schweden hörbar einen Schritt zurück gemacht. Das Album ist dreckiger, kälter und damit näher an den klassischen Produktionen der 2. Black Metal-Generation als alles, was Marduk seit der Jahrtausendwende auf den Markt gebracht haben. Gleichzeitig ist ihnen das Kunststück gelungen, trotz eines gewissen Rumpelfaktors modern und differenziert zu klingen. Als tontechnischer Laie tue ich mir schwer, das zu erklären - in meinen Ohren ist es jedenfalls so, dass für "Frontschwein" der perfekte Sound für diese Art von Musik und das inhaltliche Thema gefunden wurde. Das hätte ich eigentlich nicht für möglich gehalten, auch, weil mir warme, volle Produktionen eigentlich lieber sind. Hier zeigen Marduk aber mal eben dem gesamten Genre, wie Black Metal in den 2010ern klingen kann, nein, klingen muss, ohne wahlweise dilettantisch, kommerziell oder schablonenhaft rüberzukommen. Nochmal Chapeau, mehr kann man dazu kaum sagen.
7,5/10
1. Wormwood (2009)
2. Rom 5:12 (2007)
3. Opus Nocturne (1994)
4. Serpent Sermon (2012)
5. World Funeral (2003)
6. Nightwing (1998)
7. Frontschwein (2015)
7. Those Of The Unlight (1993)
8. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
9. Panzer Division Marduk (1999)
10. Dark Endless (1992)
11. Plague Angel (2004)
12. La Grande Danse Macabre (2001)
Der Landknecht
19.03.2019, 16:55
Marduk - Viktoria (https://www.metal-archives.com/images/7/0/8/5/708500.jpg?3858)
Stil: Black Metal
Datum: 22.06.2018
Label: Century Media Records
Länge: 32:54
Örtlichkeit: Endarker Studio, Norrköping
Personal: Mortuus (Gesang), Morgan "Evil" Håkansson (Gitarre), Devo Andersson (Bass),
Fredrik Widigs (Schlagzeug)
Kommen wir nun zum letzten Album der Band und damit zum letzten Teil dieser Serie. Personell und örtlich hat sich mal wieder nichts getan. Widigs hat sein zweites Album für die Band eingetrommelt und wurde dann vor die Tür gesetzt. So kennt man das bei Marduk ja mittlerweile.
Interessant aber ist das Erscheinungsdatum des Albums. Der Juni steht für Marduk natürlich für zwei Dinge: a) für den auf diesem Album auch besungenen D-Day, auch bekannt als Operation Overlord oder die Landung in der Normandie und b) für das 19 Jahre zuvor erschienene Album "Panzer Division Marduk", das ebenfalls im Juni herauskam - nur eben 1999.
Und in gewisser Weise wurde sich auch, nun, zurückbesonnen auf die damalige Zeit, die für manche Fans die Hochphase des Schaffens der Schweden darstellt, war doch "Panzer Division Marduk" nichts weiter als ein ausgestreckter Mittelfinger an all jene, die von Black Metal plötzlich gerne progressive Töne oder Melodie forderten.
Dass das Experiment damals meines Erachtens in die Hose ging, lässt vielleicht erahnen, wie ich nun diesem letzten Album gegenüberstehe, denn in vielerlei Hinsicht erinnert "Viktoria" an den damaligen Sound der Schweden und stellt für mich daher alles andere als einen Sieg dar.
Produktionstechnisch hat man sich abermals roher gestaltet - die letzten Alben vor dem Vorgänger "Frontschwein" glänzten ja vor allem mit eben Glanz. Immer polierter und glatter wurde der Klang. Da ist "Viktoria" nur eine völlig sinnige Weiterentwicklung. Das Album poltert geradezu oldschool aus den Boxen. Aber was ist mit der Qualität der Songs? Wie hat die sich entwickelt?
Da uns die Schweden ihr drittkürzestes Album um die Ohren pusten, will ich es diesmal auch etwas kurzhalten. Die ersten vier Songs sind direkt zum Vergessen. Da bleibt nichts, aber auch wirklich gar nichts hängen, und das ist gerade bei einem Titel wie "June 1944" sehr schade, hätte dieser doch allein des Textes/Inhalts wegen einen großartigen, epischen Stampfer verdient - wenigstens kriegen wir hier aber ein Novum zu hören: Mortuus versucht sich an so etwas Ähnlichem wie Gesang; durchaus gewinnbringend, möchte ich meinen. Kurz ist der Song trotzdem. In 30 Minuten passt halt auch nicht viel hinein.
