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FlimmerMania: WWF WrestleMania X-Seven


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Kolumne
Ausgabe

"FlimmerMania: WWF WrestleMania X-Seven" von Axel Saalbach
Im Showarchiv
WWF WrestleMania X-Seven
Wie schon elf Jahre zuvor im Falle des Ultimate Warriors und Hulk Hogans, ließ man The Rock und Stone Cold in den Wochen zwischen No Way Out und WrestleMania den jeweils anderen gelegentlich vor dem einen oder anderen Heel retten, um den gegenseitigen Respekt und die Verbundenheit zu symbolisieren. Vinnie-Mäc versuchte in dieses Bündnis hineinzupfuschen, indem Rocky von ihm Austins Ehefrau Debra als Managerin aufgedrängelt wurde. Stone Cold erklärte daraufhin, The Rock sei fortan für den Gesundheitszustand seiner Angetrauten verantwortlich. Wo war The Rock eigentlich, als Austin ein paar Monate später fernab der Wrestlingringe auf Debra einprügeln wollte? Kaum konnte Rocky jedenfalls einmal Kurt Angle nicht davon abhalten, Debra in einen Ankle Lock zu nehmen, setzte es auch schon einen Stunner für den Champion des Volkes.

Rocky revanchierte sich seinerseits mit einem Rock Bottom gegen Stone Cold bei der folgenden Ausgabe von Smackdown. Der gegenseitigen Akzeptanz schienen die beiden Aktionen jedoch keinen großen Abbruch getan zu haben, denn noch waren die beiden bereit, zusammenzuarbeiten. Das änderte sich erst bei der letzten Ausgabe von RAW vor der großen Show, denn bei einem gemeinsam absolvierten Tag Team Match von The Rock und der texanischen Klapperschlange gegen The Undertaker und Kane bekam man sich wieder in die Wolle, so dass die beiden beim anschließenden Smackdown nur noch hasserfüllt aufeinander einschlugen. Bei der gleichen Show erkannte im Übrigen Vince McMahon, dass das Auftreten von Debra im Main Event von WrestleMania eine Zumutung für die Zuschauer in der Halle und daheim an den Fernsehbildschirmen gewesen wäre, deswegen entband er sie von ihrer Aufgabe als Rockys Managerin.

Und dann war es einmal mehr wieder soweit: der Main Event konnte beginnen, und die über 60.000 Zuschauer bei Austins Heimspiel in Texas bekamen die Neuauflage des Hauptkampfes von WrestleMania XV zu sehen. Schon damals hatte man eine anständige Leistung auf die Matte gezaubert, die neuerliche Ansetzung sollte dem in nichts nachstehen. Zu Beginn des Kampfes wurde zunächst einmal erklärt, dass das Match nach No-Disqualification-Regeln ablaufen werde. Warum das so sein sollte, das erschloss sich allen Anwesenden erst ein knappes halbes Stündchen später. Zunächst einmal lieferten sich Austin und Rocky eine kreative Schlacht - kreativ deshalb, weil man neben den üblichen Standards auch mal die ein oder andere Aktion einstreute, die es sonst nur selten von den beiden zu sehen gab. So kramte Austin beispielsweise den Million Dollar Dream wieder hervor, den er einst kurz nach seinem WWF-Debüt als "Ringmaster" unter den Fittichen von Ted DiBiase verwendete.

Unvermittelt kam dann plötzlich Vince McMahon zum Ring, der eigentlich mit beiden Kontrahenten gleichsam im Clinch lag. Vinnie schaute ein Momentchen zu, wie sich Rocky und Austin gegenseitig verwaffelten, dann zerrte er The Rock bei einem Coverversuch von Austin herunter. Nachdem wenig später dann auch noch der Ringrichter ausgeknockt wurde, reichte McMahon zur Überraschung aller Zuschauer Austin einen Stuhl, woraufhin die texanische Klapperschlange keinerlei Skrupel hatte, mit dem Sitzgerät auf The Rock einzuschlagen. The Rock wehrte sich nach Leibeskräften, doch Austin wurde von Aktion zu Aktion brutaler und brannte am Ende ein wahres Stuhlschlagfestival auf dem Leib des Champions des Volkes ab - danach konnte er ihn pinnen und wurde neuer Titelträger. Nun ergab also auch die No-Disqualification-Regel einen Sinn: Austin hatte sich mit seinem langjährigen Hauptwidersacher Vince McMahon verbündet! Vor allem dank der gezeigten Intensität war das Match trotz des Eingreifens von außen einer der wenigen mehr als würdigen Main Events der WrestleMania-Historie.
Sieger: Steve Austin - Titelwechsel nach 28:05 Minuten (gut)

Für Vince McMahon war das Eingreifen nicht der erste Auftritt bei WrestleMania X-Seven, denn er hatte bereits ein selbst bestrittenes Match in den alternden Knochen. Sein Gegner war dabei niemand anderes als das Produkt des ureigensten Genmaterials, nämlich Shane-O-Mac. Denn wie schon ein Jahr zuvor konnten es sich die McMahons nicht nehmen lassen, ihren Hang zu familiären Soap-Opera-Exzessen in der wichtigsten Show des Jahres auszuleben. Wenigstens beließ es man diesmal dabei, unter sich zu bleiben, anstatt wie im Vorjahr den Wrestlern des Main Events das Rampenlicht zu rauben.

