frankyboy
14.06.2008, 11:37
Vor 4 Wochen war es wiedermal soweit: World Wrestling Entertainment (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=ligen&liga=3) hatte es dank einem Publicity Stunt bis in die journalistische Elite, der nicht gerade für Wrestlingaffinität bekannten deutschen Presselandschaft geschafft. Die scheinbare Unvereinbarkeit des Präsidentschaftswahlkampfs mit dem amerikanischen Showringkampfes bot die Möglichkeit dem Leser humoristisch die Verquerheit Amerikas wieder einmal darzulegen. Sind Wrestling und Politik wirklich 2 Paar Schuhe? Bei genaueren Betrachtung ergeben sich gerade in den Vereinigten Staaten vielfältige Schnittstellen und dies nicht erst seit den Wahlkampfvignetten der 3 Präsidentschaftskandidaten.
Zwar ist es nicht nötig Abraham Lincoln heranzuziehen (der amerikanische Gründervater soll laut diversen Quellen ein passabler Ringer gewesen sein, der dabei sogar regionale Titel gewann), ein Blick ins 20. Jahrhundert reicht durchaus. Schon der französische Philosoph Roland Barthes, bezeichnete in den 1950er Jahren das amerikanische Wrestling als höchst politisch. Während unter der Ägide des damaligen Senators McCarthy eine rote Gefahr inszeniert, dramatisiert und verfolgt wurde, standen in den Ringen der bereits teritorialisierten Wrestlingszene Amerikaner und feindliche Russen gegenüber. Dass die wenigsten der „Evil Ivans“ tatsächlich einen russischen Hintergrund hatte, überrascht kaum. Wenige Jahre zuvor waren es schließlich die „Nazi-Germans“, die dank dem gewonnen Krieg und dem überaus schlechten Image Deutschlands im Nachkriegsamerika, einen formidablen Bösewicht abgaben. Hans Schmidt (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=574), Kurt Von Poppenheim (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=2117) oder auch Fritz Von Erich (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=1416) orientierten sich mit ihren Charakteren genauso am jeweiligen vermittelbarem Feindbild der amerikanischen Außenpolitik wie Nikita Koloff (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=557), Nikolai Volkoff (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=742) oder der The Iron Sheik (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=660) nach ihnen. Die Reihe lässt sich beliebig fortsetzen, Muhammad Hassan (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=725) und Vladimir Kozlow (der offenbar antisowjetischem Reflexe wieder erwecken soll) werden gewiss nicht das letzte Glied in der Kette sein (man möge an die Taliban-Optik von TNA Knockout Raisha Saeed (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=1371) denken).
Auch innenpolitische Aspekte fanden und finden ihren Wiederklang in den amerikanischen Wrestlingringen. Sei es die Rassenproblematik (die Nation of Domination spielt eindeutig mit Symbolen und Rhetorik der Black Power Bewegung Ende der 1970er unter Malcom X, die Catchphrase „by an means necesarry“ hat genau diesen Hintergrund), Diskriminierung oder Integrationsprobleme der hispanischen Bevölkerung.
Die Verquickung von Wrestling und Politik funktioniert neben dem Aspekt das politische Ideen als Rohstoff für Charaktere oder der Grundlage von Fehden herhalten, noch auf einer weiteren Ebene: Da Wrestling zwar vielfach belächelt wird, aber als integrativer Bestandteil der amerikanischen Kultur dennoch ein gewisses Standing hat, ist auch eine politisches Engagement keine Besonderheit. Der Fall von Jesse Ventura (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=922), der als Gouverneur von Minnesota es weltweit in die Gazetten schaffte, mag vielen als kuriose Ausnahme erscheinen. Tatsächlich sind amerikanische Wrestler jedoch vergleichsweise stark politisiert. Politisches Engagement auch Abseits der Übernahme von politischen Ämtern wird so z.B Chris Nowinski (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=325) und Mick Foley (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=20) nachgesagt, beiden tendieren dabei entschieden zu den Democrats. John Bradshaw Layfield (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=87) hingegen vertritt dezidiert republikanische Positionen, eine politische Ansicht die er mit WWE Besitzer Vince McMahon (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=131) teilt. Das Politik und Patriotismus Arm in Arm gehen, lässt sich an der Vielzahl von Veranstaltungen belegen die World Wrestling Entertainment in den Krisengebieten der Welt zur (moralischen) Unterstützung der Streitkräfte der Vereinigten Staaten abhielt. Auch die "Smackdown your Vote" Kampagne mit der junge Wähler aus dem Zielpublikum der WWE für die Wahlregistrierung gewonnen werden sollen, fällt in diesem Kontext.