Was auf die Lückenfüller, die eigentlich keine Lückenfüller sind, da sie zwar füllen, aber eben keine Lücken, folgt, ist zumindest etwas besser. "Narva" ballert durchaus gehörig aus den Boxen, kann aber mit Melodie und schön eingesetztem Bass aufwarten. "The Last Fallen" ist eher im Midtempo angesiedelt und überzeugt mit akzentuierten Leads. Sicherlich einer der Höhepunkte einer ansonsten doch sehr mittelmäßigen Scheibe.
Der Titelsong und "The Devil's Song" bereiten beide ein wenig Spaß, aber auch das schon eher auf Sparflamme. Aber schlecht sind beide nicht unbedingt.
Das gilt leider aber nicht für den Rausschmeißer. "Silent Night" klingt eher wie ein zu lang geratenes Outro - es passiert im Grunde nichts von Belang.
Und so geht der leichte Abwärtstrend auch mit "Viktoria" weiter. Schade, ich hatte nach dem Triumvirat aus "Rom 5:12", "Wormwood" und "Serpent Sermon" viele Hoffnungen, aber erfüllt wurden sie leider nicht. Wenigstens erinnert mich das Cover an bessere Momente der Beschreibung von Krieg, denn es erinnert mich irgendwie an den meistens im Schatten spielenden Marlon Brando in "Apocalypse Now".
5/10
Anspieltipps: Narva, The Last Fallen, in Ansätzen "Viktoria" und "The Devil's Song"
Das große Finale - und einmal mehr bin ich insgesamt recht einig mit Humppa, in Nuancen unterscheiden wir uns aber. Bzw. nicht "wir" sondern unsere Sichtweise auf "Viktoria". :boxer:
Man sieht es bereits am Cover, das verdächtig nach dem Konterfei eines Wehrmachtssoldaten aussieht und in den Farben schwarz, weiß, rot gehalten ist: Marduk machen mit "Viktoria" nahtlos weiter, wo sie drei Jahre zuvor mit "Frontschwein" aufgehört haben. Krieg, Provokation und nochmal Krieg dominieren zum zweiten Mal in Folge eine Platte der Norrköpinger. Eine Kopie seines direkten Vorgängers ist das 2018er-Album jedoch nicht. Ich muss allerdings wie schon Humppa konstatieren, dass "Viktoria" nach mehreren sehr starken Releases davor eine kleine Ernüchterung ist. Ja, alles, was Marduk hier auffahren ist solide, ist geprägt von der alten Schule und klingt so, wie man es sich von den Schweden erwartet. Aber so richtig will der Funke nicht überspringen. Ein bisschen kommt es einem vor, als ob man hier Songs aus den "Frontschwein"-Sessions hören würde, die es nicht auf jenes Album geschafft haben. Das klingt hart, Fakt ist aber, dass mir kaum ein Track von "Viktoria" so richtig und nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist.
Am ehesten ist das noch beim Opener "Werwolf" der Fall. Hier besingen die um keine Provokation verlegenen Schweden (auch das ist eine Leistung nach so vielen Jahrzehnten im Geschäft) die NS-Freischärler-Organisation gleichen Namens, die in der Endphase des 2. Weltkrieges hinter den feindlichen Linien operieren sollte. Thematisch ist das nun nicht sonderlich überraschend, wohl aber musikalisch: Der Song zeichnet sich durch eine ungewohnt punkige, relativ leichtfüßige Attitüde aus. Das allein hebt ihn stark vom übrigen Material auf "Viktoria" ab; überhaupt gibt es in der Diskografie von Marduk wenig Ähnliches zu hören. So richtig überzeugend ist die Nummer leider trotzdem nicht - sie geht zwar gut ins Ohr, lässt aber die Grundpfeiler des Marduk'schen Schaffens (Brutalität und/oder Atmosphäre) vermissen.
Zumindest drei Tracks ragen aus dem dicht gepackten Material auf "Viktoria" nach ein paar Durchgängen dann aber doch noch hervor: "Narva", das im zweiten Drittel mit einer grandiosen Gitarrenmelodie ausgestattet ist. Dann der Titeltrack, der schnell und langsam kombiniert und bei dem der Bass sehr prominent zum Einsatz kommt. Meine Lieblingsnummer auf dem Album ist allerdings "The Last Fallen", das ich als schlau komponiertes und auf Dramatik bedachtes Stück Black Metal empfinde.