Für die Storyline zwischen Vater und Sohn hatte man sich weit mehr Zeit gelassen als für die Fehde rund um den Main Event, denn die Sache begann bereits ein Vierteljahr vor der großen Show. Vinnie-Mäc hatte seiner Frau Linda McMahon erklärt, er wolle sich von ihr scheiden lassen und präsentierte alsbald Trish Stratus als die neue Matratze an seiner Seite. Die schockierte Linda erlitt einen Nervenzusammenbruch und kullerte nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt mehr oder weniger munter auf einem schmucken Rollstuhl durch die Gegend.

Einige Wochen schaute Shane McMahon still zu, wie Vinnie-Mäc in aller Öffentlichkeit mit Trish seinen Trieben nachging, dann hatte er die Nase voll und gab ihm eins auf die Mütze. Wenig später erklärte er dann auch noch, er würde sich aufgrund Vinnies Taten für seinen Nachnamen schämen. Und mal ehrlich: wer würde das bei einem solchen Sauhaufen nicht tun?

Shane forderte Vince beim nächstbesten RAW zu einem Match bei WrestleMania heraus. Der nahm den Kampf ohne große Widerrede an und erklärte knurrig, dass Shane damit einen riesigen Fehler begangen habe. Kaum hatte er das gesagt, wurde Shane von seinem "Schwager" Triple H angefallen. Der widerliche Vince fauchte dem gefallenen Sohnemann anschließend zu, man würde Linda mitsamt ihres Rollstuhls zur Not direkt an den Ring schieben, damit sie sich die Pleite ihres Goldkindes aus nächster Nähe mit ansehen könnte. Und er ließ noch ein paar Schimpftiraden in Richtung Linda los, da sie ihm einen solch mißratenen Sohn beschert hatte.

Ihren storyline-technischen Höhepunkt fand die Fehde zwischen Junior und Senior bei der RAW-Ausgabe vom 26. März. Somit bei der Show, die direkt nach der Übernahme von World Championship Wrestling durch die Federation stattfand. Da Prophecy derzeit ein Serie zur Geschichte der WCW veröffentlicht, gehe ich nicht näher auf die Übernahme ein. In den Storylines setzte man die Übernahme der Liga jedenfalls anfangs damit um, dass Shane auftauchte und erklärte, er sei seinem Vater zuvorgekommen und habe die WCW erworben. Damit war Shane nicht mehr nur der einfache Feind aus eigenem Fleisch und Blut, sondern plötzlich auch der unternehmerische Hauptkonkurrent.

Und es wurde noch übler für Vince McMahon: da man noch händeringend nach einer Möglichkeit suchte, Mick Foley auf die WrestleMania-Card zu schreiben, kehrte Cactus kurzerhand in die Liga zurück und erklärte, ihm sei gerade eingefallen, dass er sich in seiner Zeit als Commissioner (die zu diesem Zeitpunkt schon längst Schnee von gestern war) noch ein paar nette Klauseln in die Verträge hatte schreiben lassen - und durch diese Klauseln konnte er sich selbst zum Ringrichter des Kampfes zwischen Shane und Vince machen.

An sich ist Overbooking ja der Tod eines jeden guten Wrestlingmatches. Treten jedoch zwei Non-Wrestler gegeneinander an, dann sollte man zu Gott oder Allah oder weiß der Teufel wem auch immer beten, dass der Kampf auch stark genug overbooked werden würde, damit die nicht vorhandene wrestlerische Qualität durch den Showanteil übertüncht werden konnte. Da Overbooking in der Federation eh an der Tagesordnung war, war es keine Frage, dass jenes Beten im Fall des Aufeinandertreffens zwischen Vater und Sohn Früchte tragen würde.

Shane brachte zu seinem Kampf einen Stapel an Wrestlern aus der WCW mit, so zum Beispiel solche Granaten wie Chuck Palumbo, Mike Sanders und den regelmäßigen Backstage-Quälgeist John Laurinaitis. Die genannten Leute waren jedoch einfach nur da und taten nichts. Ziemlich symbolträchtig, denn wie wir später deutlich zu sehen bekamen, hatte man bekanntlich eh keine vernünftige Verwendung für die meisten Wrestler der WCW.

Overbooking Teil 1: Stephanie attackierte Shane und wurde dafür von Shane zusammengelegt. Overbooking Teil 2: Trish brachte Linda zum Ring und turnte gegen Vince, da der sie in den Wochen zuvor immer häufiger gedemütigt hatte. Overbooking Teil 3: Stephanie attackierte nun plötzlich Trish aufgrund deren Attacke gegen Vince. Overbooking Teil 4: Vince wollte Linda wegschieben und wurde dafür von Referee Mick Foley attackiert, legte den guten Mick dann aber mit dem Rollstuhl zusammen. Overbooking Teil 5: Vince setzte Linda mitten im Match auf einen Stuhl in der Ringecke, damit sie die Schlacht wie bei ARD und ZDF aus der ersten Reihe verfolgen konnte. Overbooking Teil 6: Linda war doch nicht so körperlich behindert, wie man sie darstellte, stattdessen stand sie auf und trat Vince zielgenau gegen seinen kleinen McMahon. Overbooking Teil 7: Ringrichter Foley verpügelte Vince McMahon. Overbooking Teil 8: Vince wurde eine Mülltonne übergestülpt und bekam von Shane einen Van Terminator ab.
Sieger: Shane McMahon nach 14:13 Minuten (keine Wertung)

Keine Wertung, denn ich bewerte Comedy-Matches nicht. Und ernstnehmen konnte man das Gezeigte nicht, dafür war der Wrestling-Anteil in dem Match zu gering. Bedenkt man, dass es keine Wrestler waren, die sich da gegenüberstanden, war das Abspulen der einstudierten Choreographie allerdings durchaus positiv einzuschätzen.
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