Resumee
Wrestling und Politik bildet in den Vereinigten Staaten eine recht stark verwobene Einheit. Aber nicht nur dort. Durch die Amerikanisierung der deutschen Wrestlingszene traten und treten auch in deutschen Ringen, mehr oder weniger stereotyp dargestellte "böse" Franzosen, Polen, Türken an. Bei allem Einfluss den das amerikanische Geschehen auf unsere deutsche Wrestlinglandschaft hat, ist jedoch anzuzweifeln ob der Landtagswahlkampf in Nordrhein Westfalen künftig in einem wXw-Ring eine entscheidende Wende bekommt, auch wird die GSW gewiss nicht nächste Woche nach Afghanistan fliegen und der Bundeswehr moralischem Beistand zu leisten.
Zwar ist es nicht nötig Abraham Lincoln heranzuziehen (der amerikanische Gründervater soll laut diversen Quellen ein passabler Ringer gewesen sein, der dabei sogar regionale Titel gewann), ein Blick ins 20. Jahrhundert reicht durchaus. Schon der französische Philosoph Roland Barthes, bezeichnete in den 1950er Jahren das amerikanische Wrestling als höchst politisch. Während unter der Ägide des damaligen Senators McCarthy eine rote Gefahr inszeniert, dramatisiert und verfolgt wurde, standen in den Ringen der bereits teritorialisierten Wrestlingszene Amerikaner und feindliche Russen gegenüber. Dass die wenigsten der „Evil Ivans“ tatsächlich einen russischen Hintergrund hatte, überrascht kaum. Wenige Jahre zuvor waren es schließlich die „Nazi-Germans“, die dank dem gewonnen Krieg und dem überaus schlechten Image Deutschlands im Nachkriegsamerika, einen formidablen Bösewicht abgaben. Hans Schmidt (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=574), Kurt Von Poppenheim (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=2117) oder auch Fritz Von Erich (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=1416) orientierten sich mit ihren Charakteren genauso am jeweiligen vermittelbarem Feindbild der amerikanischen Außenpolitik wie Nikita Koloff (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=557), Nikolai Volkoff (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=742) oder der The Iron Sheik (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=660) nach ihnen. Die Reihe lässt sich beliebig fortsetzen, Muhammad Hassan (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=725) und Vladimir Kozlow (der offenbar antisowjetischem Reflexe wieder erwecken soll) werden gewiss nicht das letzte Glied in der Kette sein (man möge an die Taliban-Optik von TNA Knockout Raisha Saeed (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=1371) denken).
Auch innenpolitische Aspekte fanden und finden ihren Wiederklang in den amerikanischen Wrestlingringen. Sei es die Rassenproblematik (die Nation of Domination spielt eindeutig mit Symbolen und Rhetorik der Black Power Bewegung Ende der 1970er unter Malcom X, die Catchphrase „by an means necesarry“ hat genau diesen Hintergrund), Diskriminierung oder Integrationsprobleme der hispanischen Bevölkerung.
Die Verquickung von Wrestling und Politik funktioniert neben dem Aspekt das politische Ideen als Rohstoff für Charaktere oder der Grundlage von Fehden herhalten, noch auf einer weiteren Ebene: Da Wrestling zwar vielfach belächelt wird, aber als integrativer Bestandteil der amerikanischen Kultur dennoch ein gewisses Standing hat, ist auch eine politisches Engagement keine Besonderheit. Der Fall von Jesse Ventura (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=922), der als Gouverneur von Minnesota es weltweit in die Gazetten schaffte, mag vielen als kuriose Ausnahme erscheinen. Tatsächlich sind amerikanische Wrestler jedoch vergleichsweise stark politisiert. Politisches Engagement auch Abseits der Übernahme von politischen Ämtern wird so z.B Chris Nowinski (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=325) und Mick Foley (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=20) nachgesagt, beiden tendieren dabei entschieden zu den Democrats. John Bradshaw Layfield (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=87) hingegen vertritt dezidiert republikanische Positionen, eine politische Ansicht die er mit WWE Besitzer Vince McMahon (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=131) teilt. Das Politik und Patriotismus Arm in Arm gehen, lässt sich an der Vielzahl von Veranstaltungen belegen die World Wrestling Entertainment in den Krisengebieten der Welt zur (moralischen) Unterstützung der Streitkräfte der Vereinigten Staaten abhielt. Auch die "Smackdown your Vote" Kampagne mit der junge Wähler aus dem Zielpublikum der WWE für die Wahlregistrierung gewonnen werden sollen, fällt in diesem Kontext.
Resumee
Wrestling und Politik bildet in den Vereinigten Staaten eine recht stark verwobene Einheit. Aber nicht nur dort. Durch die Amerikanisierung der deutschen Wrestlingszene traten und treten auch in deutschen Ringen, mehr oder weniger stereotyp dargestellte "böse" Franzosen, Polen, Türken an. Bei allem Einfluss den das amerikanische Geschehen auf unsere deutsche Wrestlinglandschaft hat, ist jedoch anzuzweifeln ob der Landtagswahlkampf in Nordrhein Westfalen künftig in einem wXw-Ring eine entscheidende Wende bekommt, auch wird die GSW gewiss nicht nächste Woche nach Afghanistan fliegen und der Bundeswehr moralischem Beistand zu leisten.