Der Rest des Albums ist routiniert, schnörkellos und ohne große Aha-Erlebnisse dargebracht. Es gibt wie üblich schnelleres und langsameres Liedgut zu hören. In die erste Kategorie fallen "June 44", das entfernt an den Sodom-Gassenhauer "Sodomy and Lust" (https://www.youtube.com/watch?v=jBXBRvHt8lg) erinnernde "Equestrian Bloodlust" (https://www.youtube.com/watch?v=XPrG8oXj-zA) und "The Devil's Song", allesamt Black Metal aus dem Lehrbuch, inklusive Blastbeats, flirrendem Riffing, räudigen Vocals und einer generell sehr angriffslustigen Stimmung. Ich könnte jetzt auch nicht so richtig festmachen, warum diese Songs schlechter sein sollen, als ähnliche Nummern aus dem Backkatalog von Marduk. Und doch klingen die Tracks irgendwie verkrampft, wollen nicht richtig zünden und krallen sich nicht recht im Gehörgang fest. Die eine oder andere Idee darin zwar schon, als Ganzes bleibt aber kaum etwas hängen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Marduk-Veröffentlichungen schwächeln auf "Viktoria" leider auch die langsameren Nummern. Zwei sind es an der Zahl: "Tiger I", das sich entsprechend seinem Titel aus den Boxen walzt. Gar nicht schlecht, aber irgendwie hat man in diesem doomigen Bereich schon viel bessere Songs von den routinierten Schweden gehört. Vom Rausschmeißer "Silent Night" ist bei mir hingegen auch nach zig Durchgängen nicht viel hängengeblieben. Gerade in Verbindung mit dem davor platzierten, ebenfalls schwachen "The Devil's Song", hinterlässt das am Ende einen ziemlich schalen Nachgeschmack, der sich - wenn man nicht aufpasst - auf das gesamte Album zu übertragen droht. Und das würde "Viktoria" nun auch nicht gerecht werden.
Fazit: Bei weitem kein schlechtes Album. Allerdings habe ich das Gefühl, dass Marduk ein bisschen müde und angestrengt klingen. Ganz generell bestärkt mich "Viktoria" jedenfalls in der Ansicht, dass den Schweden die morbide, düstere Atmosphäre viel besser zu Gesicht steht, die ihre Platten umgibt, die nicht den Krieg zum Thema haben.
5/10
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Ich glaube, dieser Thread und die Idee dahinter verdienen noch ein paar abschließende Worte - immerhin war es das erste Mal, dass ich mir eine Diskographie dermaßen geballt gegeben habe. Und ich denke auch, dass ich dadurch zu einem Fazit über das Schaffen der Band gekommen bin - was vorher schlicht nicht möglich war, weil ich Marduk niemals zuvor auch nur annähernd intensiv gehört habe. Einzelne Songs: Ja. Die Band als solche: Nein.
Marduk debütierten 1990, mit "Viktoria" ist 2018 ihr 14. (!) Studio-Album erschienen. Gitarrist Morgan Håkansson war damals im Kreis derer, die von Euronymus ein Amulett aus Schädelfragmenten von Dead bekommen haben – und das als Schwede, was zumindest im Kontext des damaligen Geschehens und der Szene einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert hat. Dass Morgan heute das letzte verbliebene Gründungsmitglied von Marduk ist: geschenkt. Mortuus steht mittlerweile seit 14 Jahren bei Marduk hinter dem Mikro, Bassist Devo Andersson war von 1992 bis 1994 und dann wieder ab 2004, also insgesamt sogar 16 Jahre, an Bord. Nur die Position hinter dem Drumkit ist in jüngerer Zeit ein wenig zum Schleudersitz geworden, was von Humppa ja ausgiebig beschrieben wurde.
Ich könnte jetzt ad hoc keine Black Metal-Band nennen, die seit bald 30 Jahren durchgängig aktiv und – fast noch wichtiger – ihrem Stil immer treu geblieben ist. Und das, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, auch noch ohne sich selbst zu kopieren. Wieso ich das alles schreibe?
Weil ich ehrlich überrascht bin. Niemand, den ich kenne, würde Marduk als Lieblingsband bezeichnen. Und doch muss es eine Vielzahl an treuen Fans geben, wenn eine Band, die nichts von ihrer Extremität eingebüßt hat, immer noch am Start ist. Und das bei fast durchgängig hoher Qualität. Überraschend auch, dass Marduk auf eine Karriere zurückblicken können, die kaum einem ihrer norwegischen Zeitgenossen in dieser Form beschert war. Denn wer ist noch übrig von den alten Wegbegleitern, wer macht nach wie vor Musik, die das alt-ehrwürdige Etikett des Black Metal voll und ganz verdient, wer ist trotz aller Extremität so erfolgreich in seiner Nische? Mir fällt niemand ein. Satyricon wären ein zeitlich ähnlich gestarteter und nach wie vor aktiver Act - doch die Norweger haben sich schon vor längerer Zeit dem Rock n' Roll zugewandt. Immortal und Gorgoroth? Kann man vergessen, dort hat sich das Besetzungskarussell vergleichsweise ungünstig gedreht. Emperor? Aufgelöst. Mayhem? Leben immer noch von einer 30 Jahre alten Legende, ohne aktuell musikalisch irgendwie relevant zu sein. Carpathian Forest (stellvertretend für andere Bands dieser Güteklasse)? In Ordnung, haben aber nie den Status von Marduk erreicht.
Das waren jetzt ein paar - freilich willkürlich - gepickte Beispiele. Es gibt sicherlich noch mehr und jeder, der nur den trve Underground mag, wird das wohl ganz anders sehen. Ich jedenfalls möchte damit die großartige Leistung von Marduk hervorheben, die mir so gar nicht bewusst war, bis ich begonnen habe, alle ihre Alben nacheinander durchzuhören.
Ebenso überrascht wie von meiner persönlichen musikhistorischen Einordnung Marduks bin ich von den Platzierungen der einzelnen Alben in meinen "Charts" - siehe unten! Der letzte Platz für "La Grande Danse Macabre" ist allerdings nicht unerwartet – jenes Album war mein erstes von Marduk und hat mich davon abgehalten, in den nächsten fast 20 Jahren ein weiteres käuflich zu erwerben. Zum Glück lag das tatsächlich am Album und nicht an der Band, bitter aber irgendwie, dass ich erst jetzt draufgekommen bin. Dass "Plague Angel" Müll ist hätte ich hingegen nicht vermutet, hier hatte ich immer das Gefühl, die fanatischen Legion-Anhänger wären am schlechten Ruf schuld. In Wirklichkeit hat das herzlich wenig mit dem Wechsel am Mikro zu tun, wie sich nun herausgestellt hat.
Die größten Überraschungen: "Panzer Division Marduk" viel weiter hinten als erwartet – ist ja immerhin die bekannteste Scheibe der Schweden, vermute ich zumindest. Außerdem die Plätze 1-3, allesamt Alben, die ich niemals dort vorne erwartet hätte, die sich aber als einfach großartig erwiesen haben. In diesem Zusammenhang war ich auch erstaunt, dass "Nightwing" und "Those of the Unlight" eher im Mittelfeld auftauchen.
Sehr interessant das alles. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Konzert (voraussichtlich am Beyond the Gates-Festival in Norwegen), weil ich diese Band nun mit ganz anderen Ohren hören werde. Bin sehr gespannt, wie sich das alles auf mein persönliches Live-Erlebnis von Marduk niederschlägt.
Hier nun die Rangliste:
1. Wormwood (2009)
2. Rom 5:12 (2007)
3. Opus Nocturne (1994)
4. Serpent Sermon (2012)
5. World Funeral (2003)
6. Nightwing (1998)
7. Frontschwein (2015)
8. Those Of The Unlight (1993)
9. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
10. Viktoria (2018)
11. Panzer Division Marduk (1999)
12. Dark Endless (1992)
13. Plague Angel (2004)
14. La Grande Danse Macabre (2001)
Der Landknecht
20.03.2019, 16:11
Ich habe extra gewartet, dass Ivanhoe sein abschließendes Review veröffentlicht, um abschließende Worte zu schreiben. Hätte ich das vorher gemacht, hätte der Eindruck entstehen können, dass ich weder sein letztes Review, noch seine letzten Worte irgendwie interessant fände. Und eventuell hätte er das dann auch über andere gedacht, die auf meine Worte geantwortet hätten. So, jetzt aber mal Schluss mit dem Konjunktiv. (Kleiner Scherz am Rande: Wenn man sich von einem Clown trennt, ist dann Schluss mit lustig?)
Ich selbst, obwohl großer Fan des Black Metal, kannte mich mit der Diskographie der Schweden gar nicht aus. Ich kannte ein paar Songs von der World Funeral, die mir nicht sonderlich zusagten, und, wie in einem Review erwähnt, kannte ich auch "Jesus Christ...Sodomized". Warum war das so? Nun... ich habe einen Freund, der früher häufig bei mir war, und er ist und war großer Fan der Band. Die Songs, die er mir zeigte, waren durchweg von Raserei geprägt und von schwachem Songwriting. Ich bin generell kein Fan von ultraschnellem, brutalem Black Metal - meine Liebe gilt dem Atmosphärischen, schlecht Produzierten, Obskuren. Daher manifestierte sich bei mir auch das, wie ich jetzt sagen muss, Vorurteil, Marduk könne nichts außer schnelle, langweilige Songs zu schreiben.
Dementsprechend überrascht war ich von der Diskographie der Band. Dass man früher viel mystischer zu Werke ging, dass es gerade die Stampfer sind, die überzeugen - völliges Neuland für mich.
Ebenso überrascht bin ich davon, dass Marduk mit Mortuus um Längen besser sind als mit Legion. Die meisten Fans sehen das schließlich anders.
Und dass Viktoria, obschon von allen so abgefeiert, ein ziemlich mittelmäßiges Ding ist, hätte ich auch nicht gedacht.
Insgesamt war ich auch durchaus überrascht, wie schwankend die Qualität bei den Schweden ist. Ende der 90er, Anfang der 00er Jahre schaffte man es ja quasi nie über Mittelmaß. Witzige Parallele zu der deutschen Fußballnationalmannschaft. :boxer:
Insgesamt waren das interessante, spannende und tolle sechs (!) Monate. Ich selbst hätte gedacht, dass es weitaus schneller vonstatten geht, aber so kann man sich irren. Ok, ich war aber auch längere Zeit außer Gefecht gesetzt.
Schön fand ich - und das will ich hier hervorheben - dass Ivanhoe so super mitgemacht hat. Kein Abbruch, kein Meckern über längere Wartezeiten. Saubere Arbeit, toll geschrieben und meistens derselben Meinung gewesen. Top! :dh:
Und jetzt folgt Metallica. Ein weiteres Mammutprojekt. Zehn Alben zwar nur, aber allesamt über 60 Minuten lang, wenn ich mich nicht irre. Trotzdem könnte es schneller vorangehen, da ich mich mit deren Diskographie größtenteils bereits sehr gut auskenne.
Abschließend möchte ich mich bedanken bei den treuen Lesern, Kommentatoren und farro12345, der auch ein paar Reviews beigesteuert hat. Das ist ja kein Muss, und er hat es trotzdem gemacht. Großer Sport. :dh:
Ach, die Rangliste fehlt noch:
1. Wormwood (2009) 9,5/10
2. Rom 5:12 (2007) 9/10
3. Serpent Sermon (2012) 8/10
4. Opus Nocturne (1994) 8/10
5. Heaven Shall Burn...When We Are Gathered (1996) 7,5/10
6. Those Of The Unlight (1993) 7/10
7. Frontschwein (2015) 7/10
8. Nightwing (1998) 6/10
9. World Funeral (2003) 5,5/10
10. Viktoria (2018) 5/10
11. Dark Endless (1992) 4/10
12. La Grande Danse Macabre (2001) 4/10
13. Panzer Division Marduk (1999) 3/10
14. Plague Angel (2004) 2/10
Shao Khan
20.03.2019, 17:08
Marduk ...
... je wie glaub ich schon mal erwähnt, außer der Panzer Division Marduk in einer Phase, in der ich mich an den Black Metal herangewagt habe, war das eigentlich nie Etwas für mich.
Ein Review nur zu dem einen Album dazuzugeben wollte ich dann aber doch nicht - wirkt meiner Meinung nach irgendwie seltsam.
Danke auf jeden Fall an Humppi fürs Einbringen der Idee und dafür, das ich mich auch austoben durfte ;)
Die Reviews zu lesen war sehr interessant, aber an Marduk herangebracht hat es mich dennoch nciht wieder.
Auch Danke an Ivanhoe für die alternativen Reviews und anderen Ansichten.
Hat echt Spaß gemacht und ich freu mich schon auf Metallica :dh:
Gute Arbeit, Buben. Bei den Metallicats kann ich etwas mehr beitragen. ;)
farro12345
20.03.2019, 17:50
Hoppla, das ging dann zum Ende hin dann doch ganz schön flott!;) Bevor ich abschließend was sage, werde ich noch die letzten beiden Alben kurz kommentieren, wenn ich soweit bin, das möchte ich mir nicht nehmen. Spätestens am Wochenende sollte das hinhauen.
Also, dann noch ein mal ein paar kurze Worte zu den noch offenen Alben:
MARDUK - Frontschwein (2015)
Ich kann mich Humppa hier insofern anschließen, dass dieses Album mich auch recht zwiegespalten hinterlässt. Einerseits enthält es meiner Meinung nach einige sehr starke Stücke, wie die bereits hinlänglich beschriebenen "The Blond Beast" und das atmosphärisch sehr gelungene "Wartheland", mit "Doomsday Elite" einen m.M. nach ebenfalls gelungenen, etwas ausufernderen Track, der aber hintenraus m.A nach 2 Minuten zu lang wird; andererseits finde ich aber auch mehrere Stücke, die mehrmals an mir vorbeigerauscht sind. Da gibt es mal eine gelungene Gitarrenmelodie (zB in "Falaise") oder einen schönen Basswalkdown (ich glaube in "Rope Of Regrets"), aber den wirklich starken Ausreißern steht leider auch eine Menge Mittelmaß gegenüber. Den kreativen Peak der letzten Jahre können sie auch mit diesem Album nicht mehr erreichen, wäre wohl auch recht viel verlangt. Gäbe es noch mehr Stücke in der Qualität der genannten, wäre das hier ein weiterer Höhepunkt gewesen, so bleibt es bei einem stellenweise sehr hörenswerten Album, von dem bei mir aber nur Teile in Erinnerung bleiben werden.
MARDUK - Viktoria (2018)
Nun ja, leider finde ich, dass dies einen ziemlich schwachen Abschluss dieser "Expedition Marduk" darstellt. Die ersten beiden Songs haben mich noch hoffen lassen, dass dies eben ein deutlich reduzierteres, vielleicht schön räudig-dreckiges-punkig-rotziges Teil werden könnte, leider ist die "Viktoria" für mich aber ziemlicher Einheitsbrei. Da fehlen mir jegliche interessanten Momente (abgesehen vom Mittelteil im Titelsong, da geht noch mal was). Das ALbum wirkt so auf mich recht einfalls- und energielos, als wäre das Pulver verschossen (nu pun intended). Mehr fällt mir leider dazu nicht ein.
Zum Abschluss:
1. Those Of The Unlight (1993)
2. Wormwood (2009)
3. Opus Nocturne (1994)
4. Rom 5:12 (2007)
5. Serpent Sermon (2012)
6. Dark Endless (1992)
7. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
8. Frontschwein (2015)
9. Nightwing (1998)
10. World Funeral (2003)
11. Panzer Division Marduk (1999)
12. Viktoria (2018)
13. La Grande Danse Macabre (2001)
14. Plague Angel (2004)
Mir hat diese kleine Reise wirklich großen Spaß gemacht. Das war eine schöne Gelegenheit, mich mit dem Schaffen einer Band auseinanderzusetzen, die ich zwar kannte (einige Alben sogar für meine Verhältnisse recht gut), aber sonst niemals so aufmerksam gehört hätte; zudem habe ich Alben kennen gelernt, die ich außerhalb dieser Reihe eventuell nie entdeckt hätte. Es war spannend nachzuvollziehen, wie groß die Bandbreite im Mardukschen Katalog daherkommt, die Entwicklung mit ihren Höhen und Tiefen zu verfolgen und dabei die wirklich fundierten Rezensionen von Humppathetic und Ivanhoe zu lesen, vielen Dank Euch dafür. Grundsätzlich konnte ich Euren Einschätzungen meist gut folgen, nur mit meiner kleinen Schwäche für die "Dark Endless" stehe ich wohl alleine da ;). Zudem ganz lieben Dank an Humppa für diese Serie, die uns hoffentlich lange erhalten bleiben möge. Ich freue mich auf die weiteren Ausgaben!!
Der Landknecht
26.03.2019, 15:42
Hoppla, das ging dann zum Ende hin dann doch ganz schön flott!;) Bevor ich abschließend was sage, werde ich noch die letzten beiden Alben kurz kommentieren, wenn ich soweit bin, das möchte ich mir nicht nehmen. Spätestens am Wochenende sollte das hinhauen.
Also, dann noch ein mal ein paar kurze Worte zu den noch offenen Alben:
MARDUK - Frontschwein (2015)
Ich kann mich Humppa hier insofern anschließen, dass dieses Album mich auch recht zwiegespalten hinterlässt. Einerseits enthält es meiner Meinung nach einige sehr starke Stücke, wie die bereits hinlänglich beschriebenen "The Blond Beast" und das atmosphärisch sehr gelungene "Wartheland", mit "Doomsday Elite" einen m.M. nach ebenfalls gelungenen, etwas ausufernderen Track, der aber hintenraus m.A nach 2 Minuten zu lang wird; andererseits finde ich aber auch mehrere Stücke, die mehrmals an mir vorbeigerauscht sind. Da gibt es mal eine gelungene Gitarrenmelodie (zB in "Falaise") oder einen schönen Basswalkdown (ich glaube in "Rope Of Regrets"), aber den wirklich starken Ausreißern steht leider auch eine Menge Mittelmaß gegenüber. Den kreativen Peak der letzten Jahre können sie auch mit diesem Album nicht mehr erreichen, wäre wohl auch recht viel verlangt. Gäbe es noch mehr Stücke in der Qualität der genannten, wäre das hier ein weiterer Höhepunkt gewesen, so bleibt es bei einem stellenweise sehr hörenswerten Album, von dem bei mir aber nur Teile in Erinnerung bleiben werden.
MARDUK - Viktoria (2018)
Nun ja, leider finde ich, dass dies einen ziemlich schwachen Abschluss dieser "Expedition Marduk" darstellt. Die ersten beiden Songs haben mich noch hoffen lassen, dass dies eben ein deutlich reduzierteres, vielleicht schön räudig-dreckiges-punkig-rotziges Teil werden könnte, leider ist die "Viktoria" für mich aber ziemlicher Einheitsbrei. Da fehlen mir jegliche interessanten Momente (abgesehen vom Mittelteil im Titelsong, da geht noch mal was). Das ALbum wirkt so auf mich recht einfalls- und energielos, als wäre das Pulver verschossen (nu pun intended). Mehr fällt mir leider dazu nicht ein.
Zum Abschluss:
1. Those Of The Unlight (1993)
2. Wormwood (2009)
3. Opus Nocturne (1994)
4. Rom 5:12 (2007)
5. Serpent Sermon (2012)
6. Dark Endless (1992)
7. Heaven Shall Burn... When We Are Gathered (1996)
8. Frontschwein (2015)
9. Nightwing (1998)
10. World Funeral (2003)
11. Panzer Division Marduk (1999)
12. Viktoria (2018)
13. La Grande Danse Macabre (2001)
14. Plague Angel (2004)
Mir hat diese kleine Reise wirklich großen Spaß gemacht. Das war eine schöne Gelegenheit, mich mit dem Schaffen einer Band auseinanderzusetzen, die ich zwar kannte (einige Alben sogar für meine Verhältnisse recht gut), aber sonst niemals so aufmerksam gehört hätte; zudem habe ich Alben kennen gelernt, die ich außerhalb dieser Reihe eventuell nie entdeckt hätte. Es war spannend nachzuvollziehen, wie groß die Bandbreite im Mardukschen Katalog daherkommt, die Entwicklung mit ihren Höhen und Tiefen zu verfolgen und dabei die wirklich fundierten Rezensionen von Humppathetic und Ivanhoe zu lesen, vielen Dank Euch dafür. Grundsätzlich konnte ich Euren Einschätzungen meist gut folgen, nur mit meiner kleinen Schwäche für die "Dark Endless" stehe ich wohl alleine da ;). Zudem ganz lieben Dank an Humppa für diese Serie, die uns hoffentlich lange erhalten bleiben möge. Ich freue mich auf die weiteren Ausgaben!!
Dir auch nochmal vielen, lieben Dank für deine Partizipation. Hat Spaß gemacht. :dh:
Der Landknecht
05.04.2019, 14:40
Ich merke gerade übrigens, wie praktisch es ist, für jedes Album Anspieltipps genannt zu haben. So kann man sich eine perfekte Best Of zusammenstellen. :dh:
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